Es ist einfach nicht ok - egal zu welcher Zeit und unter welchen Umständen. - Im übrigen war mir (als Nicht-Insider) dieses Modell keineswegs so bekannt:
Ich tue mich schwer, das als nicht ok zu werten. Wie oder woher sonst sollen denn die Gegner für die Großen anders herkommen? Ausserdem: die sog. Großen machen das zur Mehrheit doch genauso für ihren Aufbau, für Zahltage. Wenn man das diesen Boxern zugesteht, sollte man das den Kleinen genauso erlauben. Erst recht, weil man mit den Summen auf diesem Level nicht einmal reich wird. Nicht als Entschuldigung gemeint, sondern eher in Richtung zweierlei Maß.
Denn wieviele Boxgrößen kämpften gegen ehemalige Sparringspartner, die ausgebrannt sind? Oder Hall of Fame Boxer Julio Cesar Chavez machte selbst als Weltmeisterboxer noch regelmässig Gebrauch von Boxern als Gegner, die zu solchen organisierten Gruppen gehörten. Und er ist/war kein Einzelfall.
Und seien wir ehrlich: die Mehrheit der zahlenden Boxkunden will nun mal nur die Boxer oben sehen, deren Rekorde eine gewissen gute bzw. eindrucksvolle Aussagekraft haben. Man sieht ja, wie schnell man einen sogar ungeschlagenen Jalolov nach zwei mühevollen Arbeitssiegen gegen eigentlich gar nicht mal schlechte bzw. unbequeme Boxer schlecht schreibt, weil man von ihm kurze, knackige KOs und Gigantismus erwartet. Einen WM-Fight hat der doch lange nicht verdient, als Beispiel ausgedrückt.
Boxer wie Lomanchenko oder Usyk sind doch eher leider die löbliche Ausnahme, was Aufbau des Kampfrekordes angeht, aber trotzdem stehen Leute wie Fury, AJ, Wilder, Davis ua. vom Geldwert höher im Kurs, obwohl sie mehr sog. handverlesene Gegner im Rekord haben.
Ich befürchte leider wirklich, dass das geforderte 50:50 System im Profiboxen nicht funktionieren wird. Die breite Mehrheit will keine 20-10 Boxer um die WM kämpfen sehen, geschweige denn bezahlen. Klar, wird es zwar immer ein paar Boxer geben. die auch hier 20-1,2 schaffen, ähnlich wie im Olympischen Boxen, aber ob das dann zum Überleben reicht, bezweifel ich wirklich.
So bietet man zumindest auch den sog. Kleinen eine Möglichkeit sich etwas nebenbei oder hauptberuflich dazuverdienen zu können.
Klar wäre eine Reform nötig. Aber mit dem Anprangern dieses Modells erwischt man am Ende nur die kleinen Fische. Bessere Ansätze wären z.B. den Fokus, die Aufmerksamkeit mehr auf das Amateurboxen zu richten, ihn zu fördern, mit dem langfristigen Ziel vielleicht irgendwann nur einen großen nationalen Boxverband zu schaffen, in dem nur die "befähigsten" Amateure auch Profiboxer werden dürfen. Wäre für die zahlenden Zuschauer, Medien, Sponsoren und was weiß ich auch erheblich günstiger und leichter zu haben in live. Aber gut: angesichts der Gesellschaft an sich: bleibt das wohl Utopie.