Das war es dann erstmal mit McGregors großer Wiederkehr an die Spitze des Sports. In 2021 ist der einst legendäre Mystic Mac nur noch ein herkömmlicher Contender unter anderen. Was das Vermarktungspotenzial angeht, wird Conor natürlich bis ans Ende seiner Tage eine Ausnahmeerscheinung bleiben, aber im sportlichen Bereich ist er spätestens heute und für jeden sichtbar aus der entrückten Sphäre des Außergewöhnlichen wieder in die Niederungen der Top10 zurückgekehrt. Und das auf sehr humor- und erbarmungslose Weise.
Wenn man die Niederlage beschreiben will, kann man das Thema mit der Cardio diesmal ausnahmsweise vernachlässigen. Cardio war kein entscheidender Faktor, dafür war der Kampf zu kurz und auch in überschaubarem Tempo geführt.
Sehr wohl entscheidend waren einzig die tiefen Calf Kicks, die McGregor schlichtweg völlig ruiniert haben. Das ging schon in Runde 1 los - mit jedem gelandeten Kick ist seine Beinarbeit direkt mal um 10% reduziert worden, bis er dann am Ende mehr oder weniger nur noch auf einem Bein stand und recht wehrlos unterging.
Conor hat das in der PK auch ziemlich detalliert beschrieben, mit diesen Kicks wusste er überhaupt nicht umzugehen und hat den wirklichen Schaden offenbar auch erst registriert, als es schon zu spät war. Fand ich doch ziemlich bemerkenswert für einen so erfahrenen Strategen, dass er von dieser einen Technik derart überrumpelt und schachmatt gesetzt wurde. Zumal derartige Kicks ja bei Poirier fest zum Repertoire gehören und jetzt nicht überraschend aus dem Hut gezaubert wurden
Physis, Reflexe, Timing, Speed ... sah ansonsten alles ziemlich stark aus bei Conor. Im Clinch war er auch mehr als solide, die Trefferquote im Stand okay wenn auch nicht überragend. Er war weit davon entfernt ein Schatten seiner selbst zu sein und den Kampf hat er letztendlich auf taktischer Ebene verloren, da allerdings auf ganzer Linie. Dass er sein Standbein derartig den Kicks Poiriers aussetzt war überraschend, dass er nach den ersten paar Einschlägen nicht adaptiert war noch überraschender und dann auch sein Verhängnis. Gegen ein Kaliber wie Poirier kann man sich solche Blößen einfach nicht erlauben.
Und was nun? Die Wahrscheinlichkeit eines Rückritts seh ich noch als sehr gering. Es war immer eine große Qualität McGregors mit Niederlagen konstruktiv umzugehen und er scheint sich auch ganz wohl zu fühlen in dieser immer noch etwas ungewohnten Rolle des demütigen und gereiften Kämpfers, die er sich in den letzten 1-2 Jahren angeeignet hat.
Im Haifischbecken des Lightweights muss er aber natürlich jetzt sehr aufpassen, dass er nicht nach hinten durchgereicht wird. Leute wie Oliveira, Ferguson, Gaethje oder Hooker sind alle keine Selbstläufer und wären wohl ziemlich ausgeglichene Matchups. Da wird Conor immens graben und sich quälen müssen um noch einmal einen vergleichbaren Status wie in der Vergangenheit zu erlangen. Ob er in diesem Stadium seiner Karriere noch einmal die entsprechende Opferbereitschaft und Mentalität dafür entwickeln kann, darf man zumindest anzweifeln.