In den letzten Tagen wurde ja einiges über das deutsche Tennis oder zumindest über die handelnden Personen im DTB geschrieben. Ich bin ausdrücklich für Michael Stich und den Einbau weiterer ehemaliger Spitzenkräfte wie Anke Huber, auch das Konzept von Stich gefällt mir, aber mit dem hin und her hat was durch die Presse ging, hat er sich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Naja nun kandidiert er vorerst nicht.
Schauen wir auf das sportliche im Herren Bereich.
Beginnen wir mit dem bekanntesten Rücktritt eines deutschen in diesem Jahr. Mit Björn Phau hat einer der konstantesten deutschen nach 16 Profi Jahren seine Karriere beendet.
http://http://tennisnet.com/de/herren/atp/3888067/Bjorn-Phau-exklusiv_Fur-die-ATPTour-waere-das-zu-viel-gewesen Hier ein Interview nach dem Ende.
Auf Rang 148 im Race befindet sich Flo Mayer (31). Nach 4 Jahren ohne große Verletzung, die sehr konstant um Rang 30 verliefen musste Mayer fast die gesamte Saison aussetzen. Nach sehr gutem Start ins Jahr mit dem Halbfinale in Doha, wo er Murray besiegte und dem Achtelfinale in Melbourne, wo er Yozhny und Janowicz besiegen konnte. Folgte der Davis Cup mit dem Sieg gegen Lopez, dem Gesamtsieg gegen Spanien, aber eben auch dem Eklat und eben Mayers Verletzung. Danach folgten Niederlagen, eine Aufgabe bei Indian Wells und die verletzungsbedingte Absage vor dem Spiel gegen Djokovic in Miami. Seit März nun kein Spiel. Eigentlich wollte er dieses Jahr noch zurückkehren, aber die Probleme am Schambein waren wohl zu groß. Hoffentlich sehen wir nochmal ein fitten Flo Mayer auf dem Platz.
Nr 139. Alex Zverev hat mit seiner Platzierung genauso wenig gerechnet wie Mayer, aber bei ihm ist es natürlich eine positive Überraschung der 17 jährige ist der Lichtblick im deutschen Herrentennis. Seit dem junioren GS in Melbourne ist er bei den großen unterwegs. Anfangs mit großen Problem konnte er plötzlich mit einer Wildcard das gut besetzte Challenger in Braunschweig gewinnen und in Hamburg beim 500er konnte er direkt nachlegen. Erstmals ging sein Name durch die deutsche Presse, was dem deutschen Tennis nur gut tun kann. in der weiteren Saison konnte er diese Ergebnisse nur selten bestätigen, aber das ist in dem alter auch normal.
Zverev hat die Schläge um großes zu erreichen und er scheint auch charkterlich gefestigt zu sein.
135. Michi Berrer mittlerweile auch schon 34 Jahre alt hat eine sehr durchwachsenes Jahr hinter sich. Nach starkem Beginn und 252 Punkten aus den ersten 6 Turnieren folgten viele frühen Niederlagen und nur rund 140 weitere Punkte. Diese woche hat er es endlich wieder in HF beim Challenger in Brescia geschafft.
117. Für Andreas Beck (28) ist es als Erfolg zu werten endlich wieder in der Nähe der top 100 zu sein. Die ehemalige Nummer 33 der Welt musste 2012 fast komplett aussetzen und brauchte 1,5 Jahre um wieder in gewohnte Gefilde zu kommen.
97: Tobias Kamke ist wie Beck 28 und galt wie Beck mal als Hoffnungsträger. Wenn die kommende Woche, wo die letzte Challenger stattfinden nicht komplett gegen ihn laufen, dann wird er das Jahr zum 5.Mal in Folge unter den ersten 100 beenden. Ein Neuanfang im Davis Cup oder groß Geld für die Zukunft zurücklegen wird für Beck und Kamke nicht mehr drin sein.
92. Es hat ihn wieder erwischt. Immer wieder werfen schwerwiegende Verletzungen Tommy Haas zurück, aber so regelmäßig wie er mit den Verletzung von der Tour verschwand kam der 36 jährige auch wieder. Schafft er es auch diesmal? Mit 36 oder dann evtl 37 Jahren? Ich wünsche es mir definitiv. Haas ist mit seiner Einstellung zum Sport ein Vorbild für junge Tennisspieler und mit seinen Erfolgen und Bekanntheit ist er noch immer sehr sehr wichtig für Veranstalter in Deutschland. Last but not least bin ich in den vergangenen 19 Jahren ein kleiner Haas Fan geworden. Also Tommy machs noch einmal und verabschiede dich so wie du es dir vorstellst von deinen Fans.
83 Endlich mal wieder einer der zufrieden auf die Saison zurückblickt. Dustin Brown (29) spielte seine bisher erfolgreichste Saison. Er ist ein wahrer Dauerbrenner, fast jede Woche ist er im Einsatz. Durch sein spektakuläres Spiel ist er beim Publikum sehr beliebt und die Veranstalter geben ihm gerne auch mal eine Wildcard. In Erinnerung bleibt sicherlich sein Gala Auftritt gegen Nadal in Halle. An solchen Tagen denkt man der Typ muss doch viel weiter oben stehen. an anderen Tagen fragt man sich was ein Typ der den Ball nicht dreimal in Folge ins Feld bringt auf der Tour zu suchen hat. Zum Stichwort Tour, eine Frage der kommende Saison ist ob Brown den letzten Schritt schafft um dauerhaft auf der Tour zu spielen oder ob er weiterhin meist Challenger spielen muss.
81. Ähnlich wie Brown erging es Peter Gojowczyk (25), auch er hat seine beste Saison gespielt und kann als eine Art Spätstarter bezeichnet werden. Auch er hat dieses Jahr für wirkliche Highlights gesorgt, Gojo wie er genannt wird, durfte Deutschland im Davis Cup gegen Frankreich vertreten und er konnte Tsonga auswärts in einem 5 Satz Thriller besiegen. Auf schnellen Belägen fühlt er sich wohl, so konnte er auch Raonic in Halle besiegen und auch bei den US Open verlangte er Raonic alles ab. In 4 Sätzen verlor er, wobei 2 verlorene Sätze erst im Tiebreak endeten. 2 Siege auf Challenger Ebene konnte er feiern, selbstverständlich auf relativ schnellem Boden, in den beiden Fällen sogar in der Halle.
Auf den langsamen Belägen hingegen hagelt es frühe Niederlagen meist in der ersten Runde. Sein Spiel ist so geradlinig, so riskant und ohne Spin, dass er weiterhin auf schnellen Belägen für Überraschungen sorgen kann, aber top 30 Spieler wird er wohl nicht dafür fehlt die Konstanz und wohl auch etwas Talent.
54. Im Race ist Jan-Lennard Struff, auch er hat seine beste Saison gespielt und er ist mit 24 der jüngste Deutsche unter den ersten 100. Natürlich ist 24 auch nicht mehr jung in diesem Sport, aber so steil wie es für Struff nach oben ging und so konstant wie er auf allen Belägen auftritt, traue ich ihm durchaus eine Karriere auf dem Niveau von einem Flo Mayer zu. Ganz nach oben wird es nicht gehen, aber er ist nach Zverev die größte Hoffnung für die kommenden 5-6 Jahren. Mal schauen ob er sich 2015 auf der Tour stabilisieren kann oder sogar den nächsten Schritt machen kann.
Ein weiterer der die beste Saison seiner Karriere gespielt hat ist Ben Becker. Rang 30 mit 33 Jahren ist durchaus bemerkenswert. Natürlich profitiert er auch von der nachlassenden Breite in der Spitze
. die starken Jahrgänge Anfang der 80er verlassen mehr und mehr die Tour. Becker ist zwar auch Anfang der 80er geboren, aber spielte lange am College und hat nicht so viele Jahre auf dem Buckel wie die ganzen erfolgreichen Größen seines Alters. Von daher hat er noch ein bis 3 gute Jahre auf der Tour vor sich, wenn keine schweren Verletzungen dies verhindern.
Kohli ist mal wieder in Abwesenheit von Haas der beste Deutsche. Zum 8.Mal in Folge beendet Kohli nun eine Saison unter den ersten 40. Diesmal hat es zu Rang 24 gereicht. Trotz seiner konstanten Leistungen, wobei er größten Erfolge sogar auf deutschem Boden erspielte, 4 seiner 5 Siege auf ATP Tour konnte er nie die Fans endgültig begeistern. Mehr als einmal gab es Ärger um den mittlerweile 31 jährigen Bayer. Zuletzt beim 1.Runden Sieg im Davis Cup gegen Spanien in diesem Jahr. Kaum einer kann nachvollziehen warum er am Sonntag zu verletzt war um Davis Cup zu spielen und wenige Tage später in Rotterdam spielte. Nun ist er für Arriens aussortiert und kann sich voll und ganz auf den Herbst seiner Einzelkarriere konzentrieren.
Ich würde mir mehr Leidenschaft von Kohlschreiber wünschen. Gerade in den Spielen wo er was besonderes hätte erreichen können hat er meist nicht sein bestes Tennis gespielt. Es ist unnormal wenn jemand mit 11 ATP Finals nie bei einem 500er im Finale stand und bei einem 1000er nie im Halbfinale stand. Die positiven Überraschung an die sich die Zuschauer länger erinnern, die fehlen bei Kohlschreiber. Vielleicht gelingt ihm am Ende seiner Karriere nochmal ein größerer Erfolg.
Was die deutschen Turniere angeht gibt es nach Jahren, wo es nur schlechte Nachrichten gab mal eine positive Nachricht. Halle wird zum 500er. So gut wie das Turnier organisiert ist und so beliebt wie das Turnier bei den Spielern ist, haben Gerry Weber und co diese Aufwertung redlich verdient. Wie könnte es anders sein im deutschen Tennis gibt es neben dieser positiven Nachricht auch eine schlechte. In Düsseldorf läuten die Alarmglocken, wenn keine Wendung passiert war 2014 das letzte mal Spitzentennis am Rochusclub zu sehen.
Irgendwie typisch war auch, das erst der Rochusclub bzw der Turnierdirektor in einer offiziellen Pressemitteilung das Ende verkündete und Rainer Schüttler (Mitveranstalter) einen Tag später diese Meldung dementierte. Am Rande der WM in London soll die ATP sich äußern. Mal schauen was passiert.