Ich wäre da für eine eigene Reserverunde. Da messen sich die Vertretungen unter ihresgleichen, nehmen aber anderen Klubs nicht die Plätze weg und verzerren nix etwa wenn Rekonvaleszenten eingesetzt werden. Auch in der 4. Liga haben die nix verloren, es ist so schon schwer genug aus diesen Ligen raus zu kommen.
Ich glaube aber, dass so etwas für die Talentförderung ziemliches Gift ist. Die meisten Spieler, die aus der A-Jugend kommen, sind ja noch nicht so weit, als dass sie wirklich sofort zum permanenten Stamm eines Erstligisten gehören (können). Das liegt aber nicht daran, dass sie fußballerisch noch dazulernen müssen, sondern daran, dass die Umstellung auf Erwachsenenfußball eben extrem ist. Das gilt besonders für die technisch begabten Spieler, die nicht primär über die Physis kommen? Was bringt diesen Jungs eine Reserverunde? Die müssen Spielpraxis gegen 28jährige sammeln, nicht gegen andere 19jährige.
Reserverunden sind auch international mittlerweile völlig unüblich. England hat noch eine und ist in der Talentförderung sehr erfolgreich, aber sicher nicht wegen der Reserverunde, die hatten sie nämlich auch schon in den vielen erfolglosen Jahren zuvor. Das kleine Belgien hat auch eine. In Italien gibt es eine bis zur U20 (glaube ich), nur Juve leistet sich eine U23, die in der 3.Liga spielt. Italien ist aber eben auch nicht gerade erfolgreich, was jüngere Generationen angeht.
Und sonst? In Spanien dürfen die Zweitvertretungen bis zur 2.Liga hoch, ebenso in Holland und Portugal. In Frankreich bis zur 4. Die Teams sind in den ganz normalen Spielbetrieb integriert und ich glaube eben, dass sich das bewährt hat.
Dazu glaube ich, dass es bei den Kosten in der deutschen RL schwer werden würde, überhaupt genügend Vereine zu finden, die es sich leisten könnten, die Plätze der Zweitteams einzunehmen. Und es ist ja auch nicht so, dass in den Oberligen jetzt namhafte Traditionsvereine Schlange stehen, denen nur die Plätze weggenommen werden. Im Westen z.B. wären jetzt im Fall der Fälle statt den Zweitteams Haltern, Wegberg-Beeck, Homberg und Baumberg in der RL und eben nicht Westfalia Herne und SW Essen oder so. In den anderen Ligen sieht es nicht anders aus.
Die Plätze der Zweitteams würden durch von Mäzenen gepimpte Dorfclubs ersetzt werden, die kaum jemand kennt. Darauf gebe ich jede Garantie.
Von Partnerschaften zwischen Erstligisten und Dritt- oder Viertligavereinen halte ich überhaupt nichts. Dadurch verkaufen letztere doch komplett ihre Seele. Welcher Fan von z.B. Münster hat den Bock darauf, jedes Jahr 5-8 neue Leihspieler vom BVB zu bekommen, die nichts anderes als so schnell wie möglich wieder weg wollen? Das taugt doch nichts.
Und welche Vereine nehmen das Risiko auf sich, ca 400 Spielern der Zweitvertretungen Spielpraxis zu geben oder sie fest zu verpflichten?
Der einzige Weg für mich, um auf die Zweitteams verzichten zu können, wäre es, die Einnahmen der Vereine in Liga 3 und 4 drastisch zu erhöhen. Wenn es genügend finanzielle Sicherheit gäbe, so dass ein Verein es sich auch leisten kann, vorrangig auf junge Spieler zu setzen und die Einnahmenunterschiede zwischen den Ligen nicht so drarmatisch wären, dass ein Abstieg oder Nichtaufstieg quasi bedeutet, seinen engsten Bekanntenkreis um einen Insolvenzverwalter zu erweitern....dann sähe die Sache sicher anders aus. Das sehe ich aber leider zur Zeit nicht.