Dritte Liga - die Heimat abgewrackter Traditionsvereine


Vega

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Oh man, nur 3700 Zuschauer (bei über 11500 Dauerkarten) erlaubt bei 60 am Wochenende.
Wie läuft des bei den anderen Clubs? 🤔

Das ist halt das Problem, da in Bayern ja keine Stehplätze erlaubt sind, das Grünwalder aber ja fast nur aus Stehplätzen besteht. Die meisten Klub werden wohl 50 Prozent anbieten können.
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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Oh man, nur 3700 Zuschauer (bei über 11500 Dauerkarten) erlaubt bei 60 am Wochenende.

Da müsstest du dich doch eigentlich pudelwohl mit fühlen? Delta rast einmal komplett durch, Durchseuchungsexperimente laufen, Lambda ist auf dem Weg. Man kann nicht vorsichtig genug sein und darf jetzt erzielte Erfolge nicht gefährden. Die 3-4 Jahre ohne Zuschauer muss der Verein noch durchhalten.
 

Vega

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Würzburger Kickers

"Chaosklub" - bei dieser Bezeichnung denkt man eher an Schalke 04 oder den Hamburger SV. Mit Blick auf die vergangenen zwölf Monate haben sich aber auch die Würzburger Kickers dieses Prädikat eindrucksvoll verdient. Nach dem (überraschenden) Zweitliga-Aufstieg im vergangenen Sommer, ging danach nahezu alles schief, was schiefgehen kann. "Head of Global Soccer" von flyeralarm, Hauptsponsor der Kickers, Felix Magath, machte das, was Felix Magath seit einigen Jahren am besten kann: Scheinbar wahllos Spieler aus der halben Welt zusammenkaufen. Lange Zeit war sogar unklar, ob Aufstiegstrainer Michael Schiele bleiben darf, letztlich wurde er Ende September nach zwei Saisonspielen entlassen. Sein Nachfolger Marco Antwerpen machte es jedoch ebenfalls nicht lange: Nach nur einem Punkt aus fünf Spielen musste er wieder gehen. Mit einem Zähler aus sieben Spielen waren die Würzburger bereits frühzeitig abgeschlagen.

Wenigstens wurde es unter dem dritten Trainer der Saison (am achten Spieltag!) etwas besser. Die Kickers feierten gegen Hannover 96 gleich bei Trares' Debüt den ersten Saisonsieg. Eine Serie konnte aber nicht gestartet werden. Der Kader der Franken war einfach viel zu schwach, so dass auch Trares das Ende der Spielzeit nicht mehr erlebte. Nach knapp fünf Monaten folgte Anfang April seine Entlassung. Eine interne Lösung bestehend aus Ralf Santelli und Vereinsidol Sebastian Schuppan brachten die im Prinzip ohnehin längst gelaufene Spielzeit schließlich zu Ende, Würzburg holte insgesamt 25 Zähler. An 33 von 34 Spieltagen (Ausnahme: der dritte Spieltag) waren die Würzburger Tabellenletzter. Einen verdienteren Absteiger gab es selten - somit endete auch das zweite Zweitligajahr für die Kickers nach einer Spielzeit. Immerhin: Auch Magath ist nicht mehr da - das kann für den Verein nur gut sein.

Wie so oft bei Absteigern, blieb in Würzburger in diesem Sommer kaum ein Stein auf dem anderen. 19 (!) Spieler haben den Klub verlassen. Was Magath dabei für Knaller unglaubliche Knaller eingetütet hat, zeigt durchaus der Aspekt, dass gerade einmal fünf dieser Spieler - Stand 20. Juli 2021 - einen neuen Verein gefunden haben (plus die beendete Leihe von Marvin Pieringer). Rolf Feltscher (MSV Duisburg) und Dominic Baumann (FSV Zwickau) wurden hier bereits in den vorherigen Beiträgen erwähnt, zudem wurde Patrick Sontheimer gestern bei Viktoria Köln vorgestellt. Zwei Spieler konnten derweil in der 2. Bundesliga bleiben: Ridge Munsy, mit sieben Saisontoren bester Angreifer der Kickers im Vorjahr, geht nun für Hansa Rostock auf Torejagd, Frank Ronstadt konnte sich für einen Vertrag beim SV Darmstadt bewerben. Die übrigen 13 (!!!) Abgänge sind noch vereinslos, als da wären: Chris David, Martin Hasek, Ewerton, Arne Feick, Umut Ünlü, Douglas, Rajiv van La Parra, Eric Verstappen, Stefan Maierhofer, Fabian, Giefer, Luke Hemmerich, Hendrik Hansen und Lion Schweers.

Auffällig bei den bisherigen acht externen Neuzugängen: Würzburg setzt auf die Jugend. Fanol Perdedaj ist mit seinen 30 Jahren der mit Abstand älteste Transfer, der Rest ist maximal 23. Der zentrale Mittelfeldspieler kam vom 1. FC Saarbrücken, sammelte früher aber auch schon einige wenige Spiele Erfahrung in der Bundesliga bei Hertha BSC. Ansonsten kamen zahlreiche Spieler aus den Talentschmieden der Profiklubs - wie zum Beispiel Linksverteidiger Alexander Lungwitz (Greuther Fürth, im Vorjahr an Bayern II ausgeliehen), Innenverteidiger Leon Schneider per Leihe (1. FC Köln II, im Vorjahr an den KFC Uerdingen ausgeliehen), Rechtsverteidiger Dennis Waidner (Bayern II), Ryan Adigo (Borussia Mönchengladbach II) oder Angreifer Dildar Atmaca aus der U19 von Arminia Bielefeld. Zudem wechselte Moritz Heinrich, der mit 23 Jahren schon etwas Drittliga-Erfahrung besitzt, von der SpVgg Unterhaching an den Dallenberg. Spannend ist auch die Rückkehr des Eigengewächses Maximilian Breunig. Der Mittelstürmer war in der Vorsaison an Admira Wacker Mödling ausgeliehen und schoss immerhin fünf Tore in der österreichischen Bundesliga. Würzburg hat nach den Zweitvertretungen die jüngste Mannschaft der Liga.

Nachdem sich Santelli und Schuppan nach dem Saisonende wieder von der Profi-Trainerbank verabschiedeten, mussten die Kickers natürlich auch hier (wieder einmal) nach einer neuen Lösung suchen. Die Wahl fiel schließlich auf Torsten Ziegner. Der 43-Jährige kennt die 3. Liga bestens, war er doch von 2012 bis 2018 Trainer beim FSV Zwickau und danach bis 2020 beim Halleschen FC. Zumeist erzielte er bei seinen Vereinen gute Ergebnisse, doch nach einer beispiellosen Talfahrt in Halle Anfang 2020 wurde Ziegner dort von seinen Aufgaben entbunden. Ein Zweitliga-Engagement kam in der Folge nicht zustande, dementsprechend ist Ziegner nun zurück in der 3. Liga. Dort muss er den neuen Haufen erst einmal zusammenwürfeln - aber immerhin steht ihm dabei auch eine solide Achse zur Verfügung, die schon im Vorjahr dabei war - um Torhüter Hendrik Bonmann, Innenverteidiger Christian Strohdiek und Lars Dietz sowie den offensiveren David Kopacz.

Fazit: Die Kickers haben im letzten Jahr ein katastrophales Bild auf nahezu allen Ebenen abgegeben, was auch in der Stadt, in der der Klub seit Jahren um größere Anerkennung kämpft, der öffentlichen Meinung nicht wirklich zuträglich war. Die Transferaktivitäten dieses Sommers legen allerdings nahe, dass der Verein begriffen hat, dass er sich auf alte Stärken besinnen und mit einem anderen sportlichen Konzept an die Arbeit gehen sollte. Der direkte Wiederaufstieg kann nach einem derartigen Seuchenjahr nicht das Ziel sein und ist es auch nicht. Vielmehr sollen die jungen Spieler eine Mannschaft bilden, die es auch vermag, das Umfeld wieder begeistern zu können. Dass Ziegner ein guter Trainer ist, hat er über Jahre in der 3. Liga bewiesen. Damit sollte es möglich sein, dass die Kickers sich sorgenfrei wieder akklimatisieren können. Mehr als Platz 9 ist aber nicht drin.
 

Bongo

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Da müsstest du dich doch eigentlich pudelwohl mit fühlen? Delta rast einmal komplett durch, Durchseuchungsexperimente laufen, Lambda ist auf dem Weg. Man kann nicht vorsichtig genug sein und darf jetzt erzielte Erfolge nicht gefährden. Die 3-4 Jahre ohne Zuschauer muss der Verein noch durchhalten.
Ich würde mich pudelwohl fühlen, wenn man nur Geimpfte reinlassen würde. :)
 

Vega

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SV Meppen

Zwei weitere gefühlte Neuzugänge können die Emsländer intern begrüßen. Thilo Leugers und Steffen Puttkammer sollen nach langer Leidenszeit wieder fit sein. Zur Wahrheit der desolaten letzten Spielzeit gehört nämlich auch, dass die beiden unumstrittenen Führungspersönlichkeiten nahezu die komplette Saison ausfielen. Kapitän Leugers absolvierte wegen hartnäckiger Achillessehnenprobleme nur 199 Minuten Einsatzzeit, Abwehrchef Puttkammer kam 13 Mal zum Einsatz und fehlte im schwierigen Saisonendspurt an allen Ecken und Enden.

:cry1:

Leugers hat sich gestern offenbar schwer am Knie verletzt, es kursiert sehr stark das Gerücht Kreuzbandriss. Es wäre einfach nur ein absoluter Jammer für ihn und sportlich wieder einmal ein ganz brutaler Rückschlag. Sollte sich das bestätigen, glaube ich nicht, dass er seine Karriere noch fortführt.
 

Vega

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VfL Osnabrück

Anfang November war noch alles in bester Ordnung beim VfL Osnabrück. Nach dem 4:2-Sieg bei Jahn Regensburg standen die Niedersachsen am siebten Spieltag ungeschlagen mit 16 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz. Die ersten Fans der Lila-Weißen träumten schon von der Bundesliga, der VfL und Neu-Trainer Marco Grote - das schien zu passen.

Doch nachdem es einen Spieltag später gegen den 1. FC Nürnberg beim 1:4 die erste Saisonniederlage setzte, ging es für die Osnabrücker steil bergab. Zwar passten zunächst noch zumindest die Ergebnisse auf fremden Plätzen, an der heimischen Bremer Brücke legte der VfL im weiteren Verlauf der Saison aber eine unfassbare und nie dagewesene Negativserie hin. 13 (!) Heimspiele in Folge verloren die Osnabrücker, deren Stärke im heimischen Stadion früher besonders gefürchtet war. Im Frühjahr holte der VfL nur einen Punkt aus elf Spielen, so dass auch das Intermezzo von Grote nach einer 0:1-Niederlage in Darmstadt endete. Sein Nachfolger wurde Marcus Feinbier, der die Talfahrt aber auch nicht wirklich stoppen konnte. Osnabrück stürzte immer weiter in den Keller und leistete sich unter anderem gegen die Konkurrenz aus Sandhausen (0:3) und Braunschweig (0:4) heftige Aussetzer. Zwischen dem 29. und 32. Spieltag standen die Osnabrücker auf einem direkten Abstiegsplatz, doch ein überraschender 3:2-Heimsieg gegen den Hamburger SV sorgte wenigstens noch dafür, dass der Relegationsrang erreicht wurde. Doch im Duell mit dem FC Ingolstadt zog der Nordklub den Kürzeren - nach einem desolaten 0:3-Auftritt in Ingolstadt, war die Bürde für das Rückspiel zu groß. Osnabrück gewann zwar 3:1, aber das reichte nicht. Somit ist der Klub nach zwei Jahren wieder zurück in der 3. Liga.


Was für Würzburg gilt, gilt auch für den VfL: Fast ein kompletter Kader ist ausgetauscht worden. Auch hier tummeln sich 19 Abgänge - immerhin drei Spieler konnten in der 2. Liga bleiben. Bashkim Ajdini wechselte zum SV Sandhausen, Etienne Amenyido zum FC St. Pauli und Sebastian Kerk, in der Vorsaison Top-Scorer des VfL und insbesondere mit einigen fantastischen Freistößen auffällig, spielt nun bei Hannover 96. Zudem endeten die Leihen von Luc Ihorst und Niklas Schmidt (beide Werder Bremen, Ihorst zog es gleich weiter zu Eintracht Braunschweig), Ludovit Reis (FC Barcelona B, nun in Hamburg), Ersatztorwart Moritz Nicolas (Borussia Mönchengladbach, kürzlich an Viktoria Köln ausgeliehen) und Sebastian Müller (Arminia Bielefeld). In Braunschweig wird Ihorst auch auf seine Osnabrücker Kollegen Maurice Multhaup und Bryan Hennig treffen. Mittelstürmer Jay-Roy Grot (Viborg FF) spielte keine Rolle, Konstantin Engel ging nach vielen Jahren in Osnabrück in die Regionalliga zum SSV Jeddeloh II. Keine neuen Verträge erhielten Innenverteidiger Adam Susac (FSV Zwickau) und der zentrale Mittelfeldspieler David Blacha (SV Meppen). Blacha war unter Daniel Thioune noch dessen rechte Hand auf dem Feld. Ken Reichel, Kevin Wolze, Christian Santos, David Buchholz und Marc Augé haben noch keinen neuen Verein gefunden.

Den 19 Abgängen stehen gegenwärtig 15 neue Spieler gegenüber. Prominentester Akteur dürfte Andrew Wooten sein. Der US-Amerikaner ist ein klarer Mittelstürmer und spielte in den vergangenen Jahren bereits für den SV Sandhausen, den 1. FC Kaiserslautern und FSV Frankfurt zweitklassig. In 169 Spielen im Unterhaus erzielte er 52 Tore, die letzten 18 Monate verbrachte er in der österreichischen Bundesliga bei Admira Wacker Mödling. Allerdings: Aufgrund einer Bänderverletzung ist Wooten zum Saisonstart erst einmal keine Option. Wohl auch deshalb legten die Osnabrücker erst zu Wochenbeginn noch einmal in der Offensive nach, auch wenn Sören Bertram nicht unbedingt in der Sturmspitze zuhause sein muss. Der 30-Jährige kommt vom 1. FC Magdeburg und kennt die 3. Liga bestens.

Bei den weiteren Neuzugängen ist - durchaus vergleichbar zu Würzburg - Jugend Trumpf. Mit 25 Jahren ist Linksverteidiger Felix Haas, der vom SV Ried kam, Alterspräsident. Die 3. Liga kennt immerhin bereits Rechtsverteidiger Omar Haktab Traoré, der im Vorjahr beim KFC Uerdingen spielte. Der Rest kommt vorrangig aus den Reservemannschaften in der Regionalliga: Davide Itter (VfL Wolfsburg II), Oliver Wähling (Mainz 05 II), Torwart Tim Wiesner (Fortuna Düsseldorf II), Florian Kleinhansl (VfB Stuttgart II). Besonders interessant dürfte Ba-Muaka Simakala sein: Der Angreifer, in der Jugend bei Borussia Mönchengladbach ausgebildet und zwischenzeitlich auch bei Roda Kerkrade aktiv, schoss in der vergangenen Saison 14 Tore beim SV Rödinghausen und war deren bester Spieler. Auch sein letztjähriger Teamkollege Lukas Kunze schnürt nun die Schuhe in Osnabrück. Zudem kam Stürmer Felix Higl vom SSV Ulm, der womöglich zunächst Wooten ersetzen muss. Aus der Jugend rücken Luis Sprekelmeyer und Tom Bertelsmann auf. Zudem sind die Leih-Rückkehrer Hakim Traoré (VfB Oldenburg) und Sven Köhler (SC Verl) zurück.

Wie bei zahlreichen anderen Vereinen ebenfalls, ist auch der Trainer neu. Feldhoff wäre nur bei einem Klassenerhalt geblieben. Der neue Mann ist noch ziemlich unbekannt: Die Osnabrücker entschieden sich für Daniel Scherning, der in den vergangenen Jahren beim SC Paderborn Co-Trainer von Steffen Baumgart war. Zuvor trainierte der 37-Jährige bei Arminia Bielefeld die U19 und zweite Mannschaft. Als Spieler kam Scherning nie über die Regionalliga hinaus. Immerhin steht noch eine durchaus erprobte Achse zur Verfügung, denn manche Spieler sind dann doch geblieben. Zu nennen wären hierbei Torhüter Philipp Kühn, die Verteidiger Lukas Gugganig, Timo Beermann und Maurice Trapp, Mittelfeldmann Ulrich Taffertshofer und Angreifer Marc Heider. An Beermann baggerte zuletzt intensiv auch Hansa Rostock, doch derzeit sieht es wohl eher nach einem Verbleib des Abwehrspielers aus.

Fazit: Das Jahr 2021 lief katastrophal schlecht für den VfL. Der Verein musste dementsprechend im Sommer die Trümmer der vergangenen Monate beseitigen - und hat das auch ganz ordentlich geschafft. Feldhoffs Installation hatte ich im Frühjahr ehrlich gesagt nicht verstanden. Zu Scherning kann ich tatsächlich sehr wenig sagen, hier bleibt einfach abzuwarten, wie er sich in hauptverantwortlicher Rolle präsentieren kann. Gerade in der Defensive hat der VfL einige gute Akteure gehalten, doch in der Offensive sehe ich noch Fragezeichen. Wooten sollte noch genug Qualität haben, sein Ausfall dürfte aber erst einmal schwierig aufzufangen sein. Auch in Osnabrück wird der Wiederaufstieg nicht als Pflicht gesehen, man dürfte eher darauf spekulieren, womöglich im zweiten Jahr einen neuen Anlauf starten zu können. Platz 8.
 

Vega

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:cry1:

Leugers hat sich gestern offenbar schwer am Knie verletzt, es kursiert sehr stark das Gerücht Kreuzbandriss. Es wäre einfach nur ein absoluter Jammer für ihn und sportlich wieder einmal ein ganz brutaler Rückschlag. Sollte sich das bestätigen, glaube ich nicht, dass er seine Karriere noch fortführt.

Bestätigt. Es ist nicht zu fassen :(
 

Vega

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1. FC Magdeburg

Der 12. Februar diesen Jahres dürfte mit Fug und Recht als "turning point" beim 1. FC Magdeburg bezeichnet werden. Denn an diesem Tag stellte der Fußballclub Christian Titz als neuen Cheftrainer der Profis vor. Zu diesem Zeitpunkt stand der Verein, der vor zwei Jahren noch in der 2. Bundesliga spielte, mit dem Rücken zur Wand und tief im Abstiegskampf. Titz ist es zu verdanken, dass die Magdeburger letztlich schon Wochen vor dem Saison den Klassenerhalt sicher hatten.

Nach dem 23. Spieltag trennten sich Thomas Hoßmang und Magdeburg nach einer 0:1-Niederlage gegen Dynamo Dresden. Der Trainer stand damals schon monatelang in der Kritik, aber wohl auch aufgrund Hoßmangs Verbundenheit zum Verein fiel es offenbar schwer, den mit der Rolle im Rampenlicht manchmal überfordert wirkenden Trainer schon vorher zu entlassen. Die Ergebnisse hätten das nämlich hergegeben. Fast die komplette Saison standen die Magdeburger bis dato auf einem Abstiegsplatz und nachdem es jahrelang an der Börde nur nach oben ging, wurde die Regionalliga Nordost immer realistischer. Nach 22 Spielen hatte der Verein nur 19 Tore geschossen.


Wie erwähnt wurde Titz, der nach seiner Zeit beim Hamburger SV ein Jahr bei Rot-Weiss Essen an der Seitenlinie stand, schließlich neuer Trainer. Dass der mittlerweile 50-Jährige sehr strikt auf sein System setzt, ist längst bekannt: Viel Ballbesitz, viel Offensive, ein sehr hoch stehender Torwart charakterisieren die Teams von Titz immer. Es dauerte, bis der Motor ins Rollen kam: Die ersten drei Partien gingen allesamt verloren und insbesondere beim 0:4-Debakel gegen den SC Verl schien die Mannschaft komplett überfordert mit den Anweisungen ihres Trainers.

Doch nach dem 4:2-Erfolg bei Viktoria Köln ging es steil bergauf. Die Magdeburger spielten sich in einen regelrechten Rausch und holten in den anschließenden zehn Spielen sensationelle 26 Punkte. Erst am 37. Spieltag - da waren die Landeshauptstädter schon längst gesichert - setzte es mal wieder eine Niederlage beim KFC Uerdingen. Die Saison schloss Magdeburg als Elfter mit 51 Punkten ab. Das Standing von Titz ist dementsprechend in Magdeburg riesengroß.

Riesengroß war auch der Anteil, den Baris Atik an der Aufholjagd der Magdeburger hatte. Im Winter stieß er zum Verein dazu, war zunächst verletzt - und blühte dann unter Titz auf. Während der elf Spiele anhaltenden Ungeschlagen-Serie steuerte Atik mal eben lockere 15 Scorerpunkte dazu bei - sieben Tore und acht Vorlagen. Was immer Atik machte - es funktionierte. Es war längere Zeit unklar, ob der Regisseur Magdeburg auch über die Saison hinaus erhalten bleibt, doch letztendlich verlängerte der 26-Jährige, der sich zuvor nie so richtig durchsetzen konnte, seinen Vertrag um ein Jahr.

Im Sommer hat der Verein den Kader massiv verjüngt. Deshalb musste auch eine absolute Vereinslegende den Klub verlassen: Christian Beck baute seine Zelte nach acht Jahren in Sachsen-Anhalt ab und spielt von in der Regionalliga beim BFC Dynamo. In 303 Spielen für den 1. FCM erzielte der 33-Jährige 131 Treffer. In der vergangenen Saison, spätestens unter Titz, spielte der Kapitän aber keine Rolle mehr. Weg sind auch Sören Bertram (30, VfL Osnabrück), Dominik Ernst (30, 1. FC Saarbrücken), Timo Perthel (32), Jürgen Gjasula (35) und Dustin Bomheuer (30, alle vereinslos) erhielten ebenfalls keinen neuen Vertrag. Auch die weiteren Abgänge wie Nico Mai (Holstein Kiel II), Daniel Steininger (SpVgg Bayreuth), Julian Weigel (Germania Halberstadt), Brian Koglin (VVV-Venlo), Philipp Harant (Berliner AK) sind verkraftbar. Von der Stammelf sind nur Thore Jacobsen (Werder Bremen, nach Leihe) sowie Torhüter Morten Behrens, der in die 2. Liga nach Darmstadt wechselte, weg.

Dementsprechend musste sich der Klub auch nach neuen Torhütern umsehen. Gekommen sind Dominik Reimann (Holstein Kiel) sowie Benjamin Leneis (FC Augsburg). Den Kampf um den Stammplatz hat mittlerweile Reimann gewonnen. Die Verjüngungskur im Kader zeigt sich derweil auch bei den Neuzugängen - Florian Kath, der vorher ausgeliehen war (SC Freiburg), sowie Connor Krempicki vom MSV Duisburg sind mit 26 Jahren die ältesten neuen Akteure im Team. Ansonsten hat sich auch Magdeburg vor allem bei den Zweitvertretungen der Bundesligisten bedient: Jason Ceka und Luca Schuler kamen vom FC Schalke 04 II, Julian Rieckmann von Werder Bremen II, Tobias Knost vom Hamburger SV II und Tim Sechelmann vom 1. FC Köln II. Dass Titz in der Vergangenheit sowohl in der Regionalliga West als auch in der Nordstaffel tätig war, ist hier wohl kaum zu übersehen. Besonders interessant ist zudem Amara Condé, mit dem Titz in Essen zusammenarbeitete. Der zentrale Mittelfeldspieler stand in der Vergangenheit schon bei einigen Dritt- und angeblich sogar Zweitligisten auf dem Zettel, auf seiner Position gab es in der Regionalliga niemand besseren.

Fazit: Der Einfluss von Christian Titz auf den 1. FC Magdeburg ist nach wenigen Monaten bereits unverkennbar - sowohl was das Spielsystem auf dem Feld als auch die Kaderzusammenstellung betrifft. Der Trainer ist ein hervorragender Kommunikator und kommt bei den Spielern gut an - allein Atik hat ihn in der Rückserie unzählige Male über den grünen Klee gelobt. Allerdings muss halt immer aufgepasst werden, ob sich Titz nicht zu sehr in seinem System verrennt, falls es mal nicht läuft. Die Mannschaft gehört zu den jüngeren der Liga, das muss aber natürlich nichts schlechtes heißen - im Gegenteil. Mir fehlt im Team ein typischer Torjäger - Sturmtank Kai Brünker reibt sich viel auf und arbeitet, ist aber kein Knipser. Atik wird nicht dauerhaft solche Scorerwerte hinlegen können, wie im März und April. Die Magdeburger werden eine gute Saison spielen und sich im oberen Drittel orientieren. Wenn es sehr gut läuft, geht sogar mehr, ich rechne aber mit Platz 7.
 

Murphy

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Bremen
Danke @Vega für den fundierten und tiefgründigen Einstieg in die neue Drittliga-Saison. (y)

P.S. Ich dachte schon, der 1. FCM kommt gar nicht mehr, insbesondere, wo der HFC doch recht früh analysiert wurde. :D
 

Kalle6861

Regentänzer - Klares Rot!
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Drljaca - Geburtsort Homburg
Maloney - Berlin
Pasalic - Karlsruhe
Hober - Bielefeld
Taz - Berlin
Tachie - Berlin
Bornemann - Ratingen
Papadopoulos - Stuttgart
Pfanne - Bautzen
Pherai - Amsterdam (!!!)
Dams - Düsseldorf

Ich seh da zehn Deutsche und einen Niederländer.

Aber höchstens 3 echte Dortmunder. Hör mir auf mir dieser Faketruppe.
Hab immer noch nen Hals das schön das Händchen über deren gecheate gehalten wurde.
Aufstieg dank Corona.
 

theGegen

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Randbelgien
Ich würde ja die Würzburger Kickers in den Top 6 sehen, allemal lieber als Türkgücü. ;)

Da sind "Neid und Missgunst", "unbezahlte Rechnungen", "verspätete Gehälter", "Vertragsauflösungen" und "Nachverpflichtungen" ein Teil des Gesamtpakets Saisonprognose. Der KFC Uerdingen war vom Kader auch immer ganz prominent besetzt, aber ein Team ergab das trotzdem nicht.
 

Vega

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SV Wehen Wiesbaden

Im Mai ging die 13. Saison der Drittliga-Geschichte zu Ende. Der SV Wehen Wiesbaden war in dieser Zeit gleich elfmal Teil dieser Spielklasse. Damit kann ansonsten nur die SpVgg Unterhaching mithalten und da diese sich am Ende der vergangenen Saison in die Regionalliga verabschiedete, hält der hessische Klub ab der nun beginnenden Spielzeit den alleinigen Rekord. Mit 605 Punkten ist der SVWW übrigens auch Spitzenreiter der Ewigen Tabelle, vor Hansa Rostock (552) und dem VfL Osnabrück (524).

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2019/20, schafften es die Wiesbadener nicht, in der nun abgelaufenen Spielzeit die Rückkehr ins Unterhaus zu erzielen. Zu inkonstant präsentierte sich die Mannschaft von Rüdiger Rehm über weite Strecken der Saison. Wiesbaden stand zwar eigentlich immer im oberen Drittel der Tabelle, war aber während der kompletten Spielzeit nicht einmal auf einem Aufstiegsplatz. Als der Verein im Februar gerade eine Siegesserie von fünf Spielen hinlegte, auf den vierten Rang kletterte und sich anschickte, noch ein Wörtchen im Aufstiegskampf mitreden zu wollen, holten drei anschließende Niederlagen die Wiesbadener schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Spätestens hiernach war klar, dass es mit dem Aufstieg nichts wird. Eine Tordifferenz von lediglich +4 spiegelt die mangelnde Konstanz gut wieder. Letztlich endete das Jahr auf dem sechsten Platz. Das war ok - nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Wie so häufig in der Vergangenheit, gehören die Wiesbadener auch in dieser Saison wieder zu den Teams, die eher im Favoritenkreis gezählt werden. Doch auch in Wiesbaden ist die Fluktuation im Sommer durchaus üppig ausgefallen. So musste der Klub gleich die beiden besten Torschützen der abgelaufenen Spielzeit ziehen lassen. Maurice Malone spielte eine starke Saison und schoss zwölf Treffer, kehrte nun aber nach der Leihe zu seinem Stammverein FC Augsburg zurück. Und Phillip Tietz (elf Treffer) geht nun für den SV Darmstadt auf Torejagd. In Mittelfeldkante Paterson Chato (Türkgücü München) sowie Jakov Medic (FC St. Pauli), der übrigens auch fünf Tore schoss, sind zwei weitere Stammspieler und Leistungsträger weg. Chato wird in München auch auf Moritz Kuhn treffen, der jahrelang zu den stärksten Rechtsverteidigern der Liga gehörte, im Vorjahr aber nicht mehr die ganz große Rolle spielte. Marvin Ajani, ebenfalls einer für die rechte Seite, wechselte zum MSV Duisburg, Linksverteidiger Michel Niemeyer ging - für mich etwas überraschend - zu Rot-Weiss Essen in die Regionalliga. Ansonsten zog es Michael Guthörl zur TSG Hoffenheim II, Ersatztorhüter Matthias Hamrol ist noch vereinslos und Tim Walbrecht kehrte nach seiner Leihe zu Hannover 96 zurück. Ihre Karriere beendet haben Benedikt Röcker und Stefan Aigner, der zuletzt auch viel mit Verletzungen zu kämpfen hatte.

Immerhin: Drei der fünf ausgeliehen Spieler des Vorjahres konnten die Wiesbadener in diesem Sommer fest verpflichten. So bleiben Kevin Lankford, Florian Carstens (beide FC St. Pauli) sowie Ahmet Gürleyen (FSV Mainz 05 II) dem Verein erhalten. Lankford spielt auf der rechten Seite, die beiden anderen sind Innenverteidiger. Gürleyen kam aufgrund vieler Wehwehchen allerdings nur auf wenige Einsätze, während das Pauli-Duo insbesondere in der Endphase der Saison überzeugen konnte. Nach den Abgängen im Mittelfeld von Chato und Medic musste natürlich hier auch Ersatz her - der SVWW fand ihn unter anderem in Emanuel Taffertshofer (SV Sandhausen), Mehmet Kurt (SC Verl), Gino Fechner (KFC Uerdingen) und Bjarke Jacobsen, der vom AC Horsens aus Dänemark kam. Nico Rieble (VfB Lübeck) und Stefan Stangl (Türkgücü München) dürfen sich um die Position des Linksverteidigers streiten, im Tor dürfte es auch Florian Stritzel (SV Darmstadt) schwer haben, an Tim Boss vorbeizukommen. Zudem kam Maximilian Thiel vom 1. FC Heidenheim, der sich in den vergangenen Jahren auch aufgrund von Verletzungen nicht so stark entwickelte, wie einst gehofft. Weil Wiesbaden zudem gute Erfahrungen mit Leihgeschäften mit dem FC Augsburg hat, probiert es der Verein bei Jozo Stanic einfach noch einmal. Der Innenverteidiger sollte ein guter Fang sein, im Vorjahr zeigte er bei seiner Leihe zum Halleschen FC nämlich starke Leistungen. An diesem Mittwoch präsentierte der Verein schließlich noch Thijmen Goppel von Roda Kerkrade aus der zweiten niederländischen Liga.

Dem aufmerksamen Leser dürfte womöglich etwas aufgefallen sein - bei den Neuverpflichtungen fehlen Stürmer noch völlig. Malone und Tietz sind weg - aber Ersatz gibt es bisher nicht. Im Kader der Wiesbadener stehen in Johannes Wurtz und Gustav Nilsson derzeit lediglich zwei Angreifer - und Wurtz fühlt sich auch eher hinter den Spitzen am wohlsten. Nilsson kam im vergangenen Winter vom schwedischen Erstligisten BK Häcken und zeigte solide Ansätze (drei Treffer, zwei Vorlagen), aber hier wird wohl auch Trainer Rehm noch dringend weitere Verstärkungen suchen - schon alleine, um quantitativ über eine komplette Saison hin konkurrenzfähig zu sein. Der Coach geht in Wiesbaden übrigens schon in seine fünfte Saison als Trainer. Im Februar 2017 übernahm er das Amt in der hessischen Landeshauptstadt - damit ist Rehm der dienstälteste Trainer der Liga. Sein Vertrag läuft noch bis 2023. Wiesbaden und Rehm - das scheint zu passen. Immerhin durfte er auch nach dem Zweitliga-Abstieg bleiben.

Fazit: Wie (fast) immer gehört der SV Wehen Wiesbaden auch in diesem Jahr zu den besseren Mannschaften der Liga. Gerade im zentralen Mittelfeld hat der Verein viele neue Leute geholt, die das Potential mitbringen und auch schon in der 3. Liga nachgewiesen haben. Dass es wirklich zum großen Wurf reichen könnte, wage ich aber dennoch deutlich zu bezweifeln. Die beiden besten Torschützen Malone und Tietz sind einfach noch überhaupt nicht ersetzt. Nilsson alleine wird das nicht schultern können. Der SVWW braucht eigentlich noch zwei, drei Spieler, die Optionen für die Offensivpositionen darstellen können. Realistische Aufstiegschancen halte ich deshalb für sehr unwahrscheinlich. Wie schon im Vorjahr beendet der Klub die Saison auf Platz 6 und darf sich schließlich auf die 13. Saison in der 3. Liga freuen.
 
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Vega

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Türkgücü München

Es war ein ungewohntes Gefühl für Türkgücü München in diesem Sommer. Nach drei Aufstiegen in Serie muss der neureiche Klub nun zum ersten Mal seit längerer Zeit eine zweite Saison in einer bestimmten Spielklasse absolvieren. Aber gut, da der Kader in München ohnehin Jahr für Jahr quasi komplett durchgetauscht wird, dürfte die Schnittmenge derer, die sich an die vorangegangenen Aufstiege erinnern, gering sein. Der Vorjahresaufsteiger beendete die Saison auf dem 13. Platz - und das war in der Tat durchaus eine Enttäuschung. Zur Winterpause lag der Verein noch auf Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen als Tabellenvierter, doch in der Rückrunde folgte der Absturz, in der zweiten Saisonhälfte belegte Türkgücü nur den 18. Platz.

Nach einer 1:3-Niederlage beim SV Wehen Wiesbaden trennte sich der Verein nach dem 23. Spieltag vom bisherigen Trainer Alexander Schmidt. Eine Entscheidung, die sich im Nachgang als völlig falsch entscheiden sollte, denn sein Nachfolger Serdar Dayat legte eine regelrechte Talfahrt mit nur zwei Siegen hin. Doch vor dem Saisonende war für Dayat Schluss, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, doch diese Version durfte angezweifelt werden. Andreas Pummer, der schon nach der Schmidt-Entlassung interimsweise übernahm, führte die Saison zu Ende. Schmidt feierte derweil mit Dynamo Dresden den Aufstieg und spielt nächste Saison in der 2. Liga.

Es war das Ende einer denkwürdigen Saison, in der es im Winter zur absoluten Posse kam: Investor, Mäzen und Alleinherrscher Hassan Kivran kündigte kurz vor Weihnachten seinen Rückzug an, der Verein stand vor dem Kollaps. Als die Stadt München kurz darauf ihre Bereitschaft signalisierte, für die Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums ein Gelände bereitzustellen, revidierte Kivran seine Entscheidung im Januar plötzlich wieder - und in der Nachbetrachtung halten viele Beobachter dieses Vorgehen des Bosses für einen einzigen, großen Bluff.

Dass Kivran es ernst meint mit dem Angriff auf die 2. Bundesliga und dass Verträge wenig zählen, verdeutlichen wieder einmal die Transferbewegungen in diesem Sommer. Insgesamt gibt es 33 (!) Kaderbewegungen. Die Abgänge sind nicht sonderlich dramatisch, lediglich Kilian Fischer (1. FC Nürnberg) und Omer Sijaric (Erzgebirge Aue) sind zu einem höherklassigen Klub gewechselt. Stefan Stangl landete beim SV Wehen Wiesbaden, Michael Zant beim SGV Freiberg, Alexander Laukart in der luxemburgischen ersten Liga, Furkan Kircicek beim Chemnitzer FC, Benedikt Kirsch bei der SpVgg Bayreuth, Maximilian Engl beim FC Augsburg II, Philipp Erhardt beim TSV Hartberg, Aaron Berzel und Mounir Bouziane sind noch vereinslos. Zudem endeten die Leihen von Noel Niemann (Arminia Bielefeld), Maxime Awoudja (VfB Stuttgart), Lucas Röser (1. FC Kaiserslautern), Yi-Young Park (FC Augsburg), Atakan Akkaynak (Rizespor) und Kilian Jakob (FC Augsburg).


Nicht kleckern, sondern klotzen - so könnte man die Neuverpflichtungen zusammenfassen. Routinier Mergim Mavraj kam von der SpVgg Greuther Fürth mit der Empfehlung von 158 Bundesliga- und 140 Zweitliga-Einsätzen nach München. Der 35-Jährige soll die Abwehr stabilisieren. Andy Irving gilt in seiner Heimat Schottland als Talent, der 21-Jährige wechselte von Heart of Midlothian nach Deutschland. Ungewöhnlich, aber nun gut. Über Paterson Chato und Moritz Kuhn habe ich bereits in der vorangegangenen Prognose zum SV Wehen Wiesbaden geschrieben. Vom MSV Duisburg kamen Sinan Karweina und Leroy-Jacques Mickels, die dort aber nicht zwingend zur Stammelf gehörten. Tim Rieder gehörte bei 1860 München einst zu den stärksten Mittelfeldspielern der Liga, wurde dann beim 1. FC Kaiserslautern nicht glücklich und ist nun wieder in München. Linksverteidiger Sebastian Hertner kam vom VfB Lübeck, Sechser Marco Kehl-Gomez war Kapitän bei Rot-Weiss Essen und gehörte seit Jahren zu den besten Regionalligaspielern.

Auch in der Offensive haben die Bayern gut nachgelegt. Albion Vrenezi gelangen im Vorjahr immerhin acht Scorerpunkte bei Zweitligist Jahn Regensburg. Njegos Kupusovic ist erst 20, sammelte aber auch schon Zweitliga-Erfahrung bei Eintracht Braunschweig. Stürmer Erich Hottmann kam vom VfB Stuttgart II, Philip Türpitz stieg mit Hansa Rostock zwar auf, erhielt dort aber keinen weiteren Vertrag. Dass Türpitz in der 3. Liga Spiele entscheiden kann, hat er aber sowohl in Rostock als auch beim 1. FC Magdeburg schon häufiger bewiesen. Zudem kamen noch die Ergänzungen Luis Jakobi (Greuther Fürth II), Michael Wagner (Bayern München II), der wohl Ersatztorhüter sein dürfte und Yomi Scintu, der zuletzt vereinslos war.

Die wichtigste Personalie dürfte allerdings womöglich gar kein Neuzugang sein. Denn auch Sercan Sararer stürmt in der nächsten Saison weiterhin für Türkgücü. Der ehemalige Bundesligaprofi schoss in 29 Spielen zehn Tore und legte zwölf Treffer auf. Der 31-Jährige wollte aber den Verein ursprünglich unbedingt verlassen, aufgrund einer umstrittenen Vertragsklausel sollten sich die Parteien sogar vor Gericht treffen, Sararer wurde zwischenzeitlich während der Saison gar suspendiert. Noch im April kündigte der Berater an, dass Sararer im Sommer in jedem Fall wechseln wird. Doch vor einigen Wochen folgte die Rolle rückwärts: Sararer bleibt - und verlängerte gleich mal für drei Jahre bis 2024. Eine weitere Posse, die trefflich ins Bild passt, das der Verein regelmäßig abgibt.

Den bunt zusammengewürfelten Haufen nun zu einer Einheit zu formen, diese Mammutaufgabe kommt auf Petr Ruman zu. Der langjährige Stürmer von Greuther Fürth (und später auch Mainz 05) tritt in München seine erste Cheftrainer-Station im Profifußball an. In den vergangenen Jahren war er Co-Trainer bei Fürths Profis sowie Trainer der Reservemannschaft in der Regionalliga Bayern. Ich muss gestehen: Ich habe absolut keine Ahnung, wie es um die Trainerqualitäten des Tschechen bestellt ist.

Fazit: Tja, was soll man sagen? Wie soll man diese Mannschaft bewerten? Es ist quasi nicht möglich, weil jeder neutrale Beobachter das Gefühl hat, dass das Konstrukt zu jeder Zeit platzen könnte. Türkgücü hat auf dem Transfermarkt mal wieder mächtig zugeschlagen und gewaltig Qualität geholt. Von den Einzelspielern sehe ich vermutlich sogar keine bessere Mannschaft in dieser Liga. Die Gehälter, die in der Gerüchteküche kursieren, sind teils abenteuerlich. Allerdings: Dass Geld nicht immer Tore schießt bzw. gerade in derartigen, nicht gewachsenen Strukturen Ärger vorprogrammiert ist, ist auch in der 3. Liga nichts Neues - der KFC Uerdingen lässt grüßen. Im Prinzip sehe ich bei den Münchenern alles als möglich - von Platz 1 und der Meisterschaft bis hin zur Insolvenz und dem großen Knall. Spielt der Verein eine "normale" Saison, dann glaube ich dennoch nicht dran, dass es mit dem erhofften Aufstieg klappt. Platz 5
 
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