Dritte Liga - die Heimat abgewrackter Traditionsvereine


Vega

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SC Verl

Nach der fantastischen ersten Drittliga-Saison, in der der SC Verl eine der positiven Überraschungen der Liga war und Siebter wurde, verlief die vergangene Spielzeit äußerst mühsam. Erst am letzten Spieltag konnte der Klassenerhalt dingfest gemacht werden, so dass die Ostwestfalen nun ins dritte Drittliga-Jahr gehen - wo es einmal mehr einzig und allein um den Ligaverbleib gehen wird. Die vergangene Saison begann eigentlich gut: Verl sammelte immer wieder ein paar Punkte und hielt sich im soliden Mittelfeld auf. Doch nach dem 5:3-Sieg über Havelse im Oktober folgte ein Bruch: Durch nur zwei Zähler aus sieben Spielen rutschte der Sportclub in den Keller, ein zwischenzeitlicher 2:0-Sieg gegen Würzburg beendete die Talfahrt nicht, so dass man sich nach vielen Jahren von Erfolgstrainer Guerino Capretti trennte.

Sein Nachfolger wurde Michél Kniat, der mitten in der Saison von Oberligist SC Paderborn II abgeworben wurde. Auch Kniat hatte keinen einfachen Start, konnte den Karren aber schließlich auf Kurs bringen. Dennoch hatte Verl vier Spieltage vor Saisonende noch vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Doch die beispiellose Aufholjagd der letzten Wochen wurde gekrönt, Verl fing Viktoria Berlin noch ab und verdiente sich den Klassenerhalt als 16. Derweil waren Spiele mit Verler Beteiligung in der Regel ein Garant für Spektakel. 56 Tore schossen die Verler, das schafften sonst nur die Top 6 der Tabelle. Aufsteiger Kaiserslautern erzielte ebenfalls 56 Treffer. Problem: Verls 66 Gegentreffer wurden nur vom MSV Duisburg und Havelse getoppt. Mal ein Auszug der Verler Ergebnisse der letzten Saison: 4:4 in Halle, 3:3 gegen Berlin, 5:3 gegen Havelse, 2:4 gegen Saarbrücken, 2:5 in Köln, 4:5 gegen Magdeburg. Kurios übrigens: Ob Verl "zu Hause" (aka in Lotte/Paderborn) oder auswärts spielte, spielte überhaupt keine Rolle. Heimbilanz: 5 Siege, 5 Unentschieden, 8 Niederlagen, 29:33 Tore. Auswärtsbilanz: 5 Siege, 5 Unentschieden, 8 Niederlagen, 27:33 Tore.

In diesem Sommer ereilte die Ostwestfalen mal wieder das Schicksal, das den kleinen Klubs in schöner Regelmäßigkeit blüht: Zahlreiche Leistungsträger verließen den Verein, weil der Klub finanziell am unteren Ende der Nahrungskette zu finden ist, sind große Sprünge auf dem Transfermarkt zudem natürlich utopisch. Kreative Lösungen mussten wieder einmal gefunden werden - das hat der Verein in den vergangenen Jahren aber mit einer extrem starken Trefferquote geschafft. Dennoch tun die Abgänge insbesondere in der Offensive brutal weh: Top-Torjäger Lukas Petkov (elf Tore), den ich extrem stark fand, kehrte nach seiner Leihe zurück zum FC Augsburg. Ron Berlinski, der insbesondere in der Schlussphase der Saison massiven Anteil am Verler Aufschwung hatte, erzielte sieben seiner zehn Treffer an den letzten sieben Spieltagen und wechselte zu Rot-Weiss Essen. Leandro Putaro (neun Tore) spielt nun beim VfL Osnabrück und Kasim Rabihic (fünf Tore, 13 Vorlagen) beim 1. FC Saarbrücken. Innenverteidiger Christopher Lannert ging zu 1860 München. Immerhin: Angreifer Cyrill Akono (acht Tore) ist geblieben. Dennoch merkt man schon: Verl kann mit der Liga-Konkurrenz auf dem Markt nicht mithalten. Die weiteren Abgänge wie Julian Schwermann (Alemannia Aachen), Robin Brüseke (RW Ahlen), Frederick Lach (ETB SW Essen), Pascal Steinwender, Emanuel Mirchev (beide Teutonia 05), Patrick Schikowski (SSVg Velbert), Lasse Jürgensen und der 39-jährige Mahir Saglik (beide vereinslos) sind indes zu verschmerzen.

Auf der Gegenseite konnten nach den erfolgreichen Leihen im Vorjahr Torhüter Niclas Thiede (SC Freiburg) und Defensiv-Allrounder Tom Baack (Jahn Regensburg) fest verpflichtet werden. Als Rechtsverteidiger kam Tobias Knost vom 1. FC Magdeburg, der im Aufstiegsjahr 14 Mal auf dem Platz stand. Ansonsten - abgesehen von Ersatztorhüter Tim Wiesner aus Osnabrück - kommen die Neuzugänge aus unteren Klassen. Nach vielen Jahren bei Weiche Flensburg, wo er unbestritten zu den besten Verteidigern der Regionalliga Nord gehörte, wagt Innenverteidiger Torge Paetow nun den Sprung in die 3. Liga. Für das Mittelfeld sind Dominik Klann (Preußen Münster) und Leon Bürger (Carl Zeiss Jena) gekommen. Von Jena kommt auch Offensivmann Maximilian Wolfram, der immerhin bereits über 100 Drittliga-Spiele absolvierte. Ansonsten bediente sich Verl gleich fünfmal im Paderborner Nachwuchs (U19/U23) - Wladimir Wagner, Koray Dag, Mateo Biondic, Presley Pululu und Jesse Edem Tugbenyo - hier kommen sicherlich auch die Kontakte von Kniat zum Tragen. Den Sprung aus der Oberliga Westfalen wagt Eduard Probst - der 21-Jährige schoss für Westfalia Rhynern in 24 Spielen in der abgelaufenen Saison sage und schreibe 23 Tore. Dass zwei Ligen Unterschied nicht zu viel sein müssen, bewies nicht zuletzt Berlinski, der erst im vergangenen Sommer vom RSV Meinerzhagen aus der OL Westfalen nach Verl gewechselt war.

Weiterhin für Ärgernisse sorgt die Stadion-Thematik. Der DFB hat die Mindestkapazität bekanntermaßen auf 5000 Plätze herabgesetzt, wodurch die heimische Sportclub-Arena drittligatauglich wäre. Aber: Weil der Klub weiterhin über keine Rasenheizung verfügt und zu wenig Sitzplätze stellen kann, wird Verl auch die ersten Monate dieser Saison im Exil spielen - nämlich in Paderborn. Ein Umzug nach Verl ist frühestens für Januar 2023 geplant.

Ganz klar, der Aderlass in Verl war (wieder einmal) brutal. Was der Sportclub alleine in der Offensive verloren hat, dürfte nahezu jeden Konkurrenten vor große Herausforderungen stellen. Aber der Verein hat es bereits in der Vergangenheit durch geschicktes Scouting geschafft, funktionierende Spieler zu holen, die die Konkurrenz nicht zwingend auf dem Schirm hatte - Berlinski ist da das beste Beispiel. Kniat schien in den ersten Monaten beim Team sehr gut angekommen zu sein, wie der Klub den Kopf noch aus der Schlinge zog, spricht da ja Bände. Unzweifelhaft gehört Verl zu den größten Abstiegskandidaten der Liga - ich glaube aber, dass sich ein paar Transfers mal wieder als Volltreffer erweisen und der Verein somit zwar knapp, aber wieder einmal die Klasse hält. Platz 16.
 

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Hallescher FC

Wenn der nächste Woche Sonntag in Zwickau in die neue Drittliga-Saison startet, dann hat der Klub endgültig einen neuen Rekord aufgestellt. Denn der HFC geht in diesem Jahr in seine elfte Spielzeit in dieser Liga in Folge - das hat noch keine Mannschaft geschafft. Der SV Wehen Wiesbaden absolviert zwar bereits die 13. Saison, war aber zwischenzeitlich in der 2. Bundesliga unterwegs. Zehn Jahre am Stück schaffte zuvor Rot-Weiß Erfurt, die dann allerdings abgestiegen sind.

Dieses Szenario blieb Halle erspart, dennoch war die letzte Saison eine schwierige. Seine zwischenzeitlichen Aufstiegs-Ambitionen hat der Klub ad acta gelegt, gegenwärtig gilt es für die Hallenser, sich wieder zu konsolidieren und in der Liga zu halten. 43 Punkte holte der Verein im Vorjahr - das ist der schlechteste Wert seit dem Aufstieg, auch wenn es natürlich zwei Spiele weniger zu absolvieren gab. Am Ende stand der 14. Platz und so richtig eng wurde es in Richtung Abstiegsränge nie. Vor einem Jahr hatte ich in meiner Vorschau geschrieben, dass ich eine komplizierte Saison in Halle erwarte und davon ausgehe, dass der Trainer am Ende nicht mehr Florian Schnorrenberg heißt. Ich sollte recht behalten, denn vor Weihnachten wurde der bisherige Trainer von seinen Aufgaben entbunden. Es übernahm André Meyer, zuvor Berliner AK. Ohne groß zu glänzen brachte er den HFC relativ sicher ins Ziel.

Der schwerste Abgang ereilte die Hallenser eigentlich bereits im vergangenen Winter. Denn der langjährige Torjäger Terrence Boyd wechselte zum 1. FC Kaiserslautern und hatte dort mit seinen Toren noch erheblichen Anteil am Zweitliga-Aufstieg. Halle konnte trotz der sieben Boyd-Treffer das ordentliche sechsstellige Angebot + Leihe von Elias Huth nicht ausschlagen - und fuhr damit letztendlich wohl auch richtig. Denn das Geld war wichtig und auch Huth zeigte in der Rückrunde seine ganze Klasse. Zehn Treffer erzielte der großgewachsene Angreifer in der Rückserie und sicherte dem HFC somit einige Punkte. Halle hätte Huth auch gerne behalten - doch das war nicht möglich. Der Stürmer geht nun für Erzgebirge Aue auf Torejagd. Und wenn dann auch noch der beste Torjäger der abgelaufenen Saison - Marcel Eberwein - den Verein ebenfalls verlässt, wird es nun wirklich bitter im Angriff. Eberwein schoss 13 Tore (allerdings nur zwei im Jahr 2022) und kehrte zurück zu Borussia Dortmund II.

Auch ansonsten hat sich personell einiges getan. Jan Shcherbakovski (Dynamo Dresden) und Julian Guttau (Freiburg II) haben ihr Talent in der 3. Liga schon unter Beweis gestellt. Wesentlich erfahrener ist Jan Löhmannsröben, der Defensiv-Allrounder ist soeben ganz frisch beim FSV Zwickau vorgestellt worden. Torhüter Sven Müller wechselte ebenfalls nach Dresden, verkraftbar sind die Abgänge von Niklas Kastenhofer (VfB Lübeck) und Lukas Griebsch (VfB Stuttgart II). Philipp Zulechner, Marcel Titsch Rivero, Julian Derstroff, Janek Sternberg, Sebastian Bösel und Justin Eilers haben zwar fast alle reichlich Erfahrung in den oberen Ligen, sind aber allesamt nach ihrem Ende in Halle vereinslos.

Auf der Zugangsseite schlug Halle gleich fünfmal in der Regionalliga zu. Der zentrale Mittelfeldspieler Tunay Deniz spielte eine bärenstarke Saison bei Kickers Offenbach (zwölf Tore, sieben Vorlagen), ist nun aber mit 28 Jahren zum ersten Mal in der 3. Liga unterwegs. Timur Gayret, der in der Offensive zu Hause ist, servierte für Hertha BSC II sogar 14 Tore und zehn Vorlagen. Die ausgedünnte Offensive soll auch Andor Bolyki beleben, der 15 Tore für Nordost-Meister BFC Dynamo schoss, zudem gehörte Leon Damer bei Absteiger TSV Havelse zu den wenigen Lichtblicken. Für die Innenverteidiger kam mit Seymour Fünger ein interessanter Mann von Fortuna Köln. Der 20-Jährige eroberte sich in der Südstadt im Laufe der Saison einen Stammplatz und zeigte überzeugende Leistungen. Neu sind zudem Linksverteidiger Nico Hug (FC Vaduz), Angreifer Sebastian Müller, der von Arminia Bielefeld ausgeliehen wurde, im Vorjahr bei Eintracht Braunschweig aber nicht völlig überzeugen konnte, und Torhüter Felix Gebhardt, der vom FC Basel ausgeliehen wurde. Ob Gebhardt oder Daniel Mesenhöler zum Saison-Auftakt im Tor stehen werden ist noch nicht klar - Aufschluss dürfte wahrscheinlich erst die Generalprobe am Samstag gegen die Queens Park Rangers geben. Ein gefühlter Neuzugang ist zudem Tom Zimmerschied, der in der vergangenen Saison einen enorm starken Start in Halle hinlegte, ehe er sich schwer verletzte und fast die komplette restliche Saison ausfiel.

Es ist ein heftiger Aderlass, den Halle vor allem in der Offensive in der gesamten letzten Saison hinnehmen musste. Dementsprechend konzentrieren sich die Transfers zu einer großen Anzahl auf den Angriff. Die jeweiligen Akteure haben im letzten Jahr auch geliefert - aber eben fast allesamt in der Regionalliga. Da muss man erst einmal abwarten, inwieweit diese Rechnung auch eine Klasse höher aufgeht. Halle muss seit einigen Jahren kleinere Brötchen backen und sich weiterhin vorrangig darauf konzentrieren, drittklassig zu bleiben. Dann könnte in Zukunft vielleicht auch mal wieder Höheres in Angriff genommen werden. Trainer Meyer hat mich im ersten halben Jahr nicht vollends überzeugt, er wirkt bisweilen etwas farblos - was aber auch nicht zwingend was Schlechtes sein muss. Ich glaube aber, dass der HFC erneut im unteren Tabellendrittel landet - der Worst Case sollte aber erfolgreich abgewendet werden können. Platz 15.
 

Vega

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MSV Duisburg

Das vierte Jahr in Folge 3. Liga? Das ist eigentlich nicht der Anspruch des MSV Duisburg, doch die Realität sieht eben ganz genau so aus - und ob sich daran in geraumer Zeit (in positiver Hinsicht) etwas ändert, ist derzeit anzuzweifeln. Denn seit mittlerweile über zwei Jahren müssen sich die Fans der Zebras wie im falschen Film vorkommen - der Traditionsklub stürzte in der jüngeren Vergangenheit von einer Krise in die nächste. Nach dem verpassten Wiederaufstieg 2020 schwebte der Klub zuletzt zweimal in Folge in höchster Abstiegsgefahr, verschliss diverse Trainer und beendete die letzten beiden Spielzeiten auf dem 15. Rang.

Schon im Vorjahr sollte alles besser werden als 2020/2021, doch eher war das Gegenteil der Fall. Weder Pavel Dotchev noch sein glückloser und überfordert wirkender Nachfolger Hagen Schmidt konnten die Meidericher auf Kurs bringen. Die Unzufriedenheit im und um den Klub erreichte ein neues Höchstmaß, in dessen Folge irgendwann auch der seit längerer Zeit massiv kritisierte Sportdirektor Ivica Grlic seinen Hut nahm. Neuer Sportdirektor ist Ralf Heskamp, als Trainer fungiert mittlerweile Torsten Ziegner, der zwei Spieltage vor Saisonende als Feuerwehrmann einsprang, als der MSV Woche für Woche ein erbärmliches Bild abgab und tatsächlich noch zu absteigen drohte. Mit einem Sieg gegen den SC Freiburg II bei seinem Debüt konnte dieser Worst Case jedoch abgewendet werden. Nun kann Ziegner, der einst beim Halleschen FC erfolgreich arbeitete, aber dann im Vorjahr bei den Würzburger Kickers eine miserable Bilanz aufwies, eine komplette Vorbereitung absolvieren - es wird aber schon wieder Alarm geschlagen.

Aber der Reihe nach: Das eklatante Problem der Duisburger in den letzten beiden Jahren ist schnell ausgemacht. Die Abwehr. Egal welcher Trainer, egal welche Besetzung in der IV, egal welche Neuzugänge - die Verteidigung des MSV gleicht seit Längerem einem Hühnerhaufen. Zweimal in Folge kassierten die Zebras die meisten Gegentore der Liga, in der letzten Saison waren es erschreckende 71. Sieben (!) Mal fing sich der MSV mindestens vier Gegentore, zweimal war es sogar das halbe Dutzend. Ein Marvin Knoll beispielsweise, der im Winter aus St. Pauli kam, sollte eigentlich für Stabilität sorgen, ließ sich aber in Rekordtempo von der Verunsicherung anstecken.

Kein Wunder, dass in der Defensive durchaus Tabula rasa betrieben wurde. Oliver Steurer wechselte wie bereits erwähnt zu Aufsteiger VfB Oldenburg, Stefan Velkov ging in die zweite belgische Liga zu Vejle BK, Dominic Volkmer ist noch vereinslos. Linksverteidiger Niko Bretschneider spielt nun in Lettland, zudem sind alle drei Torhüter weg: Leo Weinkauf kehrte nach drei Jahren Leihe endgültig zu Hannover 96 zurück, Jo Coppens ging zurück nach Belgien (VV St. Truiden) und Roman Schabbing schloss sich Preußen Münster an. Innenverteidiger Vincent Gembalies wurde mitgeteilt, dass mit ihm nicht mehr geplant wird. In der Offensive sind John Yeboah und Orhan Ademi weg. Yeboah, der im Winter von Willem II ausgeliehen wurde und mit seinen flinken Dribblings schnell zum Publikumsliebling avancierte, in der Endphase aber vor allem auch als brutaler Chancentod ausfiel, kehrte zurück zu seinem Stammverein (wechselte aber nun bereits nach Wroclaw in Polen), Ademi, mit zwölf Treffern immerhin Top-Torjäger des MSV, spielt nun in der ersten rumänischen Liga für UTA Arad.

Für die nötige dringend Stabilität in der Defensive probieren es die Duisburger in der neuen Saison nun mit Sebastian Mai. Der kennt die dritte Liga bestens, war Kapitän beim Halleschen FC und stieg mit Dynamo Dresden in die zweite Liga auf - und zuletzt wieder ab. Mai ist extrem kopfballstark, ein klarer Lautsprecher und Führungspersönlichkeit. Allerdings fiel er fast die komplette Vorbereitung verletzt aus und steigt erst jetzt wieder ins Mannschaftstraining ein. Ebenfalls für die Innenverteidigung wurde Marvin Senger vom FC St. Pauli geholt, der 22-Jährige spielte in der vergangenen Rückrunde leihweise für den 1. FC Kaiserslautern. Neu sind auch Linksverteidiger Niklas Kölle (Hoffenheim II), der bisher einer der Gewinner der Vorbereitung ist und Rechtsverteidiger Joshua Bitter, der bereits zwischen 2019 und 2021 für den MSV spielte. Neuer Stammtorhüter ist Vincent Müller: Der 21-Jährige stieg 2020 als blutjunger Stammkeeper mit den Würzburger Kickers in die 2. Liga auf und wechselte dann zur PSV Eindhoven. Dort spielte er allerdings ausschließlich in der Reserve in der zweiten niederländischen Liga. Ein weiterer Torwart soll auf jeden Fall noch kümmern, allerdings wird Müller die Nummer eins sein. Für die Offensive kam bis dato lediglich Philipp König von Holstein Kiel II, dort erzielte er neun Tore in der abgelaufenen Saison. Die 3. Liga ist aber Neuland, zudem fiel er in der Vorbereitung auch länger aus. Klar ist: Der MSV braucht noch Verstärkungen.

Und dann wären da ja noch die verbleibenden Routiniers. Moritz Stoppelkamp ist immer noch unverzichtbar, erzielte zehn Tore im Vorjahr und wurde als Kapitän bestätigt. Aziz Bouhaddouz traf neunmal, bringt ebenfalls massig höherklassige Erfahrung mit - wie auch Marvin Bakalorz, der eigentlich eine Führungsrolle übernehmen sollte, aber eher eine Saison zum Vergessen erlebte. Das sind alles gute Spieler - aber eben auch Spieler, die ihren Leistungszenit überschritten haben. Als Stürmer stehen derzeit nur Bouhaddouz und König zur Verfügung - und dass mit Bouhaddouz nicht mehr über 38 Spiele zu planen ist, hat die letzte Saison gezeigt, in der der Stürmer diverse Male wegen kleinerer Wehwehchen ausfiel. Immerhin: Die Youngster Julian Hettwer und Caspar Jander konnten bereits in der Vorsaison Duftmarken setzen und sind absolut interessant.

Vorbereitungs-Ergebnisse soll man bekanntlich nie allzu hoch hängen, aber die bisherigen Trainingsspiele verliefen alles andere als euphorisch. Gegen Preußen Münster spielte man 1:1, ehe am vergangenen Wochenende eine 2:4-Niederlage gegen Regionalliga-Aufsteiger 1. FC Düren und eine brutale 1:6-Klatsche gegen Bayer Leverkusen folgte. Ziegner fand nach den Auftritten auch klare Worte und bemängelte die Einstellung seiner Spieler - das klingt Richtung Offenbarungseid. Selbstvertrauen konnte das Team in jedem Fall keines sammeln, ob das nun noch im Blitzturnier gegen Borussia Mönchengladbach und Athletic Bilbao klappt, bleibt abzuwarten.

Wer den Namen MSV Duisburg hört, geht eigentlich folgerichtig davon aus, dass der Verein die Ambitionen hat, im Aufstiegskampf mitzuspielen. Ich halte das für utopisch. Die Duisburger stehen Stand jetzt meines Erachtens erneut vor einer ganz schwierigen Saison, der Kader ist noch längst nicht austariert und benötigt fast auf jeder Position noch weitere Verstärkungen. In Geld schwimmt der Klub aber eben auch nicht aufgrund der Vergangenheit. Gerade in der Offensive ist es fatal, alles an Stoppelkamp zu hängen, hinter Bouhaddouz würde ich immer mehr Fragezeichen setzen. Und ob es endlich klappt, die katastrophale Abwehr zu stabilisieren? Dafür müsste auch Mai wirklich fit sein, ganz bitter wäre es, wenn er zu früh nach seiner Verletzung mangels Alternativen ins kalte Wasser geworfen wird und es dann womöglich noch schlimmer wird. Dem MSV fehlt es wirklich an Leistungsträgern im mittleren und wohl besten Fußballeralter zwischen 24 und 28. Eine schwierige Saison wird schließlich auf Platz 14 beendet - immerhin eine Steigerung zu den beiden Vorjahren. Und ehrlich gesagt, ist da auch ein bisschen Wunsch bei mir dabei. Mich würde nichts negativ überraschen.
 
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le freaque

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Alles richtig und stimmig bis jetzt, aber natürlich wird der VfB Oldenburg vor Duisburg und Verl landen und die Klasse halten. Da ist mehr als nur eine Menge Wunschdenken dabei, dei Problempositionen beim VFB sind ja absolut richtig benannt. Aber Verl sehe ich tatsächlich nicht besser besetzt und beim MSV glaube ich, dass es in der neuen Saison den kompletten Supergau geben wird. Ich könnte mir da sogar vorstellen, dass die Meidericher nicht einmal um den Klassenerhalt kämpfen werden, sondern schon recht früh in der Saison um die blane Existenz des Vereins.
 

Roberts

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Die Unfähigkeit von Wald gepaart mit der unberechtigten Narrenfreiheit von Grlić in der Vergangenheit haben den Verein in den finanziellen Super-GAU geführt. Aus der Situation kann man sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Man müsste auf dem Transfermarkt ein unentdecktes Talent nach dem anderen für schmale Taler verpflichten, was natürlich völlig abwegig ist. Insofern geht es da hin, wo Alemannia Aachen sich bereits befindet.
 

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SV Meppen

Was der SC Paderborn und der SV Darmstadt einst geschafft hatten, war dem SV Meppen nicht vergönnt: Nachdem die Emsländer im vergangenen Jahr vom Lizenz-Entzug des KFC Uerdingen profitierten und trotz sportlichem Abstieg in der 3. Liga bleiben durften, gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga im Anschluss nicht. Das ist in Meppen allerdings zu verschmerzen, nicht zuletzt der langjährige Trainer Christian Neidhart pflegte einst zu sagen: "Die 3. Liga ist für den SV Meppen wie die Champions League."

Allerdings: Im Winter träumten einige Anhänger im Umkreis der Blau-Weißen vom Aufstieg, denn nach einem 4:1-Sieg unmittelbar vor Weihnachten gegen den Halleschen FC rangierte Meppen plötzlich auf dem dritten Platz. Unter Rico Schmitt, der dem Verein neues Leben eingehaucht hatte, eilte der Verein ab Oktober von Sieg zu Sieg und legte dabei eine Selbstverständlichkeit an den Tag, dass sich manch Fan in Erinnerung an die furchtbare Vorsaison verwundert die Augen gerieben hatte.

Doch so gut die Hinrunde auch lief - die Rückrunde verkam plötzlich zu einem Desaster. Angefangen mit einer 0:4-Pleite in Kaiserslautern gelang lange nur ein einziger Sieg (1:0 in Verl). Nach diesem Spiel blieb Meppen zwölf Spiele sieglos, zwischenzeitlich begann im Fan-Umfeld auch schon wieder das Rechnen in puncto Klassenerhalt - damit hatte an Weihnachten nun wirklich niemand gerechnet (höhö). Zwei Siege zum Saisonende, darunter das hoch emotionale 3:2 beim Abschiedsspiel von Thilo Leugers sorgten eigentlich für einen versöhnlichen Saisonabschluss und einem zwölften Tabellenplatz, den vor der Saison sicherlich viele unterschrieben hätten. Eigentlich? Allerdings, denn mit der peinlichen Pleite (und dem noch peinlicheren Auftritt) im niedersächsischen Landespokalfinale beim BSV Rehden verschenkte der SVM wieder einmal fahrlässig die Teilnahme am DFB-Pokal. Nach dem Spiel hagelte es Pfiffe, auch Schmitt geriet mehr und mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Während der Negativserie hatte der Verein im Frühjahr den Vertrag mit dem Trainer verlängert - warum, weiß bis heute niemand. Dem Vernehmen nach wollte die sportliche Leitung zunächst mit Schmitt weitermachen, doch der Druck wurde wohl zu groß, so dass Schmitt, der in der Hinrunde noch bejubelt wurde, seinen Hut nehmen musste - meines Erachtens die absolut richtige und logische Entscheidung.

Bei der Wahl des Nachfolgers entschied sich der Verein im Sommer schließlich für jede Menge Erfahrung: Stefan Krämer ist der neue Trainer, lediglich Pavel Dotchev saß in der 3. Liga häufiger am Seitenrand als der Lockenkopf. Zuletzt war Krämer beim belgischen Erstligisten KAS Eupen, davor beim Pulverfass Uerdingen. Er sagte bei Amtsantritt selbst, dass er jetzt mal wieder Bock auf einen Verein hat, der nicht von Investoren geführt wurde. Die Wahl wurde im Umfeld größtenteils gut aufgenommen, mit seiner Art sollte Krämer im Vereinsumfeld auch gut ankommen - leichte Zweifel habe ich allerdings diesbezüglich, dass sich seine Art in der jüngeren Vergangenheit häufig recht schnell abgenutzt hatte.

Was die Transfers betrifft, hat nur ein unumstrittener Stammspieler den Klub verlassen. Innenverteidiger Lars Bünning, der in der Vorsaison die beste Zweikampfquote der 3. Liga hatte, wechselte zum 1. FC Kaiserslautern und spielt nun zweitklassig. Bzw. vorerst sitzt er dort, denn im Auftaktspiel gegen Hannover am Freitag stand er nicht auf dem Rasen. Bünning war gut - aber meines Erachtens auch nicht auf dem Niveau eines Marco Komenda, der vor zwei Jahren zu Holstein Kiel wechselte. Dass die Verträge von Jeron Al-Hazaimeh (Wuppertaler SV), Lukas Krüger (FSV Zwickau) und Mike-Steven Bähre (vereinslos, nach drei (!) Ausleihen) nicht verlängert wurden, war unzweifelhaft die richtige Entscheidung. Ebenfalls noch ohne Verein ist der dritte Torwart Constantin Frommann (übrigens liiert mit einer gewissen Giulia Gwinn), Youngster Moritz Hinnenkamp (SG Wattenscheid) spielte keine Rolle. Eine wesentliche Rolle spielte Florian Egerer, als er 2019 ins Emsland kam und im defensiven Mittelfeld wirklich eine richtig gute Saison spielte. Doch in den vergangenen beiden Jahren stagnierte die Entwicklung des Sechsers deutlich, er gehörte auch nicht mehr zum Stammpersonal. So spielt Egerer kommende Saison lediglich noch viertklassig beim VfB Lübeck. René Guder war mit seinem Tempo auf den Außenbahnen immer mal eine Waffe, viel Ertrag kam aber auch selten dabei raus - wenn er aber auch noch gut Fußball spielen könnte, dann hätte er wohl eh längst wo ganz anders gespielt. Stattdessen kehrt er nun zu seinem ehemaligen Klub Weiche Flensburg zurück. Zudem wechselte Richard Sukuta-Pasu nach nur einem Dreivierteljahr zu Vejle BK in die dänische zweite Liga. Das ehemalige Talent erzielte in 19 Spielen immerhin fünf Treffer und auch wenn er eigentlich nie so richtig fit wirkte, war die Quote (da waren auch einige Kurzeinsätze dabei) schon in Ordnung. Es hätte mich durchaus interessiert, wie RSP mal mit einer vernünftigen Vorbereitung zünden würde - allerdings hatte er selbst da wohl auch wenig Bock drauf und drängte trotz noch laufendem Vertrag immens auf einen (erneuten) Vereinswechsel.

Und dann wären da noch Thilo Leugers und Janik Jesgarzewski. Beides waschechte Emsländer, zudem die beiden letzten Aufstiegshelden von 2017. Während Kapitän Leugers seine Karriere bedauerlicherweise aufgrund von einer Vielzahl an schweren Verletzungen beenden musste und wie angesprochen gegen Braunschweig noch einmal ein Fünf-Minuten-Comeback feiern durfte, das er mit einem verwandelten Strafstoß in der zweiten Minute krönen konnte, erhielt Rechtsverteidiger Jesgarzewski nach acht Jahren keinen neuen Vertrag mehr. Sportlich ist das durchaus nachvollziehbar, denn hinter Markus Ballmert war JJ Ersatz, nichtsdestotrotz war auf ihn immer Verlass und als Typ ist es auf jeden Fall bitter. Jesgarzewski spielt nun (leider) für Teutonia 05 in der Regionalliga Nord.

Auf der Gegenseite fällt bei den bisherigen acht externen Neuzugängen eines auf: Das junge Alter. Gleich sieben Spieler fallen in die U23-Regel, es war auch in der Tat nötig, dass sich der Klub verjüngt und darauf baut, dass mal wieder jemand aus der Regionalliga durchstarten kann - das hat im vergangenen Jahr ehrlich gesagt nicht geklappt, auch wenn Morgan Faßbender mit fünf Saisontoren eine ordentliche Spielzeit absolvierte. Lediglich der Königstransfer ist älter - 31 um genau zu sein. Marvin Pourié soll in dieser Saison die Tore für den SVM schießen. Wie wichtig ein regelmäßiger Knipser ist, weiß man in Meppen nur zu gut: In den ersten drei Jahren lieferten Benjamin Girth, Nick Proschwitz und Deniz Undav brutal ab, die daraufhin allesamt den Klub verließen. In der vierten Saison war plötzlich kein Torjäger mehr da - und es folgte der sportliche Abstieg. In der vergangenen Saison sprang Luka Tankulic in diese Bresche, der 14 Saisontore erzielte und phasenweise herausragend ablieferte. Tankulic ist allerdings Zehner und es darf nicht davon ausgegangen werden, dass der jetzt jedes Jahr so häufig trifft. Pourié kennt die 3. Liga bestens, hat mehrfach gezeigt, dass er Torjägerqualitäten hat - allerdings ist der Angreifer auch bei einigen Stationen schon angeeckt. In der vergangenen Saison schoss er acht Tore für Absteiger Würzburger Kickers, war aber auch phasenweise suspendiert. In Karlsruhe wurde er einst Torschützenkönig.

Drittliga-Erfahrung weist ansonsten bei den Neuzugängen lediglich Sascha Risch auf. Der Linksverteidiger kam vom SC Freiburg II und kämpft nun mit Max Dombrowka um einen Stammplatz. Der Rest kam aus der Regionalliga: Innenverteidiger Lukas Mazagg von Wacker Burghausen, David Vogt war mit 21 Jahren Kapitän bei Germania Halberstadt, Samuel Abifade ist ein pfeilschneller Flügelstürmer vom VfB Lübeck sowie die beiden Brüder Paul und Johannes Manske, die von der VSG Altglienicke nach Meppen wechselte. Paul ist auf der rechten Seite zuhause, Johannes im Sturm - er erzielte zwölf Tore in der abgelaufenen Saison. Ob und wer davon wirklich schnell einen Stammplatz erobert, bleibt abzuwarten - die besten Chancen dürfte erst einmal Abifade haben.

Und natürlich Jonas Kersken, wobei das auch noch nicht ganz klar ist. Der 21-jährige ist 3. Torhüter bei Borussia Mönchengladbach, spielte in der zweiten Mannschaft und wurde ausgeliehen. Allerdings entsteht in Meppen um das Torwartthema auch eine Art Politikum, denn in Erik Domaschke, der zuletzt aber monatelang verletzt war und die erste Phase der Vorbereitung verpasste, und Matthis Harsman hat man zumindest zwei solide Drittliga-Torhüter. Harsman kommt aus der eigenen Jugend und wird natürlich folkloristisch von vielen Anhängern gefordert. Zum Teil packt er herausragende und spektakuläre Paraden aus, nichtsdestotrotz waren auch immer mal Wackler dabei. Aber wenn er in dieser Saison nicht das Vertrauen als Nummer eins erhält, dürfte er im nächsten Sommer weg sein. Wer am Samstag in Oldenburg im Tor steht ist wirklich noch unklar - ich tippe auf Kersken.

Ansonsten kursieren noch zwei Namen seit Tagen in der Gerüchteküche, die womöglich noch kommen könnten. Innenverteidiger Tobias Kraulich (Würzburger Kickers) sowie Flügelstürmer Marius Kleinsorge (1. FC Kaiserslautern). Kleinsorge spielte bereits zwischen 2016 und 2021 in Meppen - und der Verein hätte somit nach dem Leugers- und Jesgarzewski-Abgang immerhin doch wieder einen Aufsteiger im Kader. In Kaiserslautern konnte er sich nicht durchsetzen, in der vergangenen Rückrunde half er Rot-Weiss Essen auf Leihbasis zum Aufstieg. Kraulich wäre ein durchaus benötigter zweiter Linksfuß in der Innenverteidigung - die ich sowieso derzeit als größte Schwachstelle sehe. Klar ist aber auch: Beide müssten auf ordentlich Geld verzichten - und der SVM-Kader ist eigentlich recht groß. Es gäbe durchaus ein paar Kandidaten, denen man einen Vereinswechsel noch nahelegen könnte und sollte wie beispielsweise Tobias Dombrowa oder auch Beyhan Ametov - gerade wenn Kleinsorge kommt. Viel Spielzeit dürften sie nicht erhalten.

Wie immer geht es für den SV Meppen auch in der sechsten Drittliga-Saison primär nur um den Klassenerhalt. Der Etat ist einer der kleinsten in der Liga, drei der letzten vier Halbserien waren katastrophal. Klar, die vergangene Rückrunde war klar unter dem eigentlichen Niveau des Teams wie die Hinrunde auch über dem Niveau gewesen ist. Es hängt einfach irre viel davon ab, ob und wie Pourié einschlägt und ob er sich im Griff hat. Dann hat er natürlich die Qualität, zweistellig zu treffen. In der Abwehr fehlt Stand jetzt noch jemand, Mazagg muss sich erst einmal an die Liga gewöhnen. Idealbesetzung derzeit wäre wohl Steffen Puttkammer/Jonas Fedl. Puttkammer wird aber nicht jünger und Fedl hat auch eher ein durchschnittliches erstes Jahr gespielt. Kraulich würde ich sehr begrüßen, auch wenn er zuletzt zweimal in Folge abgestiegen ist. Grundsätzlich hat der Verein im Zentrum mit Tankulic, David Blacha und Ole Käuper aber ausreichend Klasse, um erneut die Liga zu halten. Platz 13.
 

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SV Elversberg

Eine Sache hat die SV Elversberg ihren Mitaufsteigern aus Essen, Bayreuth und Oldenburg voraus: Erfahrung in der 3. Liga. Während das Trio in diesem Jahr absolutes Neuland betritt, haben die Saarländer immerhin eine Drittliga-Saison in der eigenen Historie stehen. In der Saison 2013/2014 war der Klub aus dem beschaulich 12.000 Einwohner-Städtchen Spiesen-Elversberg drittklassig musste mit 40 Punkten allerdings als 18. direkt wieder den Weg in die Regionalliga antreten. Seitdem versuchte es der durchaus ambitionierte Klub, der seit vielen Jahren sehr stark von Hauptsponsor Ursapharm unterstützt wird, immer wieder, scheiterte jedoch in schöner Regelmäßigkeit recht knapp an der Rückkehr in den Profifußball - bis zur letzten Saison. Diesmal soll es nicht nur ein einjähriges Intermezzo bleiben - und die Chancen dafür stehen äußerst gut.

Aber wieder mal: Der Reihe nach. Elversberg spielte eine bärenstarke Saison, war dennoch sehr lange in einen packenden Meisterschaftskampf mit dem SSV Ulm und Kickers Offenbach verwickelt. Der Aufstieg wurde erst am vorletzten Spieltag dingfest gemacht. Und Elversberg hat ein besonderes Kunststück vollbracht: In einer Saison Tabellenletzter zu sein und dann noch Meister werden. Denn nach dem dritten Spieltag stand die SVE noch ohne Punkte da. Der erste Spieltag war spielfrei, danach setzte es gleich zwei Niederlagen - der Auftakt war komplett verkorkste. Wenn dann allerdings nur noch zwei Niederlagen in 34 Spielen folgen und man im Jahr 2022 mal eben kein Spiel verliert und 39 von möglichen 45 Punkten holt, dann kann man selbst mit solch einem Saisonstart noch das ganz große Ding holen.

Keine Frage: Für einen Aufsteiger aus der Regionalliga hat Elversberg einen richtig guten - und auch namhaften Kader beisammen. Die Erfahrung von über 1000 Drittligaspielen steht zu Buche - davon können Oldenburg und Bayreuth nun wirklich nur träumen. Und im Kader herrscht Kontinuität: Horst Steffen ist bereits seit Herbst 2018 der verantwortliche Mann an der Seitenlinie (nur Joe Enochs ist länger dabei), die 3. Liga kennt er noch aus seiner Zeit bei den Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und Chemnitzer FC bestens. Der ohnehin schon qualitativ gute Kader wurde dementsprechend auch nur mit wenigen Neuzugängen ergänzt - aber die bringen auch noch einmal richtig Qualität mit, während die Abgänge von Manuel Kober (TSV Steinbach), Nico Karger (FC Deisenhofen), Gabriel Weiß (vereinslos) und Yannik Haupts (Hertha Wiesbach) nicht weiter ins Gewicht fallen. Ein Leistungsträger musste nicht ersetzt werden - auch nicht Carlo Sickinger.

Der defensive Mittelfeldspieler spielte jahrelang für den 1. FC Kaiserslautern und war dort bereits im recht jungen Alter Kapitän. Im Sommer 2021 wagte er schließlich den Wechsel in die 2. Bundesliga zum SV Sandhausen - dort konnte er sich aber nicht wirklich durchsetzen. Dennoch war es schon überraschend, dass ein Spieler wie Sickinger im Winter auf Leihbasis nicht in die 3. Liga ging - sondern eben in die Regionalliga, wo er seinen Teil zum Aufstieg beitrug. Das zeigt zugleich aber auch recht deutlich, wie es mit den Elversberger Ambitionen bestellt ist. Und nach dem Aufstieg konnte Sickinger nun auch fest verpflichtet werden. Ein weiterer Fingerzeig sind zudem die Verpflichtungen von Innenverteidiger Marcel Correia und Sechser Thore Jacobsen. Correira spielte zuletzt beim SC Paderborn und bringt die Erfahrung von 188 Zweitliga- sowie 19 Bundesliga-Spielen mit. Mit 33 Jahren ist er zwar nicht mehr der jüngste - aber Routine kann natürlich auch einiges wettmachen. Jacobsen befindet sich mit 25 Jahren dagegen im besten Fußballleralter, kommt von Werder Bremen und spielte mehrfach auf Leihbasis für den 1. FC Magdeburg. Ergänzt wird das neue Trio von Tobias Mißner (Mainz 05 II) und Jannik Rochelt (SSV Ulm).

Die wenigen Neuzugänge fügen sich ein in eine gewachsene Struktur, Spieler wie Luca Schnellbacher, Sinan Tekerci, Charles Laprevotte oder Kevin Conrad haben auch schon in der Vergangenheit höherklassig gespielt. Mit Schnellbacher, Kevin Koffi, Valdrin Mustafa und Israel Suero schossen in der vergangenen Saison gleich vier Spieler eine zweistellige Anzahl an Toren. Dass der Motor schon richtig gut funktioniert, hat nicht zuletzt die bisherige Vorbereitung bewiesen. Elversberg holte ein 0:0 gegen den SC Freiburg, schlug Waldhof Mannheim und gewann die Generalprobe am Samstag gegen den letztjährigen Liga-Konkurrenten Rot-Weiß Koblenz mal eben locker 6:0. Verlieren ist der Großteil der Mannschaft einfach seit Monaten nicht gewohnt.

Bei der Frage nach dem stärksten Aufsteiger wird sehr oft unweigerlich Rot-Weiss Essen genannt. So klar sehe ich das aber nicht - Elversberg fliegt für viele aufgrund der Provinzialität etwas unter dem Radar. Der Kader hatte in der Regionalliga schon auf vielen Positionen Drittliga-Niveau, man hat einen ordentlichen Trainer und das Team noch mit echt guten Leuten verstärkt. Geld ist bei der SVE ebenfalls vorhanden. Natürlich werden sich Spieler wie Suero und Mustafa erst einmal an die Klasse gewöhnen müssen - aber ich glaube schon, dass das gut klappen sollte. Sollte alles normal laufen, gehe ich für Elversberg von einer sorgenfreien Saison aus, ein Abstieg würde mich wirklich überraschen. Vielleicht wäre es sogar möglich, zur absoluten Überraschungsmannschaft zu avancieren - aber daran glaube ich im Endeffekt auch nicht. Platz 12.
 

Vega

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FC Viktoria Köln

Vor einem Jahr hatte ich Viktoria Köln eine schwierige Saison prophezeit. Legende Mike Wunderlich hatte den Verein verlassen, so richtig klar war nicht, in welche Richtung es nun gehen sollte. In meinem Tipp hatte ich die Viktoria schließlich sogar als Absteiger getippt und auf Rang 17 platziert. Die Füchse unter euch werden merken: Ich lag falsch. Nach zwei zwölften Plätzen beendeten die Höhenberger die vergangene Spielzeit auf dem 13. Platz. Es war der versöhnliche Abschluss einer in der Tat komplizierten Saison, denn besonders in der Hinrunde kam die Viktoria gar nicht in Schwung und stand den Großteil der Spieltage auf einem Abstiegsplatz. Der Verein behielt in dieser Phase jedoch die Ruhe (das war in der Vergangenheit nicht immer so) und hielt an Trainer Olaf Janßen fest - mit Erfolg. Nach einem 5:2-Sieg über den SC Verl am 22. Spieltag sprang Köln über den Strich und blieb dort bis zum Saisonende. Es hätte an den letzten Spieltagen aber schon auch nochmal eng werden können, doch als es ernst wurde holte die Viktoria acht wichtige Punkte in den letzten vier Spielen, darunter zwei Siege gegen die Aufsteiger aus Braunschweig und Kaiserslautern. Somit geht es ins vierte Drittligajahr.

Einen Legendenstatus wie Wunderlich im Vorjahr hatte diesmal zwar kein Abgang, der Verlust von Kai Klefisch schmerzt die Kölner aber sehr. Der 22-jährige spielte im defensiven Mittelfeld eine starke Saison und wechselte folgerichtig eine Liga höher zum SC Paderborn. Bittererweise brach er sich zum Saisonende den Knöchel. Aufgefangen soll dieser Abgang mit einem gewissen Ben Klefisch werden. Der ist 19 Jahre alt, kam auf Leihbasis von RB Leipzig - und ist wenig überraschend der Bruder von Kai. Für die eigenen Fans natürlich auch immer praktisch, wenn man nicht zu viele neue Namen lernen muss.

Ansonsten verließ Innenverteidiger Alexander Höck den Verein zu Werder Bremen II und Maximilian Rossmann, Dario de Vita und Timmy Thiele stehen noch ohne neuen Klub da. Die zuletzt ausgeliehenen Lenn Jastremski (Bayern München) und Stammtorhüter Moritz Nicolas (Borussia Mönchengladbach) kehrten zu ihren Stammvereinen zurück.

Ebenfalls ausgeliehen waren Luca Marseiler (Paderborn) und Ersatztorhüter Elias Bördner (Eintracht Frankfurt). Das Duo wurde nun aber fest verpflichtet. Offensivkraft Marseiler kennt die Liga seit Jahren und bringt viel Qualität mit, Bördner (20 Jahre) bestreitet den Torwartzweikampf gegen Ben Voll (21)l, den Köln von Hansa Rostock holte. Es dürfte das jüngste Torhüterduo der Liga sein, dem Vernehmen nach soll Voll die Nase nicht voll, sondern vorne haben. Neu sind zudem auch Innenverteidiger Lars Dietz (Würzburger Kickers), Mittelfeldmann Hamza Saghiri (Waldhof Mannheim), und Kevin Lankford (SV Wehen Wiesbaden), der auf der rechten Seite zu Hause ist. Für den Sturm kam André Becker von Jahn Regensburg, er war in der Rückserie nach Würzburger ausgeliehen. Man sieht: Köln hat ordentlich Drittliga-Erfahrung verpflichtet. Ebenfalls auf der Wunschliste steht eine Leihe von HSV-Angreifer Robin Meißner. Leihen stehen ohnehin erneut hoch im Kurs, neben Klefisch und voraussichtlich Meißner wurde Angreifer Simon Stehle von Hannover 96 ausgeliehen. Zudem rückte ein Quintett aus der eigenen Jugend nach oben.

Die Neuzugänge ergänzen das durchaus solide Team um Kapitän und Routinier Marcel Risse. Akteure wie Daniel Buballa, Simon Handle oder Jeremias Lorch bringen ebenfalls reichlich Erfahrung mit und werden ergänzt von Youngstern wie Youssef Amyn (18) und Seok-ju Hong (19), die schon in der vergangenen Saison das eine oder andere Mal ihr Können aufblitzen ließen. Vor allem Amyn ist ein richtig cooler Spieler, der - obwohl eigentlich noch für die U19 spielberechtigt gewesen ist - bereits 33 Einsätze in der 3. Liga absolvierte. Ein Problem in der vergangenen Saison war allerdings der Angriff - mit David Philipp erzielte der beste Torschütze lediglich sieben Tore. Die Höhenberger konnten die Last aber auf mehreren Schultern verteilen.

Viktoria Köln fliegt immer etwas unterm Radar, wirklich aufregend ist der Verein nicht. Die ganz großen Ambitionen, die zwischenzeitlich mal da waren, sind gefühlt in den letzten 1-2 Jahren etwas verflogen, stattdessen will man sich erstmal wohl weiter in der 3. Liga zurechtfinden. Das sollte auch in dieser Spielzeit klappen. Becker hat theoretisch das Potential, der gesuchte Stürmer zu sein, der zweistellig trifft. Spätestens dann sollte der Klassenerhalt kein großes Problem werden. Sollte Olaf Janßen noch ein Saison überstehen, wäre das für die Viktoria schon bemerkenswert. Platz 11.
 

Vega

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Borussia Dortmund II

Eine Überraschung war es wirklich nicht: Dass Borussia Dortmund II im vergangenen Jahr der stärkste Aufsteiger war, ist zuvor auch so erwartet worden. Zu viel Qualität brachten die Schwarz-Gelben mit, die sie zunächst auch gleich mal eindrucksvoll in der neuen Liga präsentierten. 14 Punkte sammelte die Mannschaft von Enrico Maaßen in den ersten sieben Spielen, wochenlang stand die Mannschaft auf einem Aufstiegsplatz, nach dem elften Spieltag war man sogar Tabellenführer. Im Anschluss an die Länderspielpause im Oktober folgte jedoch ein kleiner Bruch, der BVB kassierte vier Niederlagen in Folge und rutschte ins obere Mittelfeld ab - dort sollte man im Prinzip die gesamte weitere Saison bleiben. Zu Buche stand letztlich ein neunter Platz - schlechter war man während der kompletten Saison nicht platziert. Mit dieser Bilanz konnte man natürlich prima leben. Extrem auffällig: Die Unterschiede zuhause und auswärts. Im eigenen Stadion sammelte der BVB gerade einmal 18 Punkte (Platz 17), auswärts gab es 31 Zähler (Platz 4). Die heimische Rote Erde mit ihrem klassisch schwierigem Geläuf spielte den spielerisch versierten BVB-Youngstern in schöner Regelmäßigkeit nicht in die Karten.

Wie für eine zweite Mannschaft üblich, war der Aderlass schließlich im Sommer groß - erst recht, wenn man so ein gutes Aufstiegsjahr spielt, weckt das natürlich Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Und das nicht nur auf Spieler-, sondern auch auf Trainerseite. Und so verließ Erfolgstrainer Maaßen den BVB nach zwei Jahren und heuerte mal eben in der Bundesliga beim FC Augsburg an. SV Drochtersen/Assel, SV Rödinghausen, BVB II - und dann die Bundesliga, ein steiler Aufstieg. Als Nachfolger wurde Christian Preußer präsentiert, der die zweite Mannschaft vom SC Freiburg 2021 in die 3. Liga führte, dann aber zu Fortuna Düsseldorf wechselte - und dort scheiterte und bereits früh nach der Winterpause entlassen wurde. Ob Preußer die nächste Chance nutzen kann, bleibt abzuwarten, positive Erfahrungen mit Reserven hat er aber in jedem Fall.

Auch ansonsten ist die Liste von Leistungsträgern, die den Verein verlassen haben, durchaus lang. Die offensiven Immanuel Pherai (Eintracht Braunschweig) und Richmond Tachie (SC Paderborn) sowie Innenverteidiger Lennard Maloney (1. FC Heidenheim wechselten in die 2. Bundesliga). Auch Christian Viet ist nach seiner Leihe wieder zurück zum FC St. Pauli gegangen bzw. spiet inzwischen für Jahn Regensburg. Torhüter Stefan Drljaca ging zu Dynamo Dresden und Berkan Taz, mit zehn Toren bester Torschütze in der abgelaufenen Saison beim BVB, schloss sich Waldhof Mannheim an. Nebensächlich sind die Abgänge von Haymenn Bah-Traoré, Kamal Bafounta und Jonas Reckert. Dass Spieler wie Steffen Tigges und Ansgar Knauff, die im Vorjahr noch offiziell zur zweiten Mannschaft gehörten, ebenfalls nicht mehr da sind, muss vermutlich nicht groß extra erwähnt werden.

Schmerzhafte Abgänge ohne Frage, aber zum einen hat der BVB eine wahnsinnige Qualität in der eigenen U19 und zum anderen investieren die Dortmunder auch reichlich Geld in ihre Zweitvertretung. Linksverteidiger Prince Aning (18 Jahre) wechselte für 300.000 Euro von Ajax Amsterdam nach Dortmund. Der Niederländer machte in der Vorbereitung bei den Profis zu Beginn einen derart guten Eindruck, dass er vor einigen Tagen noch ins Trainingslager in Bad Ragaz nachgereist ist. Innenverteidiger Mario Suver vom 1. FC Nürnberg ließ sich der BVB auch nochmal eben 200.000 Euro kosten. Flügelstürmer Jayden Braaf wurde in den Medien bereits als neuer Jadon Sancho bezeichnet, weil er von der U23 von Manchester City nach Dortmund wechselte, er gehört vorerst aber auch zum Kader der Zweitvertretung. Hochinteressant ist auch Innenverteidiger Valentino Vermeulen, der mit gerade einmal 20 Jahren schon 68 Partien in der zweiten niederländischen Liga für den FC Eindhoven absolvierte.

Mehr Erfahrung bringt dagegen Stürmer Michael Eberwein mit, der einst bereits für die Dortmunder U23 spielte und nun, nach einer starken Saison in Halle, zurückkehrte. 13 Tore schoss Eberwein in der vergangenen Saison, wie bereits im HFC-Text angemerkt. Aus der Regionalliga West verpflichteten die Dortmunder zudem noch ebenfalls zwei spannende Talente: Can Hayri Özkan, defensiver Mittelfeldspieler von Fortuna Düsseldorf II und Innenverteidiger Bjarne Pudel vom SC Wiedenbrück, den ich persönlich mir vor einem halben Jahr sehnlichst in Meppen gewünscht hatte, außerdem kam Falko Michel vom VfB Stuttgart II.

Und dann wäre da natürlich noch Torhüter Marcel Lotka, den die wenigsten vor einem halben Jahr wohl gekannt hatten. Doch als bei Hertha BSC die Torwart-Misere ausbrach, stand auf einmal Lotka in der Bundesliga im Tor - und zeigte wochenlang bärenstarke Leistungen. Weil der BVB sich mit ihm aber schon auf einen Wechsel geeinigt hatte, spielt der 21-Jährige in dieser Saison voraussichtlich eher in der 3. als in der Bundesliga. Zugleich hat der BVB in seiner Reserve in Luca Unbehaun eigentlich auch noch ein sehr starkes Talent im Tor stehen. Aus der U19 rücken zudem die 5 Deutschen Meister Bradley Fink, Lion Semic, Göktan Gürpüz, Dennis Lütke-Frie und Silas Ostrzinski auf - insbesondere die ersten drei gelten als hochtalentiert.

Nun kann man natürlich davon halten, was man will, wie der BVB mit seiner zweiten Mannschaft verfährt. Seit mehreren Jahren werden viele Spieler von Außen dazugekauft und dabei auch mit jeder Menge Geld gelockt. Das fällt ja auch massiv in der U19 auf, die gefühlt schon eine Europa-Auswahl darstellte zuletzt. Ob dies das nachhaltigste Nachwuchskonzept ist, bleibt abzuwarten. Völlig unbestritten ist allerdings, dass die Spieler natürlich reichlich Qualitäten mitbringen.

Im vorherigen Absatz habe ich das Fazit eigentlich schon eingeleitet. Klar, der BVB hat schmerzhafte Abgänge zu verzeichnen - das ist das Los einer U23. Zugleich sind aber auch sowohl aus der eigenen Jugend als auch extern herausragende Spieler für die 3. Liga hinzugekommen, außerdem kann auch immer mal ein Youngster, der eigentlich zu den Bundesliga-Profis gehört, plötzlich in der U23 auftauchen. Der BVB hat fußballerisch vermutlich die höchste individuelle Qualität der Liga, aber natürlich wird es auch Spiele geben, in denen das junge Team Lehrgeld bezahlen wird. Da waren auch in der letzten Saison schon absurde Spielverläufe dabei, in denen man unzählige Chancen versiebt hatte. Gut möglich also, dass die Saison wieder einmal etwas achterbahnmäßig verläuft, um in Probleme zu geraten, ist das Team aber viel zu stark. Platz 10.
 

Vega

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Rot-Weiss Essen

14 Jahre. Solange mussten die Fans von Rot-Weiss Essen warten, bis sie endlich wieder auf Drittliga-Ebene Fußball sehen. Aber an diesem Wochenende ist es wirklich so weit - RWE empfängt zum Auftakt Mitaufsteiger SV Elversberg und damit endet über ein Jahrzehnt voller Leiden, Wehmut und Drama. 2006/2007 stieg der Revierklub aus der 2. Bundesliga ab, im Jahr darauf ging es in der Regionalliga Nord um die Qualifikation für die neu eingeführte Dritte Liga. Zehnter musste RWE werden, es wurde ein Vabanquespiel, doch am letzten Spieltag waren die Vorzeichen eigentlich gut, man hätte nur gegen den abgeschlagenen und längst abgestiegenen VfB Lübeck gewinnen müssen. Doch RWE wäre nicht RWE, wenn nicht genau dieses Unterfangen nicht schiefgehen würde und so kassierte der Vereine in einer der dunkelsten Stunden der Historie eine 0:1-Pleite, verpasste die Qualifikation für die neue eingleisige Dritte Liga und war fortan viertklassig.

Und es sollte noch schlimmer werden: 2010 musste der Verein Insolvenz anmelden und stieg in die fünfte Liga ab. Der Betriebsunfall NRW-Liga konnte immerhin in einem Jahr begradigt werden und es ging zurück in die Regionalliga. Doch während der Klub dort jahrelang hehre Ziele hatte, sah die Wahrheit anders aus. Anspruch und Wirklichkeit klafften in schöner Regelmäßigkeit weit auseinander, Spieler und vor allem Trainer kamen und gingen, phasenweise schwebte der Verein näher am Abstiegskampf als auch nur ansatzweise in den Aufstiegskampf einzugreifen.

So richtig änderte sich das erst 2019, als man unter Christian Titz zumindest mal wieder eine Handschrift auf dem Rasen sah. In der abgebrochenen Corona-Saison war RWE am Ende aber nur Dritter, hinter Rödinghausen und Verl. Im Sommer war für Titz Feierabend, es folgte Christian Neidhart. Der spielte in seinem ersten Jahr eine nahezu perfekte Saison: Essen holte 90 Punkte und zog ins DFB-Pokal-Viertelfinale ein - doch es reichte wieder einmal nicht, um die 3. Liga zu erreichen, weil der BVB II haarscharf besser war.

In der vergangenen Saison war der Aufstieg schließlich endgültig Pflicht. Doch in Preußen Münster hatte RWE abermals einen faszinierend starken Kontrahenten. Gerade als es im Frühjahr so schien, dass sich die Essener nun etwas absetzen können, geschah, was eigentlich nur in Essen geschehen kann. Im Topspiel gegen Münster warf beim Stand von 1:1 ein Idiot von der RWE-Tribüne Böller auf den Rasen in Richtung der sich warmmachenden Preußen-Ersatzspieler, wovon sich zwei ernsthaft verletzten. Die Partie wurde abgebrochen, das Spiel für Münster gewertet - und weil RWE auch corona-gebeutelt kurz darauf ein paar Punkte liegen ließ, war plötzlich Münster auf dem Weg zum Aufstieg. Sollte es wieder nicht klappen?

In absoluter Verzweiflung entschieden sich die Essener zwei Spieltage vor Saisonende zu einem radikalen Cut: Neidhart, der in 89 Spielen an der Essener Seitenlinie einen Punkteschnitt von 2,29 pro Spiel aufweisen konnte, wurde entlassen, interimsmäßig übernahmen Sportdirektor Jörn Nowak und U19-Trainer Vincent Wagner (der mittlerweile Hoffenheim II trainiert). Aber RWE konnte machen, was sie wollten - es musste ein Münsteraner Patzer an einem der letzten beiden Spieltage her, doch die Preußen gewannen zuvor Spiel um Spiel in stoischer Gelassenheit. Bis zum 6. Mai. Wie vernagelt war das Tor des SC Wiedenbrück, auch eine Überzahl brachte keinen Ertrag - am Ende stand ein 0:0. RWE machte diesmal seine Hausaufgaben, zog am vorletzten Spieltag an Münster vorbei und gab sich auch am letzten Spieltag gegen RW Ahlen keine Blöße - am 14. Mai feierte eine ganze Stadt die Rückkehr in den Profifußball.

Der Mythos des "schlafenden Riesen" wird ja sehr gerne auch inflationär bemüht, doch auf welchen Verein soll das besser zutreffen als auch Rot-Weiss Essen? Ein paar Beispiele: Zum ersten Training (!) der neuen Saison kamen 3000 Zuschauer an die Hafenstraße. Der Verein steht kurz davor, die Marke von 10.000 (!) Dauerkarten zu knacken - und das nach dieser langen Zeit der Ödnis. Gegen Elversberg dürfte das Stadion ausverkauft sein, rund 17.000 gehen derzeit rein, mittelfristig soll die Kapazität wachsen. The hype is real und der zweite Spieltag in Duisburg wird schon jetzt mit Spannung erwartet.

Aber gehen wir mal weg vom Drumherum und kommen zum Sportlichen. Nachdem Neidhart geschasst wurde und Nowak/Wagner eben nur interimsweise einsprangen, benötigte RWE wieder einmal einen neuen Trainer - aber diesmal eben auf Drittligaebene. Fündig wurde man schließlich bei Christoph Dabrowski, der das Ruhrgebiet bestens aus seiner Bochumer Zeit kennt. Der ehemalige Profi trainierte im letzten halben Jahr Hannover 96 und wirkt bis dato sehr bestimmt in seinem Auftreten, aber dennoch nahbar. RWE ist für Dabrowski auch eine Chance, sich im Profifußball zu beweisen, denn in Hannover war recht klar, dass er den Job nur bis Saisonende machen soll, nachdem Jan Zimmermann entlassen worden war.

Mit Blick auf den Kader ist im Vergleich zur Vorsaison gar nicht so viel passiert, wie man bei einem Verein mit dem Potential von RWE hätte glauben können. Das hängt aber natürlich auch damit zusammen, dass die Mannschaft schon zuletzt für ein Regionalliga-Team exorbitant gut besetzt war. Im Winter verstärkte sich der Klub mal eben mit Thomas Eisfeld, der ein halbes Jahr zuvor noch mit dem VfL Bochum den Bundesliga-Aufstieg gefeiert hatte und dort durchaus auch noch zu Einsatzzeiten kam. Der langjährige Bochumer Abwehrspieler Felix Bastians gehört ebenfalls zum RWE-Kader.

Abgänge von Leistungsträgern gibt es in der Tat keine zu verkraften. Torhüter Daniel Davari war zwar letzte Saison Stammkraft, wurde in der Endphase aber suspendiert und spielt nun wieder bei Rot-Weiß Oberhausen. Yannick Langesberg wechselte zur TSV Steinbach, Felix Heim und David Sauerland zu Alemannia Aachen, Routinier Zlatko Janjic ist nun vereinslos, die Leihe von Marius Kleinsorge endete. Nils Kaiser (SC Wiedenbrück) und Timur Kesim (SG Wattenscheid) wurden ausgeliehen. Stammspieler war niemand.

Eine der wichtigsten Personalien war indes Isaiah Young. Der Flügelflitzer, der im Februar das Tor des Monats schoss, war einer der herausragenden Akteure bei RWE auf dem Weg in die 3. Liga. Neun Tore und 14 Vorlagen steuerte er zum Aufstieg bei. Klar, dass da auch andere Vereine hellhörig werden - dem Vernehmen nach auch aus der 2. Bundesliga. Doch Young verlängerte seinen Vertrag bis 2024. Ein deutlicher Beleg dafür, was RWE auch in der Lage ist, seinen Spielern finanziell zu bieten. Der Klub muss sich im Liga-Durchschnitt auf gar keinen Fall verstecken und dürfte vom Etat mindestens mal im Mittelfeld liegen.

Externer "Königstransfer" ist Björn Rother. Der defensive Mittelfeldspieler kam von Hansa Rostock und hat bereits ordentlich Erfahrung in der zweiten und dritten Liga. Einen Spieler im Zentrum, der durchaus auch mal für das Grobe zuständig ist, brauchte RWE auch dringend, nachdem auch die Liaison mit Dennis Grote im vergangenen Winter in einer Suspendierung endete. Für den Sturm wurde Ron Berlinski aus Verl verpflichtet, der dort im Vorjahr aus der Oberliga kam und vor allem in der Endphase - wie bereits geschrieben - mit diversen Toren dem Sportclub den Klassenerhalt rettete. Berlinski wird im Sturm mit Simon Engelmann um den Platz kämpfen (wobei auch beide gleichzeitig denkbar wäre) - es wird in jedem Fall enorm spannend. Denn Engelmann ist eine hochinteressante Personalie: Der Mittelstürmer ist DIE Tormaschine der Regionalliga West, in 307 Spielen erzielte er in der Liga 166 (!) Tore. In den letzten vier Jahren wurde "Engel" jedes Mal Torschützenkönig, doch erst jetzt wird der 33-Jährige sein Drittligadebüt feiern. Ob er auch in dieser Liga so krass knipst, dürfte eine der spannendsten Fragen der Liga sein. Der Transfer von Engelmann vor zwei Jahren war in jedem Fall das dringend benötigte Puzzlestück, um wirklich ernsthaft aufsteigen zu können, er erzielte in den letzten beiden Jahren 52 Ligatore.

Aurel Loubongo (St. Pauli II) und Lawrence Ennali (Leihe, Hannover 96), den Dabrowski gut kennt, bringen jede Menge Tempo auf den Außenbahnen mit. Felix Wienand (Schalke II) wird den Platz hinter Jakob Golz (ja, der Sohn von Richard) im Tor einnehmen. Auf Leihbasis kam auch Rechtsverteidiger Meiko Sponsel vom 1. FC Köln, wobei er in Sandro Plechaty einen starken Konkurrenten hat. Zuletzt lieh RWE noch Linksverteidiger Moritz Römling vom VfL Bochum aus, weil Dauerrekonvaleszent Michel Niemeyer noch immer kein Spiel für den Verein absolvieren konnte.

Die Neuzugänge ergänzen eine gut funktionierende Mannschaft, die in der Tat auch über einen sehr starken Teamgeist verfügte. Kapitän Daniel Heber war wohl der beste Innenverteidiger der Regionalliga West und unterschrieb schon im letzten Jahr einen Vertrag bis 2025! Niklas Tarnat (ja, der Sohn von Michael) kennt Dabrowski aus gemeinsamen Hannoveraner Zeiten. Eisfeld und Bastians wurden schon angesprochen, auch Oguzhan Kefkir und Felix Herzenbruch haben höherklassige Erfahrung.

Bleibt die Gretchenfrage: Wie reagiert das RWE-Umfeld, wenn es mal nicht läuft? Wenn Ergebnisse mal wieder ausbleiben? Die RWE-Fans sind ohne Zweifel sehr speziell und anspruchsvoll, was dort in einem Affentempo für ein Theater herrschen kann, wenn es mal nicht läuft und Ergebnisse ausbleiben ist in Deutschland wirklich eine Seltenheit. Natürlich wird RWE nun nicht mehr dauerhaft Favorit sein. Die Stimmung im Stadion kann sehr gerne mal sehr schnell umschwenken, oder die Anhänger besinnen sich darauf, dass es endlich nach 15 Jahren wieder aufwärts geht - dann kann die Fanschar auch eine ungeheure Wucht entwickeln. Nur eines ist klar: Eine Auftaktniederlage gegen Elversberg erwartet niemand.

Ich bin unglaublich gespannt, wie sich Rot-Weiss Essen in der 3. Liga schlägt. Die Mannschaft ist gut genug, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Während manche Experten dem Klub die ganz große Überraschung zutrauen, glaube ich da aber auch nicht dran. Dafür fehlt es mir bei diversen Einzelspielern dann doch in der Spitze bzw. diejenigen, die die Qualitäten eigentlich haben, sind auch schon etwas älter. Es muss abgewartet werden, wie Engelmann in der 3. Liga zurechtkommt, Berlinski ist nicht der glasklare Stürmer, wie es Engelmann ist. Wenn RWE eine sorgenfreie Saison spielt und sich erst einmal an die Liga gewöhnt, sollten die Zuschauer eigentlich zufrieden sein. Platz 9.
 

thedoctor46

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Borussia Dortmund II

Eine Überraschung war es wirklich nicht: Dass Borussia Dortmund II im vergangenen Jahr der stärkste Aufsteiger war, ist zuvor auch so erwartet worden. Zu viel Qualität brachten die Schwarz-Gelben mit, die sie zunächst auch gleich mal eindrucksvoll in der neuen Liga präsentierten. 14 Punkte sammelte die Mannschaft von Enrico Maaßen in den ersten sieben Spielen, wochenlang stand die Mannschaft auf einem Aufstiegsplatz, nach dem elften Spieltag war man sogar Tabellenführer. Im Anschluss an die Länderspielpause im Oktober folgte jedoch ein kleiner Bruch, der BVB kassierte vier Niederlagen in Folge und rutschte ins obere Mittelfeld ab - dort sollte man im Prinzip die gesamte weitere Saison bleiben. Zu Buche stand letztlich ein neunter Platz - schlechter war man während der kompletten Saison nicht platziert. Mit dieser Bilanz konnte man natürlich prima leben. Extrem auffällig: Die Unterschiede zuhause und auswärts. Im eigenen Stadion sammelte der BVB gerade einmal 18 Punkte (Platz 17), auswärts gab es 31 Zähler (Platz 4). Die heimische Rote Erde mit ihrem klassisch schwierigem Geläuf spielte den spielerisch versierten BVB-Youngstern in schöner Regelmäßigkeit nicht in die Karten.

Wie für eine zweite Mannschaft üblich, war der Aderlass schließlich im Sommer groß - erst recht, wenn man so ein gutes Aufstiegsjahr spielt, weckt das natürlich Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Und das nicht nur auf Spieler-, sondern auch auf Trainerseite. Und so verließ Erfolgstrainer Maaßen den BVB nach zwei Jahren und heuerte mal eben in der Bundesliga beim FC Augsburg an. SV Drochtersen/Assel, SV Rödinghausen, BVB II - und dann die Bundesliga, ein steiler Aufstieg. Als Nachfolger wurde Christian Preußer präsentiert, der die zweite Mannschaft vom SC Freiburg 2021 in die 3. Liga führte, dann aber zu Fortuna Düsseldorf wechselte - und dort scheiterte und bereits früh nach der Winterpause entlassen wurde. Ob Preußer die nächste Chance nutzen kann, bleibt abzuwarten, positive Erfahrungen mit Reserven hat er aber in jedem Fall.

Auch ansonsten ist die Liste von Leistungsträgern, die den Verein verlassen haben, durchaus lang. Die offensiven Immanuel Pherai (Eintracht Braunschweig) und Richmond Tachie (SC Paderborn) sowie Innenverteidiger Lennard Maloney (1. FC Heidenheim wechselten in die 2. Bundesliga). Auch Christian Viet ist nach seiner Leihe wieder zurück zum FC St. Pauli gegangen bzw. spiet inzwischen für Jahn Regensburg. Torhüter Stefan Drljaca ging zu Dynamo Dresden und Berkan Taz, mit zehn Toren bester Torschütze in der abgelaufenen Saison beim BVB, schloss sich Waldhof Mannheim an. Nebensächlich sind die Abgänge von Haymenn Bah-Traoré, Kamal Bafounta und Jonas Reckert. Dass Spieler wie Steffen Tigges und Ansgar Knauff, die im Vorjahr noch offiziell zur zweiten Mannschaft gehörten, ebenfalls nicht mehr da sind, muss vermutlich nicht groß extra erwähnt werden.

Schmerzhafte Abgänge ohne Frage, aber zum einen hat der BVB eine wahnsinnige Qualität in der eigenen U19 und zum anderen investieren die Dortmunder auch reichlich Geld in ihre Zweitvertretung. Linksverteidiger Prince Aning (18 Jahre) wechselte für 300.000 Euro von Ajax Amsterdam nach Dortmund. Der Niederländer machte in der Vorbereitung bei den Profis zu Beginn einen derart guten Eindruck, dass er vor einigen Tagen noch ins Trainingslager in Bad Ragaz nachgereist ist. Innenverteidiger Mario Suver vom 1. FC Nürnberg ließ sich der BVB auch nochmal eben 200.000 Euro kosten. Flügelstürmer Jayden Braaf wurde in den Medien bereits als neuer Jadon Sancho bezeichnet, weil er von der U23 von Manchester City nach Dortmund wechselte, er gehört vorerst aber auch zum Kader der Zweitvertretung. Hochinteressant ist auch Innenverteidiger Valentino Vermeulen, der mit gerade einmal 20 Jahren schon 68 Partien in der zweiten niederländischen Liga für den FC Eindhoven absolvierte.

Mehr Erfahrung bringt dagegen Stürmer Michael Eberwein mit, der einst bereits für die Dortmunder U23 spielte und nun, nach einer starken Saison in Halle, zurückkehrte. 13 Tore schoss Eberwein in der vergangenen Saison, wie bereits im HFC-Text angemerkt. Aus der Regionalliga West verpflichteten die Dortmunder zudem noch ebenfalls zwei spannende Talente: Can Hayri Özkan, defensiver Mittelfeldspieler von Fortuna Düsseldorf II und Innenverteidiger Bjarne Pudel vom SC Wiedenbrück, den ich persönlich mir vor einem halben Jahr sehnlichst in Meppen gewünscht hatte, außerdem kam Falko Michel vom VfB Stuttgart II.

Und dann wäre da natürlich noch Torhüter Marcel Lotka, den die wenigsten vor einem halben Jahr wohl gekannt hatten. Doch als bei Hertha BSC die Torwart-Misere ausbrach, stand auf einmal Lotka in der Bundesliga im Tor - und zeigte wochenlang bärenstarke Leistungen. Weil der BVB sich mit ihm aber schon auf einen Wechsel geeinigt hatte, spielt der 21-Jährige in dieser Saison voraussichtlich eher in der 3. als in der Bundesliga. Zugleich hat der BVB in seiner Reserve in Luca Unbehaun eigentlich auch noch ein sehr starkes Talent im Tor stehen. Aus der U19 rücken zudem die 5 Deutschen Meister Bradley Fink, Lion Semic, Göktan Gürpüz, Dennis Lütke-Frie und Silas Ostrzinski auf - insbesondere die ersten drei gelten als hochtalentiert.

Nun kann man natürlich davon halten, was man will, wie der BVB mit seiner zweiten Mannschaft verfährt. Seit mehreren Jahren werden viele Spieler von Außen dazugekauft und dabei auch mit jeder Menge Geld gelockt. Das fällt ja auch massiv in der U19 auf, die gefühlt schon eine Europa-Auswahl darstellte zuletzt. Ob dies das nachhaltigste Nachwuchskonzept ist, bleibt abzuwarten. Völlig unbestritten ist allerdings, dass die Spieler natürlich reichlich Qualitäten mitbringen.

Im vorherigen Absatz habe ich das Fazit eigentlich schon eingeleitet. Klar, der BVB hat schmerzhafte Abgänge zu verzeichnen - das ist das Los einer U23. Zugleich sind aber auch sowohl aus der eigenen Jugend als auch extern herausragende Spieler für die 3. Liga hinzugekommen, außerdem kann auch immer mal ein Youngster, der eigentlich zu den Bundesliga-Profis gehört, plötzlich in der U23 auftauchen. Der BVB hat fußballerisch vermutlich die höchste individuelle Qualität der Liga, aber natürlich wird es auch Spiele geben, in denen das junge Team Lehrgeld bezahlen wird. Da waren auch in der letzten Saison schon absurde Spielverläufe dabei, in denen man unzählige Chancen versiebt hatte. Gut möglich also, dass die Saison wieder einmal etwas achterbahnmäßig verläuft, um in Probleme zu geraten, ist das Team aber viel zu stark. Platz 10.
Zum Glück Essen vor dem BVB, sonst hätte es hier wieder Stress gegeben. :D

Passt insgesamt. Wenns mit Preußer einigermaßen klappt, glaub ich sogar, dass es wieder ein einstelliger Tabellenplatz wird.

Kleine Ergänzung noch zur Roten Erde. War bekanntermaßen als oft spielerisch besseres Team ein echtes Handicap die letzten Jahre. Das hat nun aber zum Glück ein Ende.

Nach jahrelanger Diskussion mit der Stadt (bestimmt schon 10 Jahre) hat man nun endlich eine Lösung gefunden. Geld war nie ein Problem, der BVB hätte alles bezahlt bzw. die Rote Erde sogar gekauft (gehört der Stadt) aber die Stadt wollte nicht das Veränderungen wegen der Leichtathletik vorgenommen werden.

Jetzt hat man auf jeden Fall eine Lösung gefunden. Der Platz bekommt eine Rasenheizung und ein Drainagesystem. Einen neuen Rasen natürlich auch. Für die Leichtathleten gibts noch ne neue Tartanbahn dazu.

Sollte eigentlich alles zum Saisonstart fertig sein, aber da der Platz durch den Bergbau von Hohlräumen unterwandert ist, verzögert sich alles deutlich. Man wird zunächst im Westfalenstadion spielen. Manche befürchten sogar das gesamte restliche Jahr 2022. Aber auch da wirds keine Probleme mit dem Rasen mehr geben. (y)
 

Vega

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Zum Glück Essen vor dem BVB, sonst hätte es hier wieder Stress gegeben. :D

Passt insgesamt. Wenns mit Preußer einigermaßen klappt, glaub ich sogar, dass es wieder ein einstelliger Tabellenplatz wird.

Kleine Ergänzung noch zur Roten Erde. War bekanntermaßen als oft spielerisch besseres Team ein echtes Handicap die letzten Jahre. Das hat nun aber zum Glück ein Ende.

Nach jahrelanger Diskussion mit der Stadt (bestimmt schon 10 Jahre) hat man nun endlich eine Lösung gefunden. Geld war nie ein Problem, der BVB hätte alles bezahlt bzw. die Rote Erde sogar gekauft (gehört der Stadt) aber die Stadt wollte nicht das Veränderungen wegen der Leichtathletik vorgenommen werden.

Jetzt hat man auf jeden Fall eine Lösung gefunden. Der Platz bekommt eine Rasenheizung und ein Drainagesystem. Einen neuen Rasen natürlich auch. Für die Leichtathleten gibts noch ne neue Tartanbahn dazu.

Sollte eigentlich alles zum Saisonstart fertig sein, aber da der Platz durch den Bergbau von Hohlräumen unterwandert ist, verzögert sich alles deutlich. Man wird zunächst im Westfalenstadion spielen. Manche befürchten sogar das gesamte restliche Jahr 2022. Aber auch da wirds keine Probleme mit dem Rasen mehr geben. (y)

Danke für die Ergänzungen. Ich hatte das Thema eigentlich auch auf der Agenda - aber irgendwie dann beim Schreiben tatsächlich vergessen :D Recht kurios war aber dann ja auch, dass es im Westfalenstadion in der vergangenen Saison, wo man ja die letzten drei oder vier Partien dann absolvierte, allerdings ebenfalls keinen Sieg gab.
 

Vega

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In Meppen ist der Worst Case eingetreten. Pausierte Tankulic letzte Woche noch offiziell als Vorsichtsmaßnahme, wird er heute am Meniskus operiert. Ausfallzeit: Unklar. Gerüchteküche spricht von einem Knorpelschaden, ob da etwas dran ist, kann bisher niemand seriös beurteilen. Letztes Jahr reißt sich Leugers in der Vorbereitung das Kreuzband, jetzt ist der nächste Kapitän und beste Spieler der Vorsaison unmittelbar vor dem Start Monate raus. Ein Jammer :(
 

Vega

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SV Wehen Wiesbaden

Die 3. Liga feiert in diesem Jahr ein kleines Jubiläum, geht sie doch in ihre 15. Saison. Zum 13. Mal mit dabei ist der SV Wehen Wiesbaden - das ist Rekord und wenig überraschend führen die Hessen die Ewige Tabelle der 3. Liga an. Abseits von zwei kurzen Stippvisiten in der 2. Bundesliga, gehört der SVWW zum festen Inventar der Dritten Liga - auch wenn er nun wirklich nicht zu den spektakulärsten Vereinen gehört, ist das Zuschauerinteresse in der hessischen Landeshauptstadt doch weiterhin in schöner Regelmäßigkeit recht überschaubar und die heimische BRITA-Arena eher unter den hässlichsten Stadien Deutschlands zu finden.

Wie eh und je ging der Verein auch in die letzte Saison eigentlich recht ambitioniert. Mit elf Punkten und ungeschlagen thronte das Team nach dem fünften Spieltag auch auf dem ersten Platz. Ein Wink für den Rest der Saison? Mitnichten. Es war das einzige Mal, dass Wehen Wiesbaden auf einem Aufstiegsrang stand, konstant war eigentlich sonst im Laufe der Spielzeit nur die Inkonstanz. Das führte dazu, dass im Oktober 2021 nach einer 3:4-Niederlage gegen den SV Meppen Rüdiger Rehm den Verein verlassen musste, der zuvor über vier Jahre als Trainer tätig war. Sein Nachfolger wurde Markus Kauczinski, der im weiteren Saisonverlauf aber auch keine großen Bäume mehr ausreißen konnte. Immer mal wieder gewann Wiesbaden zwei Spiele in Folge, um dann aber wieder zwei, dreimal sieglos zu bleiben. Große Sprünge waren so also nicht möglich und so konnte der Klub eigentlich nie wirklich realistisch in den Aufstiegskampf eingreifen. So wurde die Spielzeit als Tabellenachter beendet.

In diesem Sommer hatte Kauczinski nun die Möglichkeit, eine ganze Vorbereitung mit seiner Mannschaft zu absolvieren. Viele neue Gesichter musste er dabei nicht im Kader integrieren, denn große Teile der Mannschaft sind schon zusammengeblieben. Bitter ist vor allem der Abgang von Maximilian Thiel. Der Offensivmann, der immerhin acht Tore erzielte, spielt nun für Erzgebirge Aue. Drittligaintern wechselte auch Kevin Lankford zu Viktoria Köln. Ersatztorhüter Tim Boss hütet nun die Bank beim 1. FC Magdeburg, die Wechsel von Gianluca Korte (TSV Steinbach), Marc Lais (vereinslos) und Stürmer Petar Sliskovic, der nach Indien ging, sind verschmerzbar. Zudem kehrten John Iredale (SC Paderborn) und Jozo Stanic (FC Augsburg) zu ihren Stammvereinen zurück.

Externe Zugänge gibt es bis dato lediglich fünf, zweimal bediente sich der SVWW bei Drittliga-Absteigern. Linksverteidiger Brooklyn Ezeh, der auch vage bei Zweitligisten gehandelt wurde, kam von Viktoria Berlin und Offensivmann Kianz Froese gehörte beim TSV Havelse zu den auffälligsten Akteuren und konnte immerhin elf Scorerpunkte beisteuern. Für die Innenverteidigung wurde Max Reinthaler aus Zwickau geholt, der dort gesetzt war und auch in Wiesbaden sich durchsetzen sollte. Die beiden anderen Neuzugänge kommen aus der Regionalliga: Robin Heußer, defensives Mittelfeld, spielte bei der SSV Ulm. Besonders spannend könnte Suheyel Najar werden. Der Angreifer, der aber eher als hängende Spitze fungiert, spielte ein herausragendes Jahr bei Fortuna Köln, erzielte dort neun Tore und gab beeindruckende 20 Vorlagen. Wenn Najar auch den Sprung in die 3. Liga meistert, könnte Wehen Wiesbaden hier einen richtig guten Griff gelandet haben, der womöglich auch Angreifer Gustaf Nilsson immer wieder in Szene setzen könnte. Nilsson gehörte in der Vorsaison zu den besten Stürmern der Liga, erzielte 14 Tore - die Frage ist bloß: Bleibt der Schwede? Nilsson wird heftig umworben, von einem Verbleib ist eigentlich nicht auszugehen. Bisher ist aber noch nichts passiert, so dass er zumindest zum Saisonstart auf dem Rasen stehen dürfte.

Ehrlich gesagt ist über den SV Wehen Wiesbaden nicht so wirklich viel zu schreiben. Im Sommer ist nicht viel passiert, der Verein gibt selten viel Reibung her. Der Kader ist auf einigen Positionen auf gehobenem Drittliga-Niveau besetzt, er haut mich jetzt aber auch nicht vom Hocker, ebenso wenig wie ich Fan von Markus Kauczinski bin. Wenn Nilsson den Verein verlässt, wird es im Angriff deutlich komplizierter, hier muss Wiesbaden in jedem Fall noch reagieren. Auch deshalb glaube ich nicht, dass es in dieser Saison reichen wird, um wirklich in den Kampf um den Aufstieg einzugreifen. Da sehe ich die kommenden sieben Klubs weiter vorne. Wiesbaden landet erneut auf Platz 8.
 

Brigadier

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Letzte Woche war ich wieder in Wiesbaden, Britta Aren einfach das beste Schwimmbad Deutschlands!
 

Vega

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SV Waldhof Mannheim

Platz neun, Platz acht, Platz fünf - seit dem Aufstieg in die 3. Liga ging es beim SV Waldhof Mannheim jedes Jahr tabellarisch gesehen nach oben. Soll diese Tendenz beibehalten werden, ist klar, dass es am Ende der Saison in Richtung 2. Bundesliga gehen könnte, gehen dürfte. Dementsprechend forsch präsentierten sich die Kurpfälzer in der Vorbereitung auch, nicht zuletzt der neue Trainer Christian Neidhart gab die Richtung vor: Der Waldhof will in diesem Jahr aufsteigen. Kann das funktionieren?

Nach zwei Jahren endete in Mannheim die Liaison zwischen dem bisherigen Trainer Patrick Glöckner. Die Zahlen belegen, dass die Ergebnisse häufig gestimmt haben, als Typ kam der Trainer im Mannheimer Umfeld aber auch nicht ausschließlich gut an. So überraschte es nicht, dass sich beide Parteien bei Vertragsende trennten - aber selbst das ist im Profifußball ja eher Ausnahme denn Regel. Neuer Mann an der Seitenlinie ist wie schon erwähnt Neidhart, über den ich erst gerade in der Vorschau zu Rot-Weiss Essen geschrieben hatte. Denn Neidhart wurde zwar in der Regionalliga zwei Spieltage vor Saisonende entlassen, seinem guten Ruf hat das aber nicht geschadet - kein Wunder, angesichts der angesprochenen 2,29 Punkte pro Spiel. RWE ist eben speziell, das weiß auch die Konkurrenz. Vor seiner Zeit in Essen arbeitete Neidhart sieben Jahre beim SV Meppen und etablierte den Verein in der 3. Liga - die Liga kennt er also. Der Aufstieg gelang damals 2017 in der Relegation - ausgerechnet gegen Waldhof Mannheim.

Auch wenn sich der Waldhof in der Öffentlichkeit deutlich positioniert hat, musste der Verein im Sommer doch den einen oder anderen Leistungsträger abgeben. Ins Auge stoßen dabei vor allem Joseph Boyamba, der acht Tore in der abgelaufenen Saison schoss, sowie Jesper Verlaat, der unbestritten zu den besten Innenverteidigern der vergangenen Saison gehörte. Beide gingen nicht etwa in die 2. Bundesliga, sondern entschieden sich dafür, Liga-Konkurrent TSV 1860 München zu verstärken - das sorgte durchaus für Aufsehen. Auf Zweitliga-Ebene spielt dafür nun Linksverteidiger Anton Donkor, der zu Eintracht Braunschweig ging, sein Pendant auf der rechten Seite, Marcel Costly, wechselte zum FC Ingolstadt. Dort kehrte auch Leihspieler Justin Butler zurück, zudem ging Hamza Saghiri zu Viktoria Köln. Die übrigen Abgänge wechselten tiefer oder ins Ausland und sich verkraftbar: Marcel Gottschling (SSV Jeddeloh II), Mohamed Gouaida (Excelsior Virton), Jan Just (VfR Aalen), Emmanuel Kouadio (RW Koblenz), Anthony Roczen (RSV Eintracht Stahnsdorf), der letztjährige Stammtorhüter Timo Königsmann, Gillian Jurcher und Onur Ünlüfcici sind allesamt noch vereinslos.

Den doch stolzen 14 Abgängen stehen bislang auf der Gegenseite allerdings lediglich sieben Neuzugänge gegenüber. Dabei bediente sich der Waldhof gleich doppelt bei Zweitligist Hansa Rostock. Julian Riedel soll den Abgang von Verlaat in der Abwehr auffangen, nachdem er in der 2. Bundesliga nicht mehr zum Zug kam. Auch Bentley Baxter Bahn kam im Unterhaus an seine Grenzen, gehörte aber in der 3. Liga in den vergangenen Jahren durchaus immer wieder zu den Top-Spielern. Bahn und Neidhart hätten bereits vor vielen Jahren - noch in der Regionalliga - schon einmal fast zusammengefunden, doch nach einem Probetraining wollte der Mittelfeldmann nicht nach Meppen wechseln. Auch an Malte Karbstein war Neidhart zu Meppener Zeiten mal interessiert, nun wechselte der Abwehrmann von Kickers Offenbach nach Mannheim. Neu ist zudem Adrian Malachowski, der beim 1. FC Magdeburg keine Rolle mehr spielte der bereits beim BVB II angesprochene Berkan Taz, der mit zehn Toren Top-Torjäger war. Auf Leihbasis wechselte Johannes Dörfler (SC Paderborn, zuletzt Zwickau) und Torhüter Morten Behrens (SV Darmstadt), die die neue Nummer eins sein wird, zum Waldhof.

Während die 3. Liga in zwei Tagen beginnt, fasst der SVW-Kader bislang lediglich 22 Spieler. Das ist natürlich viel zu wenig für eine 38-Spiele-Saison und deshalb werden wohl auch noch einige Neuzugänge zu erwarten sein. Auch nach den Abgängen von Verlaat und Co hat der Waldhof hervorragende Spieler im Team wie Marcel Seegert, Adrien Lebeau, Angreifer Dominik Martinovic und natürlich die Routiniers Marco Höger und Marc Schnatterer (gemeinsam mit Martinovic mit elf Treffern bester Torschütze). Aber: Lebeau und Schnatterer verpassen verletzungsbedingt den Auftakt, Schnatterer wird in diesem November 37 Jahre alt und wird bestimmt nicht mehr alle Spiele machen können.

Ich finde es immer recht erfrischend, wenn eine Mannschaft offensiv ihre Saisonziele propagiert und dann auch mal von dem Wunsch Aufstieg spricht. Ich kann es mir Stand jetzt aber nur sehr schwer vorstellen, dass Mannheim im kommenden Sommer ein Zweitligist sein wird. Der Waldhof ist aufgrund der noch zu erwartenden Transfers derzeit durchaus eine kleine Wundertüte, aber bis dato finde ich eigentlich, dass die Abgänge schwerer wiegen als es die bisherigen Zugänge auffangen. Der Verlaat-Verlust ist mega bitter, Boyamba fand ich immer sehr stark. Nach Jahren der Steigerung glaube ich, dass der Waldhof in dieser Saison einen Schritt zurück machen wird - zumindest tabellarisch. Platz 7.
 

Vega

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Rot-Weiss Essen

Der Mythos des "schlafenden Riesen" wird ja sehr gerne auch inflationär bemüht, doch auf welchen Verein soll das besser zutreffen als auch Rot-Weiss Essen? Ein paar Beispiele: Zum ersten Training (!) der neuen Saison kamen 3000 Zuschauer an die Hafenstraße. Der Verein steht kurz davor, die Marke von 10.000 (!) Dauerkarten zu knacken - und das nach dieser langen Zeit der Ödnis. Gegen Elversberg dürfte das Stadion ausverkauft sein, rund 17.000 gehen derzeit rein, mittelfristig soll die Kapazität wachsen. The hype is real und der zweite Spieltag in Duisburg wird schon jetzt mit Spannung erwartet.

Ergänzend dazu: Die 5000 Auswärtskarten waren heute Morgen binnen 20 Minuten vergriffen.
 

Vega

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VfL Osnabrück

Zu den Dauerbrennern in der 3. Liga gehört nicht nur der SV Wehen Wiesbaden oder der Hallesche FC, auch der VfL Osnabrück dürfte einem sehr schnell einfallen, wenn man an die dritthöchste Spielklasse im deutschen Profifußball denkt. Immerhin sind die Niedersachsen hinter Wehen Wiesbaden Zweiter in der Ewigen Tabelle. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga im vergangenen Sommer machten es sich die Osnabrücker somit auch wieder schnell in ihrer angestammten Liga bequem. Zwar spielte man unter Neu-Trainer Daniel Scherning größtenteils dauerhaft im oberen Drittel mit, mehr als ein dritter Platz am 16. Spieltag sprang aber nicht heraus. Die Saison wurde schließlich auf dem sechsten Tabellenplatz beendet - wenn man aber mal einen Blick auf Mit-Zweitliga-Absteiger Würzburg lebt, kann man mit so einem ersten Konsolidierungsjahr wieder in der 3. Liga doch eigentlich ordentlich leben. Allerdings muss der VfL auf den DFB-Pokal verzichten.

Wer sich im ersten Jahr nach einem Abstieg konsolidieren will, der möchte im zweiten Jahr häufig angreifen. Osnabrück propagiert den Aufstieg zwar nicht derart offen wie es beispielsweise Waldhof Mannheim tat, klar ist aber, dass die eigenen Ambitionen dahingehen, dass man im Kampf um den Aufstieg ein Wörtchen mitredet. Das muss allerdings ohne einige Leistungsträger aus der Vorsaison geschehen - vor allem ein Quartett fällt dabei ins Auge. Sebastian Klaas spielte eine herausragende Saison im offensiven Mittelfeld, jeweils neun Tore und neun Vorlagen sorgten dafür, dass sich der SC Paderborn seine Dienste sicherte. Bittererweise riss sich Klaas in der Vorbereitung das Kreuzband, das Zweitliga-Debüt muss also warten. Häufig kaum zu bändigen in seinem Tempo und den Dribblings war Flügelspieler Aaron Opoku. Der Leihspieler des Hamburger SV servierte sage und schreibe 15 Vorlagen, scheiterte aber vor dem Tor selbst gerne auch mal an den eigenen Nerven. Es war definitiv mehr drin als die eigenen drei Saisontore, für seinen ersten Treffer musste er absurderweise sogar bis Januar warten. Für ihn ging es zurück nach Hamburg. Ulrich Taffertshofer spielt seine Erfahrung in Zukunft bei Erzgebirge Aue aus, Innenverteidiger Lukas Gugganig wechselte zu Miroslav Klose und dem SCR Altach.

Viele Tore hatte man sich in der vergangenen Spielzeit von Andrew Wooten erhofft. Die Verpflichtung des ehemaligen Bundesligaprofis erwies sich jedoch als totaler Rohrkrepierer, in nur 263 Minuten Einsatzzeit erzielte Wooten kein einziges Tor. Nun probiert er es bei Preußen Münster in der Regionalliga West. Ersatztorhüter Tim Wiesner ging zum SC Verl, Luis Sprekelmeyer wurde an den SV Lippstadt verliehen. Ulrich Bapoh und Tom Bertelsmann sind noch ohne Verein.

Der bekannteste Neuzugang an der Bremer Brücke ist zweifelsohne Robert Tesche. Mittlerweile 35 Jahre alt hat der defensive Mittelfeldspieler weiterhin Lust und wechselte vom VfL Bochum nach Osnabrück. Tesche bringt die Erfahrung von 136 Bundesliga- und 107 Zweitliga-Spielen mit. In Bochum lief die vergangene Saison im Oberhaus insbesondere nach einer Roten Karte im ersten Spiel etwas unglücklich, zuvor hatte er aber einen riesigen Anteil am Aufstieg und spielte womöglich sogar die beste Saison seiner Karriere. Den nötigen Fitnesszustand sollte er im Normalfall noch haben, um in der 3. Liga zu überzeugen. Zusätzliche Wucht im zentralen/defensiven Mittelfeld bringt Paterson Chato mit, der zuletzt bei Türkgücü München war. Für Opoku verpflichtete der VfL Leandro Putaro vom SC Verl. Ich fand den Flügelstürmer in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit irrsinnig ineffektiv, seine letzte Saison war aber gut, immerhin neun Tore konnte er erzielen. Rechtsverteidiger Henry Rorig (1. FC Magdeburg) bringt auch Drittliga-Erfahrung mit.

Fünfmal bedienten sich die Niedersachsen zudem in der Regionalliga, dabei ist neben Offensivmann Jannes Wulff (TSV Steinbach) und Torhüter Daniel Adamczyk (1. FC Köln II) ein Trio besonders interessant. Maxwell Gyamfi (Hamburger SV II, 22 Jahre) und Benas Satkus (1. FC Nürnberg II, 21 Jahre) sind zwei sehr talentierte Innenverteidiger, bei denen man gespannt sein darf, wer auch in der 3. Liga durchstarten kann. Zudem wäre da noch Erik Engelhardt: Für Hansa Rostock konnte er in 13 Drittliga-Spielen nur einen Treffer erzielen, der Wechsel zu Energie Cottbus war aber genau richtig, um die eigene Karriere in Schwung zu springen. Der 24-Jährige schoss in der vergangenen Saison in der Regionalliga Nordost 18 Tore und bereitete 14 Treffer vor - herausragend. Viele Vereine waren an Engelhardt interessiert, Osnabrück bekam den Zuschlag.

Für Schernings Mannschaft wäre es wichtig, wenn Engelhardt diese Qualität nun auch in der 3. Liga ausspielen kann, denn ein klassischer Torjäger fehlte im vergangenen Jahr. Bester Torschütze war Routinier und Kapitän Marc Heider mit elf Treffern, aber auch der Publikumsliebling ist inzwischen 35 Jahre alt. Hier kann Osnabrück dringend benötigte Unterstützung gebrauchen.

Schwer vorstellbar, dass der VfL aufsteigen kann, wenn nicht ein Stürmer komplett durchstartet und richtig abliefert. Das Experiment mit Wooten ging schief. Ob Engelhardt das im zweiten Anlauf in der 3. Liga schafft, bleibt abzuwarten. In der Abwehr wird es spannend sein, ob Satkus oder Gyamfi Trapp und Beermann, die beide routiniert, aber auch manchmal hüftsteif sind, verdrängen kann. Grundsätzlich finde ich, dass die schmerzhaften Abgänge ziemlich gut kompensiert wurden, deshalb traue ich den Osnabrückern auch deutlich eher als Mannheim zu, wirklich eine gewichtige Rolle im Aufstiegskampf mitzuspielen. Letztlich sind aber manche Vereine besser besetzt, so dass es am Ende der Saison wieder heißt: Platz 6.
 

Vega

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SG Dynamo Dresden

Was haben Stefan Kutschke und Manuel Schäffler gemeinsam? Beide sind Stürmer, beide sind verdammt groß, beide sind 33 Jahre alt - und beide werden wohl in dieser Saison für Dynamo Dresden stürmen. Kutschke ist längst da, Schäfflers Verpflichtung vom 1. FC Nürnberg offenbar nur noch Formsache. Aber der Reihe nach.

Abstieg, Aufstieg, Abstieg - dem einen oder anderen Beobachter der Sachsen könnte im Fahrstuhl der vergangenen drei Jahre durchaus schwindelig geworden sein. Was war das bitte für eine letzte Saison? Nach einem tollen Start und acht Punkten aus vier Spielen stand Dynamo unter Alexander Schmidt als Aufsteiger auf dem zweiten Tabellenplatz. Die Mannschaft schien zweitligatauglich zu sein, doch es folgte ein jäher Absturz - und eine unglaubliche Bilanz: In der Rückrunde - oder auch im ganzen Jahr 2022 - blieb Dynamo ohne einzigen Sieg. Daran änderte sich auch nichts, als Schmidt im Frühjahr entlassen wurde und von Guerino Capretti, dem ehemaligen Verler ersetzt wurde. Der probierte, machte und tat - aber es stellte sich kein Erfolg ein, stattdessen reihte Dresden Unentschieden an Unentschieden. So war frühzeitig klar - auch weil die Konkurrenz aus Aue und Ingolstadt längst abgeschlagen war: Dynamo bleibt nur die Rettung in der Relegation. Bekannterweise misslang dieses Unterfangen während der Pyro-Spiele gegen den 1. FC Kaiserslautern, so dass Dresden bei einem erfolgreichen Saisonverlauf in dieser Spielzeit zum vierten Mal aufsteigen könnte und damit Eintracht Braunschweig in der Liste der Rekord-Aufsteiger wieder davonziehen könnte.

Wie so oft nach einem Abstieg blieben in Dresden wenige Steine aufeinander. Die wichtigste Entscheidung: Der völlig glücklose Capretti wurde nach der Relegation geschasst, ein geplanter Neuanfang mit ihm wäre in der Tat nicht zu verkaufen gewesen. Die Nachfolge-Entscheidung (ich hoffe, das Wortspiel im vorherigen Satz wurde erkannt) war aber eigentlich auch schwer zu verkaufen - hätte man zumindest meinen können. Denn Dresden machte doch tatsächlich Markus Anfang zum neuen Trainer, der im Zuge seines gefälschten Impfpasses im November für einen Skandal sorgte und bei Werder Bremen entlassen wurde. Witze mit dem so genannten Arsch auf Eimer wurden zur Genüge gemacht, konzentrieren wir uns auf das Sportliche.

Zwei Dresdner Abgänge sind besonders schmerzhaft - brachten aber auch Geld rein, bei dem so gut wie jeder Drittligist große Augen machen dürfte. Denn für die Angreifer Christoph Daferner (1. FC Nürnberg) und Ransford-Yeboah Königsdorffer (Hamburger SV) kassierte Dynamo mal eben über zwei Millionen Euro (blöderweise muss der Verein auch 300.000 Euro Strafen an den DFB zahlen, aber gut, wir wollten sportlich bleiben). Die beiden erzielten mal eben 18 der 33 Saisontore im Vorjahr. 100.000 Euro gab es zudem noch für Morris Schröter, den sich Hansa Rostock unter den Nagel riss. Ansonsten weg sind - mal eben in der Kurzversion: Michael Sollbauer (Rapid Wien), Torwart Kevin Broll (Gornik Zabrze), Sebastian Mai (MSV Duisburg), Anton Mitryushkin (FK Khimki), Agyemang Diawusie (SV Ried), Luka Stor (NK Bravo), Marius Liesegang (Teutonia 05), Brandon Borrello, Heinz Mörschel, Chris Löwe, Patrick Wiegers (vereinslos), Justin Löwe (Karriereende). Zudem endeten die Leihen von Antonis Aidonis (VfB Stuttgart), Adrian Fein (Bayern München), Vaclav Drchal (Sparta Prag) und Guram Giorbelidze (Wolfsberger AC).

Man mag es kaum glauben, es sind aber auch Spieler in Dresden geblieben, die gemeinsam den Betriebsunfall des Vorjahres wiedergutmachen wollen. Darunter sind auch arrivierte und gestandene Akteure wie die Innenverteidiger Tim Knipping und Kevin Ehlers, Yannick Stark, Paul Will, Patrick Weihrauch oder Panagiotis Vlachodimos. Ihre Klasse haben sie in der 3. Liga alle schon nachgewiesen, dennoch gehören sie eben auch zu der Mannschaft, die einfach seit 8 Monaten kein Spiel mehr gewonnen hat.

Auf der Zugangsseite hat sich natürlich auch reichlich getan. Eingangs bereits erwähnt wurden Kutschke und der nun wohl folgende Schäffler. Kutschke war jahrelang beim FC Ingolstadt unter Vertrag und kehrte nun in die Heimat zurück, Schäffler spielte zuletzt in Nürnberg. Sie beide kennen die 3. Liga hervorragend, beide bringen massig Erfahrung mit - an beiden nagt aber auch der Zahn der Zeit. Dass beide zusammen auf dem Platz stehen, scheint grundsätzlich wenig vorstellbar. Die zahlreichen Ablösesummen reinvestierte der Verein zumindest teilweise in Jonathan Meier. Dresden überwies 200.000 Euro zum FSV Mainz 05, der Linksverteidiger halt Dynamo bereits 2020/2021 beim Zweitliga-Aufstieg auf Leihbasis.

Komplett neu stellte sich der Verein im Tor auf. Sven Müller (Hallescher FC) und Stefan Drljaca (Borussia Dortmund II) kämpfen um die Nummer eins, zuletzt kam auch noch Niklas Heeger vom Karlsruher SC. Trotz des jungen Alters kennen Claudio Kammerknecht (SC Freiburg II) und Jan Shcherbakovski (Hallescher FC) die 3. Liga bereits. Neben drei Akteuren aus der eigenen U19 schlug Dresden zudem noch viermal auf Leihbasis zu: Von Werder Bremen kam Linksverteidiger Kyu-hyun Park, von RB Leipzig Mittelstürmer Dennis Borkowski, von Feyenoord Rotterdam der pfeilschnelle Linksaußen Christian Conteh und von Holstein Kiel der erfahrene Offensivmann Ahmet Arslan. Jonas Kühn, Max Kulke und Phil Harres waren im Vorjahr ausgeliehen und sind nun wieder im Dynamo-Kader - abzuwarten bleibt, ob sie dort auch eine Rolle spielen.

Gar nicht mal so einfach, Dynamo zu bewerten. Meines Erachtens ist der Kader schwächer, als er es vor zwei Jahren nach dem Abstieg gewesen ist. Die Neuzugänge überzeugen mich nicht alle auf ganzer Linie. Kutschke und Schäffler sind beide einzeln betrachtet ok, warum es nun nach Kutschke aber auch noch Schäffler brauchte, verstehe ich nicht so ganz. Es sind noch einige Spieler dabei, die die letzten beiden turbulenten Jahre mitgemacht haben, spätestens die letzten acht Monate dürften aber nicht viel Selbstvertrauen gebracht haben. Zudem droht auch wegen Anfang immer ein bisschen Theater, spätestens dann, wenn es nicht gleich läuft. Dresden wird den sofortigen Wiederaufstieg nicht packen, sondern muss mit einer weiteren Runde in der 3. Liga leben. Platz 5.
 

Vega

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FC Erzgebirge Aue

In 16 der vergangenen 19 Jahre spielte der FC Erzgebirge Aue zweitklassig. Ein bemerkenswerter Umstand, hat die sächsische Stadt doch nur knapp 20.000 Einwohner. Doch mit den typischen Tugenden wie Zusammenhalt, Kampf und Stärke trotzte der Verein in schöner Regelmäßigkeit den deutlich größeren und wirtschaftlich potenteren Klubs. In der vergangenen Saison jedoch verrannte sich der Klub um den doch sehr speziellen Boss Helge Leonhardt erst in einer sehr ungewöhnlichen Trainerentscheidung und später auch in naiven Transfers. Folgerichtig flog Alexej Shpilevski (na, wer hätte sich an ihn noch erinnern können) bereits nach sieben sieglosen Spielen raus. Das Kind war aber längst in den Brunnen gefallen, Co-Trainer Marcel Hensel, der danach aufstieg, sowie später Pavel Dotchev, der zwischen Sportdirektor und Interimstrainer pendelte, konnten nichts mehr bewirken, daran änderte auch ein kleines Zwischenhoch im Herbst nichts. Als Tabellenvorletzter stieg der Verein sang- und klanglos mit nur 26 Punkten ab und spielt somit zum ersten Mal wieder seit 2015/2016 in der 3. Liga. Damals gelang die direkte Rückkehr ins Unterhaus. Ein ziemlich absurdes Torverhältnis von 42 (!) zu 21 (!) brachte Aue damals in 38 Spielen 70 Punkte ein. Und diesmal?

Was für Dresden gilt, gilt natürlich auch für Aue. Aber der FCE setzt noch einmal einen drauf. 17 Neuzugänge gibt es bisher, 18 Spieler haben den Klub verlassen - in Aue werden sie den wenigsten Akteuren der Vorsaison hinterhertrauern. Jan Hochscheidt wahrscheinlich, der viele Jahre in Aue spielte und seine Karriere nun beendet hat. Einen relativ deutlichen Beleg dafür, wie die Aue-Profis im Vorjahr geliefert haben, zeigt der Umstand, dass in Gaetan Bussmann, Clemens Fandrich, Nikola Trujic, Ognjen Gnjatic, Sören Gonther, Sascha Härtel, Paul Nowack und Felix Hacke gleich acht (!) Spieler noch keinen neuen Verein gefunden haben. Bei Nicolas Kühn (Bayern München) und Sam Schreck (FC Groningen) endeten die Leihen, Torhüter Tim Kips ging zu Rot-Weiß Koblenz. Ein Sextett schaffte es bis dato dann aber doch, höherklassig fündig zu werden: John-Patrick Strauß ging zu Hansa Rostock, Ben Zolinski zum 1. FC Kaiserslautern, Florian Ballas zum Karlsruher SC, Prince Osei Owusu zu Jahn Regensburg und Malcolm Cacutalua zum 1. FC Magdeburg. Außerdem schloss sich Dirk Carlson ADO Den Haag in der zweiten niederländischen Liga an.

Wer die bisherigen Teamvorschauen einigermaßen aufmerksam verfolgt hat, der dürfte den Namen "FC Erzgebirge Aue" schon häufiger gelesen haben. Denn bei der Suche nach Verstärkungen und Neuzugängen wütete der Auer Einkaufseifer einmal quer durch die Liga, von diversen Vereinen wurden absolute Leistungsträger geholt. Ulrich Taffertshofer (VfL Osnabrück), Korbinian Burger (1. FC Magdeburg), Elias Huth (1. FC Kaiserslautern, zuletzt Halle), Marco Schikora, Steffen Nkansah (beide FSV Zwickau), Maximilian Thiel (SV Wehen Wiesbaden), Marvin Stefaniak (Würzburger Kickers), Alexander Sorge, Nico Gorzel (beide Türkgücü München) und Lenn Jastremski (Bayern München, zuletzt Viktoria Köln) spielten in der vergangenen Saison bereits allesamt drittklassig. Linus Rosenlöcher kam vom 1. FC Nürnberg, den Linksverteidiger ließ sich der FCE 50.000 Euro kosten, aus Nürnberg wurde auf Leihbasis auch Angreifer Paul-Philipp Besong geholt. Aus der Regionalliga kamen zudem Lukas Sedlak (Carl Zeiss Jena) sowie das 20-jährige Innenverteidiger-Talent Felix Göttlicher von der SpVgg Unterhaching.

Zu guter Letzt wäre da schließlich noch das Trio von Aufsteiger Bayreuth. Wie bereits in der ersten Vorschau geschrieben, warb Erzgebirge Trainer Timo Rost aus Oberfranken ab, er soll den Verein wieder auf Kurs bringen. Und Rost nahm in Tim Danhof und Ivan Knezevic gleich zwei seiner Bayreuth-Spieler mit, bei zwei weiteren holte sich der Verein schließlich einen Korb.

Reichlich neuer Wind, nahezu auf jeder Position, der sich natürlich erstmal finden muss. Kontinuität herrscht eigentlich nur auf einer Position: Im Tor. Legende Martin Männel geht in sein 15. Jahr, er hat für Aue inzwischen 455 Pflichtspiele absolviert. Der Kapitän wird aber wohl vorerst noch ausfallen aufgrund einer Verletzung, die er sich zum Ende der letzten Saison geholt hat. Ersatzmann Philipp Klewin ist aber ebenfalls noch da und stand schon jahrelang in Erfurt in der 3. Liga im Tor. Für die Fanseele weiter im Team ist zudem auch Angreifer Dmitri Nazarov, der immerhin auch schon ins siebte Jahr geht.

Es kam fast einem radikalen Kahlschlag gleich, was der FC Erzgebirge Aue da im Sommer veranstaltet hat. Die Transferpolitik zeigt aber auch: Aue will es wieder wissen. Es wurden nicht viele Youngster geholt, die beim Wiederaufbau helfen sollen, sondern vor allem Spieler, die ihre Klasse in der 3. Liga nachgewiesen haben, vorrangig im besten Fußballeralter sind und keine Eingewöhnung an die Liga brauchen. Derart viele Neuzugänge müssen aber dennoch natürlich erst einmal unter einen Hut gebracht werden. Hier kommt auf Rost, der in Bayreuth fantastische Arbeit geleistet hat, ohne Zweifel eine ordentliche Aufgabe zu. Es wird eng und Aue wird bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielen - am Ende den Relegationsplatz aber hauchdünn verpassen. Immerhin: Das Duell mit Nachbar Dresden geht ins Erzgebirge. Platz 4.
 
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