Eigentlich "müsste" sich Castro wieder ins NM-Blickfeld gespielt haben, jedenfalls wenn man Leistungskriterien und Bedarf in Betracht zieht.
Der Leverkusener Umschwung hat viel damit zu tun, dass durch die Rückkehr von einigen Verletzten (Renato Augusto) und durch die Verpflichtung von Corluka ein weniger unausgewogenes Team aufgestellt werden konnte und Gonzo Castro mehrmals hintereinander auf einer Art Wunschposition eine Art Takt schwingen konnte.
Ohne jetzt auf gleich drei oder vier verschiedene Positionen innerhalb von 90 Minuten verschoben zu werden, wie vorher. Rechtes MF mit einem vernünftigen spielstarken RV (Corluka) passt, ein Umsetzen auf RV nach Corluka-Verletzung bleibt gewohntes Metier. Als spielstarker 6er (bzw. 8er), anstelle von rein zustellenden Querspielern kommt er auch zurecht, wenn er mit möglichst kompetenten Leuten "spielen" kann und die ihm Bälle weglaufen bzw. -grätschen.
Linksverteidiger oder linker Flügel blieb ihm zuletzt erspart, so dass er besser mit den (neuen oder zurückgekehrten oder kompetenter eingesetzten) Mit- bzw. Nebenspielern harmonieren konnte.
Schwächen gibt es nach-wie-vor: Zu sehen gegen die Bayern, als Bayer in der Vorwärtsbewegung gestoppt wurde und der inzwischen zum Offensivverteidiger umfunktionierte Castro sich schon auf seinen Weg gemacht hatte. Da spielten die Bayern einen (über Gonzo) gelupften Ball auf Robben, der dann nur an Leno scheiterte.
Mit so einem Sicherheitsrisiko müsste man bei einem RV Castro rechnen, weil das bei ihm oft passiert. Er ist ständig offensiv orientiert mit dem Gedanken, ein mitunter zu verwegenes Anspiel zu probieren oder deren schlampiger Ausführung.
Und dann ist er gleichzeitig zu klein oder zu weit vorne, so dass er vom gegnerischen Außenstürmer hinterlaufen wird, wenn der abgefangene Ball hoch über seine blanke Seite gespielt wird.
Da bräuchte es schon einen schnellen, aufmerksamen IV in petto, um dieses Risiko abzumildern.
Mag sein, dass Löw ein solches Risiko nicht eingehen will, und stattdessen mit den angedachten RV Boateng oder Höwedes die risikofreiere Variante bevorzugt. Boateng bringt m.E. auch die nötigen Qualitäten mit, um bedenkenlos in der Startelf aufgeboten zu werden.
Höwedes ist auch okay, wobei man bei ihm schon erhebliche Abstriche beim Kreativspiel machen müsste.
Weil der frühere U-21-Schlüsselspieler Castro von den Yogihansis zur offensichtlich unaussprechlichen Unperson erklärt (besser: ausgeschwiegen) wurde, wird die deutsche NM um eine Kader-Variante gebracht, die man universell nutzen könnte. Wie auch immer: Castro rein als RV, Castro als LV, (wenn sich Lahm verletzt), Castro anstelle Kroos, Castro anstelle Müller.
Ein AV sollte möglichst in der Lage sein, ordentliche Flanken zu schlagen und auch dies war ein Manko, das man Castro oft vorgeworfen hat. Seine Flanken sind aber inzwischen hochklassig, seine Standards zumeist brandgefährlich.
Schade eigentlich und dumm, dass man nicht einmal einen Ergänzungsplatz ~ 18 für so einen Spieler in Erwägung zieht, sich damit eines Plan B oder C beraubt und aus irgendeiner Art Frackigkeit stattdessen lieber einen der talentiertesten deutschen Spieler der Jetztzeit ganz außen vor lässt.