Anfang 80er hab ich sonntags immer die UK-Charts auf bfbs gehört. Ausgerechnet 81 ist mein Lieblingsmainstream-Jahr. Gab sicher auch damals viel Mist, aber mit den analogen Synthies halt auch Neues. Soft Cell, Human League, Depeche Mode ging bei mir alles gut durch und diese hatten alle ihr Debut bzw Durchbruch in 81. So ab Mitte 85 war die persönliche Ausbeute aus den charts denn wieder gering.
This. Was die Charts anging, waren die frühen 1980er ziemlich bunt und gewagt. Auch die Dexy's Midnight Runners mit Hits und guten Alben, The Jam waren in den Charts usw.
Meine Lieblingsradiosendung seinerzeit war (natürlich
) John Peel Music auf BFBS.. Aber auch die Alan Bangs Connection (Sonntag abends) mochte ich gerne.
Passt ebenfalls hier irgendwie rein..... aktueller Poll von BBC 2 zum Thema "bestes Album der 1980er"
The record beat Michael Jackson's Thriller and George Michael's Faith to top a Radio 2 poll.
www.bbc.com
Da hat es natürlich ebenfalls viel Mainstream (U2, Michael Jackson), aber auch ein paar Überraschungen. Das war damals populär und ist (über die Zeit und zumindest in GB) heute noch akzeptiert. Das war alles mindestens gut gemacht oder gut produziert. Musste es auch, damit es verkauft wird und die zugrundeliegende Technik hat seit 35-40 Jahren keine wesentlichen Sprünge gemacht. Oder gab es seitdem neue musikalische Genres, die ich evtl. komplett verpasst habe?
Dazu kam digital und Internet und Stream und Smartphone und damit eine immense (globale) Potenzierung des Outputs.
Es ist heute einerseits komplizierter, sich musikalisch am Mainstream zu orientieren. Weil soviel auf einmal so schnell da ist und wieder weg, dass man evtl. den Überblick verlieren kann, was gerade angesagt ist (und im nächsten Monat schon wieder vergessen). Andererseits ist es individuell viel einfacher geworden, den Mainstream zu ignorieren (gewisse Radiosender oder TV-Sendungen gar nicht erst anmachen), wenn es doch irgendwo aktuelle Musik zu finden gibt, die viel besser gefällt.
Die Charts sind heutzutage wahrscheinlich demokratischer als zu Zeiten, in denen die Produktionsmittel fest in den Händen der Musiker und der Industrie waren. Da wurde gewiss mehr gesteuert, auch künstlerisch gezielt etwas riskiert oder gewagt und dazu selbstredend einen Ramsch auf den Markt geworfen, der sich gut vermarkten ließ und eine Rendite einspielte, um Musiker unter Vertrag zu halten, die ihr Instrument beherrschten, singen konnten und darum von den Käufern anerkannt wurden und akzeptiert waren.
Das muss man nicht fälschlicherweise verklären in "früher war alles besser".
Für jedes Led Zeppelin und T. Rex in den Charts der 1970er kommt ein "One Way Wind" von the Cats oder die George Baker Selection und Pussycat.
Und in den 1980ern gab es zwar ABC - Lexicon of Love und Frankie goes to Hollywood (für mich ein Daumen hoch) aber auch Level 42 und REO Speedwagon und Whitney Houston (Daumen runter).
Was meinen persönlichen Geschmack betrifft, kam ich mit vielen Mainstream Sachen in den Charts der 1980er ziemlich gut klar. Ich hatte und habe bis heute nie ein Problem mit Mainstream gehabt, wenn's mir gefällt. Ich bin aber auch nicht mehr darauf angewiesen, mir irgendwas anhören zu müssen, das ich eigentlich lieber nicht ertragen möchte.