Ja hab ich.
Grundsätzlich muss erstmal gesagt werden, dass ich WM/EM-technisch sowieso immer nur ein reiner Zuschauer bin, da mir völlig egal ist, wer gewinnt, ich will nur schöne Spiele sehen. Ob Deutschland Weltmeister wird oder in der Vorrunde ausscheidet interessiert mich somit schon mal nicht.
Das liegt daran, dass ich mich nicht alle zwei Jahre (und bei den Länderspielen zwischendurch) für die Spieler begeistern kann, von denen ich die meisten während des normalen Saisonverlaufs nicht ausstehen kann. Wäre ich z.B. Dortmund-Fan, kann ich in meinen Augen nicht die komplette Saison jeden Schalker hassen, aber mich dann während eines Länderspiels für z.B. Westermann oder Neuer freuen. Und das ist jetzt nur das Extrem-Beispiel eines Derby-Gegners. Somit bin ich fantechnisch schon mal außen vor bei der Nationalmannschaft.
Der zweite Punkt ist die miese Behandlung, der die richtigen Fußballfans vor allem 2004, 2005 und 2006 im Zuge der bevorstehenden WM ausgesetzt waren. Damit meine ich zum einen die Kartenvergabe, aber vor allem die Verhältnisse die durch DFB und Polizei vor allem für Auswärtsfans geschaffen wurden. Willkürliche Stadionverbote und z.T. völlig überzogene und überharte Polizeieinsätze. Vielleicht mit der Absicht die Stadien von möglichen Gewalttätern zu "säubern". Aber zu welchem Preis? Den völlig willkürlichen Einsatz der rechtswidrigen "Datei Gewalttäter Sport", in der jeder landen kann, der im Stadion mal bei den "falschen" Leuten steht, es gibt noch lächerlichere Beispiele. Auch die "GS" hatte ihr Hoch im Hinblick auf die WM 2006. Es hat eine übermäßig hohe Anzahl Unschuldiger erwischt, die zu allem Überfluss von einer Eintragung noch nicht mal erfahren.
Die Fans die über soviele Jahre in Bundesliga, 2. Liga, 3. Liga und auch noch den Regional- und Oberligen für akustische und optische Stimmung und somit einen Teil der Faszination des Sports gesorgt haben, wurden in der Zeit von DFL und DFB im übertragenen Sinne ins Gesicht geschlagen, während Millionen Leute, die überspitzt gesagt noch nicht mal wussten, dass es einen Vereinsbetrieb im Fußball gibt eine schriftliche Einladung zur WM erhielten und fortan den Begriff "Fan" beschmutzten, da sie im Fußball noch nie etwas wie Fanatismus gespürt haben und in meinen Augen somit nur als Sympathisanten, Zuschauer oder Touristen durchgehen. (In meinem letzten Abschnitt werden diese Menschen als "SZTs" abgekürzt, da mir das zu lang ist)
Das ist auch schon die Überleitung zu meinem letzten Punkt. Das Verhalten der "SZTs" während der WM. Jeder meinte auf einmal der große Fußballfan zu sein, Autofähnchen, Public Viewing, schwarz-rot-goldene Perücken die an Dämlichkeit nicht mehr zu übertreffen waren, die Trittbrettfahrer Sportfreunde Stiller mit ihrem WM-Song, der plötzlich überall gespielt und gegrölt wurde, zum Teil von Menschen die 2005 noch nichtmal wussten das Deutschland 54,74 und 90 Weltmeister wurde. Das heuchlerische Verhalten, dass dadurch bestätigt wurde, dass im August 2006 schon niemand der besagten "SZTs" dem Fußball treu blieb. Denn Fußball war diesen Menschen während der kompletten WM egal, es ging nur um das Event, an dem man teilhaben wollte. Das hat mich besonders traurig gemacht. Ich liebe diesen Sport und er gehört für mich den Menschen, die jeden Tag an ihren Verein denken müssen, die ihre Urlaubstage für die Spiele ihres Vereins aufheben, den Menschen die Heim- und Auswärtsspiele als Pflichttermine ansehen und da so selbstverständlich hinfahren, wie sie Montag wieder zur Arbeit gehen. Die WM hat viele meiner Ideale mit Füßen getreten. Natürlich weiß ich, dass ich mit meiner Meinung ziemlich alleine dastehe, auch viele Fans sehen das nicht so extrem kritisch wie ich.
Naja, so wird mir persönlich die WM 2006 in Erinnerung bleiben.