Unter dem Strich hat man es halt einfach wieder nicht verdient. Man hätte in zwei Euroleague-Seasons einen einzigen Heimsieg in direkten Duellen (letztes Jahr: Rom, Malaga sowie dieses Jahr: Malaga, Kaunas) gebraucht, um die Top 16 zu erreichen. Wenn man diese direkten Duelle einfach nicht auf die Kette bekommt, bleibt man bei der Auswärtsschwäche halt auf der Strecke. Siege über Olympiakos, Panathinaikos oder Real hin oder her.
Das Spiel gestern war definitiv das schlechteste Heimspiel seit mindestens eineinhalb Jahren. Man hat von Anfang an gemerkt, dass Kaunas den Bambergern den Schneid abgekauft hat. In der Defensive haben sie bereits in der gegnerischen Hälfte Druck erzeugt und oft schlechte Schüsse / Turnover der Baskets verursacht. Natürlich lag das nicht nur an Kaunas. Wie bigdog schon gesagt hat: die Playmaker-Skills der Bamberger Aufbauspieler sind auf EL-Ebene eben erschreckend. Da fehlt natürlich ein John Goldsberry, auch wenn der sonst nicht mehr allzu viel Gefahr ausstrahlt. Playmaking und Defense fehlen ohne Goldsberry deutlich. Und wie das aussieht, wenn ein Spielmacher sein Team in der Hand hat, hat man ja sehr gut gestern bei Kalnietis gesehen. Wahnsinnsbasketballer!
Allgemein muss man insbesondere den Backcourt für das Ausscheiden verantwortlich machen. Neben Suput halte ich Jenkins und Roberts für die beiden besten Scorer im Team. Bis auf den Auftritt in Malaga letzte Woche hat Jenkins völlig enttäuscht, Roberts konnte dieses Jahr nicht ansatzweise das zeigen, was er in der EL letztes Jahr bewiesen hat. Gestern natürlich das beste Beispiel: Roberts vergibt im ersten Viertel bereits viele typische Roberts-Würfe, zu Jenkins sag ich besser erst gar nichts. Was der verworfen hat, war fast schon eine Frechheit.
Jacobsen ist leider lange nicht mehr so gut wie früher und mittlerweile nur noch ein Rotationsspielball. Die Zeiten, in denen er in der entscheidenden Phase auf dem Feld stehen muss, sind längst vorbei. In der Offensive gleicht seine Rolle der eines Spot-up-Shooters, in der Defensive fehlt da mittlerweile auch der Zug drin. Die positive Überraschung ist ganz klar PJ Tucker. Was der unterm Brett kämpft, welche Rebounds er pflückt und welchen Einsatz er an den Tag legt, ist einfach Wahnsinn. Nach seiner Einwechslung im ersten Viertel kam der gestern zurecht kam noch raus. Er gibt diesem Team einfach so viel.
Suput holt sich zwei schnelle Fouls und kommt dann ewig nicht auf Touren. Ja, er hat das Team in EL-Spielen dieses Jahr teilweise getragen. Aber in so einem Spiel erwarte ich auch früher mehr. Immerhin hat er als Einziger noch das Publikum gepusht, da hab ich vom Rest gar nichts gesehen. Bei anderen (Jenkins z.B.) hatte man das Gefühl, dass es ihnen einfach egal ist, was da gerade passiert. Slaughter ist auch ein Kämpfer vor dem Herrn. Gibt sein letztes Hemd an beiden Enden des Courts und holt sich auch eine Menge Rebounds. Mit seiner krassen Athletik und Sprungkraft ist er natürlich auch offensiv eine Waffe (siehe Moskau-Heimspiel).
Tibor Pleiß? Schade, dass Slaughter die zweite Halbzeit kräftemäßig nicht durchgehalten hat. Pleiß hat in den vier Minuten Spielzeit im vierten Viertel wieder mehr kaputtgemacht, als man mit Slaughter vorher aufholen konnte. Aber ist ja nichts Neues. Pleiß hat in den letzten zwei Euroleague-Saison vielleicht 2 gute Spiele gemacht. Aus 20. Der Typ ist mittlerweile völlig überschätzt. Leider.
Alles in allem hat man Deutschland doch wieder ordentlich repräsentiert. Zagreb und Athen zuhause geschlagen, Moskau und Malaga am Rande einer Niederlage gehabt, in Malaga gewonnen. Dass am Ende wieder das Ausscheiden steht, ist bitter. Aber ich bin mir sicher, dass keine andere deutsche Mannschaft es hätte besser machen können. Zumal die Gruppe wieder hart war.
Hoch leben drei Monate Langeweile bis zum Top Four in Bonn!