Das war alles in allem ne ziemlich homogene Truppe, sicher auch ein Grund für die Kontinuität der letzten Jahre und der großen Zahl an Monsterspielen, wenn es drauf ankam.
Das ist bei großen Mannschaften ja fast immer so - und ihrer Prime so von 2012-16 war das zweifellos eine große Mannschaft. Mit Sicherheit eine der größten, die der FC Bayern je hatte. Der spielerische Grundstein wurde 2009 gelegt (so gesehen sind es zehn Jahre), aber die Mannschaft als Mannschaft wurde, glaube ich, durch das verlorene Finale dahoam geboren. Danach erst wurde sie eine echte Einheit, die zwar nicht alles gewann, die aber homogen und leistungsbereit war, wie ich es beim FCB nur selten - eigentlich nie - erlebt habe. Die Eifersüchteleien zwischen Robbery, Robbens Außenseiterstatus, FC Hollywood, Neuers Nichtakzeptanz bei den Fans, öffentliches Gemoser, wenn einer draußen saß...das alles war ja 4-5 Jahre praktisch völlig weg. Die haben 4-5 Jahre komplett an einem Strang gezogen und durchgezogen, egal, was der Trainer von ihnen verlangt hat. Das war schon groß und - besonders für den FCB - absolut besonders.
Die Mannschaft hat vorher ein paar Jahre gebraucht, um wirklich da hinzukommen und nach dem dramatischen Aus gegen Atletico und Peps Abschied war auch klar, dass da eine Ära zu Ende geht. So wie jede Ära irgendwann endet. Seitdem tun sich alle etwas schwer: der Vorstand sowieso, die Spieler, die Trainer finden nicht den endgültigen Zugang (manche versuchten es auch gar nicht erst)...und natürlich auch wir Fans. Ich denke, auch darum sind alle in letzter Zeit schnell etwas angefasst. Man muss ein Stück einer großen Liebe loslassen. Ein Verein ist ja nicht nur der Name, es ist immer auch die jeweilige Mannschaft mit all den Menschen, die dazugehören. Und obwohl man sich im Kopf seit ein paar Jahren darauf vorbereitet; obwohl man weiß, dass es so ja auch keinen Sinn mehr macht; obwohl sowas im Fußball völlig normal ist und man doch schon so lange dabei ist und sowieso schon alles gesehen hat...und überhaupt......
Tja...und trotzdem möchte man diese Zeit einfach nicht gehen lassen, ich jedenfalls nicht. Dabei ist es doch "nur" Fußball. F*ck. Es kommen neue Zeiten, natürlich. Hoffentlich auch gute. Ach was, ganz bestimmt auch gute. Und schöne. Aber dieser knallharte Übergang der letzten 2-3 Jahre von der vollkommen ausgeglichenen Fanseele eben zurück zu genau dem, was wir vor dieser tollen Reise hatten...auf dem Platz und daneben: das tut schon weh (und letztlich sind wir jetzt ja wieder genau da, wo wir davor waren). Willkommen zurück in der Realität des Alltags, könnte man sagen. Andere träumen von euren Sorgen. Aber ich finde nicht gerade, dass es das leichter macht. Weil es eben nicht nur um Ergebnisse und Titel geht, die haben wir ja auch jetzt. Es geht, fast wie im richtigen Leben, um das Gefühl, nach langen Jahren endlich irgendwo angekommen zu sein. Denn genau das Gefühl hatte ich in dieser Zeit, mit dieser Mannschaft: wir waren gemeinsam auf einer Reise und zur gleichen Zeit bereits (endlich) angekommen. Das ist seit 2-3 Jahren leider nicht mehr so. Es knirscht und knackt an allen Ecken und Enden, alle wissen, dass wir uns wieder auf den Weg machen müssen. Nur fühlt es sich dieses mal nicht wie ein Aufbruch zu neuen Ufern an, sondern eher wie eine uferlose Fahrt ins Ungewisse. Aber das ist das jetzt, darum soll es hier ja eigentlich gar nicht gehen.
Der kommende Samstag mit dem Abschied von Rafinha, Robbery und wahrscheinlich auch Boa wird dann also sowas wie der endgültige Abschied von dieser unglaublich tollen und wunderschönen Zeit. Ich glaube, das ist uns allen hier bewusst. Die Spieler, die uns verlassen, sind alt geworden. Manche von uns haben in dieser Zeit ihre Familien gegründet, manche haben den Weg ins Berufsleben gestartet, manche haben ihre ersten grauen Haare bekommen - und manche vielleicht auch alles zusammen
. Alaba, Müller und Javi sind dann die letzten aus dem CL-Sieg-Team, Alaba und Müller die letzten, die den ganzen Weg ab LvG gegangen sind. Lasst uns diese Spieler in Ehren halten und nicht immer meckern, dass der dies nicht mehr so bringt, jener das nicht und auch viel zu oft verletzt ist...ist doch schei*egal, das sind ewige Helden dieses wundervollen Clubs und so sollten wir sie auch behandeln. Weil sie es verdammt nochmal verdient haben.
Wenn Javi 2 x im Jahr ein Monsterspiel abliefert, ist es mir doch egal, ob man als moderner Sechser eigentlich anders spielen muss. Wenn Alaba mal wieder einen Freistoß reinzimmert oder endlich mal wieder außen durchkommt und danach strahlt, wie es sonst nur Pizarro tut, ist es mir doch egal, dass ein LV eigentlich besser absichern sollte. Wenn Müller mal wieder ein echtes Müllertor schießt, ist es mir doch egal, ob Herr James auf der Bank schmollt. Dann bin ich eben von gestern. Und? Das sind meine Jungs, das sind meine Helden und wer meint, wirklich besser zu sein, muss das erstmal zeigen: und zwar nicht auf Insta und in ein paar Spielen, sondern auf Dauer. So. Weil ich mich einfach wohlfühle, wenn "meine Jungs" was Tolles machen - und weil ich ohne kleinen Rant keinen langen Post schreiben kann
Alte Leute sind so.
Wer bis hierhin durchgehalten hat, ich komme jetzt zum Schluss und zum eigentlich Wesentlichem:
Rafinha, Boa, Robben und Ribery gehen am Samstag. Damit geht - hatte ich das schon erwähnt? Eine der erfolgreichsten, bemerkenswertesten, tollsten, schönsten und großartigsten Epochen in der großen Geschichte des FC Bayern endgültig zu Ende. Ich weiß nicht, ob ich am Samstag noch dazu in der Lage sein werde, darum sage ich an dieser Stelle
DANKE für diese unfassbare Zeit. Wenn Kovac nicht alle vier gebührend einsetzt, haue ich ihm persönlich eine rein. Das ist wichtiger als die Meisterschaft. Es ist sogar viel wichtiger.
Ganz ehrlich: ich könnte jetzt schon heulen, wenn ich nur daran denke.
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P.s.: natürlich an den Abschied