Extreme Identifikation kann ich verstehen, aber ich finde es tatsächlich unheimlich selbstverliebt, was manche Ultras anstellen. Das Beispiel von Schlonski finde ich sehr gut, weil es ja tatsächlich in vielen Fankurven ein Fahnenmeer zu sehen gibt und dieses gleichbedeutend mit eingeschränkter Sicht ist. Erinnere mich noch vor Jahren bei einem Auswärtsspiel gab es auch einen exzessiven Dauerfahnenschwenker in der Nähe und auf die Frage hin, ob er es nicht einschränken könnte, kam halt "ist halt Fankurve".
Ich persönlich habe wirklich extreme Schwierigkeiten solche "Fans" zu verstehen. Ich finde es wirklich bemerkenswert, wenn man bei Auswärtsspielen zum Stadion zieht und da schon lauthals unterwegs ist und natürlich auch grandios, wenn die Stimmung in der Kurve super/laut ist und z.B. die ganze Kurve hüpft.
Auch Support trotz schwacher Leistung will ich gar nicht klein reden, aber das Entscheidende passiert halt dennoch auf dem Platz - deshalb gehe ich ins Stadion, weil ich das Spiel sehen will und NICHT NUR ausschließlich die Mannschaft anzufeuern, egal ob ich vom Spiel etwas mitbekomme.
Deshalb habe ich wenig Verständnis für die Leute, die sich vorm Stadion schon abschießen, oder bei Auswärtsfahrten praktisch schon bei der Ankunft aus dem Zug getragen werden müssen oder für Ultras, die alles dem "Support" unterordnen und somit auch das eigentliche Spiel.
Die Spitze des Eisbergs ist dann halt der Capo, der quasi 90 Minuten mit Rücken zum Spielfeld steht und die Lieder vorsingt. Da braucht mir auch keiner erzählen, dass der das nicht geil findet, dass er eben den Anführer geben kann und er sich über den Sport stellt und als was besonderes sieht.
Sorry für die späte Antwort, aber das war mir zu viel um das am Handy zu machen und mein Pc lässt noch ne Weile auf sich warten.
Ich werde bestimmt nicht widersprechen, dass die Dinge vorkommen, die du da in den Raum wirfst, aber das ist doch einfach immer nur ein Bruchteil. Als ob ein Großteil der Ultras nur zum Komasaufen ins Stadion gehen würde. Wir stellen ja jetzt auch nicht die Wiesn an den Pranger, obwohl dort wahrscheinlich eher mehr Komasäufer dabei sind. Sicherlich gibt es selbstverliebte Ultras, aber ich bitte dich, die gibt es doch genauso oft unter den Couchpotatos und Erfolgsfans aus jedem Sportforum.
Ich bin da bei fast allem bei dir. Ich trinke zwar auch meine paar Bierchen vor, im und nachm Stadion, aber zum Komasaufen geh ich da auch nicht hin. Ich möchte auch das Spiel sehen und bin schlecht gelaunt, wenn 60 ausnahmsweise mal verliert, wenn ich im Stadion bin.
Aber wenn ich mich mitten in die Kurve stelle und mich dann über Fahnen beschwere, dann sollte ich zu erst einmal meine eigene Platzwahl hinterfragen. Fahnen, Gesang, Trommeln usw. usf. gehören nun einmal wirklich bei uns einfach so dazu.
Capo ist ja nochmal etwas ganz eigenes und wäre für mich auch nichts. 90 Minuten mitm Rücken zum Tor ist dann aber auch extrem übertrieben. Dafür braucht es dann schon auch einfach eine passende Persönlichkeit, so ganz genau kann ich das ja auch nicht abschätzen, weil ich davon einfach viel zu weit weg bin. Ich gehe aber mal stark davon aus, dass der sich in dieser Rolle wohlfühlt, ansonsten kommt man da wohl auch gar nicht rein. Ob der sich geil fühlt und über den Sport stellt kann ich nicht beurteilen, ich hab mich noch nie mit einem unterhalten und von außen möchte ich das bestimmt nicht beurteilen.
Was ich dir aber sagen kann ist, dass der Mensch einfach sehr anfällig für Gruppenzwang bzw. Gruppenmotivation ist. Das ganze im positiven, wie im negativen Sinne und dafür ist ein Capo dann schon sehr wertvoll. Habe da auch ein Beispiel aus eigener Erfahrung, wenn auch im sehr abgespeckten Sinne.
Rückspiel gegen Kiel letztes Jahr in der Relegation war ich im Stadion mit ein paar Freunden, die zwar schon alle durch und durch 60 Fans sind, aber jetzt auch keine Ultras, wahrscheinlich nichtmal so wie ich alle Spiele schauen. Dort in der Südkurve, also zwar Stehplätze, aber eben nicht in der Kurve, sondern genau gegenüber. Da ist zwar dann mehr Support vorhanden, als auf den Sitzplätzen, aber der harte Kern steht natürlich im Norden. Auswärtsspiel in Kiel ging 0:0 aus und die Stimmung war dementsprechend im Süden extrem im Keller, als es mit 0:1 in die Pause ging und 60 dementsprechend noch zwei Tore brauchte um drin zu bleiben. Paar von uns haben schon probiert so bissl mit zu machen beim Support, aber war halt arsch kalt, Spiel ******e und die Leute nicht so wirklich zu begeisternd oder optimistisch.
2. Halbzeit hats dann einem von meinen Kumpels gereicht und er hat sich vorne aufn Zaun gestellt, auch die anderen aufgefordert und motiviert mit zu machen. Bei mir hat das nach 2min geklappt, bei den meisten bissl länger, aber man hat gemerkt, dass immer mehr aus sich raus kamen und mit gemacht haben. Spielverlauf hat dann natürlich auch ordentlich mit geholfen und beim 1:1 hat dann auch im Süden richtig die Hütte gebrannt, vom 2:1 in der 90. dann ganz zu schweigen.
Long story short. Viele würden schon gerne da auch mit machen, brauchen dafür aber wie bei vielem einfach nen kleinen Tritt in den Arsch und dafür ist so ein Capo einfach goldwert. Bei den Leuten hinterm Capo ist die Motivation natürlich deutlich höher und die Hemmschwelle mit zu singen kaum vorhanden, so dass da dann auch viel "organisatorisches mit dazu kommt, aber das ist natürlich auch wertvoll.
Die Komasäufer, Leute denen das Spielgeschehen egal ist und die lieber in die Fahne oder falsche Richtung glotzen und nur Böller in die gegnerische Kurve werfen wollen sind ein kleiner Teil.
Nur weil der Opa auf der Haupttribüne mal Neger reinruft, spricht ja auch keiner davon, dass die ganzen Eventfans Rassisten sind.