Jupp startet bestimmt durch. Mal sehen, ob die Spieler es ihm nachmachen... Generell gilt für mich (und für mich ist die Causa Carlo dann auch abgeschlossen):
Ich bin überhaupt kein Freund von Trainerentlassungen während der Saison, weil so etwas immer eine Niederlage für alle Beteiligten ist. Ich bin ja schon ein paar Tage Fan und habe entsprechend schon ein paar Entlassungen mitgemacht - und es gab schon einige Trainer, mit deren Arbeit (oder den Resultaten) ich nicht einverstanden war: Magath, Rehhagel, z.T. Klinsmann....trotzdem fand ich jede Entlassung zu dem Zeitpunkt unnötig. Die Lage war nie so aussichtslos oder verfahren, dass man nicht noch die jeweilge Saison gemeinsam hätte zu Ende spielen können, um dann eine saubere Trennung zum Saisonende zu vollziehen. Auch nicht bei LvG, auch nicht bei Ribbeck. Es gab aber genau zwei Trennungen, bei denen ich eine Ausnahme mache, weil die Zustände in meinen Augen völlig unhaltbar waren und eine echte Vereinskrise über die Saison hinaus drohte: das war bei Sören Lerby - und eben jetzt. Und natürlich hätte die Trennung schon nach der letzten Saison erfolgen müssen: wenn sich ein Verein genötigt sieht
- einen zusätzlichen Co-Trainer einzustellen, der explizit nicht aus dem Umfeld des Trainers stammt, obwohl dieser meint, gar keinen zu benötigen
- dazu einen Sportdirektor nicht für strategische Planung, sondern als Bindeglied zu installieren. Mit dem Profil: jung genug, um einen Draht zur Mannschaft zu bekommen und mit Italienischkenntnissen für den Trainer (ebenfalls gegen den Wunsch des Trainers)
dann muss es schon richtig derbe Probleme geben, denn so ist selbst Uli in 45 Jahren noch nie vorgegangen. Gefruchtet haben die Maßnahmen erkennbar nicht, im Gegenteil. Abgesehen von den spielerischen Defiziten, die ja nicht plötzlich auftraten, sondern sich lediglich immer mehr zuspitzen, ist der körperliche Zustand des Teams geradezu erschreckend. Das sieht man auch an den Leistungen der Nationalspieler in ihren Teams, die jetzt in der Länderspielpause fast durch die Bank schneller abbauten, als ihre Kollegen. Robben z.B. war gegen Schweden wirklich on fire und hat gekämpft wie nix Gutes, aber nach 60 Minuten war der einfach platt (und das lag nicht am Ergebnis). Die Maßnahmen des Vereins (evtl plus Chinareise/Vorbereitung) hatten die Motivation Ancelottis offenbar komplett auf Null gefahren und dann geht es nun einmal nicht mehr weiter.
Die vielen Verletzungen werfe ich CA nicht vor, denn das Problem hatten wir auch schon vor ihm. Es kann nicht sein, dass Spieler wegen zu niedriger Trainingsintensität verletzt waren - und bei Pep waren sie es wegen zu hoher. Sowas gibt es nicht, da liegen die Gründe woanders (zu viele generell verletzungsanfällige und/oder verschlissene Spieler, medizinische/physiotherapeutische Abteilung). Die Fitness und die schlechte taktische Qualität des Teams aber schon, das sind nunmal Kernbereiche des Trainers, dafür trägt er die Verantwortung. Das offenbar schlechte Betriebsklima wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben:
auf der einen Seite galt eben dies ja immer als Stärke Ancelottis. Andererseits ist die Mannschaft zu guten Teilen bereits seit Jahren zusammen und man konnte/kann schon immer einige Problemchen und Probleme ausmachen: eben die Vereltzungsanfälligkeit, aber auch die Zickereien der Offensivstars bei Auswechslungen oder Nichtberücksichtigungen (Robbery, auch bei Müller ist das nicht neu). Das war schon immer so. Aber man konnte dem Team wirklich noch nie vorwerfen, dass sie die taktischen Vorgaben des jeweiligen Trainers nicht umsetzt oder nicht absolut leistungsbereit sei. Nicht bei LvG, nicht bei Jupp, nicht bei Pep. Nichtmal im Ansatz. Von daher sind die zwischenmenschlichen Probleme so nicht nachvollziehbar, gleichwohl waren sie jetzt ja da und nicht zu knapp....und haben ja anscheinend auch das Klima im Team zunehmend belastet.
In der Kombination war dann aus meiner Sicht eine weitere Zusammenarbeit schlicht unmöglich und die Trennung unvermeidbar, eher zu spät. Und das liegt nach wie vor nicht an einer Niederlage in Paris oder einem verdaddelten Sieg gegen Hertha.
Polemik ist sicher nicht angebracht, ebensowenig Zweifel an Ancelottis grundsätzlicher Kompetenz. Aber funktioniert hat die Zusammenarbeit eben von Anfang an nicht richtig, am Ende dann komplett überhaupt nicht mehr und, bei allem Respekt vor seiner Vita, seiner Lebensleistung und seiner fachlichen Qualifikation und unter Berücksichtigung, dass ganz bestimmt auch Vereinsführung und Spieler Fehler gemacht haben: die Gesamtleistung Ancelottis als Trainer des FC Bayern war in absoluten Kernbereichen für genau diese Aufgabe einfach nicht ausreichend.