Bin als Jugendlicher/junger Erwachsener jahrelang im Olympiastadion in der Südkurve gestanden. In den letzten Jahren habe ich mich dann aus verschiedenen Gründen vom Verein immer mehr distanziert, aber das was mittlerweile in Sachen Außendarstellung, Kommunikation und Transferpolitik abgeht, trifft selbst das nie ganz erloschene Bayern-Herz richtig übel.
Mir ist völlig unbegreiflich wie man mit so viel Potential, so vielen Ressourcen und der Ausgangssituation 2015/2016 diese Attraktivität, welche der Verein ausgestrahlt hat, so einreißen kann. Zu meinem Papa habe ich gesagt, dass ich bis 02.09. meine Klappe halte, aber es fällt immer schwerer. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Kalle und Uli komplett aus der Zeit gefallen sind und der Rest völlig überfordert ist.
Jetzt muss man wieder lesen, dass ausgerechnet Kalle und Kovac pro Perisic sind und Team Uli/Brazzo sei dagegen. So etwas gibt’s gar nicht. Normalerweise gebe ich auf solche Gerüchte und Meldungen nicht viel, aber mittlerweile ist man geneigt, es zu glauben. Das es im Management hinten und vorne nicht mehr stimmt, ist nach so vielen Indikatoren und Ereignissen kein Geheimnis mehr.
Vielleicht sollten die Bayern aus „Mia san Mia“ lieber „Mia san Undecided“ machen. Ich bin wirklich schockiert. Sollte man Roca, Sane (günstiger und grünes Licht vom Medical Staff) und X noch eintüten, rettet man vielleicht noch was zu retten ist. Aber so kann es nicht weitergehen. Mir geht der Glaube an die einstigen Bayern verloren. Die Stärke des Vereins war es immer breit aufgestellt zu sein. Jahr für Jahr hieß es, niemand kann die Bayern auf Strecke aufhalten, weil sie nachladen können. Letztes Jahr schickt man Kovac mit einem Rumpfkader in die Saison und jetzt sieht es wieder vogelwild aus. Aber angeblich hat ja Niko seine Probleme mit der Moderation eines größeren Kaders.
Im Hinspiel gegen Liverpool sah die Bank der Bayern wie folgt aus:
Rentner Ribery, Rafinha, Davies, Ulreich, Mai, Sanches, Shabani
Das kann doch nicht deren Ernst sein. Während Uli erzählt, er hätte mittlerweile genug Titel gewonnen und lieber „Back to the Roots“, schwadroniert Kalle über den Gewinn der Champions League.
Das ist alles Jammern auf extrem hohem Niveau. Alle Teams in Deutschland würden wahrscheinlich gerne diese Probleme haben, aber um das geht es gar nicht. Es geht mittlerweile um Eitelkeiten, Zerrissenheit, Machtkämpfe und Konzeptlosigkeit. Das die richtig fetten Jahre mal vorbei sind, ist völlig okay. Dieser Zyklus musste irgendwann ein Ende nehmen und dann muss man die Erwartungen zurückschrauben. Aber nicht so. Diese innere Spaltung ist pures Gift und das wird sich irgendwann auch sportlich bemerkbar machen. Mit dem vielen Geld kann man Fehler gut kaschieren, aber ob das Spielern wie Kimmich und Thiago ausreicht, zweifle ich mittlerweile ebenfalls an.
Sollten die Bayern Sane holen und eine Chance auf Havertz haben, könnte man im Best Case mit
Neuer (Nübel?)
Kimmich
Süle
Gnabry
Goretzka
Sane
Havertz
als deutschen Kern dastehen und mit internationalen Spielern wie Thiago, Lucas und Coman in die Zukunft starten. Das ist trotz allem immer noch drin. Mittlerweile glaube ich leider eher an Werner und Thiago macht rechtzeitig den Abflug. Im Übrigen würde ich niemals eine Saison aufgrund eines Titels oder eines Spiels bewerten, sondern nur mit der Frage ob man sein eigenes Potential ausgeschöpft hat. Das die Bayern mit Ach und Krach den BVB noch eingeholt haben, war von allen Beteiligten eine super Leistung und das gilt es zu würdigen. Trotzdem sollte man den Gewinn der Bundesliga nicht hernehmen und über alle Probleme hinwegsehen. Im Mai hatte ich gedacht, vielleicht wäre es besser, wir werden wie 2011/2012 zurechtgestutzt, damit die Sinne wieder geschärft werden. Aber der Riese scheint irgendwie wieder einzuschlafen.
„Bis Ende Juli musst du fertig sein“. Yikes.