Das ist genau das, was mir bei uns fehlt. Ich konnte letzte Saison selten Plan B, gar nicht Plan C oder D erkennen. Das macht das Ganze - bei aller spielerischer Klasse - problematisch.
Der FCB ist in der aktuellen Situation abhängig von einem gesunden Thiago, starken Außenstürmern und von Lewy. Fällt Lewy aus, ist Feierabend. spielt Thiago fernab der Sechs (wie die ersten 25 min gegen Mainz) - ist Feierabend. Coman's aktuelle kleine Formdelle wirkt sich gegen Mainz noch nicht aus, evtl. aber gegen Red Bull oder ähnliche Mannschaften.
Und da fehlt der "jetzt machen wir alles mal links statt rechts rum-Spieler", der das selbständig entscheiden konnte. Schweinsteiger und Alonso waren solche Spieler, ich glaube, da musst der Trainier gar nicht mal so viel machen (und sie können da auch mal falsch liegen, siehe das denkwürdige Heimspieldebakel gegen Real). Schweinsteiger hat das CL Finale mit seiner taktischen Umstellung mit gewonnen. Das muss man nicht Jupp gutschreiben, da hatte Jupp einfach einen denkenden Kicker im Team.
So einen haben wir jetzt nicht und wenn dann von Trainer nichts kommt, wird es wieder schwierig werden. Flick hängt ja das Attribut an, der Mastermind von Löw gewesen zu sein. Was man so hört, hat sich die Trainingsgestaltung geändert, ggf. wird sich da also einiges ändern. Der Kader würde es jedenfalls hergeben, in meinen Augen sind wir überragend aufgestellt.
Dieses Thema ist eine heikle Kiste, weil ich am Ende nie bei Kovac lande. Natürlich muss man auch Kovac hinterfragen, so wie alle im Unternehmen. Es ist Leistungssport. Lass uns mal für einen Moment komplett in die neutrale Zone gehen, völlig losgelöst ob Kovac der richtige oder falsche Trainer ist.
Über die Wichtigkeit von autoritären und strategischen Führungsspielern gibt es wohl keine zwei Meinungen. Diese Spieler helfen enorm und erleichtern es jedem Trainer ungemein. Den muss man Kovac geben, wenn man ehrlich ist. Diesen Spieler(typ) hatte er bis jetzt nicht. Ich hatte vor Wochen schon mal geschrieben, dass der Kader mMn alles andere als homogen zusammengestellt war. Teile des Teams waren (weit) über dem Zenit, von dem einen Spielertyp waren zu viel da, von dem anderen gar keiner, usw.
Kovac hat das Angebot seines Lebens bekommen und ist quasi ohne Standing nach München gekommen. Laut diversen Berichten hatte er in diesem Sommer einen spielstarken 6er gefordert bzw. sich gewünscht. Was ist passiert? Wieder nichts. Der typische Stratege, ein verlängerte Arm auf dem Feld, ist weit und breit wieder nicht zu sehen. Sicher, Thiago hat sich super entwickelt und wenn der Kerl fit ist, absolut top. Trotzdem…
Auf der anderen Seite ist in einem Umbruch Plan A, B, C, D doppelt wichtig, weil es keine oder wenig Führungsspieler gibt und sämtliche Automatismen und Strukturen wegbrechen. Dazu muss ein Team entwickelt werden. Da gibt es auf jeden Fall Verbesserungspotential.
Ach ich rede um den heißen Brei rum. Was ich sagen will:
Kovac hatte kein einfaches Umfeld, kein einfaches Team und dann kamen all seine eigenen Fehler dazu. Er kam angeschossen nach München und wurde danach nochmal angeschossen. Das war alles einfach zu viel. Im ersten Jahr hat Kovac nahezu alles erlebt. Kritik an Taktik und Aufstellungen. Die Kabine war kurz vor der Revolution, riesiger Medienrummel, Stress mit Spielern, noch mehr Kritik an Taktik und trotzdem ein Happy End mit zwei Titeln inkl. weiteren Diskussionen ob er der richtige Trainer für den Umbruch ist. (immer noch im Gange
)
Wenn Kovac aus all diesen Sachen nichts mitgenommen hat und wir keine Verbesserungen in Sachen Plan A, B und C bestaunen dürfen, dann geht meine Kritik an diejenigen, die ihn verpflichtet haben und ihn so lange durchschleppen, obwohl sie attraktiven Ballbesitzfussball verlangen und noch dazu keinen weiteren Strategen verpflichtet haben => zum wiederholten Male.
Sollte Kovac scheitern und die hohen Ansprüche nicht erfüllen, ist er lediglich das Symptom des Problems. Da würde ich ihn schon ein Stück weit in Schutz nehmen, auch wenn er genauso selbst verantwortlich ist und wusste was ihn in München erwartet. Ich finde diese Situation ist so verfahren und an Kovac wird immer haften, wie diese Verpflichtung zustande gekommen ist. Bei mir selbst merke ich regelmäßig, wie mir wegen der ganzen Vetternwirtschaft die Objektivität flöten geht. Bei Sebastian Hoeneß ist es ebenfalls so. Ich kann seine Arbeit eigentlich gar nicht gut genug einschätzen, aber bei mir wehrt sich schon alles, wenn ich seinen Namen höre. Das wird ihm nicht gerecht. Das wird Kovac nicht gerecht und wenn ich ehrlich bin, auch Brazzo nicht. Aber da bekomm ich gleich ganz einen Nervenzusammenbruch.
Geben wir dem Niko ein paar Spiele Zeit. Mainz war positiv. Auch wenn Schalke spielerisch extrem zäh war, es gab zumindest eine Systemanpassung und das ist alles schon mal gut.