So sehr ich mich über die letzten Ergebnisse freue, bin ich dennoch der Meinung, dass man nichts überstürzen sollte. Flick hat sich als gute Wahl erwiesen, um schnell Veränderungen vorzunehmen, die sofortige Wirkung entfaltet haben. Er legt dabei genau das Auftreten nach außen, und scheinbar auch nach innen, an den Tag, was der Verein in dieser Phase brauchte. So hat er, mithilfe der Ergebnisse, direkt für Ruhe gesorgt. Er hat zudem sehr deutlich gemacht, wie intensiv er die Kommunikation mit den Spielern betrieben hat, so hat er sie einerseits in die Pflicht genommen und andererseits direkt mit seinen personellen Aufstellungen (Thiago und Coutinho vorerst raus), den taktischen Anpassungen (die Rolle des ZM) und den Vorgaben zur Positionierung und zum Pressing für Selbstvertrauen, Sicherheit und Kontrolle gesorgt.
Ja, ich habe das böse Wort "Kontrolle" geschrieben. Vor und nach dem Trainerwechsel haben ja einige hier behauptet, dass so etwas nicht, oder kaum an den Vorgaben des Trainers liegen würde, viel mehr sollten die Spieler mal klarkommen, nicht so viel Fehlpässe spielen und ihre Zweikämpfe gewinnen.
Ich denke, die Aussagen der Spieler nach dem Spiel gegen Düsseldorf sind diesbezüglich eindeutig:
"Wir haben viel mehr Kontrolle als vorher", sagte Kapitän Manuel Neuer und schob nach: "Wir stehen etwas höher, das kommt uns zugute. Wir kommen in Situationen, in denen wir den Ball früh in der gegnerischen Hälfte erobern und somit einen kürzeren Weg zum Tor haben." Eine taktische Marschroute, die "ganz klar Ansage des Trainers" ist, wie Joshua Kimmich den anwesenden Reportern verriet.
Der Nationalspieler begründete den jüngsten Aufschwung ganz ähnlich wie sein Mannschaftskamerad: "Meiner Meinung nach liegt das daran, dass wir mutiger anlaufen. Wir schieben unsere Außenverteidiger vor und kommen so zu hohen Ballgewinnen." Kimmich ergänzte: "Wir setzen unsere Gegner unter Druck, zwingen sie zu Fehlern." Genau das täte dem Spiel der Bayern so gut. Es sei sehr viel schwieriger, "immer zehn Gegenspieler auszuspielen, anstatt zu versuchen, den Ball 30 Meter vor des Gegners Tor zu erobern. [...]
Konkret auf die spielphilosophischen Unterschiede zwischen Flick und Kovac angesprochen, erklärte Neuer: "Es ist einfacher für uns, weil wir schnell zum gegnerischen Tor kommen. Wir haben viel Vertrauen in den Vor- und Nebenmann, weil die Abstände zwischen den Spielern kürzer sind. Es ist ein großer Unterschied, ob man zehn beziehungsweise 15 Meter auseinandersteht oder eben 20 bis 30 Meter."
Quelle:
SPOX
Natürlich ist das nicht der einzige Ansatzpunkt für Verbesserungen gewesen, aber die Ansätze dahingehend haben direkt und spürbar Wirkung gezeigt.
Wie anfangs eingeleitet, würde ich die 3 Spiele unter Flick nun aber nicht zu hoch hängen. Es gibt noch sehr viel zu tun und eine mittelfristige Entwicklung anzustoßen, bei der die Bayern endlich wieder etwas Konstanz in den Leistungen, aber auch im Spielstil zeigen werden.
Ich denke, dass Flick ein guter Wegbereiter für einen neuen Trainer im Sommer sein kann. Wie viele Titel dabei herausspringen, ist letztlich nicht wichtig, wobei das eigentlich drin sein sollte, wenn man die neu gewonnene Stabilität bewahren kann.
Was in den Medien aufkommt, also eine Verpflichtung Pochettinos zum Winter, oder ein Engagement von Flick über den Sommer hinaus, halte ich für wenig sinnträchtig.
Neben all diesen Themen sollte man sich übrigens schon ab kommenden Sommer überlegen, wie man mittelfristig dazu kommt, nicht mehr so stark vom besten Stürmer der Welt abhängig zu sein, denn das ist Lewandowski in dieser Saison zweifelsohne. Neben seinen Toren spielt er extrem mannschaftsdienlich. Er läuft gut an, erkämpft Bälle, leitet ein, bereitet vor, schließt ab. Auf dem Flügel, im zentralen Mittelfeld, im Sturmzentrum. Er spielt starke Pässe und gewinnt immer wieder Dribblings, teilweise gegen 2 oder 3 Gegner.
Genießt es, liebe Bayernfans. Dass ein Bayernspieler auf diesem Niveau spielt und tatsächlich der beste der Welt auf seiner Position ist, hat man lange nicht so sehen dürfen und wer weiß wie lange es anhält und wann man das mal wieder erleben wird.