Bin mir nicht sicher ob Kovac lieber nicht so offensiv pressen lassen wollte, um hinten keine Lücken zu haben oder ob die Spieler das nur nicht konsequent umgesetzt haben.
Das ist ziemlich eindeutig, selbst wenn man die Aussagen der Spieler nach dem DD-Spiel ausblendet, die ich hier ja auch zitiert habe.
Kovac hatte in Sachen Pressing vollkommen andere Pläne, gleiches gilt für die Positionen der Mannschaftsteile auf dem Feld. Beides hat zu dem dauerhaften Problem geführt, dass man im zentralen Mittelfeld teilweise große Lücken hatte, die sowohl im Abwehr- als auch im Angriffsspiel zu Problemen führten.
Ich finde, man muss davon wegkommen, den Spielern grundsätzlich zu unterstellen, sie würden gewisse Vorgaben nicht umsetzen wollen oder können.
Ich schrieb es ja schon mehrfach. Die Spieler sind unter Kovac so viel gerannt, wie lange unter keinem anderen Trainer. Sie haben sich quasi immer reingehauen. Das sind Profis, die vollen Erfolg haben wollen und erstmal auch voll mitgehen mit dem was der Trainer vorgibt, egal wie sie dahinter stehen.
Das bedeutet nicht, dass sich über die Zeit nicht doch Frust einstellt, wenn man als Spieler das Gefühl hat, die Probleme werden nicht erkannt und die Mannschaft spielt unter ihren Möglichkeiten, unter Vorgaben, die nicht zu ihr passen. Wenn dann noch Spieler "ausgebootet" werden und kaum Chancen bekommen, von denen die ganze Mannschaft weiß, wie wichtg sie sein können (Müller, Martinez), steigt der Unmut in der Mannschaft entsprechend.
Zudem hat man in den jüngeren Spielergenerationen und vor allem bei Bayern einige Spieler, die sehr meinungsstark sind und sich auch mehr Gedanken ums Team machen, als sich nur auf sich selbst zu fokussieren, allein weil ihr persönlicher Erfolg auch daran hängt und sie sich dessen bewusst sind.
Selbstvertrauen haben sie sowieso bis unter die Haarspitzen und ehrgeizig, bzw. geil auf Erfolg sind sie auch allesamt. Dementsprechend sehen auch die Ansprüche an die Trainer aus und zwar in allen Bereichen. Taktik, Kommunikation, Fitness, Trainingsinhalte, Auftreten in der Öffentlichkeit vor allem im Bezug auf das Team. Diesen Ansprüchen zu genügen, gerade bei Bayern, ist keineswegs einfach.
Man muss die Spieler mitnehmen, hinter sich wissen, dafür muss man die Ansprüche größtenteils erfüllen, sonst wird diese Basis nicht gegeben sein. Das wurde bei Bayern sowohl Ancelotti als auch Kovac zum Verhängnis, wobei beide wahrscheinlich an unterschiedlichen Anforderungen gescheitert sind.
Und ja, ich denke, dass es heutzutage so sein muss. Die Spieler müssen diese Ansprüche haben, wenn sie in den besten Teams der Welt spielen wollen. Ebenso müssen die Trainer diesen gerecht werden, denn dann können sie auch Spieler als wichtige Bausteine in ihrem Team haben, die rein fussballerisch nicht die Besten der Besten sind. Das beste Beispiel dafür ist Klopp, der offensichtlich eine nahezu perfekte Balance im Erfüllen der Anforderungen finden kann. Das über Jahre, mit Spielern, denen man die dann gezeigten Leistungen gar nicht zugetraut hätte. Unter ihm entsteht ein Team Spirit der seines gleichen sucht und alle Spieler gehen für ihn durchs Feuer.
Auch Pep findet da seine Wege. Alleine dadurch, dass (fast) jeder Spieler ehrfürchtig ist, ob seiner einzigartigen Arbeit, dem Erfolg seines Spielstils und der Detailverliebtheit. Zudem stellt er sich in der Öffentlichkeit bis zur Absurdität vor seine Spieler.
Die beiden gehören nicht umsonst zu den besten Trainern der Welt.
Und das bringt uns wieder zu Bayern. Die Spieler dort haben schon unter verdammt guten Trainern gearbeitet, sie wissen, was möglich ist und erwarten vergleichbares von jedem neuen Trainer. Kovac ist an diesen Ansprüchen gescheitert, weil er einfach nicht gut genug dafür war. Denn wie auch auf Spielerseite, bei Bayern reicht es nicht "nur gut" zu sein.
Edit
@henningoth Sané wird im Winter nicht kommen, davon kann man fest ausgehen, denke ich. Ich halte es auch nicht für sinnvoll, obwohl ich Deine Kritik an den genannten Offensivspielern nachvollziehen kann.
Sané muss sich erst einmal weiter von der Verletzung erholen. Trotz seiner herausragenden Fähigkeiten wird er Anlaufzeit brauchen, also nicht gleich eine enorme Verstärkung sein können. Vor allem, weil zu seiner persönlichen "Problematik" noch kommt, dass er sich umstellen muss, aufs Spiel der Bayern.
Davon abgesehen kommt noch der organisatorische Aufwand, wenn man ihn im Winter holen will, vor allem bei dem aufgerufenen Preis. Da gilt es viele Details zu klären und die Ablösesumme könnte auch noch höher sein, als im Sommer.
Fazit: Den Transfer sollte man, wenn möglich, schnell festmachen, aber eben für den Sommer. Im Optimalfall ist Sané dann wieder komplett fit und man kann ihn zur neuen Saison dann mit einem neuem Trainer in dessen Spielsystem integrieren.
Das wird eh bis (weit) in die nächste Saison dauern, weil ja noch ein Turnier im Sommer stattfindet, was diese Prozesse verzögert.