Wie erklärst du dir dann, dass die ganzen "kleinen" Vereine niemals Meister werden und auch niemals in die Nähe kommen. Es ist doch immer so, dass am Ende die Vereine mit dem meisten Geld auch in der Tabelle oben stehen, während die Vereine mit weniger Geld nur darum kämpfen sich möglichst irgendwie noch in der Liga zu halten. Ist das reiner Zufall?
Selbst wenn ein kleiner Verein mal eine Saison eine richtig gute Mannschaft zusammenstellt und paar super Talente rausbringt, sind die schneller weg als der Verein bis drei zählen kann.
Wenn man Glück hat, bekommt man noch einigermassen Ablöse dafür. Das muss man dann aber wieder neu investieren und die Mannschaft wieder von vorne neu aufbauen, was in den meisten Fällen nicht gelingt.
Und selbst wenn man gut neu investiert und im nächsten Jahr wieder eine ganz gute Mannschaft mit neuen Talenten bringt, sind die auch wieder nach einem Jahr weg, weil die "reichen" Vereine die aufkaufen.
So funktioniert das System halt. Paderborn wird niemals so reich werden die die Bayern und Bayern niemals so arm wie Paderborn. Egal wie schlecht die Bayern wirtschaften und egal wie sehr Paderborn sich abstrampelt. Das System funktioniert so, dass die die Hierarchien sich nie ändern.
Einzige Möglichkeit wäre, dass irgendein Milliardär Paderborn kauft und dem Verein dann unbegrenzte Summen zur Verfügung stellt. Dann könnte Paderborn auch die besten Spieler kaufen und die höchsten Gehälter zahlen und über lange Zeiträume eine super Mannschaft zusammenhalten und neu verstärken, dass man mal die Chance hätte sich in den CL-Plätzen zu etablieren oder um Meisterschaften mitzuspielen.
Aber sorry, diese Sichtweise jeder Verein hätte in der Liga doch dieselben Chancen und man müsse nur gute Arbeit machen, dann würde man auch Meister und könnte die Bayern abhängen, entspricht doch nicht der Realität.
Natürlich ist vor der Saison klar, dass Paderborn und Union nicht um die Meisterschaft spielen. Und grundsätzlich sortiert sich die Tabelle langfristig auch ungefähr anhand der finanziellen Rahmenbedingungen. Aber dieses System ist trotzdem bis zu einem gewissen Punkt durchlässig.
Damit will ich nicht sagen, dass Paderborn oder Düsseldorf nach 5 Jahren guter Arbeit plötzlich den Etat von Bayern aufbringen können. Das sind natürlich unterschiedliche Dimensionen. Aber mit guter nachhaltiger Arbei kann man seine "Position" in diesem System verbessern.
Freiburg oder Mainz haben sicher keine großen Vorteile gegenüber vielen Zweitligisten aber sie haben eine Nische gefunden und sich in der ersten Liga etabliert. Und es gibt mehr als genug Beispiele, dass man einen Verein trotz großem Etat und optimalen Rahmenbedingungen herunterwirtschaften kann. Gestern hatten zwei dieser Teams das Spitzenspiel der zweiten Liga.
Es gibt keine Chancengleichheit. Große Städte bzw ein großes Einzugsgebiet sind ein Vorteil. Es schadet auch nicht wenn es in der Region wirtschaftlich ganz gut läuft. Viel Tradition bedeutet in der Regel deutschlandweite Fans und entsprechendes Vermarktungspotential.
Das lässt sich alles nicht bestreiten und das setzt gewisse Grenzen für die kleineren Clubs.
Aber es ist eben nicht wertlos wenn man durch gutes Management ein starkes Team bildet. Auch wenn die Topspieler vielleicht abwandern wollen. Der sportliche Erfolg steigert die Attraktivität und damit die Chance auf bessere Talente, ermöglicht Transfereinnahmen und bringt Fans und Sponsoren. Das erhöht die Chancen und Möglichkeiten für die kommenden Jahre.
Freiburg wäre das Beispiel für einen Top 30 Club der sich in den Top 16 etabliert hat. Dortmund hat sich mit Klopp innerhalb von wenigen Jahren mit großen Schritten nach oben gearbeitet. Schaaf und Allofs haben in einem kleinen Markt über Jahre tolle Arbeit geleistet. Atletico war tot und wurde durch Simeone zu einem europäischen Top Team obwohl man immer wieder die besten Leute ziehen lassen muss. Bei Leicester war es nicht nur die Meisterschaft sondern auch die jetzige Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte. Auch ohne Einstieg von Investoren und Fremdkapital finden sich auf jedem Level Erfolgsgeschichten und dramatische Abstürze.
Oftmals ist Erfolg nicht nachhaltig. Einerseits ist es sowieso schwierig auf Dauer bei den Transfers immer wieder "Value" zu finden. Andererseits kommen durch den Erfolg neue Hürden dazu. Wenn ein Club viele Jahre gegen den Abstieg kämpft und dann durch gute Entscheidungen sportlichen Erfolg hat und Transfererlöse einfahren kann.... Das sorgt dafür, dass der Club plötzlich in ganz anderen Regionen und Größenordnungen scouten und handeln muss. Oftmals muss man dann die Nische verlassen die den vorherigen Erfolg ermöglicht hat. Nicht selten wird das hart erarbeitete Geld dann in die falschen Leute investiert. Man spielt europäisch und muss den Kader vergrößern. Man hat interne Eitelkeiten und der schnelle sportlicher Erfolg weckt Begehrlichkeiten, sorgt für höhere Ansprüche und droht das Gehaltsniveau explodieren zu lassen. Nicht selten folgt nach guten Jahren dann auch schnell wieder ein Absturz.
Aber es gibt nun wirklich genug Beispiele für Clubs die durch gute Entscheidungen ihre "Position" deutlich und nachhaltig verbessern konnten oder aber trotz toller Möglichkeiten abgestürzt sind. Auch in Deutschland gibt es Kandidaten die mittelfristig näher an Bayern heranrücken können. Aber man muss auch sagen, dass die Verantwortlichen in München (und die sind mir alle unsympathisch) so ganz grundsätzlich in den letzten Jahren einen ordentlichen Job gemacht haben.