Bei Hazard gab es zwar offensichtlich eine zu diesem Zeitpunkt illegale und somit äußerst kritikwürdige Absprache, im Gegensatz zu den Beispielen Lewandowski und Goretzka hat man aber eine angesichts der Vertragslaufzeit marktgerechte Ablösesumme gezahlt. Aufgrund der Tatsache, dass man Verhandlungen mit Gladbach geführt und eine Einigung erzielt hat unterscheidet sich dieser Transfer ebenfalls grundlegend von dem Lewandowski's, von den restlichen Nebengeräuschen abgesehen.
Lewandowski war natürlich ne wirklich linke Nummer, die sich in der Form auch einfach nicht gehört, aber alle anderen Transfers der Bayern in der Liga waren doch völlig handelsüblich, inkl. Götze (da besteht nun wirklich null Unterschied zu Reus). Jeder, ausnahmslos jeder Verein ist ständig in Kontakt zu Spielern anderer Vereine und vor allem zu deren Beratern. Das ganze Jahr über. Allein schon von Beraterseite werden rund um die Uhr Spieler mit bestehenden oder irgendwann auslaufenden Verträgen angeboten.
Und zu Goretzka: ich erwähnte es bereits - auch Kolasinac, Max Meyer, Matip oder Choupo Moting haben Schalke in jüngerer Vergangenheit ablösefrei verlassen. Jetzt kommt auch noch Nübel hinzu, dessen Berater ja auch klar angesprochen hat, dass Schalke da einfach auch zu spät auf seine eigenen Spieler zugeht und VVL anbietet. Und wenn, dann sind diese Angebote offenbar klar zu niedrig, sonst würden doch nicht derart viele Spieler regelmäßig ihre Verträge auslaufen lassen, um ablösefrei zu wechseln.
Wenn man selbst nicht marktgerecht bezahlt und es für clever hält, Spieler trotz Leistungssprüngen möglichst lange beim relativ niedrigen Ursprungsgehalt zu halten, dann passiert sowas eben. In den frühen Erfolgsjahren des BVB (also früh nach Beginn der aktuellen Vorstandszeit) hat euer Vorstand den Fehler ja auch ab und zu gemacht und sich dadurch in schlechte Verhandlungspositionen gebracht. Mittlerweile ist das nicht mehr so, was aber eben hohe Personalkosten zur Folge hat. Wie bei uns auch. Uns werden doch nicht deshalb keine Spieler abgeworben, weil es in München so schön ist oder wir ein toller und erfolgreicher Club sind - sondern weil wir eben auch ziemlich gute Gehälter zahlen.
Täten wir das nicht, kämen ständig Gerüchte um Transfers nach Madrid, Manchester oder Barcelona auf. Und dann würden auch bei uns Spieler ihre Verträge auslaufen lassen oder versuchen, Wechsel zu erpressen. Seit Ballack, spätestens seit Kroos gibt es das aber nicht mehr. Das ist gut, aber auch schweineteuer.
Man kann nicht sportlich aufsteigen und gleichzeitig den Personaletat kleinhalten und Spielern deutlich weniger bieten, als sie genau da verdienen könnten, ao man als Verein sportlich hin will. Das hat noch nie funktioniert.
Ich lebe seit bald 20 Jahren in Hamburg. Hier bezahlte der HSV lange Zeit gerne zu viel für sogenannte "Stars" (oder das, was man dafür hielt), selbst ausgebildete oder geförderte Spieler hielt man eher klein, was die Gehälter angeht. Folge (neben Kadern ohne Identifikation von Spielern und für Fans): allein schon Bayer Leverkusen presste dem HSV mit Son, Öztunali, Tah und Calhanoglu vier hochtalentierte Hoffnungsträger mit (für den Status der Spieler) absurd viel Gehalt und Methoden ab, gegen die Bayerns der reinste Kindergeburtstag sind. Da war von Millionengehalt für einen 16jährigen, Krankschreibung aus "psychischen Gründen", bis zu öffentlichen "ich kann mir nicht vorstellen, noch einmal das HSV-Trikot zu tragen" Aussagen und Völlerschen "der Spieler will nur zu uns und zwar jetzt" Interviews. Alles bei laufenden Verträgen.
Dagegen ist das, was Bayern veranstaltet, zwar aus der Abteilung "harte Bandagen", aber moralisch eine ganze Liga entfernt. Trotzdem hat der HSV natürlich die Wechselwünsche als solche mit seiner miesen Gehaltsstruktur auch selbst erzeugt.