jkd's "Begeisterung" kann ich zwar nachvollziehen, jedoch fehlt da etwas der Blick fürs große Ganze.
Canelo kann gegen Mayweather einfach nicht das Heft richtig in die Hand nehmen, da er zu konditionsschwach ist. Das Catchweight wird seine konditionellen Probleme weiter vergrößern.
1. Er kann keine 12 Runden kämpfen. Genau genommen fängt er erst in der 2. Hälfte des Kampfes an zu fighten.
2. In den ersten Runden macht er sehr wenig. Meist bis zur 4. oder 5. Runde.
3. In den ersten 6 Runden ist auch der Rhythmuss in jeder einzelnen Runde meist derselbe. Er macht zu Beginn der Runden nur Alibi-Aktionen ohne Snap und boxt im Energie-Sparmodus, gefährliche Aktionen kommen erst in der zweiten Rundenhälfte oder gar zu Ende der Runden. In Runde 1 und 2 ist das besonders auffällig.
Das sind alles schlechte Voraussetzungen gegen einen wie Mayweather, der die körperliche Verfassung der Gegner extrem gut lesen kann. Mayweather geht ohnehin nur auf Punktsieg und hat wegen Canelos schwacher Konditionen bereits 3 Ansatzpunkte des Lesens, um die Sache rauszuschinden oder sicher heimzufahren.
Geht Canelo die Sache an wie immer, wird er zu Beginn der 7. Runde vermutlich 5 zu 2 hintenliegen. Mayweather wird seine Körner genau so adjustieren, dass Canelos Konditionsschwäche dazu führt, dass er Runden stehlen kann. Am Ende sind Punkturteile von 115:113 bis 118:112 drin. Viele werden einen engeren Kampf gesehen haben, als das was die Punktecards wiederspiegeln werden.
Canello hat nicht die Kondition eines Castillo. Canello boxt einen Konditions-Rhthmuss, Castillo hatte den Fuss dagegen permanent auf dem Gaspedal und fightete nach kurzer Zeit instinktiv. Canello kämpft in keinster Weise instinktiv, sondern agiert bildlich gesprochen mit dem Körner-Messungs-Taschenrechner. So wird er von Mayweather outthinked. Ein Mathematiker wie Canelo kann einen Mathematiker wie Mayweather nicht besiegen, da letzerer das bessere Bewegungstalent ist. Den Mathematiker Mayweather muss man mit der Chaos-Theorie a la Castillo im Vollgasmodus in tiefere Wasser führen, so dass Mayweather sich auf seinem Taschenrechner öfters verrechnet.
Entweder fängt Canello eher an zu fighten als sonst, mit der Gefahr, dass er konditionell in der zweiten Hälfte einbricht, oder er verliert ohnehin nach Punkten. Canello muss eine TKO-Erschöpfungsniederlage riskieren, um Mayweather entweder nach Punkten oder durch KO zu bezwingen. Dazu muss er taktisch anders vorgehen als bisher in seiner Karriere. Es ist sehr selten, dass jemand im wichtigsten Kampf seiner Karriere auf einmal in die Wundertüte greift und dazu den Mut hat. Die meisten erstarren in Anbetracht der großen Herausforderung.
Gut bei Canello sind allerdings die Kombos in der zweiten Kampfeshälfte. Der zweite und dritte Schlag können von Mayweather nicht ohne weiteres visuell erfasst werden. Da kann es schon mal einschlagen. Mit den Einzelaktionen in der ersten Kampfeshälfte kann man einen Mayweather nicht in Probleme bringen. Kombos müssen her und es muss unübersichtlich werden. Ich erwarte dass Canello vom Kampfaufbau so wie immer vorgehen wird. In der zweiten Kampfhälfte wird er besser aussehen, der Punkterückstand aufgrund der Inaktivität in den ersten Runden wird aber schon zu groß sein.
Selbst wenn in den ersten Runden nicht viel passiert und die Runden eng sind, liegt Mayweather vermutlich schon einige Punkte vorne.