Die Quervergleiche Hopkins, Tarver, Jones sind wirklich kurios.
Ich habe mir vor kurzem Teile der Kämpfe nochmal gesehen, und muss sagen, ich hatte Tarver etwas besser in Erinnerung. Er war schon limitiert. Gegen Jones verlor er den ersten Kampf knapp aber verdient, obwohl dieser von Beginn an müde, unspritzig und konditionell nicht ganz auf der Höhe war. Tarvers Limits waren zu offensichtlich, als dass er auch einen jüngeren und fitteren Jones die selben Probleme hätte bereiten können. Das muss man schon so klar sagen. Tarvers Beinarbeit war vielleicht solide, mehr aber auch nicht, denn dazu fehlte es an Koordination. Er war generell nicht der beweglichste, boxte recht geradlinig und war gut berechenbar. Konditionell war er auch nicht der stärkste und obwohl er nie Ko ging, schienen mir seine Nehmerqualitäten auch nicht sehr besonders zu sein. Er war in vielen Bereichen solide bis gut, aber ein Überflieger war er nicht. Den Stil den Jones boxt konnte Tarver aber ausrechnen, und davon profitieren als dieser an Athletik einbüßte, weil Tarvers Wahrnehmung auf kurze Konzentrations-Momente ausgelegt ist, in denen er sich an der Passivität des Gegners orientieren und dessen vereinzelte, kurze Angriffsmomente früh erkennen konnte. Bei längerfristigem, konsequenten Druck des Gegners, kann diese Art der Wahrnehmung aber auch von Nachteil sein, weil man zu lange brauchen kann um die richtigen Momente für die richtigen Entscheidungen zu erkennen. Die Wahrnehmungstypen treten natürlich in Kombination auf, bei den allermeisten sind sie aber relativ einseitig ausgeprägt. Typen die beide Wahrnehmungsarten, in ungefähr selbem Maße, mit erhöhter Bandbreite der Wahrnehmung in sich vereinen, sind sehr selten. McCallum war ein Boxer, dessen Wahrnehmung vielleicht die Grenzen des möglichen erreichte. Er beachtete im Ring so viele Dinge gleichzeitig, dass anderen davon schwindelig werden würde. Selbst Mayweather ist dagegen noch etwas einfacher gestrickt, und kommt dem perfekten Boxen nicht so nahe, wie es McCallum konnte. Dessen Problem war allerdings dass diese Art zu boxen selbstverständlich extrem kraftaufwendig war, und er in einigen seiner Kämpfe in den hinteren Runden deutlicher an Tempo verlor. So gigantisch er boxen konnte, ein wirklich überragender Athlet war er leider nicht. Diese Kombination hätte auch alle Grenzen des bisher dagewesenen gesprengt. Und da kommen dann wieder Mayweathers Stärken ins Spiel. Mayweather ist in praktisch allen Bereichen sehr gut bis überragend. Es gibt nicht den Plan, wie man ihn besiegen kann. Es braucht gewisse Fähigkeiten um ihm Paroli bieten zu können, da er einfach zu viele Möglichkeiten hat mit denen er die Schwächen seiner Gegner ausnutzen kann.
Das wichtigste Element um ihn boxerisch in Schwierigkeiten zu bringen ist ein guter, variabler Jab. Hat man den nicht, wird es schon deutlich schwieriger, da man vorhersehbarer wird und man dann extreme Qualitäten in anderen Bereichen braucht. Maidana bringt kaum etwas mit, womit er Mayweather einen ausgeglichenen Kampf liefern kann. Der erste Kampf war auch nicht ausgeglichen. Ich stehe ja generell für druckvolles, aggressives Boxen, aber was Maidana da zeigte war zum größten Teil Brotlose Kunst. Mayweather hatte sich Bewusst nicht optimal vorbereitet, ließ Maidana an der langen Leine, um einen Rückkampf rechtfertigen zu können, und somit den nächsten Zahltag und Sieg in der Tasche zu haben. Viele haben die Alibi-Aktionen von Maidana dann auch noch als ernstzunehmende Treffer wahrgenommen. Ja, er hatte einige gute Treffer drin, überwiegend zum Hinterkopf, was man ihm aber nicht vorwerfen kann, weil Mayweather diese Schläge mit seinem oftmals nicht regelkonformen wegdrehen und zu tiefem abducken erst auslöst. (Wenn das nicht geahndet wird, dann müssen Hinterkopfschläge auch ignoriert werden, weil ein gleichzeitiges bestrafen dieser auch ein bestrafen des wegdrehens oder zu tiefen abduckens erfordern würde, um einen Kampf nicht von vornherein Sinnlos zu machen.) Maidana hat einfach wenig Technik, keine gute Koordination, seine Meidbewegungen sind nicht so besonders, konditionell kann er "normalerweise" auch nicht mit Mayweather mithalten. Sein Timing lässt auch zu wünschen übrig. Die Schläge die er aus verschiedenen Winkeln anbrachte waren überwiegend Armschwinger, daher konnte er sie schnell ausführen. Würde er aber mehr in die Schläge legen, wäre er natürlich noch vorhersehbarer. Gegen den Jab zum Körper fand er kein Mittel, u.a hat der ihm dann auch gut die Luft geraubt. Wie angesprochen, Mayweather wird im "Normalfall" nie echte Probleme gegen Maidana haben. Dass er sich im ersten Kampf Bewusst so präsentierte, war sehr offensichtlich und kaum zu übersehen. Daher ist es schon ärgerlich, dass jemand wie Maidana zum 2. mal randarf, während einige bessere Leute zur Verfügung stehen würden.
Wenn man keine 3. Dimension zur Verfügung hat, können einem gewisse Dinge entgehen, daher kann man Kämpfe immer besser beurteilen wenn man am Ring mit dabei ist.
Die Kameraperspektive ist oft auch nicht förderlich, bei Queraufnahmen sind die 3 Dimensionen besser erkennbar. Schade dass die Sender, der Kameraperspektive keine größere Bedeutung beimessen.
Hier habe ich ein Video gefunden, indem ein Zuschauer den ersten Kampf aus der Arena gefilmt hat. Ich weiß nicht genau wie die Runden geschnitten worden sind, aber man erkennt ganz klar wie ineffektiv Maidana selbst in der ersten Kampfhälfte war, und dass die meisten seiner vermeintlichen "Treffer" nur streifen, oder komplett vorbei gehen, und dass Mayweather ihn konsequent bestraft, auch wenn oftmals nicht viel in seinen Schlägen steckt. Das zu tiefe abducken bzw. wegdrehen von Mayweather fällt auch sehr gut auf. Teilweise ist das noch im Rahmen, aber oft überschreitet er die Grenzen einfach. Das muss geahndet werden, ansonsten kann er sich damit große Vorteile verschaffen.
http://www.youtube.com/watch?v=L7UwYKgDdDE