Glaube ich nicht. Sicher leistet Weinzierl in Augsburg sehr gute Arbeit, aber ich kenne keinen Topclub, bei dem er seinen bisherigen Fußball so durchziehen könnte. Das ist doch ziemlich klassischer Underdogfußball, sehr gut gemacht, aber nichts, was man in Gladbach oder auf Schalke einführen könnte. Kann sein, dass Weinzierl auch andere Systeme kann, aber ich sehe bis jetzt keinerlei Hinweise darauf. Das war bei Tuchel anders, dessen Taktik war schon in Mainz wesentlich ambitionierter als Weinzierls in Augsburg, die doch in erster Linie reaktiv ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in ihm ein zweiter Tuchel steckt ist für mich nicht höher als die, dass er eher ein zweiter Breitenreiter ist: gut für ein schmales Budget, im oberen Regal aber eher fehlbesetzt. Wenn man mit dem Augsburger Kader mit diesem Fußball z.B. Platz 7 erreicht, bedeutet das doch noch lange nicht, dass mit dem gleichen Ansatz mit Gladbachs Kader Rang 3 herausspringt. Dirk Schuster z.B. erreicht in Darmstadt mit einem Zweitligakader sensationell Platz 14 - für mich klar der Trainer des Jahres. Der gleiche taktische Ansatz würde bei Schalke aber nicht die CL statt der EL bedeuten, sondern höchstwahrschinlich auch nur einen zweistelligen Tabellenplatz. Kann schon sein, dass seine Fähigkeiten allgemein so stark sind, dass er da Spitzenclubfußball mit Erfolg hinkriegen würde - aber echte Hinweise darauf gibt es nicht. Und so sehe ich es bei Weinzierl letztlich auch, da ist schon zur Zeit sehr viel Personenhype dabei, den es bei Schubert so gar nicht gibt (eher in reverse).
Schubert aber hat bereits gezeigt, dass er mit einem guten Kader guten und erfolgreichen Fußball kann. Die Balance ist noch nicht hundertprozentig, aber der Mann hatte ja bislang auch 0 EInfluss auf die Transferpolitik (etwas, was z.B. bei Klopps Ergebnissen in der PL immer als Argument herangezogen wird). Wenn Eberl mit ihm nicht zufrieden sein sollte, ist es in der Tat besser, sich zeitig zu trennen. Ich hielte das aber für einen Fehler: das, was man hat, ist erwiesenermaßen nicht schlecht. Ob das, was man bekommen könnte, wirklich besser wäre, ist komplette Spekulation. Weinzierl hat noch nie im Hochsegment gearbeitet und bisher keine Philosophie vertreten, die hierauf übertragbar wäre. Da fände ich z.B. einen Nagelsmann naheliegender.