Jahr 3: Titelkampf, Ligapokal und Marathonwochen
Schon früh in der Saison 2019/2020 zeichnet sich ab, dass es sich einhergehend mit dem Systemwechsel um eine ganz andere Iteration des FC Stade Rennes handelt als im Vorjahr. Die Mannschaft erzielt deutlich weniger Tore, stellt mit einer harmonierenden Dreierkette und einem bärenstarken Mittelfeld aber schnell die beste Abwehr der ganzen Liga. In den ersten 5 Saisonspielen holt Rennes zum Beispiel 3 Siege und 2 Unentschieden mit einer Tordifferenz von 5:1 - das ist sinnbildlich für weite Strecken der Saison.
Das Europa League-Abenteuer gestaltet sich ebenfalls recht erfolgreich. Als Fünftplatzierter Frankreichs muss man drei kräftezehrende Quali-Runden überstehen, um in die Gruppenphase einzuziehen. Nachdem man Seinäjoen JK (1:0 und 1:0) und Levski Sofia (2:1 und 2:0) recht trocken und humorlos aus dem Weg räumt, wirft man auch Feyenoord Rotterdam mit 2:1 und 3:1 aus dem Weg und sichert sich so einen Verbleib im Bewerb.
Kein Zweifel besteht auch, dass Max Power im Transfersommer 2019 auf die absolut richtigen Pferde gesetzt hat. Leander Dendoncker und Abdoulaye Doucoure bilden von Anfang an ein gut funktionierendes Duo vor der Dreierkette, die Benjamin Pavard als ballspielender IV zwischen Gnagnon und Basila diktiert und den Grundstein für die vielen Clean Sheets legt. Besonders erfreulich auch der Impact vom jungen Marcus Thuram, der sich als Edeljoker bewährt und mit seinen Toren dafür sorgt, dass sich Diafra Sakho seiner Sache nie sicher sein kann. Und zuguterletzt erweist sich Leihspieler Federico Mattiello als überraschend guter Fit auf der rechten Außenbahn, wodurch Kapitän Romain Danzé meist zum Zuschauen verdammt ist.
In der Liga verliert man im September bei Lyon, ansonsten gestaltet sich der Herbst sehr erfolgreich. Besonders beeindruckend: nach einer bitteren 2:3-Niederlage gegen PSG im Oktober bleibt man neun Spiele in Folge ohne Gegentor, die Hinrunde schließt man mit einer Tordifferenz von 22:7 auf Platz 3 ab.
In der EL-Gruppenphase trifft man auf Standard Lüttich, FK Krasnodar und Granada CF. Das Überwintern in diesem Bewerb sichert man sich trotz oftmaliger Rotation schon früh: einem 2:0 in Lüttich lässt man ein 3:0 gegen Krasnodar folgen, und durch zwei Siege gegen Granada (1:0 und 3:1) kann man in den letzten Spielen noch mehr rotieren. Ein 1:1 gegen Lüttich und ein 0:2 gegen Krasnodar bedeuten 13 Punkte, Gruppensieg und ein Date mit Besiktas im Sechzehntelfinale.
Im dicht gestaffelten Kalender kommen ab Dezember auch die Cupspiele hinzu, und auch hier ist man trotz Rotation erfolgreich. Im Coupe de la Ligue kann man nach einem 2:1 gegen Montpellier auch endlich mal wieder gegen Monaco gewinnen (1:0). Im Halbfinale eliminiert man Bordeaux mit 2:0 und erreicht damit erstmals unter Max Power ein Endspiel. Dort ist dann im April Derby-Time gegen den FC Nantes angesagt. Auch im Coupe de France kommt man weit, hat dort aber auch Losglück: auf dem Weg ins Halbfinale muss man mit Erzrivalen FC Nantes (4:0) nur einen Ligue 1-Verein ausschalten, ansonsten warten mit Red Star (2:0), Stade Lavallois (2:0) und Stade Reims (2:0) nur unterklassige Teams. Im Halbfinale unterliegt man dann Toulouse (0:2).
In puncto Kaderplanung fallen im Winter erste Entscheidungen. Der selten spielende Faitout Maouassa darf im Sommer für stattliche 16 Millionen Euro zu Red Bull Leipzig wechseln, dafür schließt man die RV-Lücke endlich langfristig und fixiert den Sommertransfer von Timothy Castagne (Hoffenheim, 15 Millionen). Die alternden Romain Danzé und Yoann Gourcuff werden den Verein im Sommer dagegen verlassen müssen, ihre auslaufenden Verträge werden nicht mehr verlängert.
In der Europa League legt man mit einem 3:2-Auswärtssieg in Istanbul den Grundstein zum Aufstieg, aber Besiktas gibt sich im Rückspiel lange nicht geschlagen. Erst als man am Ende riskiert, kann Rennes per Konter zuschlagen und 2:1 gewinnen. Im Achtelfinale dann ein altbekannter Gegner: der AS Monaco, gegen den man unter Max Power fast immer schlecht aussah. Programmgemäß verliert man auswärts auch 1:2, doch zuhause kann man durch Tore von Mattiello und Sarr überraschend 2:0 gewinnen und ins Viertelfinale aufsteigen. Dort ist gegen Sporting Lissabon dann auf höchst spektakuläre Art und Weise Schluss: ein müdes Rennes-Team verliert das Hinspiel in Portugal mit 0:3, führt im Rückspiel zuhause nach 90 Minuten aber sensationell mit dem gleichen Ergebnis. In der Verlängerung trifft Grandsir die Latte, aber die Entscheidung fällt im Elfmeterschießen. Gourcuff, Sakho und Arnaiz verschießen, und das EL-Abenteuer ist zu Ende.
Im Saisonfinish muss man den vielen Spielen dann allgemein Tribut zollen. Im Coupe de la Ligue-Finale tut man sich gegen Nantes sehr schwer, aber durch ein frühes Tor von Ismaila Sarr kann man ein 1:0 über die Zeit retten und so den ersten Titel unter Max Power feiern. Dieser unterschreibt bei Rennes im Laufe der Saison einen neuen Vertrag über drei Jahre zu deutlich besseren Bezügen. Im Saisonverlauf flattern zwar immer wieder Angebote rein (Gladbach, Fiorentina, Villareal, Marseille), doch er entscheidet sich fürs Erste für einen Verbleib.
In der Liga kann man lange gar um den Titel kämpfen, weil Monaco und vor allem PSG ungewohnt schwächeln - dadurch öffnet sich ein kleines Fenster für Lyon und Rennes, die das Titelrennen zu einem spannenden Vierkampf machen. In den direkten Duellen verliert Rennes sowohl gegen Lyon als auch gegen Monaco mit 0:1, dafür gewinnt man mit dem selben Ergebnis in Paris, was deren Coach Pep Guardiola an den Rande der Entlassung bringt und zu einigen öffentlichen Spitzen gegen Max Power veranlasst.
Rennes versucht, bis zum Schluss oben dabeizubleiben, aber mit Niederlagen gegen Montpellier und Guingamp macht man sich das Leben selbst schwer. Mit der Pace von Olympique Lyon, das sensationell das mächtige PSG vom Thron stürzt, kann man letztendlich nicht ganz mithalten. Am Ende verbessert man den vereinsinternen Punkterekord aus dem Vorjahr aber um fette 11 Punkte und zieht als Drittplatzierter in die Champions League ein.