Komisch dass das hierzulande immer bei Ferrari und nie bei Produkten mit deutscher Beteiligung vermutet wird. Italienische Fahrzeuge werden vom Fahrer aufgewertet, deutsche/englische Produkte ist es generell die Technik die sich durchsetzt. Meiner Meinung nach ist das ein klassiches Vorurteil.
Wenn z.B. Coulthard die Leistung im McM nicht gebracht hat, dann wurde hier immer von einem Fahrerproblem und dass er Punkte "verschenkt", gesprochen. Ist bei Ferrari der gleiche Umstand der Fall, ist der Nummer 1 Fahrer eine Ausnahme und die Nummer 2 auch wenn er weit zurückhängt, schon OK. Das Schema ist immer das Gleiche und ist in meinen Augen genauso falsch wie früher.
Ich denke du verallgemeinerst zu stark, bzw. bringst ähnlich Vorurteile an, wie du sie anderen vorwirfst.
Beispiel Ferrari:
Anfang der Neunziger galt der Ferrari als unzuverlässig und mit seinem 12-Zylinder zwar als schön klingend, aber doch auch als veraltet. Nach 96 änderte sich dann manches. Schumacher war als starker Fahrer bekannt, auch wenn seine Überlegenheit gegenüber früheren Teamkollegen damit zusammen hängen mochte, dass seine Dienstfahrzeuge seinem Fahrstil mehr entgegenkamen als denen der Teamkollegen. Mit Todt, Brawn und Byrne änderte sich einiges bei Ferrari und so galt der Ferrari in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts als schnellster Wagen im Feld, da auch Teamkollege Barrichello konkurrenzfähiger war, als Irvine in manch anderen Jahren (zu Jordan-Zeiten war keiner der beiden sonderlich stärker als der jeweils andere).
Alonso:
Dass es nun heißt, dass Alonso viel aus dem Wagen rausholt und somit etwas "kompensiert", hängt gewiss auch mit der Vergangenheit zusammen. Zum einen hat er sich (mit Ausnahme vom bekanntermaßen starken Hamilton) gegen viele Teamkollegen deutlich durchgesetzt. Zum anderen war Massa näher an Räikkönen dran, als zur Zeit an Alonso. Gewiss kann man auch von einer schwächelnden Form Massas sprechen ... ein bisserl färbt da auch ab, dass Massa gegen den hierzulande hochgelobten Schumacher kaum besser aussah.
Die schwache Phase der Ferrari vor Silverstone spielt gewiss auch eine Rolle, dass bei Ferrari momentan nicht vom stärksten Wagen gesprochen wird. Aber das ist bei McLaren auch der Fall. Die Überlegenheit der RedBull im Qualifying ist deutlich, diese fahren in Sektoren mit schnellen Kurven die besten Zeiten und in Zeitlupen-Aufnahmen liegt der grüne Flitzer einfach am ruhigsten auf der Straße.
Das ganze ist aber keine nationale Sache mit deutscher oder italienischer Beteiligung. Von Hamilton, Kubica und Rosberg wird ja auch gesprochen, wenn es um Fahrer geht, die mehr aus dem Fahrzeug heraus holen, als ihre Teamkollegen.
Coulthard:
Häkkinen galt seit jeher als guter oder sehr guter Fahrer, aber er lag 98 und 99 deutlich weiter vor Coulthard, als in den vorrangegangenen Jahren oder einst vor Brundle oder Blundell. Adrian Newey war als exzellenter Designer bekannt, weshalb der McLaren zu jener Zeit als schnellster Wagen im Feld bezeichnet wurde. Coulthard holte so deutlich weniger als Häkkinen heraus, dass entsprechend eher auf ihn gezeigt wurde, als auf die Stärke Häkkinens.
Beispiel Mercedes:
Ein deutsch/englisches Produkt mit zwei Fahrern, denen durchaus ein großes Können nachgesagt wird. Hier spricht keiner davon, dass sich die Technik durchsetzt.
Wo ist da das von dir angesprochene Vorurteil?