Ohne jetzt nach Abständen zu schauen denke ich das Williams 1992-1993, Mcl Ende der 80er und Ferrari in ihrer Ära die gleichen Abstände/Vorsprung hatten wie heute.
Die Abstände früher waren deutlich größer.
Nehmen wir z.B. Spanien. Das Feld liegt im Qualifying in etwa innerhalb von 2 Sekunden. 1992 betrug z.B. der Abstand vom 5ten bis zum 15ten gut 3 Sekunden. Die Quali-Zeit war damals ähnlich (die Strecke hatte damals ne Schikane weniger). Auf vielen anderen Strecken ist das Bild ähnlich.
Die Rennen mögen uns heutzutage oft langweilig erscheinen. Die Fahrer managen Reifen, Spritverbrauch usw ... sie fahren vorgegebene Rundenzeiten und halten Abstände im Bereich von 4 Sekunden ... entweder zum Vordermann, damit die Aggregate nicht zu heiß werden ... oder zum nachfolgenden Piloten, damit man auf Undercuts etc. reagieren kann.
Früher waren die Abstände im Rennen deutlicher. Sieht man sich alte Aufnahmen an, dann lagen am Ende häufig gut 20 Sekunden zwischen den Piloten (klar manche Abstände waren größer und kleiner) und es war nicht ungewöhnlich, dass Fahrer in den Punkterängen (6 Stück) überrundet wurden.
Was heute gerne verkannt wird ist, dass die Fahrer früher ähnliches zu tun hatten. Sprit managen, Reifen managen, Temperaturfenster ... usw ... das gab es damals alles schon, man musste sich auch damals die Rennen einteilen, hatte mal nen guten oder schlechten Reifensatz, Blistering, usw. ... derartiges war nur vor 20 Jahren medial nicht so präsent.
Was heutzutage in der F1 bedeutend anders ist sind die Zweikämpfe. Sie sind nicht deutlich weniger geworden ... sie sind optisch aber gänzlich anders.
Wie gesagt ... früher waren die Abstände zwischen den Piloten häufig größer, aber wenn zwei Fahrer nahe beieinander lagen, dann lagen sie wirklich nahe beieinander. Abstände von 4 oder 5 Zehnteln waren dann zu beobachten. Machte der Vordermann einen Fehler, dann wurde er u.U. kassiert. Zweikämpfe zogen sich über mehrere Runden bei denen ein Fahrer Druck aufbaute und der andere entweder nachgab oder standhaft blieb.
Gewiss, auch damals war das Hinterherfahren problematischer als das "Vorne-weg-Fahren". Aber der Zeitgewinn im Windschatten auf den Geraden und der Zeitverlust in den Kurven ... das glich sich etwas mehr aus.
Heutzutage sieht das etwas anders aus. Die Aerodynamik ist deutlich empfindlicher ... bei manchen Boliden weniger, bei manchen mehr (Mercedes). Das "Hinterherfahren" ist schwieriger. Manch Pilot ist deutlich schneller als der Vordermann ... bis er dann den Abstand auf 1,5 bis 2 Sekunden verkürzt und dann deutliche Probleme mit dem Grip bekommt ... und die Temperaturen bei Reifen und Antrieb sind auch bald beeinträchtigt.
Der nachfolgende Fahrer muss schon deutlich signifikant schneller sein, um den Abstand unter eine Sekunde zu bringen (das hängt auch ein Stück weit vom Streckenprofil ab). Zweikämpfe über mehrere Runden sind dabei - im Vergleich zu früher - seltener. Häufig bringt DRS den Verfolger schnell vorbei. Klappt es mit DRS nicht, dann gibt der Verfolger nach ein paar Runden auf (wegen Reifen-, Brems- und Antriebstemperaturen) und wartet auf eine bessere Gelegenheit.
Ergo: Ja ... das Feld liegt dichter beisammen als früher. Und ja, dadurch entsteht eine gewisse Spannung. Aber die Zweikämpfe haben im Vergleich zu früher an "Qualität" bzw. an Spannung verloren (sowas wie Massa-Alonso in Brasilien hat Seltenheitswert). Das ist der Punkt an dem die Formel 1 "leidet".
2009 wirkte man entgegen, indem man diverse Flügel verbot, welche in den Vorjahren dazugekommen waren. Zudem sollte der höhere Heckflügel das Hinterherfahren erleichtern.
2017 geht man den umgekehrten Weg. Heckflügel wird abgesenkt für die Optik (Hinterherfahren wird schwerer), Diffusor wird größer für bessere Rundenzeiten (Hinterherfahren wird schwerer), Reifen werden breiter (kürzere Bremszonen, Überholen wird schwieriger), Kurvengeschwindigkeiten werden höher (Bremszonen werden kürzer, Überholen wird schwieriger).
Ja ... es hat schon seine Gründe, warum ein Hamilton aktuell äußert, dass die Zweikämpfe in der GP2 ihm damals mehr Spaß gemacht haben.
Man wedelt sich aktuell einen von der Palme, dass die Rundenrekorde einer nach dem anderen purzeln. Die Wagen sähen spektakulärer aus als in den Vorjahren, die Antriebe haben eine Leistung wie die V10-Sauger am Ende, das Feld liegt dichter beisammen als früher. Dennoch ... es krankt an essentiellen Dingen ... spannende Zweikämpfe, enge Verfolgungsjagden.
Früher bedeutete ein Fahrfehler dass der Hintermann eine Überholchance bekommt ... heute bedeutet ein Fahrfehler, dass der Hintermann in den DRS-Bereich kommt. Das wirkt für den Zuschauer einfach ganz anders.
Und dennoch ... das bedeutet nicht, dass andere Monoposto-Rennserien (z.B. IndyCar) der F1 nun den Rang ablaufen würden (oder könnten).