Sehr unterhaltsames Rennen ... konnte man sich gut angucken.
Verstappen
Einwandfrei. Starker Start. Ist da - viele einige andere - im zweiten Gang gestartet und gut vorgeschossen. Das sah man bei den RB bei feuchten Bedingungen schon anders.
Hat dann und wann seinen Speed aufgezeigt, schien aber zumeist eher Vorsicht walten zu lassen, damits nicht so läuft wie in Istanbul oder so.
Beim Restart hätte er beinahe seine Führung verloren ... ich glaub Leclerc ist da schon etwas unruhig in seinem Sitz hin und hergerutscht.
Hamilton
"Mit einem blauen Auge davon gekommen" kann man sagen ... blauer kann es kaum sein. Eine WM entscheidet letztlich wie sehr Fehler ausgenutzt oder bestraft werden. Der Vergleich mit Vettel in Hockenheim ist da passend.
Hamilton steckt eine Minute lang im Kiesbett fest, weil er beim ersten Versuch (mit kleinem Slide neben die Reifenstapel kommen) sich den Frontflügel beschädigt und weil er dann den Rückwärtsgang nicht reinbekommt. Keine Ahnung, was genau die für einen Kies in Imola benutzen ... es gibt viele Strecken bei denen man Boliden im Streckenaus sieht, die dann im Kiesbett stecken bleiben ... diesmal kamen die Piloten immer recht gut frei (siehe auch z.B. Tsunoda). Gut ne weitere Minute verliert Hamilton durch die langsame In-Lap (bis das SC gerufen wird) und den Boxenstop.
Und die rote Flagge sorgt dann dafür, dass der über 2-minütige Zeitverlust (in Relation zu Verstappen) nahezu weggeblasen ist. Puff.
Besser hätte es da für Hamilton nur laufen können, wenn die rote Flagge schon gekommen wäre, bevor er zum Frontflügel-Wechsel an die Box kommt (hat ihn schließlich vorrübergehend 2 Positionen gekostet).
Letztlich eine grundsolide Aufholjagd und viel Glück, dass der Fehler (erst der Ausrutscher, dann den Frontflügel abknicken) kaum bestraft wurde.
Norris
Beim Start wäre er beinahe mit Aquaplaning in seinen Teamkollegen geflogen, neben Stroll war es auch sehr eng.
Norris hat dann aber gezeigt, dass die schnellen Zwischenzeiten im Qualifying nicht von ungefähr kamen. Gegen Verstappen war er - trotz zwischenzeitlichem Reifenvorteil - chancenlos ... aber es wird dennoch interessant sein zu beobachten, ob die Performance von Norris und McLaren eine Eintagsfliege war, oder ob man sich in künfitgen Rennen erneut stark präsentiert.
Der Gamble mit den weichen Reifen hat sich gegen Leclerc ausgezahlt. Das war riskant ... aber manchmal wird sowas belohnt.
Es ist übrigens das erste Rennen seit Silverstone 2010, dass ein Red-Bull-, ein McLaren- und ein Mercedes-Pilot zusammen auf dem Treppchen stehen.
Leclerc
Mit dem Ausrutscher in der Einführungsrunde sah es eigentlich so aus, als könnte das erstmal einen Knick in Leclercs Vertrauen in den Boliden geben. Letztlich ist er ein sehr souveränes Rennen gefahren ... da gab es nichts zu monieren, denke ich. Hat da Perez auch gut in Schach gehalten.
Ferrari ist vielleicht nicht dort, wo man gerne wäre (vorne) ... und man kann auch nicht (wie 2019) aus eigener Kraft um Siege fahren, scheint es ... aber es läuft deutlich besser als 2020 und das Duell mit McLaren um den dritten Konstrukteurs-Rang könnte durchaus interessant werden.
Sainz
Hat sich zwischenzeitlich ziemlich über sich selbst aufgeregt.
Seine erste Runde im Rennen ist recht ... äh ... lebhaft. Dann und wann sah man ihn im Kies, aber meist ging das recht glimpflich aus. Ein Rennen zum Lernen, könnte man sagen. Mit dem 5ten Platz ist Sainz gut bedient. Später im Rennen sah er besser aus.
Ricciardo
Ricciardo gab nach dem Qualifying kleinlaut zu, dass er zu langsam war ... und auch im Rennen sah er gegen Norris keine Sonne. Für Ricciardo zieht sich da leicht ein Vergleich zu Sainz.
Sainz kam mit dem McLaren sehr gut zurecht ... mit dem Renault eher weniger.
Ricciardo konnte im Renault überzeugen ... im McLaren scheint er noch nicht ganz angekommen zu sein.
Wahrscheinlich hätte man die Positionen später wieder zurück "geswitched", wenn sich gezeigt hätte, dass Norris nicht schneller als Ricciardo ist. Letzterer war sich nicht zu fein dafür, seinem Teamkollegen die Chance zu geben, nach vorne zu fahren.
Später musste er gucken, dass er nicht von Stroll und Gasly kassiert wird.
Gasly
Eigentlich hatte man bei Alpha Tauri das Rennen von Gasly verbockt. Ihn auf Regenreifen an den Start zu schicken war schon sehr gewagt. Dass man ihn dann so lange draußen ließ, dass sogar Ocon (der auch auf Regenreifen startete und schon gewechselt hatte) ihn wieder einholte ... das ließ doch eindeutig den Schluss zu, dass man da viel zu lange gewartet hatte.
Klar ... Gasly hatte dann gewissermaßen die frischesten Intermediates und konnte sich damit wieder zwei Positionen gut machen (gegen Schumacher und Vettel) ... aber erst nach dem Restart ging es wieder entscheidend nach vorne mit Überholmanövern gegen die Alpine und Räikkönen.
Nach dem Restart war er schneller als Stroll und Ricciardo. Potential ist durchaus vorhanden. Das konnte Gasly - wie schon 2020 - in Imola nicht ganz ausschöpfen ... aber es lief dennoch besser als letzte Saison.
Stroll
Stroll hatte viel Kamerazeit. Mit den Ferrari und den McLaren konnte er anfangs nicht mithalten und war meistens damit beschäftigt, Bottas hinter sich zu halten. Später war er beim Zweikampf mal etwas zu sehr im Kies, was ne Position kostete ... aber letztlich ist Stroll mit den Punkten gut bedient. Manch andere Boliden und/oder Fahrer waren hier schneller.
Ocon
Die Wahl mit den Regenreifen ging kräftig in die Hose. Gut für Ocon, dass er diese in einer SC-Phase beheben konnte ... auch wenn er dann erstmal letzter war. Ocon hat sich wieder achtbar vorgearbeitet ... aber man muss halt festhalten, dass die Alpine hier nur auf Niveau der Sauber fuhren.
Ocon machte im Qualifying einen starken Eindruck, aber im Rennen nicht unbedingt auf Top10-Niveau.
Alonso
Keine Ahnung, ob es da später noch irgendeine Anmerkung von der FIA gab, dass Alonso sich gedreht hat, während wegen dem Bottas-Russell-Crash an gleicher Stelle doppelt gelbe Flaggen geschwenkt werden. Seit dem Unfall von Bianchi sieht man das nicht allzu gerne.
Alonso gesteht im Interview ein, dass er nicht so schnell ist, wie es der Bolide sein könnte. Momentan holt sein Teamkollege etwas mehr raus.
Perez
Der Dreher von Perez erinnerte ein wenig daran, wie Albons Rennen in Imola letztes Jahr auch mäßig lief und dann komplett in die Hose ging.
Bei Perez waren auch zuviele Schnitzer drin. Dass für die SafetyCar-Phase in Sachen überholen andere Regeln gelten als bei einer Einführungsrunde ... das hätte er wissen können. Ok ... sein Team auch.
Auf abgetrockneter Strecke (so ab Runde 18, oder auch rund um Runde 50) war seine Pace gut, aber im Pulk (wenn die Vordermänner auch DRS haben) fiel ihm das Überholen schwer. Da war dann auch keine Schadensbegrenzung mehr drin.
Dass er in seinem zweiten Rennen bei Red Bull auf feuchter Strecke nicht auf Verstappen-Niveau fährt ... davon konnte man ausgehen. Mund abwischen ... weiter machen.
Potential scheint weiterhin mehr gegeben als bei Albon.
Tsunoda
Mit einem sehr starken Start gewann Tsunoda mehrere Positionen und mit dem Undercut gegen Giovinazzi ging es vor in Punkte-Reichweite. Der Dreher machte das dann zunichte. Der Speed scheint da zu sein ... aber etwas weniger Dreher im Qualifying und im Rennen kämen Tsunoda entgegen.
Räikkönen
Größtenteils fehlerfreies Rennen ... abgesehen von dem Fauxpas beim Restart, welcher ihm die Strafsekunden einbrachte
Anfangs hing er hinter Russell fest, später war er es, der die Alpine etwas aufhielt.
Giovinazzi
Ein 9ter Platz wäre drin gewesen ... wenn er da nicht eine Plastiktüte in der hinteren Bremsbelüftung gehabt hätte. Ärgerlich für Giovinazzi, der so langsam den Eindruck erweckt, dass er mit Räikkönen durchaus mithalten kann.
Vettel
Läuft nicht bei Vettel. Das Qualifying war so lala ... der Start aus der Boxengasse ärgerlich ... die Zeitstrafe durch das zu später hantieren am Boliden ebenfalls.
Zwar arbeitete er sich an den Alpine vorbei, doch das Wagnis mit dem frühen Wechsel auf Slicks ging nicht auf. Zwar konnte er dann mit aufgeheizten Reifen den eigentlich recht flotten Gasly unter Druck setzen ... aber dennoch hatte er nurnoch die Haas hinter sich. Im Gegensatz zur ersten Rennhälfte hatte Vettel nach dem Restart nicht mehr den Speed, um mit den Alpine mitzuhalten ... sonst wären vielleicht noch Punkte drin gewesen.
Naja ... später gabs dann halt Getriebeprobleme und es hat für Vettel nicht ganz bis ins Ziel gereicht.
Highlight für Vettel bleibt wohl
das schöne Überholmanöver gegen Alonso ... das erinnert ihn vielleicht ein wenig an gloreichere Zeiten vor gut 10 Jahren.
Schumacher
Schumacher zahlt etwas Lehrgeld, indem er hinter dem SafetyCar abfliegt ... nunja ... das haben wir ja schon in etwas ähnlicher Form (Grosjean, Russell) gesehen. In der zweiten Rennhälfte war er dann etwas einsam unterwegs. Immerhin ... die Pace war nicht weit entfernt von jener von Giovinazzi
Mazepin
Ich halte von Mazepin nicht viel, aber die Kollision mit Latifi geht nicht auf seine Kappe.
Dennoch, auf seinen Teamkollegen hat er später bei freier Fahrt viel Zeit verloren. Ok, das sah man auch bei Russell-Kubica und bei Russell-Latifi. Als Alfa-Testfahrer macht Kubica einen besseren Eindruck und Paydriver-Kollege Latifi kann mittlerweile mit Russell ein wenig besser mithalten.
Aber momentan ist Mazepin weit davon entfernt zu glänzen. Was aber nunmal auch nichts daran ändert, dass das Haas-Team wahrscheinlich nicht am Start stünde, wenn statt Mazepin z.B. Illott das Cockpit bekommen hätte.
Bottas
Ein Wochenende zum Vergessen. Ok, im Q1 und im Q2 lief es noch ordentlich. Aber danach war ziemlich der Wurm drin.
Bottas darf sich unterm Strich überlegen, warum er gut 20 Runden lang trotz DRS nicht an Stroll vorbei kommt ... wonach Hamilton das später innerhalb weniger Runden erledigt und sich dann weiter nach vorne arbeitet, sobald der Vordermann mal kein DRS hat.
Gewiss, Bottas hat sich schon in den vergangenen Saisons beim Überholen schwerer getan als Hamilton ... dennoch war das ganz und gar keine Glanzleistung.
Ich war überrascht, dass man bei Mercedes Bottas nicht in der gleichen Runde reinholte wie Verstappen. Erst später schnallte ich, dass man da die gleiche Taktik ging wie bei Hamilton.
Bottas blieb draußen, weil Stroll zum Reifenwechsel reingekommen war.
Im Gegensatz zu Hamilton war der Overcut von Bottas geglückt und er kam vor Stroll zurück auf die Strecke ... bei den Überrundungen hatte Stroll dann so viel Windschatten, dass er die alte Reihenfolge wieder herstellte. Nun war Russell da, der anfangs nicht mit Stroll und Bottas mithalten konnte ... nun aber etwas früher auf Slicks gewechselt hatte.
An der Stelle fragt man sich schon ein wenig, wie es sein kann, dass Bottas mit einem Williams um Positionen kämpft, während Hamilton auf Platz 2 fährt, obwohl er 2 Minuten im Kies und mit abgebrochenem Frontflügel verliert. Tjoa.
Den Crash würde ich als "Rennunfall" sehen. Ja, Bottas lässt sich etwas nach rechts treiben und lässt Russell da nicht viel mehr als eine Wagenbreite Platz. Es war halt ein etwas unglücklicher Umstand, dass Russell genau dort ausschert, wo die Strecke einen leichten Linksbogen macht ... und somit umso leichter aufs Gras gerät, während er Bottas "ausweicht".
Naja ... aus dem mehr als bescheidenen Rennen wurde Bottas' Unfall letztlich noch zu einem großen Dienst für das Mercedes-Team ... schließlich lag Hamilton da schon weit hinter Ricciardo.
Russell
Manch einer mag die Williams-Familie vermissen, doch Russell ist voll des Lobes über die neue Teamführung und die bessere Struktur ... und nicht zuletzt dankbar, dass die bessere finanzielle Lage dem Team wesentlich besseren Spielraum gibt.
Nach dem tiefen Absturz des Williams-Teams, das sich eher nach hinten zur 107%-Zeit orientieren musste als nach vorne, geht es mittlerweile ziemlich bergauf. 2 Boliden im Q2, aus eigener Kraft mit anderen Teams im Mittelfeld kämpfen können. Das hat Russell sich sicherlich lange gewünscht.
Zu gerne hätte er nun gerne seine ersten Punkte für Williams eingefahren ... aber manchmal geht's dann doch wieder schief.
Russells Ärger auf Bottas ist verständlich, aber im Nachhinein entschuldigt sich Russell für seinen emotionalen Ausraster. Es war halt ein unglücklicher Unfall und Russell denkt, dass er diesen hätte verhindern können.
Dennoch ... bei Williams kann man optimistisch in die Zukunft blicken.
Latifi
Ich bin mir nicht sicher, ob das Latifis bislang beste Startposition war. Wie auch immer, es scheint, als hätte er Mazepin einfach übersehen, der neben, aber auch leicht versetzt hinter ihm war. Bei der Gischt ist im Rückspiegel nicht viel zu sehen und vielleicht war Mazepin dort, wo der tote Winkel ist. Andererseits war Latifi nach seinem Ausritt etwas am Lenkrad beschäftigt.
Wie auch immer, wer auf die Strecke zurückkehrt, muss halt schauen, dass dies sicher erfolgt. Klar, auch andere sind da rausgerutscht und quer über die Strecke zurück auf die Ideallinie (z.B. Sainz).
Aber ich denke, Latifi hat Mazepin einfach übersehen ... was dennoch bedeutet, dass der Crash auf seine Kappe geht.