Professor Moriarty
Bankspieler
Da sich gerade ein paar Minuten finden, greife ich das hier nochmal auf. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, wieso der Ferrari-Motor momentan so stark ist. Natürlich ist das alles Spekulation, aber dennoch vielleicht lesenswert.
Grundsätzlich muss man verstehen, dass ein Turbo die zugeführte Luft komprimiert (im Kompressor) und dadurch mehr Leistung generiert, da mehr Sauerstoff in die Verbrennung gelangt. Das ist jetzt noch nicht neu. Was Ferrari hier aber vermutlich gemacht hat, ist, sehr lange Saugrohre vom Einlass über den Intercooler bis in die Zylinder vorzusehen. Das bringt einen entscheidenden Vorteil: Die Luft kann sich sich nachdem sie den Kompressor passiert hat, noch mehr abkühlen. Nicht nur der Intercooler, die die Aufgabe hat, die erwärmte Luft durch den heißen Kompressor (Kompression verursacht viel Wärme) abzukühlen, macht das also, sondern auch dieser enorm lange Schlauch an Saugrohren. Je geringer die Temperatur der Luft, desto mehr Sauerstoff kann sie enthalten. In Summe erhält der Verbrennungsprozess kühlere Luft und mehr Sauerstoff und ist dadurch effizienter (= mehr Leistung je Liter Treibstoff). Damit einher geht ein Nachteil, den alle Ferrari-Teams bisher gut umgehen konnten. Eine solche Auslegung ist natürlich sehr voluminös. Der Ferrari-Motor nimmt damit auch Möglichkeiten weg, Kühlkörper, Elektronik und sonstige Dinge (Packaging) irgendwo dazwischen zu quetschen. Entsprechend müssen die dann in die Sidepods (oder anderswo) ausweichen. Da sich größere Sidepods aber (bisher) nicht als Nachteil erwiesen haben, wiegt der Vorteil schwerer als der Nachteil.
Umgekehrt kann es gut sein, dass Mercedes mit seinem Motorsystem den genau entgegen gesetzten Weg gegangen ist, kurze Wege vom Kompressor über den Intercooler zu den Zylindern, um möglichst schmale Sidepods zu realisieren. Der Vorteil des Packaging wiegt also weit weniger schwer als der Nachteil der relativ geringeren Leistung durch wärmere Ansaugluft.
Sicherlich entsteht jetzt bei dem einen oder anderen die Frage, ob das so bleibt. Die kurze Antwort darauf: Ja. Da die Motoren eingefroren sind und nur aus Verlässlichkeitsgründen mit begründeten Änderungen versehen werden dürfen, wird es äußerst schwer bis unmöglich die Auslegung zu ändern. Weder RB (Honda) noch Renault und Mercedes können das imitieren. Falls sich also noch wer wundert, warum die SF so einen Sprung gemacht hat, könnte das die Antwort darauf sein.
Schöne Ausführung, wo ich mir persönlich vorstellen könnte, dass dies nah an der Wahrheit liegt. Daneben finde ich jetzt schon wieder die unterschwelligen Betrugsvorwürfe an manchen Stellen. Scheint Mode und salonfähig geworden zu sein. Ok, man könnte sagen selbst schuld. Ferrari wird da sicher aber sehr genau überprüft werden und man hat die Chance nun clever genutzt. Der intransparente Deal mit der FIA stinkt zwar, aber diese Prämisse halte ich für deplatziert.
Dieser Vorteil könnte sich aber noch relativieren, wenn die Zero-Pods auf einmal effizient funktionieren. Mercedes hat so viele Probleme, dass sie gleichzeitig noch viel Potenzial haben. Auch eventuell beim Motor, wenn sie weniger Flügel fahren können.
Am besten steht momentan eigentlich Red Bull da. Wenn die Antriebseinheiten nicht in die Luft gehen. Weil deren Konzept an sich nicht unproblematisch ist, sie es aber schon gut verstehen. Ein großes Update steht auch bevor. Marko gab Ähnliches zu Protokoll. Ich persönlich schätze einfach deren Potenzial mit dem Design noch höher ein, als bei Ferrari. Vor allem haben sie auch neben Mercedes wohl noch am meisten Übergewicht.
Zuletzt bearbeitet: