Ich verstehe nicht wieso man ständig Hülkenberg in die Runde wirft? Den will seit Jahren keiner mehr fest in seinem Cockpit haben, da wird er mit knapp 35 Jahren nicht attraktiver.
Ocon und Albon sind 25 bzw. 26 Jahre alt, Alpine oder Williams holen sich lieber ein junges Prospect als 2. Fahrer und brauchen nicht Hülkenberg.
Hülkenberg genießt halt eine gewisse Popularität ... daher taucht sein Name immer gerne auf.
Ein Favorit auf das Cockpit ist er natürlich nicht.
Als er sein Cockpit verloren hat, also nach 2019, waren halt wenige Cockpits frei.
Der eigene Wunsch nicht bei einem Hinterbänkler-Team zu fahren und der Punkt, dass er wegen seines Gehaltes durch Ocon ersetzt wurde, während er gleichzeitig kein großes Sponsor-Paket mitbringt, führte dann auch dazu, dass Williams eher Latifi aufnahm ... als jemanden wie Hülkenberg wieder zurück zu holen.
Nach 2018 sah die Welt anders aus.
Ricciardo verließ Red Bull, doch dort setzte man mehr Hoffnungen in Gasly als in Sainz. Letzterer wurde wegen seines Abschneidens gegen Hülkenberg durch Ricciardo ersetzt ... und Red Bull wollte ihn nicht zurück.
Alonso hatte die Nase voll von McLaren und McLaren hatte keinen Bedarf mehr für Vandoorne. Norris ersetzte Vandoorne, doch für Hülkenberg war es sinniger bei Renault zu bleiben als z.B. bei McLaren anzuklopfen ... wo Sainz unterkam.
Nach 2020 war die Lage auch eine andere. Red Bull grübelte über einen Ersatz von Albon, der nicht mehr Einschlug als Gasly.
Horner sprach damals gar mit Vettel, der bei Ferrari gegen Leclerc alt aussah.
Sainz hatte - nachdem er gegen Hülkenberg den kürzeren zog und glatt froh sein konnte, dass Alonso zurücktrat - bei McLaren überzeugt und folgte somit Vettel bei Ferrari. Ricciardo zog weiter und nahm das Sainz-Cockpit bei McLaren ein. Alonso kam in die F1 zurück. Wenn man Alonso oder Hülkenberg bekommen kann ... dann nimmt man Alonso.
Aus Hülkenberg-Sicht war 2019 ausgerechnet das schlechteste Jahr, um vom Teamkollegen geschlagen und nach der Saison ersetzt zu werden. Tjoa ... Pech.
Unabhängig vom eventuellen Interesse an Hülkenberg bliebe genauso fraglich, wie groß sein eigenes Interesse an einem Cockpit ist.
Auf einen Umzug und ein Vollzeit-Engagement in der IndyCar-Series hatte er keine Lust. Denkbar, dass er lieber Familienvater als Stammcockpit-Fahrer bleibt.
Wie dem auch sei, als Favorit auf das Alpine-Cockpit sehe ich derzeit Ricciardo.
Seit 2010 ist er zwar der Pilot mit dem viertgeringsten Anteil an den Konstrukteurs-Punkten seines Teams ... dennoch, bei Alpine/Renault lief es ja deutlich besser für ihn ... warum auch immer.
Alpine hat außer Piastri keine Junioren, die sich (aktuell) aufdrängen. Sollen sie de Vries (Mercedes) oder Sargeant (Williams) oder Pourchaire (Sauber) für sich fahren lassen? Vielleicht eher ungern. Mit Drugovich würde ich bei Alpine auch nicht rechnen.*
Unmöglich ist es nicht, schließlich ließ Renault selbst ja Kontakte von Piastri zu McLaren zu, um ihn mehr Möglichkeiten in Test-Sessions oder Freitagstrainings zu geben. Da hatte man gewiss nicht befürchtet, dass Piastri "untreu" wird.
Das FIA contract recognition board hat entschieden, dass Piastri einen gültigen Vertrag mit McLaren hat.
Piastri hat wohl einen Vertrag mit Alpine für 2022 und es gibt eine Option für 2023 ... aber diese wurde nicht rechtzeitig gezogen.
Alpine wollte gerne mit Alonso für ein Jahr verlängern (+ eine Option auf ein weiteres Jahr) und Piastri bei Williams "lernen" lassen. So dass man auch schauen kann, ob bei Alonso irgendwann das Alter einen negativen Effekt zeigt (bislang hab ich nicht den Eindruck).
Doch Vettels Rücktritt sorgte für ein freies Cockpit bei Aston Martin, wo Alonso bekam was er wollte ... einen mehrjährigen Vertrag. Plötzlich hat man bei Alpine Alonso nicht mehr und Piastri hat sich schon woanders umgesehen, weil er nicht mit einem Williams-Cockpit vertröstet werden wollte.
Die Cockpits in Enstone sind mal mehr, mal weniger begehrt. Perez wollte es damals nicht, Hülkenberg griff zu.
Man wollte damals mit Sainz weitermachen, doch Red Bull stimmte der Verlängerung der Leihe noch nicht zu, weil Ricciardo noch nicht verlängert hatte. Man holte Ricciardo ... und Red Bull wollte Sainz auch nicht haben.
Jetzt sitzt der einst ungefragte Sainz im Ferrari, während Alonso und Piastri andere Cockpits jenem bei Alpine vorziehen.
Alpine kann zufrieden sein, wenn man noch einen Fahrer unter bekommt, der mittlerweile mehr oder weniger als abgehalftert gilt.
Schon ein wenig kurios.
Ich bin mir garnicht sicher, wie die Situation verlaufen wäre, wenn Vettel nicht zurück getreten wäre.
Piastri hat den Vorvertrag mit McLaren wohl schon vor längerem unterzeichnet (noch vor Vettels Rücktritt). Alonso wäre dann wohl bei Alpine geblieben. Ricciardo würde sich dann an sein McLaren-Cockpit klammern, während man nun eine gute Chance hat, ihn auszubezahlen, so dass er zurück nach Enstone geht.
Säße Piastri dann im McLaren oder im Williams? Fraglich, fraglich....
*Drugovich führt zwar die F2 an und man kennt ihn vielleicht ein Stück weit, weil er Teamkollege
von Zhou war (damals noch Alpine-Junior). Allerdings fährt er schon seine dritte Saison. Wenige Top-Talente brauchen "so lange" für ihren Durchbruch. Deswegen wird z.B. Jehan Daruvala nie einen Alpha Tauri fahren. Drugovich bringt allerdings Geld mit und könnte dadurch eine Option für Williams werden ... wenn man dort eher auf Geld als auf Sargeant setzen will.