RIP Franz!
Aufgrund der Gnade der frühen Geburt hab ich ihn mehrmals live gesehen........ einfach nur phantastisch!
Ich nur 2 x in Diensten des HSV. Einmal gegen die Bayern im alten Volkspark und in seiner lezten Saison dann in Bremen. Natürlich war er da nihct mehr in seiner Prime, aber auch als 11-12 jähriger merkte man sofort, dass da jemand auf einem technisch völlig anderen Niveau unterwegs war. Auch auf einem anderen als z.B. Breitner, der damals in der letzen Minute den Ausgleich für Bayern schoss.
Später habe ich dann viele Spiele vom Franz aus der Konserve gesehen, als im Vorlauf auf die WM 2006 praktisch alle deutschen WM-Spiele der Vergangenheit auf Phoenix gezeigt wurden (jdf die, von denen es Bilder gab). Plus natürlich unzählige Ausschnitte aus Bayernspielen, klar.
Viele Spieler sind in ihrem Stil ihrer eigenen, aktiven Zeit verhaftet. Ein Schwarzenbeck würde heute wohl keine große Karriere machen, auch ein Netzer vielleicht nicht. Dafür hat sich die Grundauffassung von Fußball au ihren Positionen zu sehr verändert. Aber es gibt so ein paar Spieler, die einfach schon vor 50 Jahren modern gespielt haben, die einfach in jeder Dekade Weltklassespieler geworden wären: wegen ihrer Begabung, ihrer Technik und wegen ihrer herausragenden Spielintelligenz. Dazu gehört (für mich) ein Johan Cruyff, ein Pele, ein Maradona und dazu gehört eben auch Beckenbauer.
Franz Beckenbauer wäre heute ein aufbauender 6er mit einem Marktwert weit jenseits der 100 Mio, da bin ich völlig sicher. Noch wichtiger als der sportliche Wert ist aber, dass Beckenbauer den Deutschen die Schönheit des Spiels so nahe gebracht hat, wie sonst niemand. Dafür bekam er nicht immer nur Lob, aber das ist ein Verdienst, der Zeiten überdauert. Und er war über Jahrzehnte mit seinem weltoffenen Auftreten auch der beste Botschafter im Ausland, den dieses Land haben konnte.
Natürlich habe ich auch manches Mal über seine nichtssagenden Kommentare bei Sky und co den Kopf geschüttelt. Wenn der Franz nichts sagen wollte, hat er trotzdem oft geredet - und das war oft genug einfach nur Lebenszeit, die parlierend einfach so dahinging. Den "Skandal" ums Sommermärchen habe ich ihm keine einzige Sekunde übelgenommen. Jeder wusste oder konnte wissen, wie Großveranstaltungen vergeben werden und was dafür nötig war und ist. Den "investigativen" Umgang zehn Jahre später fand und finde ich unfassbar heuchlerisch.
Ein Heiliger war er nicht, der Franz. Aber der Begriff "Lichtgestalt" ist einfach erstaunlich passend, wenn man das Lebenswerk betrachtet.
Jetzt ist da irgendwie eine gewisse Leere: Franz war einfach immer da, immer ein Teil des Fußballs. Er war der aufkommende Superstar, als ich geboren wurde. Er war Mitbegründer der Erfolge "meines" Vereins. Er war Bundestrainer, pardon, Teamchef, als ich als 20jähriger ekstatisch den WM-Titel feierte. Er holte die einzige WM ins eigene Land, die ich bis jetzt erleben durfte. Er traf vom Weizenbierglass an der Torwand. Er sprach die ultimative Wahrheit über unseren Sport aus: "Geht's raus und spielt's Fußball".
Das ist jetzt alles vorbei und ich bin richtig, richtig traurig. Viel trauriger, als man bei einem Menschen, den man selbst ja gar nicht kannte, wohl sein sollte. Dieses Gefühl hatte ich so zuletzt beim Tod von David Bowie. Selbst bei Gerd Müller war das nicht so stark, aber wahrscheinlich war ich da auch einfach besser auf die Meldung vorbereitet.