Den Stellenwert wie eine WM oder Olympia hat die VST teilweise auch heute nicht. Wenn nämlich nach einer Saison gefragt wird, was man erreicht hat und welche Förderungen es künftig geben wird, dann werden natürlich oft Erfolge bei WM oder Olympia herangezogen, da die Entscheider, die das Geld verteilen, oft gar keinen Bezug zur Sportart haben. Eher noch sind es Erfolge im Gesamt-WC, die zählen.Die Vierschanzentournee der Herren hatte nach 20 Jahren noch nicht den Stellenwert der WM oder der Olympischen Spiele, sonst hätte der japanische Skiverband niemals Kasaya dazu gezwungen, vor Bischofshofen abzureisen.
Aber natürlich für Skisprung-Affine und für die Medien hat die VST einen sehr hohen Stellenwert.
Allerdings dürfen wir die Situation in den 50er, 60er oder 70er-Jahren nicht mit der heutigen vergleichen. Es war eine völlige andere Zeit. Kein Weltcup, dafür einige Wettkampfserien, von denen nur die VST übrigblieb. Es stimmt schon, dass es einige Zeit brauchte, bis die VST wirklich so ernst genommen wurde, dass die führenden Nationen die besten Leute schickten. Das war so ab der 2. Hälfte der 60er-Jahre so. Davor gab es z. B. immer wieder politische Querelen zwischen den beiden deutschen Staaten, die auch teilweise dazu führten, dass auch andere Nationen (Ostblockstaaten) manchen Springen fernblieben. 1957/58 kamen die Norweger nicht, weil sie zu wenig Schneetraining hatten und die Finnen blieben wegen der WM im eigenen Land, die fast 2 Monate später(!)stattfand, zu Hause. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Zu Kasaya: Die Japaner sind da als Ausnahme zu sehen. Die haben in den 50er-Jahren mehr oder weniger nur die Großveranstaltungen beschickt und haben erst so in den 60er-Jahren begonnen, sporadisch an einigen Europa- oder Nordamerikaspringen teilzunehmen. Das erste Mal sind sie 1969/70 mit einem größeren Team bei der VST gewesen. Davor gabs kaum Teilnehmer. Daher war für sie die Wertigkeit wohl geringer als für die Europäer. Und 1972 wurde sowieso alles Olympia im eigenen Land untergeordnet. Das war früher teiweise ziemlich arg. 1984 z. B. fand das letzte WC-Springen drei Wochen(!) vor dem ersten Olympia-Springen in Sapporo statt. Trotzdem ist von den Topleuten kaum einer rüber - die haben sich alle auf Olympia vorbereiten müssen. Das glaubt heute fast keiner mehr.