Das Frauen mit gleichem Anlauf weiter springen als Männer ist natürlich unrealistisch, aber das muss ja auch nicht sein.
Biathletinnen sind auch langsamer als ihre männlichen Kollegen und dennoch ist damenbiathlon sehr populär. Und im Boxen schauen Zuschauer auf Mittelgewichtskämpfe obwohl der Weltmeister im Mittelgewicht gegen ein mittelmäßigen Schwergewichtler haushoch verlieren würde.
Ich kann da nicht ganz nachvollziehen warum die fis da so mauert.
Sind es allein finanzielle Erwägungen oder sitzen da einfach ein paar alte, Konservative sexisten die generell nicht so viel von Frauensport halten und die sagen alpin und Langlauf konnten wir ja leider nicht mehr verhindern, aber das wollen wir wirklich nicht
Finanzielle Erwägungen sind mit Sicherheit ein Grund dafür. Inwieweit in den Verbänden immer noch Leute sitzen, die generell gegen das Damenspringen sind, kann ich schlecht beurteile. Darum nochmal zum ersten Punkt:
Es ist ein Fakt, dass es generell schwerer ist, Weltcup-Austragungsorte für die Damen zu finden als für die Herren. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Zu den Damenwettkämpfen vor Ort kommen im Schnitt wesentlich weniger Zuschauer; somit sind deutlich geringere Einnahmen zu erwarten.
In Zeiten von Corona zählt dieses Argument nicht direkt; aber hinzu kommen ja auch noch die Fernsehbilder. Die Herrenweltcups werden in mehreren Ländern vollständig live übertragen, die Damenwettkämpfe meistens nicht. Das bedeutet, dass die TV-Einnahmen höher sind; und die Sponsoren vor Ort zahlen wahrscheinlich auch mehr, wenn sie dafür im Fernsehen präsent sind. Und warum übertragen die TV-Sender häufiger? Weil sich die Menschen für die skispringenden Herren im Schnitt stärker interessieren! Das ganze resultiert dann auch in geringerem Preisgeld für die Damen (zu deinem Boxvergleich: Damit kenne ich mich zwar gar nicht aus; aber die Preisgelder dürften im Mittelgewicht wohl auch deutlich geringer sein als im Schwergewicht).
Hier würden aber Althaus, Lundby und co sicher kontern: Naja, das liegt aber nur daran, dass die Menschen die Herren eben viel besser kennen. Würden unsere Wettkämpfe genau so regelmäßig übertragen, dann würde unser Bekanntheitsgrad steigen, und dann würden sich die Leute auch eher sowohl vor dem TV als auch vor Ort mehr für unsere Wettkämpfe interessieren. Das ist einfach ein Teufelskreis, den man durchbrechen muss.
Das Problem ist eben auch, dass die Wintersportnachmittage meistens extrem voll sind; für eine ausführliche Live-Berichterstattung von den Damen ist eigentlich gar keine Zeit mehr, wenn man nicht gleichzeitig beim anderen Programm kürzt. Da wären dann wieder die anderen Sportarten nicht besonders glücklich.
Und hier wären wir wieder bei der Tournee: Denn da haben die meisten anderen Sportarten Pause; sowohl heute als auch an Silvester und ebenso am 2.1. und 5.1. gäbe es genügend Lücken im Programm, so dass Zeit für die Damen wäre. Deswegen wäre das aus meiner Sicht immer noch die sinnvollste Maßnahme.
Aus meiner Sicht müsste sich das Skispringen an die anderen Wintersportarten anschließen, bei denen (außer Alpin) Frauen und Männer die ganze Saison an den gleichen Wettkampfstätten verbringen.
Dann wäre nämlich die VST nahezu automatisch dabei.
Und die Diskussion wer wann wie weiter springt sollte man erst garnicht starten. Im Langlauf vergleicht ja auch keiner die Zeiten von nem 10 KM Einzelstart miteinander...
Das würde zumindest das Problem beseitigen, dass die Damen es schwerer als die Herren haben, Austragungsorte zu finden. Es besteht höchstens die Gefahr, dass dann manche Herrenveranstalter abspringen, wenn sie dafür auch noch die Damen übernehmen müssen; inwieweit das tatsächlich passiert, kann ich aber nicht beurteilen.
Gewisse Unterschiede gibt es allerdings schon zwischen Langlauf und Skispringen. Im Langlauf gibt es kaum wetterbedingte Verschiebungen, wenn man erst vor Ort ist; im Skispringen kann es dann doch schwerer sein, an einem windigen Wochenende alle Wettkämpfe unterzubringen, zumal manchmal ja auch noch die Kombinierer mit am Start sind.
Hinzu kommt, dass man dann andere durchaus engagierte Damen-Weltcupverstalter, die sich aus Kapazitätsgründen nicht für Herrenweltcups eignen, aus dem Kalender drängen würde.
Bei der Tournee bestehen diese Probleme aber nicht: Die Tourneeorte könnten sich das sicher leisten, die Damen im Programm unterzubringen; und dadurch, dass man die Damenwettkämpfe immer am Tag vor den Herrenwettkämpfen austragen könnte, wäre das Ganze nicht ganz so geballt wie an einem normalen Weltcup. Und da um diese Zeit ohnehin kein anderer Damenweltcup stattfindet, drängt man auch niemanden heraus.