Dieses Jahr wurde medial vor dem Turnier viel über die Bezahlung bzw die Unterschiede zwischen Männer und Frauenfußball gesprochen.
Eine Seite fordert identische Bezahlung und Bedingungen wie bei den Männern. Die andere Seite beharrt auf dem Standpunkt, dass sich das wirtschaftlich nicht finanzieren lässt weil Frauenfußball nicht genug Interesse/Geld generiert. Ich finde beide Seiten zu extrem.
Einerseits bin ich der Meinung, dass die Fifa und die nationalen Verbände mehr für den Frauenfußball tun müssten. Es kann nicht sein, dass Mannschaften auf externe Geldgeber angewiesen sind um die Teilnahme an einem Turnier zu finanzieren... Dass die argentinische Nationalmannschaft vor wenigen Jahren noch im Bus übernachtet hat weil keine Unterkunft zur Verfügung steht. Hier muss die FIFA finanziell unterstützen und die Verbände auch dazu zwingen, dass entspechende Gelder für den Frauenfußball zur Verfügung stehen. Wobei (vor allem außerhalb Europas) leider auch bei den Männern schon sehr viele Gelder in korrupten Taschen verschwindet und nicht bei den Spielern bzw an der Basis landet.
Ich habe dann auch großes Verständnis wenn die Frauenteams sich mit den nationalen Verbänden anlegen und mehr Unterstützung einfordern.
Auf der anderen Seite ist es aus meiner Sicht weltfremd wenn man für die Frauen Gehälter wie bei den Männern fordert. Die heute irrwitzigen Summen (Gehälter, Prämien etc) entstehen ja durch das gewaltige Zuschauerinteresse und das ist im Frauenfußball nunmal nur ein Bruchteil im Vergleich zu den Männern. Da kann man auch nicht damit argumentieren, dass Frauen ebenso viel Zeit für Training aufbringen und somit "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" gelten muss. Nach der Logik müssten auch Drittligaspieler mehr Geld kassieren. Die trainieren auch nicht weniger als die Nationalspieler. Und dann müsste man auch dutzende andere Sportarten viel stärker fördern. Hockeyspieler bringen auch Höchstleistungen, verdienen noch weniger und kriegen keine WM Sendezeit bei ARD und ZDF.
Ich finde die FIFA muss dafür sorgen, dass den Frauen aller Verbände ein Mindestmaß an Unterstützung sicher ist. Ordentliche Trainingsplätze und Ausrüstung, medizinische Versorgung, Reisekosten, Gelegenheiten zu Freundschaftsspielen, Jugendförderung und angemessene Bezahlung für die Spielerinnen und den Betreuerstab.
Mit angemessener Bezahlung ist aber nicht gemeint, dass das Frauennationalteam aus Indien oder Mali plötzlich aus Vollprofis bestehen muss. Es sollte eine angemessene Unterstützung sein, damit die Sportlerinnen neben ihrem Beruf nicht noch finanziell drauflegen müssen um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Also eine Art "Grundversorgung" in der Breite. Die reicheren Verbände können natürlich entsprechend mehr leisten.
In den USA war das Frauenteam jahrelang das Zugpferd für den Sport mit besseren Einschaltquoten als bei den Männern und trotzdem gab es vom Verband weniger Geld. In solchen Fällen ist der Protest natürlich mehr als nur angebracht. Vor der WM gab es aber auch Artikel bei denen man sich daran gestört hat, dass die Prämien bei den Männern soviel höher sind. Also da sollte man aus meiner Sicht schon berücksichtigen, dass Männerfußball wirtschaftlich ganz andere Summen generiert.