Viele in der Tenniswelt hatten vor einigen Wochen ihre Bedenken an der Austragung der US Open geäußert, obwohl New York das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen hatte. Vor den French Open ist nun vergleichsweise wenig aus dem Spielerfeld zu hören, obwohl die ganze Grand-Slam-Konstruktion, auch die sogenannte „Blase“, viel weniger sicher scheint. Kurioser Weise werden die Profis insgeheim aufatmen, dass die Organisatoren Stück für Stück von ihren steilen Zuschauerplänen abrücken mussten. Aus 20.000 Fans wurden zunächst 11.500, die sich über drei abgesonderte Zonen auf dem Roland-Garros-Terrain verteilen sollten. Dann mussten sich die Macher um Turnierchef Guy Forget zwei weitere Male den Anweisungen der Regierungsbehörden fügen – über 5.000 tägliche Besucher, nur auf dem Centre Court, ging es hinab zu den jetzt amtlichen 1.000 Fans. Es wird also de facto auch ein Geisterturnier, mit einer trotzigen Restdekoration von Besuchern, die kaum Stimmung erzeugen können.
Erste Corona-Fälle hatte es schon in der Qualifikation gegeben, erste Ausschlüsse vom Turnier, auch erste Scharmützel um die Aussagekraft der Serientests. Was noch kommen wird in den nächsten beiden Wochen, ist wie alles in diesen Zeiten nicht vorherzusagen. Die Gefahr, dass sich weitere Spieler oder ihr Anhang infizieren und damit folgenschwere Quarantänemaßnahmen auslösen, ist keineswegs abwegig. Die Gefahr sei, glaubt man der früheren Topspielerin und anerkannten TV-Expertin Mary Carillo (USA), „viel größer als bei den US Open“. Das Sicherheitsprotokoll in Paris sei viel laxer als in New York, so Carillo, die Lage ohnehin bedrohlicher.
Premierminister Jean Castex hatte am Donnerstag jegliche Ausnahmeregeln für das Tennisturnier abgelehnt, es war auch eine Absage an alle Lobbyisten, die bei der Zentralregierung Grand Slam-Sonderrechte erreichen wollten. Die French Open müssten selbst wissen, so wurde Castex zitiert, müssten selbst wissen, ob das Turnier unter den eingeschränkten Bedingungen sinnvoll sei und stattfinden solle.