Das hab ich schon gefunden, danke. Ich akzeptiere es trotzdem nicht, weil es ästhetisch ein Verbrechen und auch völlig überflüssig ist. Im Duden hat so viel Unsinn Einzug gehalten, dass die neueren und ganz besonders die Onlineausgaben für mich einfach nicht mehr die relevante Institution sind. Der Duden stellt in seiner völligen Beliebigkeit und "Aufnahme von allem, wenn es denn medial genug verbreitet wird", mittlerweile nicht viel mehr her als Wikipedia als naturwissenschaftliches Nachschlagewerk. Manche eher neu hinzugenommenen Begriffe wirken da eher, als hätte sich die Redaktion an den höchstbewertesten Antworten von "Gute-Frage.net" orientiert und nicht an Sprachwissenschaften oder gar -geschichte.
Ich habe ja überhaupt nichts dagegen, wenn Fans und auch alle anderen Menschen im "richtigen Leben" Begriffe benutzen und verändern, wie sie gerade Lust haben. Mach ich ja auch, macht ja jeder.
Aber von Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Sprache verdienen, also z.B. Kommentatoren, erwarte ich einfach einen komplett einwandfreien Umgang mit Sprache und nicht, dass sie Merkwürdigkeiten und Medienneologismen noch so penetrant in die Welt hinaustragen, bis sie Alltagssprache und dann irgendwann im Duden zu finden sind. Ein Kommentator kann meinetwegen auch mal fluchen und "was'n Sche*ßpass" rufen, das sind dann Emotionen. Aber er soll nicht ständig -keiten und -heiten verbreiten, ohne die die deutsche Sprache jahrzehntelang prima ausgekommen ist, bis sie aus Gründen des durch inflationäre Bildschirmverbreitung ausgelösten Herdentrieb sogar in den Duden kommen. Will ich nicht, mag ich nicht.
Genau so bescheuert, wo ich schon gerade in Rage bin, finde ich im geschriebenen Journalismus diese unsägliche und inflationäre Verbreitung des Deppenbindestrichs (übrigens eine Erfindung der "Bild"). Sobald es einen zusammengesetzten Begriff mit mehr als drei Silben gibt, steht da heutzutage ein Bindestrich mittendrin. Was soll das?
Warum heißt es heute Sex-Gangster und Guardiola-System? Es heißt doch auch nicht Liebes-Spiel, Wurzel-Behandlung oder Balkon-Pflanze. Meinen die Redaktionsverantwortlichen, dass die Leser schlichtweg zu blöd sind, um die Einzelbegriffe in einem zusammengesetzten Wort zu erkennen? Offenbar ist es so und es färbt ab. Diese Unsitte greift in allen Internetforen mehr und mehr um sich (und auch ich selbst ertappe mich manchmal schon dabei).
Oder Zitate. Auf Sportportalen wie Spox weiß anscheinend kein einziger Redakteur, wie man richtig und im Sinne des Presserechts zitiert und Quellen angibt. Es ist einfach immer falsch und zwar richtig komplett falsch. Es kann doch nicht sein, dass z.B. ein Internetforenuser liberalmente (der das nämlich praktisch immer richtig macht, fällt mir oft positiv auf) da korrekter ist als jemand, der für das Schreiben von Artikeln bezahlt wird. Der das hauptberuflich macht und für eine Firma tätig ist, hinter der ein international tätiger Medienkonzern mit riesigen Millionenumsätzen steht.
Ständig neue, beliebige -keiten und heiten, Anglizismen sowieso, am Besten noch immer alles klein schreiben, Deppenbindestriche und Abkürzungen für den banalsten Sche*ß, wohin man blickt (mache ich selbst leider auch ständig). Alles für sich genommen noch nicht so schlimm, in der Summe aber in meinen Augen eigentlich eine sprachliche Katastrophe. Und eben weil die kaum zu verhindern ist, können doch wenigstens die, die von Sprache leben (also eben Kommentatoren und Onlineredakteure) ein bisschen darauf achten, anstatt es selbst noch ständig schlimmer zu machen, als es auch ohne sie schon ist.