Es bleibt weiterhin die Frage warum die militärtaktische Komponente für eine Serie relevanter sein soll bzw mich mehr zu tangieren hat als die mit der Szene aufgebaute Szenerie/Atmosphäre. Es ist mir ehrlich gesagt völlig wumpe ob man für die Strategie jetzt den Taktiker-Pokal bekommt oder den Peter-Neururer-Gedächtnis Pokal. Genauso wie es mich auch nicht im geringsten tangiert, dass ich nicht alle Einzelheiten in perfektem 'UHD-würdigem' Kontrast gezeigt bekomme oder gezeigt bekomme wie Arya von A nach B kommt. Weil beides aus meiner Sicht eben nicht relevant ist bzw nicht zur Stimmung/Perspektive der Folge beigetragen hätte.
Ich kann Dir gerne erklären, warum diese Komponente zumindest relevant ist.
Mich als Zuschauer wirft es halt komplett raus, wenn die Charaktere der Serie komplett hirnlos agieren. Wird mir binnen Sekunden klar, dass eine Aktion (Dothraki) nur einem inszenatorischen Zweck dient, dann enttäuscht mich das und funktioniert nicht für mich.
Übrigens war die Nachvollziehbarkeit des Handelns und der damit verbundenen Konsequenzen eine der größten Stärken der Geschichte/Serie, was genau der Grund ist, dass eine Abkehr davon von vielen so kritisch gesehen wird.
Gleiches gilt für Heldentode.
Mir ist es völlig egal, wie viele Hauptcharaktere sterben, oder welche. Ich möchte aber, dass es glaubhaft erzählt wird. Auch das war immer herausragend in ASOIAF bzw. GOT. Tode wurden nicht heldenhaft inszeniert, sondern genau so kalt und erbarmungslos, wie die Welt an sich beschrieben wird, unabhängig davon, ob es um Bösewichte oder Helden ging.
In der aktuellen Folge wird ständig ein (Haupt-)Charakter gezeigt, der unter Zombiemassen begraben wird. Immer wieder heißt es "Du bist jetzt ganz sicher tot. Haha, doch nicht!" Am Ende gibt es Berge von Leichen. Es sind quasi keinerlei Verteidiger mehr zu sehen, außer genau die Hauptcharaktere.
Alles wird der Inszenierung untergeordnet und dafür jede Nachvollziehbarkeit geopfert. Das ist Hollywood-Standard, eben genau das wofür die Geschichte und auch die Serie nie stand und was sie so einzigartig und beliebt gemacht hat.
Ein weiteres Beispiel dafür: Aryas Szenen im Burginnern. Tausende Zombies überrennen die Burg, aber 5 einzelne schleichen durch die "Bibliothek". Keinerlei Lärm ist zu hören. Die Massen kommen erst dann ins Spiel, als die Szene zu Ende ist und sie mit den beiden anderen flüchtet.
Dabei gefällt mir die Szene durchaus, sie bereitet das Finale gut vor, indem sie Aryas Fähigkeiten präsentiert. Allerdings muss ich die Szene isoliert betrachten, weil sie im Kontext eigentlich gar nicht hätte passieren können.
Leider sind aber die Szenen um Arya auch Teil eines weiteren Problems der Folge.
Es wird nämlich sehr schnell klar, dass die Untoten unter keinen Umständen aufzuhalten sind. Die Auswegslosigkeit wird immer und immer wieder mit dem Holzhammer transportiert, siehe die 20 Beinahetode der Hauptcharaktere. So wird schon vor dem Treffen von Arya mit Melisandre deutlich, dass es genau dieser eine Move, den NK zu töten, sein wird, der die Schlacht mit einem Schlag beendet. Spätestens nach Aryas Treffen mit Melisandre ist auch klar, wer diesen Schlag ausführen wird.
Und da der NK keinerlei Gegenwehr mehr hat und von seinen White Walkern umringt vor Bran steht, ist da auch klar, dass es eine Deus ex machina in Reinform sein wird.
Das ist typisch Hollywood, von Anfang bis Ende. Style over substance. Und dabei habe ich noch viele Punkte ausgelassen, die hier auch diskutiert wurden.
Übrigens hat mir trotzdem vieles an der Folge auch gefallen. Es gab wirklich fantastische Bilder, gute Dialoge (Sansa und Tyrion), starke schauspielerische Leistungen (Therion), unerwartetes (Jon der die ganze Schlacht quasi nutzlos ist) usw.
Nun hat die Serie schon länger keine Buchvorlage mehr und der Trend war seitdem auch deutlich. Ich habe mich also langsam mit gewissen Entwicklungen abfinden können und dementsprechend auch meine Erwartungen anpassen können.
Trotz allem war es für mich enttäuschend, dass in so einer Folge dann doch so wenig vom alten Spirit dabei war.
Ich freue mich dennoch auf die letzten Folgen.
Falls die letzten Bücher noch erscheinen, freue ich mich auch darauf. Allerdings wird es auch für Martin schwer ein Ende zu finden, bei dem er die Handlungsstränge halbwegs verbunden bekommt.
@LoverNo1 Der Nachtkönig kommt "anders" in den Büchern vor, das gilt übrigens für alle "Untoten".
Eine Figur wie in der Serie, der alle anführt und von den Kindern des Waldes erschaffen wurde, gibt es in den Büchern nicht.