So nun also auch noch meine Einschätzung.
Zunächst mal bleibt zu sagen, dass ich tatsächlich nicht gespoilert wurde, weil ich Medien fast komplett gemieden habe, was auch eine angenehme Abwechslung war, aber das nur nebenbei. Wir haben uns dann gestern die komplette 8. Staffel am Stück reingedrückt - der einzige Vorteil, dass es wenig Folgen sind, ist, dass man sie an einem langen Abend schauen kann.
Das war schon mega.
Meine beiden Kumpels, mit denen ich geschaut habe, gehen ganz anders mit der Serie um als ich: Sie schauen 0 Youtubevideos (während ich schon gefühlt unendlich viele mit den ganzen Theorien gesehen habe) und haben die Bücher nicht gelesen, sind aber trotzdem auch extreme Fans. War ganz interessant, wie unterschiedlich wir dadurch manche Dinge wahrgenommen haben.
Ich habe die Seiten hier teilweise gelesen und teilweise überflogen, wurde ja schön viel geschrieben.
Ich kann die harte Kritik vieler User (auch auf Youtube, usw.) zu der Staffel teilweise nachvollziehen. Bei mir war das bei Walking Dead so: Ich war irgendwann so frustriert von der Entwicklung, dass ich nichts positives mehr erkennen konnte, rein gar nix. Selbst kleinere positive Dinge konnte ich nicht mehr als solche wahrnehmen und bin dann auch aus der Serie ausgestiegen. Uns kann immer nur das enttäuschen was uns etwas bedeutet und so ist das auch bei GoT: Da wurde auf konstant hohem Niveau etwas großartiges aufgebaut. In Staffel 7 ging die Qualität dann runter und viele sagen jetzt, dass Staffel 8 noch schlimmer war.
Ich denke, dass man das respektieren sollte, aber ich glaube dennoch, dass es fast zwangsläufig so kommen musste. Serien wie Lost,GoT, usw. pushen Erwartungen in extreme Höhen, weil sie zum Teil ungemein ambitioniert oder innovativ sind oder waren. Es wird immer gesagt, dass Breaking Bad so ein wahnsinnig tolles Ende hatte - das war aber auch kinderleicht im Vergleich zu GoT. Und übrigens hatte auch das Ende von BB seine Schwächen, ich meine, dass diese Nazis da so viel von dem ernten, was eigentlich die Charaktere hätten tun sollen, na ja. Breaking Bad hatte richtig viel Qualität, war aber viel, viel leichter zu erzählen, nicht nur wegen dem Genre, sondern auch wegen den übersichtlichen Handlungssträngen und so ist das bei vielen Serien.
Bei Serien wie GoT oder Lost ist der Weg mMn das Ziel. Es sind die Möglichkeiten, die daran fasziniert haben, durch viele Theorien hat man das Gefühl, die Serien quasi mehrfach erlebt zu haben.
Die Kritik ist ja zum Teil, dass vieles nicht aufgeklärt wurde. Das wäre übrigens auch mit 20 Folgen pro Staffel nicht passiert. Es muss nicht alles aufgeklärt werden. Das ist keine Wissenschaft, sondern Fernsehen. Jeder Fan hat ein Bedürfnis, dass seine ganz speziellen Vorlieben dabei gestillt werden, aber das war nicht drin. Die Show hat längst nicht alles richtig gemacht, auch nicht bei großen Fragen und hatte Schnitzer drin, die übertriebene Kritik finde ich dann aber doch auch unangebracht.
Was hier irgendwo von the Ringer oder so verlinkt wurde, mit den vielen Punkten, die nicht aufgeklärt wurden, war teilweise ein Witz - da waren Sachen dabei, auf die die Serie nichtmal eingegangen ist, die nur aus den Büchern stammen, das kann man ja wohl kaum als loses Ende der Serie sehen, aber Hauptsache man kommt am Ende auf gefühlt tausend Sachen, die nicht zu Ende gebracht wurden.
Für gewisse Logikfehler wie das mit Truppen, Zeit, usw. hat mir schon immer der Sinn gefehlt (in dem Sinne, dass es mich stört), für mich war das schon immer eine untergeordenete oder auch belanglose Ebene, aber vielen ist es wichtig, wie man auch hier wieder sehen konnte. Nicht gut finde ich, dass die Macher argumentiert haben, dass z.B. Dany die eiserne Flotte einfach vergessen hat (in Folge 4) - so etwas geht nicht. Dann sagt, dass ihr es im Sinne der Dramatik gemacht habt und den Fehler bewusst inkauf genommen habt und gut ist.
Nun also zur letzten Folge: In meinen Augen hätte man etwas Zeit besser nutzen können, da es doch einige stumme Momente gab, in denen nur gelaufen wurde. Es kam dann so wie ich es auch nach Folge 5 hier vermutet hatte, dass Jon Dany tötet und dann nach Norden geht - hier wurde dann von einem User entgegnet, dass ihm die Fantasie dafür fehle. Ich sage das nicht um mich zu feiern, denn man lag mit so viel mehr daneben, aber ich fand es einfach passend. War die Abstammung von Jon nun völlig egal, wie manche meinen? Ich denke nicht. Dany wurde auch dadurch getriggert, dass da wer einen besseren Anspruch hat und ich glaube, dass Jon sie auch deswegen tötet, weil sie ihn als Gefahr sieht, auch wenn sie ihn im Thronsaal als Verbündeten betrachtet, aber dieses Gefühl könnte auch durch die Euphorie des Sieges ausgelöst worden sein und lediglich eine Momentaufnahme gewesen sein. Ich bin auf jeden Fall froh, dass Arya den Kill nicht bekommen hat.
Dass Drogon den Thron burnt, fand ich ok - es ist ja nicht so, dass er nur diesen verbrennt, sondern auch einiges drum herum - da habe ich durchaus auch viel Wilkür gesehen. Dass er einfach davonfliegt und überlebt, fand ich überraschend. Bin da aber recht neutral.
Das ganze Meeting im Dragonpit habe ich gemischt aufgenommen. Jon hätte dabei sein müssen, zur Not eben auch wie Tyrion als Gefangener. Als Sam den Vorschlag mit der echten Demokratie brachte, habe ich kurz gebangt, denn das wäre einfach maximal unpassend gewesen. Dass Bran jetzt König ist, gefällt mir persönlich nicht. Seine Rolle in dem ganzen Drama wird jetzt immer kritischer, je mehr man darüber nachdenkt, weil seine Absichten auf jeden Fall nicht waren, dass so wenig Unschuldige wie möglich sterben und dass er jetzt quasi einfach den Thron akzeptiert und das sein Ziel war, finde ich irgendwie fragwürdig und dann doch auch sehr, sehr machtfreudig, um es so zu sagen. Überall lese ich auch, dass es ein Vorteil ist, dass er alles weiß. Aber niemanden scheint zu interessieren, was für ein fataler Nachteil das auch sein kann - Bran kann ganz Westeros praktisch beliebig manipulieren und machen was er will in einer Dimension, die es nicht geben dürfte. Es wird automatisch unterstellt, dass er jetzt nur Gutes macht, auch die Three-eyed-Raven hatten nicht immer nur positive und noble Ziele. Was mMn nicht ging, ist dass Bran mal eben nebenbei dem Norden die Unabhängigkeit gibt. Er ist noch immer ein Stark, auch wenn er das selbst nicht so sieht und gibt einem anderen Stark quasi den unabhängigen Norden, obwohl auch Dorne und die Iron Islands das naturgemäß anstreben. Das kann nur schlecht aussehen und kommt mir im Sinne der Balance für das Reich nicht friedensfördernd vor.
Ich fand es gut zu sehen, dass man letztendlich nicht viel verändern konnte, denn auch der Rat existiert weiterhin und die Strukturen wurden nur teilweise geändert, kommt mir nachvollziehbar vor. Es wurde ziemlich viel Fanservice geboten, hätte mMn auch weniger sein können. Man könnte es aber auch so sehen: Alle unsere Charaktere haben mittlerweile enorm viel Macht angesammelt (durch die verschiedenen Kriege, weil andere gestorben sind, usw.) und jetzt belohnen sie sich mit den Posten und bauen ihre Macht weiter aus.
Das ist nur ein ganz persönlicher Punkt, aber ich finde es dennoch eine Frechheit, dass Bronn Highgarden bekommen hat. Ich habe nichts gegen Bronn, aber das ist so unverdient und mich hat schon das Angebot von Tyrion damals extrem gestört, dass er noch Meister der Münze ist, ist einfach nur krass falsch. Im Prinzip ist Bronn jetzt der wichtigste Mann in Westeros und wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er jetzt nach der Serie erstmal jahrelang Aufstände niederschlagen muss, weil er nicht nur keinen Anspruch hat und adelsmäßig unbedeutend ist, sondern auch weil seine ganze Persönlichkeit mal so gar keine Qualitäten eines so wichtigen Lords aufweist. Dass die Starks wirklich alles bekommen was sie wollen, na ja, hätte ich auch anders haben können, aber regt mich auch nicht auf.
Insgesamt fand ich die Folge passend zur Staffel und konnte gut damit leben. Die Staffel fand ich insgesamt besser als die 7., aber nicht auf dem Niveau von 1-6. Trotzdem ist das für mich ein vernünftiger Abschluss gewesen. Mein Traumende war auch nicht dabei, aber wie bereits erwähnt, ist mir die Kritik an der ganzen Staffel viel zu hart.
Nun herrscht eine gewisse Leere vor, denn das war schon eine wahnsinnig coole Reise mit unglaublich guten Momenten. Das wird einem fehlen. Aber ich bin wirklich froh, dass es auch solche Serien gibt, die sich dann doch auch abheben, egal wie man die letzten Staffeln bewertet und seien wir ehrlich, fast alle Serien verlieren mit zunehmender Dauer an Qualität.