Du bewertest aber imo sehr aus einem Business-Standpunkt aus, Sanderson. Wir hatten schon einmal eine ähnliche Diskussion, meine ich. Du meinstest mal, wenn Mario drei Jahre in der Q spielen konnte und es ihm nicht geschadet hat, dann können es die jetzigen Talente auch (sorry, wenn ich mich irre und es nicht du warst der das so geschrieben hat). Der Punkt ist aber, dass nicht jedes Talent die gleiche Behandlung bzw. die gleiche Ausbildung vonnöten hat um sein Potential zu entfalten. Es gibt Spieler die aufgrund ausgerprägter einzelner Skills oder auch Physis ihren Junioren-Mitspielern schlicht überlegen sind.
Was sollte ein Byfield noch in der O? Ich halte generell nicht viel von ihm, aber er ist über 1,90 und skatet dazu verdammt gut. Er ist schlicht unstoppable. Ich habe die Junioren-Karrieren von Svech und Nishushkin quasi ab der U15 mitverfolgt. Beide hatten ihren Standard Move Tempo aufnehmen auf dem Flügel, Cut im gegnerischen Drittel in den Slot, Scheibe perfekt geschützt vom Körper wurden die Verteidiger einfach weggedrückt - bei zwischen 90 und 100 Kg schon in der Jugend, wie willst du sie dann aufhalten? KP wie viele Tore beide so in ihrer Jugendzeit geschossen haben.
Auf der anderen Seite haben wir den Typ Hughes oder eben Bedard und Michkov - die imo in die gleiche Richtung gehen wie Hughes. Du kannst schlicht keine 18 Jährigen Teenager die die Physis nicht haben auf NHL Verteidiger losschicken - hier sollte man aus den letzten Jahren imo gelernt haben. Das ist überhaupt nicht mit einer Juniorenliga zu vergleichen, weil genannte Spieler meist eh 2,3 Schritte ihrer Konkurrenz voraus sind und generell nicht straight auf den Körper gegangen wird. Michkov hat hier imo ideale Bedingungen um sich step by step dem Herrenhockey anzupassen. Er hat in Petersburg die Möglichkeit U18, MHL (zwei Teams sogar), VHL und KHL zu spielen. Er kann nächste Saison Erfahrungen im Herrenhockey sammeln und gezielt an seinen Schwächen arbeiten.
Ein anderes Beispiel, Auston Matthews. Mit dem US Ausbildungsprogramm hatte er nichts mehr zu suchen in den Juniorenligen. Das zusätzliche Jahr in dieser All Star Truppe als in jedem Bereich überlegener Spieler gegenüber den Kids die da sonst unterwegs sind, hätte ihm imo rein gar nichts gebracht. Die eigenen Schwächen werden so einfach nicht exposed, du hast gar keinen Grund an Kleinigkeiten zu erbeiten, die dich am Ende in der Karriere aber vllt weiterbringen, weil du schlicht zu überlegen bist.
Wie erklärt man sich Yakupov? Mein Gott, die Scouting Berichte haben sich überschlagen. Der nächste Bure, gar der nächste Gretzky (true story, ich habe einen Scoutingbericht eines NHL Scouts gelesen der ihn als nächsten grossen Superstar bezeichnet hat). Wieso hat man seine damaligen Schwächen nicht richtig eingeordnet? Wieso hat man Jahre später nach seinem Draft festgestellt, dass der Mann nicht über genügend Spielintelligenz verfügt? Das was man an Informationen in der O gewonnen hat, war schlussendlich fast gar nichts wert. Wäre er in Russland geblieben und hätte den Weg eingeschlagen wie alle anderen russischen Stars, ich bin üeberzeugt, dass er a) deutlich weniger gescort hätte und b) auch bei einzelnen Erfolgen hier und da, über die Jahre hätte man sehr schnell gemerkt, ob er das Poential für die NHL hat oder nicht. Sein ganzer Hype ist nur aufgrund der O Ergebnisse entstanden. Kucherov hat niemand gekannt, obwohl er so viel besser aussah im direkten Vergleich. Aber er hat halt keine 100 Punkte als 17 Jähriger gescort... dafür aber einen Rekord bei der U18 WM aufgestellt, der bis heute noch gültig ist.
Ich will nicht darauf hinaus welches System besser oder schlechter ist. Keine Liga hat mehr NHLer produziert als die CHL bzw. die O. Generell fördert das Franchise System, wie du auch angesprochen hast, dass unterklassige Teams nicht in einer reinen Nischen-Rolle als Ausbilungsverein exisiteren. MHL oder VHL Spiele sind in Russland frei verfügbar, weil man kein Geld damit verdienen kann. Für die CHL oder AHL muss man zahlen, die Arenen sind voll oder gut besucht. Das funktioniert natürlich nicht, wenn Spieler die Teams nur als kurze Durchlaufstation nutzen. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt davon, dass es mehr braucht als die Wahl zwischen Junioren oder NHL - was für viele kanadische Kids eben die einzige Option ist. Es geht auch nicht um Top Talente die es so oder so packen werden. Es gibt haufenweise extrem talentierter Spieler deren Talent sich nicht in Punkten wiederspiegelt, weil es ihnen in gewissen Bereichen noch fehlt, aber die es mit der Zeit aufholen könnten, wenn man sie step by step an das gewünschte Niveau heranführt. Und da könnte es durchaus mehr Möglichkeiten aus Entwicklungssicht für die Spieler geben.