Spieler klettern ja ständig beim Jubel auf Zäune, hüpfen über Werbebanden, Mitspieler springen ins Genick, etc. So ungewöhnlich war der Jubel von Müller ja nichtmal und an sich auch nicht gefährlicher als die ganzen anderen Jubelinszenierungen. Er hat einfach Pech gehabt.
Kurzer Stadionbericht: spielerisch war es natürlich nicht die große, weite Welt, aber es war kein langweiliges Spiel. Der HSV war die ersten 20-25 Minuten wirklich ganz gut: konsequentes Anlaufen, aufmerksam, das war ok. Danach wurde AUgsburg nicht einmal minütlich stärker, sondern die Hamburg einfach schwächer. Kompletter Fadenriss und eine Unkonzentriert nach der nächsten, das ist mir ziemlich unbegreiflich. Mit Beginn der 2.HZ wurde es wieder besser...und nach ca der gleichen Zeit (20 Minuten) war wieder alles weg. Sehr merkwürdig. Dieses mal erholte sich der HSV aber schneller, hatte selbst noch recht gute Chancen und gewann am Ende nicht ganz unverdient (Unentscheiden wäre auch ok gewesen). Spielerisch war Augsburg stärker und "optisch überlegen", die gefährlicheren Aktionen hatte aber der HSV.
Auffällig:
Die Offensivkräfte gehen durchaus drauf, teilweise wird der ballführende Gegner auch mit 2 Mann angegangen und richtig unter Druck gesetzt. Das ist gut. Im MF aber ist das Zweikampfverhalten eine Vollkatatsrophe, da ging gefühlt jeder ZK verloren, wenn er überhaupt geführt wurde. Wenn Augsburg die erste Pressingreihe überwunden hatte, hatten sie bis 20 Meter vor dem Hamburger Tor praktisch freie Bahn. Daraus erklären sich auch die hohen Zweikampf- und Ballbesitzwerte für Augsburg. Das kann man mMn so einfach nicht machen: man kann nicht einfach darauf bauen, dass die ZK im letzten Spielviertel dann schon gewonnen werden. Das wurden sie zwar meistens und daher hatte Augsburg auch wenig echte Chancen (dafür jede Menge Ecken), aber das ist Harakiri. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so von Gisdol gewollt ist. Ebenfalls negativ: die AV rücken immer extrem weit nach innen, um das Zentrum mit dichtzumachen, die Augsburger Winger hatten dadurch aber wirklich pasuenlos die weite, leere Wiese vor sich und konnten viel zu oft zu Flanken ansetzen (Lufthoheit war dann wieder gut) oder wurden erst an der Straufmkante daran gehindert. Die Laufleistung ist völlig ok, aber es werden zu viele intensive Läufe in sinnfreie Räume gemacht. Man merkt halt deutlich, dass im MF keine Hierarchie vorhanden ist. Wallace wäre dazu spielerisch in der Lage, kriegt das aber sprachlich wohl nicht hin oder hat nicht das nötige Standing im Team. Ich finde, Gisdol muss sich da mal für 2 aus Wallace/Ekdal/Holtby/Jung entscheiden und die dann auch ein paar Spiele am Stück in der Konstellation machen lassen. Sonst entstehen nie Automatismen.
Stimmung:
Hervorragend. Ich stehe ja, wenn ich mal ins Stadion gehe, immer Nordkurve (wenn Stadion, dann richtig) und es war 90 Minuten durchgehend richtig laut. Trotz mäßigem Spiel konsequent pure Anfeuerung, da ist der Spruch vom 12.Mann nicht übertrieben.
Einzelspieler:
Mathenia: ruhig und souverän, wirkt fußballerisch und bei Flanken leicht verbessert. Es wirkt, als habe die Entscheidung für ihn und gegen Pollersbeck ihm Selbstvertrauen gegeben. Ich persönlich würde wegen des Upsidepotenzials trotzdem auf Pollersbeck setzen, aber nun gut.
Diekmeier: ging einigermaßen (was für ihn besser als normal ist). Kein Flankeninput, Kombinationsspiel o.ä., aber auch keine großen Fehler.
Papadopoulos: klarer Defensivchef. Beschränkte sich darauf, ist auch besser so.
Jung: ist als IV nur eine Notlösung. Ich mag den Jungen, aber auf der 6 ist er klar besser aufgehoben. Als IV mit zu vielen leichtsinnigen Abspielen.
van Drongelen: starke Anfangsphase, ließ sich dann anstecken und hatte doch einige Böckchen drin. Das ist aber kein Problem, es ist nicht Aufgabe eines 18jährigen, den anderen Stabilität zu geben, sondern umgekehrt. Zudem ist LV ja gar nicht seine Position. Man merkt aber die gute holländische Ausbildung am Ball und den Willen, immer alles konstruktiv zu lösen. Etwas Zeit und die richtige Position in der IV, dann wird man an dem Jungen noch Freude haben. Wurde links von Kostic komplett alleine gelassen.
Ekdal: ist halt nicht der Schnellste und man merkt ihm die Verletzungen in Sachen Bindung zum Team schon an. Individuell ohne goße Fehler, der kann schon kicken, aber auch ohne großen Input.
Wallace: gute Präsenz, 2 ordentliche Torabschlüsse, bringt alles mit, was ein guter 6er braucht. Aber auch mit ein paar falschen Entscheidungen, die die Hinterleute echt in die Bredouille brachten. Auch hier fehlt noch Abstimmung. Ich halte ihn aber für einen wirklich hervorragenden Fußballer, er muss einfach mal ein paar Spiele am Stück bekommen.
Müller: Tor, dann raus. Dafür kam Hunt, der engagiert war, aber mit eher wenigen Ideen. Muss mit seiner Technik einfach mehr Struktur ins Offensivspiel bringen, was ihm kaum gelang.
Hahn: biss sich mit zunehmender Spielzeit rein. In der ersten HZ eher unauffällig, in der zweiten aber ein echtes Kampfschwein. dass jeden Zweikampf annahm und immer nachsetzte. Gewann mehrere 1vs1 Duelle nicht durch Dribbelskills, sondern durch pure Wucht. War 2 x in guter Position, wurde aber von Wood übersehen. Ich fand ihn nicht schlecht.
Kostic: schwach. Gewann so gut wie kein Dribbling, dazu keine Übersicht. Wurde mit zunehmender Spielzeit immer schlechter. Muss ganz dringend zulegen, sonst kann man auch mit Jatta spielen, der will weingstens immer.
Wood: ebenfalls schwach und in dieser Verfassung ein echtes Sorgenkind (war ja auch in der Vorbereitung nicht gut). Läuft, wrkt aber überhaupt nicht spritzig, dazu mit schrecklicher ENtscheidungsfindung. Ballerte sinnlos drauf, wenn Nebenleute frei waren und agierte umständlich, wenn er tatsächlich in guter Position war.