kicker.de vom 13.01.2006
kicker-Test: Eklatante Schwäche im Angriff
DIE NEUEN
Enrico Gaede und Zsolt Löw kamen bislang über den Status des Mitläufers nicht hinaus, Oumar Kondé darf den Klub wieder verlassen. Lediglich Marcel Schied erwies sich von den Sommer-Transfers als guter Griff. Miso Brecko spielt solide. Der Nachkauf von Gledson war ein Volltreffer. Was Trainer Frank Pagelsdorf allerdings mit Flavio wollte, bleibt sein Geheimnis. Von den Talenten schaffte Kai Bülow den Sprung zum Stammspieler, Martin Pohl ist eine passable Alternative. Amir Shapourzadeh, Anton Müller und Clemens Lange (im Pokal) kamen zumindest auf Kurzeinsätze. Positiv die Entwicklung von Rückkehrer Kevin Hansen, der zum Ende der Hinrunde bewies, dass er eine Verstärkung sein kann.
GEWINNER UND VERLIERER
Einige hatten René Rydlewicz schon abgeschrieben, aber der Routinier präsentierte sich vom ersten Spieltag an in Top-Form. Ein Gewinner ist auch Kai Bülow, der von Pagelsdorf aus der zweiten Mannschaft hochgezogen und auf Anhieb Stammspieler wurde. Eine Führungsrolle sollte Oumar Kondé übernehmen, doch der frühere Freiburger verpatzte die beiden ersten Partien und fiel bei Pagelsdorf - der danach das Traineramt von Jörg Berger übernahm - in Ungnade. Kim Madsen spielte, auch aus Verletzungsgründen, kaum eine Rolle.
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
Hansa spielt, vor allem zu Hause, einen ansehnlichen Offensivfußball, hat spiel- und kombinationsstarke Akteure in seinen Reihen. Gledson ist in der Abwehr nicht nur ein Bollwerk, sondern auch wichtig für die Spieleröffnung. Doch wehe, er fällt einmal aus. Adäquater Ersatz fehlt. Die Abwehr steht und fällt mit dem Brasilianer. Augenscheinlich mangelhaft ist die Effektivität vor dem gegnerischen Tor. Hansa erspielt sich genügend Torchancen, doch diese werden zu oft vergeben. Lediglich die Bilanz von Stürmer Marcel Schied (sechs Tore, vier Assists) ist halbwegs zufrieden stellend. Es ist aber nicht der Angriff allein: Es mangelt an Torgefahr aus der zweiten Reihe.
TRAINER UND UMFELD
Frank Pagelsdorf, von 1994 bis 1997 bereits Hansa-Trainer, übernahm Mitte August das Amt vom glücklosen Jörg Berger. Was zunächst wie ein gelungener PR-Coup ausschaute, erwies sich auch als sportlich weise Entscheidung. Mit ihm ging es aufwärts. Im Umfeld hat Pagelsdorf absolute Rückendeckung. Der 47-Jährige kann selber entscheiden, wann er seinen Vertrag verlängert. Erfreulich: Statt wie geplant 10 000 kamen fast 18 000 Fans im Schnitt.
FAZIT UND PROGNOSE
Die Mannschaft hat sich unter Pagelsdorf stetig weiterentwickelt, ist aber noch nicht so stark, um am Ende das im Sommer ausgegebene Ziel - Wiederaufstieg - zu erreichen. Die Saison wird Hansa im gesicherten Mittelfeld beenden.