Diese Darstellung hier ist, verständlicherweise, etwas einseitig, habe ich das Gefühl.
Ich bin zwar auch der Meinung, dass ein Verbleib im Olympiastadion langfristig kein Weg für Hertha sein kann und ja, auch die Stadt hat davon profitiert, dass das Stadion von Hertha genutzt wird/wurde. Allerdings ist es ja nicht so, dass es nicht auch für Hertha von Vorteil gewesen wäre, trotz Miete.
Dass es nicht an Hertha ist sich über eine weitere wirtschaftliche Nutzung Gedanken zu machen, geschweige denn, dass ihnen die Möglichkeiten dazu fehlen (was sollen sie machen, um das zu erreichen?), sehe ich auch so. Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass auf politischem Wege blockiert wird, um sich den Folgen nicht stellen zu müssen. Zudem halte ich den geplanten Ort, neben dem Olympiastadion, auch für am geeignetsten. Als Berliner würde mir im städtischen Bereich keine Alternative einfallen, zumal die Verkehrsanbindung geschaffen werden müsste, Lärmschutz beachtet werden müsste usw.
So weit so gut, dennoch bleiben viele Fragen/Probleme, bei denen man nicht nur dem Senat/Abgeordnetenhaus den schwarzen Peter zuschieben kann. Aus politischer Sicht ist es bspw. durchaus wichtig zu klären, was dann zukünftig mit dem Olympiastadion passiert. Nur das ISTAF und das Pokalfinale werden es nicht rentabel halten. Das neue Hertha-Stadion würde zudem in der unmittelbaren Nachbarschaft eine direkte Konkurrenz um Veranstaltungen darstellen.
Für Hertha ist diese Problematik egal (s.o.), für die Stadt Berlin keineswegs. Das Olympiastadion einfach abzureissen, ist sicher keine Option.
Hinzu kommt das aktuelle Hauptproblem, die Anwohner am neu geplanten Standort. Es handelt sich um verhältnismäßig wenig Wohnungen, allerdings gestaltet sich der ausgehandelte Vorschlag (Ersatz in 1km Umkreis) bisher als schwer umsetzbar. Ein Standort wurde von der Genossenschaft abgelehnt, weil dort aus Naturschutzgründen nicht gebaut werden darf. Ein weiterer ist fraglich, weil ein Kauf von Wohnungen in einem neuen Bauprojekt der Deutsche Wohnen vorerst nichts wird, weil dafür andere Wohnungen abgerissen werden müssten und es für das gesamte Projekt bisher keine Freigabe durch den Bezirk gibt.
Natürlich könnte sich die Stadt einschalten und eventuell dazu beitragen, dass einer der Standorte als Ausweichmöglichkeit in Frage käme, das ist offensichtlich genau das, was sich Hertha erhofft hat. Um einschätzen zu können, wie sich die Möglichkeiten dazu genau darstellen, müsste man mehr Details kennen. Einige Aussagen (hier teils zitiert) aus Senat und Bezirk wirken allerdings nicht sehr aufgeschlossen, das muss ich zugeben, wobei das ja auch keine Mehrheitsmeinung darstellen muss.
Klar ist, man kann die Leute in den Wohnungen nicht einfach rausschmeissen. Sie müssen letztendlich zustimmen, was so oder so schwierig werden könnte. Die Genossenschaft wollte "Klarheit" bis Ende März, das hat nicht funktioniert.
Neu bauen in Berlin und dabei Wohnungen entfernen mit Ausgleich in einem Kilometer Umkreis? 2019 ein sehr schwieriges Unterfangen.
Eine weitere Frage ist, ob der von Hertha angepeilte Grundstückswert von 20 bis maximal 50 Euro pro Quadratmeter wirklich realistisch ist. Es gibt Stimmen, die von einem höheren Wert ausgehen, was eine Finanzierung für Hertha deutlich erschweren könnte.
Hertha will weiterhin im Juli 2025 im neuen Stadion spielen und das soll neben dem Olympiastadion sein. Das ist ein sehr ehrgeiziger Plan.
Einen Umzug ins Umland bzw. in ein Randgebiet scheint weiterhin keine Option zu sein. Ich persönlich sehe das auch kritisch. Für Hertha wäre das eher schlecht, quasi von den Fans wegzuziehen, und auch an Ausweichstandorten werden wohl ähnliche bzw. ganz neue Probleme warten, im Vergleich zum geplanten Ort.
Edit: Eine aktuelle Quelle zu der Thematik:
Neben dem Olympiastadion soll ein reiner Fußballtempel die Hertha-Fans beglücken. Dafür müssten Wohnhäuser weichen. Was aus den Bewohnern werden soll, ist weiter offen. Der ambitionierte Zeitplan des Vereins droht daran zu scheitern. Von S. Schöbel und N. Bader
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