Bei Sevilla hat 777 nur eine Minderheitsbeteiligung, da bestimmen sie meines Wissens nicht die Vereinspolitik. Bei den anderen Vereinen, die ihnen praktisch gehören, fällt aber auf, dass sie bislang nicht groß in Transfers investieren. Außer Vasco da Gama (-7 Mio) haben alle Clubs vor dieser Saison ein Transferplus erzielt. Quertransfers gab es bisher 2: Denis Dragus von Lüttich zu Genua, umgekehrt Filippo Melegoni, jeweils als Leihe.
Ich habe schon den Eindruck, dass 777 erst einmal Sanierungsversuche starten wird, um dann in ein paar Jahren eine solide Basis für dieses Geschäftsfeld zu haben. Die werden nicht versuchen, Hertha in 2 Jahren in die EL zu kaufen. Und ich glaube auch, dass sie Vereine im Portfolio austauschen werden, wenn etwas nicht so vorang geht, wie sie es wünschen. Schließlich geht es darum, mittelfristig Geld zu verdienen und wer da aus Investorsicht nicht hinreichend mitspielt, wird auch schnell wieder weg sein.
Wenn eine Gruppe sich so ernsthaft in kurzer Zeit bei mehreren Clubs engagiert, haben die auch eine Vorstellung davon, wie die Dinge in Zukunft ablaufen. Das wird mit Sicherheit nicht Bernstein entscheiden.
Vielleicht erbringen sie ja den Beweis dass solch eine Modell auch ausserhalb Red Bull funktionniert. Bei der City Group war ja bisher nicht viel davon zu lesen.
Fußball-CEO Don Dransfield war ja vorher "Chief strategy officer" bei der City Group. Wenn er es bei 777 genau so macht, haben die Vereine untereinander nicht so viel davon. Kann aber natürlich auch sein, dass er die Dinge jetzt etwas anders angehen will. Auf jeden Fall ist er kein Novize im Club-Fußball und sollte durch sein berufliches Vorleben auch viele Kontakte haben.
Es ist jdf schon interessant, dass er sich gleich mal ein paar Konkurrenten von City-Clubs unter den Nagel gerissen hat (Genua-Palermo, Red Stars-Troyes, Melbourne Victory - Melbourne FC).
Mit Spors ist ein echter Fachmann der "Acting boss", der in Hoffenheim, Leipzig und Hamburg gut gearbeitet hat. Beim HSV gab es am Ende Kompetenzgerangel mit Boldt und ein unnötig hässliches Ende, aber fachlich ist der Mann schon gut-und gerade im Jugendbereich ebenfalls gut vernetzt (war ja bei allen Vereinen Chefscout). Das und seine Herkunft sind sicher kein Nachteil für Hertha. Ich kann mir schon vorstellen, dass er einen Mann mit ebenfalls sehr ausgeprägtem Machtbewusstsein und Lust am Netzwerken (vor allem im eigenen Sinne, Stichwort Gefolgsleute installieren) auf gar keinen Fall weiter bei Hertha wollte.
Eine Wahl hatte Hertha ja eh nicht, aber das alles muss auch keineswegs schlecht für den Verein sein. Ich glaube schon, dass es neben der Sanierung auch eine klare Professionalisierung geben wird und die hat Hertha ja nunmal auch dringend nötig. Aus sich selbst heraus würde der Verein doch in absehbarer Zeit weder das Eine, noch das Andere schaffen und die von
@DaLillard prognostizierten Untergangsszenarien sind ja keine Schwarzmalerei, sondern Realität.
Wenn es 777 gelingt, Hertha auf halbwegs solide Füße zu stellen und wirklich professionelle Arbeitsweisen zu etablieren, ist viel gewonnen. Der Preis dafür ist hoch, sehr hoch. Aber es ist eben auch die letzte Patrone und ich glaube, mit der hätte man (es) schlechter treffen können.
Für Leute wie Axel Kruse und co sind es aber wahrscheinlich eher schlechte Nachrichten.