Ohne diesen KO hätte es noch länger sein können. Aber der Artikel hat ja eine andere message.
Ich finde aber eher das ihm die KO Niederlage gegen Sanders gut getan hat. Der Brewster Kampf hat ihm den Rest gegeben. Zur Sanders Zeit hatte er einen kleinen Höhenflug bekommen und wirkte zuweilen etwas Arrogant.
Alle drei Niederlagen sind im Nachhinein betrachtet wohl für Klitschkos späteren Erfolg ungemein wichtig.
Auch zum Beispiel, dass Lewis nach dem Kampf gegen Bruder Vitali nicht mehr so recht weiter machen wollte und Steward so Zeit für Wladimir hatte (und diesen zu nem Safety-First-Boxer formte).
Die Niederlage gegen Purrity hat Klitschko gezeigt, dass man nicht überpacen sollte ... so wie Jahre später auch jene gegen Brewster.
Beide Male wog sich Klitschko in Sicherheit. Gegen Purrity, weil dieser kaum Gegenwehr zeigte und gegen Brewster, weil dieser viel einsteckte und schon den Ringstaub küsste.
Gegen Brewster wollte er den Sack zusammen und ging ein Tempo, für den seine Form an dem Tag nicht ausreichte. Warum auch immer er da plötzlich einbrach ... vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag ... kann vorkommen.
Brewsters Treffer taten natürlich ihr übriges, der hat da dann mehrere harte Hände ins Ziel gebracht.
Der Kampf gegen Sanders hat Wladimir nachhaltig beigebracht keinen Gegner zu unterschätzen. Auch dieser Kampf ist mit dafür verantwortlich, dass Klitschko immer in starker körperlicher Verfassung in den Ring steigt. Wenn ich da z.B. an Sultan Ibragimov (gegen Ray Austin), an Samuel Peter (gegen James Toney) oder an Derreck Chisora (damals gegen Tyson Fury) denke ... die in entscheidenden Kämpfen ein paar Extra-Kilos mitbrachten.
Nach den Siegen gegen Botha, Mercer und McCline fühlte sich Klitschko fast schon unbesiegbar ... und sein Umfeld sah ihn vielleicht als unbesiegbar an. Zumal Mercers letzte Niederlage zuvor eine Schlacht gegen Klassenprimus Lennox Lewis auf Messers Schneide war.
Und dann kommt da dieser alte etwas übergewichtige Polizist aus Südafrika (wird da geboxt?), der ... ok ... mal Hasim Rahman am Boden hatte ... aber dafür schon zwei Mal KO ging. Was sollte man von dem schon erwarten, wenn man ihn vorher nie gesehen hat (wie die meisten Zuschauer). Eigentlich war der doch nur Laufkundschaft, bevor der Superfight mit Lewis irgendwann mal kommen soll ... dachte man sich damals.
Sanders war sich seiner Chance bewusst und konfrontierte Klitschko mit etwas, was er davor (und auch danach) nie erlebte. Sanders war keineswegs irgendwie beeindruckt von Klitschko (so wie heutzutage manch Boxer schon ängstlich guckt, wenn Deontay Wilder aufmarschiert) und machte sein Ding. Klitschko war verblüfft und versuchte Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Er war mit der Situation vollkommen überfordert ... seine Ecke ebenso.
Die Kämpfe danach ... hachja. Vom Papier her waren die Rekorde von Nicholson und Moli nicht schlechter als die von Botha und Mercer zu jener Zeit. Mehr als 30 Kämpfe, durchaus erfahren, gut 10% davon verloren.
Nicholsons größter Erfolg war sein Sieg gegen Boxgott Swindell. Und Moli? Der hatte nach dem ersten linken Haken die Lust verloren.
Die Vorbereitung auf den nächsten WM-Kampf war also eigentlich auch nicht die beste. Der Kampf mit Sanders galt als Ausrutscher. Klitschko ging weiter selbstsicher in den Ring ... zu selbstsicher eigentlich.
Danach ging den Leuten bei UBP ordentlich der Stift. Klitschko auch...
Die Nummer gegen Williamson war eine Katastrophe. Klitschko wirkte so, als hätte er Sorge jede Sekunde könnte er wieder den Boden wischen. Etwas Bodenkontakt gab es ja auch und mit dem frühen Abbruch wegen Cut war der Kampf auch nicht gerade rumreich.
Williamson durfte zur Belohnung etwas später gegen Byrd um den IBF-Titel kämpfen ... und um den Guinnes-Buch-Eintrag "ätzendster Schwergewichts-WM-Kampf aller Zeiten".
Danach tiefes Durchatmen bei UBP. "Gerade nochmal gutgegangen".
Danach? Kein Risiko eingehen. Also den aufgepumpten LHWler Castillo in den Ring holen. Hoffnungsloses physisches Mismatch.
Immerhin, die Zusammenarbeit mit Steward klappte.
Der Kampf gegen Peter danach war ungemein spannend. Eliminator für 2 Verbände, großes Medieninteresse, zwei schlagstarke Typen.
Klitschko wieder mit Bodenbesuchen ... aber er hat's überstanden und das brachte ihm das Selbstvertrauen zurück, dass er gegen Williamson bespielsweise nicht wirklich hatte.
Wären die Niederlage gegen Sanders nicht gewesen ... dann hätte Lewis ihn wahrscheinlich in die Realität geholt.
Wäre die Niederlage gegen Brewster nicht gewesen ... dann wäre Klitschko vielleicht weiter selbstsicher durch die Gegend spaziert und irgendwann hätte jemand daraus Kapital geschlagen.