Der Niedergang des Schwergewichts hängt unmittelbar mit dem Niedergang von Don King zusammen. Auch wenn er ein Gauner, Gangster und Betrüger war, doch er hat jahrzehntelang weltweit die Strippen gezogen und die Vorgaben gemacht. Profit stand bei ihm immer über Sicherheit. Wenn ein Kampf die meiste Kohle versprach, dann wurde er gemacht, und zwar so schnell wie möglich. Egal ob Risiko oder nicht. Heute kocht doch jeder Promoter sein eigenes Süppchen und will nichts mehr riskieren.
Don King letzte große Hochphase im Schwergewicht sah wie folgt aus:
WBC: Don King Weltmeister Hasim Rahman
WBA: Don King Weltmeister John Ruiz
IBF: Don King Weltmeister Chris Byrd
WBO: Don King Weltmeister Lamon Brewster
Hat er das beste draus gemacht? Nun die Herausforderer waren eigentlich immer wieder die gleichen. Holyfield ... Golota ... McCline ... Toney ... irgendwo staubten die immer einen Titelkampf ab.
Ne zweite Reihe hatte King auch noch. Barrett, Austin, Beck, Lyakhovich, Williamson, Donald, McCall usw...
Hat Don King damals die besten Kämpfe gemacht? Nunja ... nicht wirklich, eigentlich wars eher inzestös ... wie gesagt, es gingen eigentlich immer wieder die gleichen Herausforderer rum ... nur mal um nen anderen Titel.
Da gabs nen HBO PPV mit zwei Titelkämpfen, nem Eliminator und nem weiteren Kampf der unterstrich, dass Holyfield aufhören sollte (die Schlappe gegen Donald).
Wie gings denn dann weiter?
WBC: Nachdem die Zuschauer bei Rahman-Barrett fast eingeschlafen waren, verteidigte Rahman umstritten gegen einen fetten Toney. Danach musste er gegen Maskaev pflichtverteidigen, gegen den zuvor Samil Sam enttäuschte. Rahman verlor mal wieder gegen Maskaev ... mal wieder ging sein Arsch dabei durch die Ringseile. Deja vu.
Grundtenor? Die Zuschauer wünschten sich, dass Vitali Klitschko zurück kommt.
Der kündigte tatsächlich sein Comeback an, aber Maskaev fand es wäre besser zunächst gegen Sam Peter zu boxen und erst danach gegen Klitschko ... tja.
WBA: Ruiz ... kaum einer war bei den Zuschauern weniger geliebt. Nach drei Kämpfen gegen Holyfield ging er als Titelträger hervor. Ruiz-Johnson, Ruiz-Rahman, Ruiz-Golota ... alles schmutzige Kämpfe ... und warum nur kriegte er das Urteil gegen Golota? Die Zuschauer wünschten sich Ruiz weg ... auch wenn Norman Stone lustig war. Roy Jones blieb leider nicht im Schwergewicht und James Toney war so schlau offensichtlich zu dopen. Prompt gabs den Rücktritt vom Rücktritt, als Toney beim Dopingtest aufflog. Ach herrje ... da waren die Zuschauer traurig ... immernoch Ruiz. Dann kam der russische Bär. Teils Freakshow ... aber irgendwie auch unterhaltsam. Naja ... lieber Valuev gucken als Ruiz, oder? Möchte hier noch jemand Ruiz-Rahman gucken? Anyone?
IBF: Machte dem Event-Publikum einen Strich durch die Rechnung, als er Publikums-Liebling Holyfield vorführte. Verteidigte gegen Oquendo, Golota und McCline knapp bis umstritten. Der Kampf gegen Williamson war eine ware Strafe für jeden Zuschauer. Byrd galt von den King-Weltmeistern als am technisch versiertesten ... aber auch für ähnlich langweilig wie Ruiz. Ihm weinte auch kaum einer eine Träne nach, als er sich für ne stattliche Börse nach Deutschland locken ließ, um nochmal gegen Wladimir Klitschko zu boxen.
WBO: Brewster hatte nen Popularitäts-Bonus ... bei ihm war immer gut was los. Er galt aber als Zufalls-Weltmeister gegen den verausgabten Klitschko ... zumal sein Sieg gegen Meehan sehr glücklich war. Er strafte seine Kritiker Lügen, indem er Golota regelrecht abschoss (eine meine frühesten Sportwetten ... ich setzte auf Golota) und gegen Krasniqi ein großes Spektakel lieferte. Für eine freiwillige Titelverteidigung wurde Lyakhovich in die Rangliste geholt ... nach der Ankündigung des Kampfes wohlgemerkt. In Topform war Brewster nicht, aber erneut wars ein sehr unterhaltsamer Kampf ... mit einem besseren Lyakhovich und einem Brewster mit Netzhautablösung im Nachgang. Lyakhovich ließ sich dann sensationell dämlich von Briggs abschießen der seinen Kampf kriegte, weil er kurz zuvor bei King unterschrieb. Und dann drängte plötzlich die WBO auf eine Pflichtverteidigung ... da war ein gewisser Ibragimov mit einem Promoter im Rücken der wohl ne gute Lobby bei der WBO hatte (GBP).
Ja King hatte damals die Strippen in der Hand ... und sie waren ihm schnell entglitten.
Rahman, Ruiz, Byrd, Brewster ... sie galten alle nicht als die "Großen" ... genossen kein riesiges Ansehen. Lewis war nicht mehr, Holyfield war nur ein Schatten seiner selbst. Gegen wen sollten sie sich schon beweisen? Rahman kriegte den einen Klitschko nicht vor die Fäuste ... der andere Klitschko leckte die Wunden seiner Niederlagen.
Titelvereinigungen? Fehlanzeige ... Don King strebte dies nicht an. Profit stand vielleicht oben an ... und er war in dem Moment auch da. Die Leute kamen immer wieder ... um Holfield, Golota usw. zu sehen.
Aber Don King und seine Mannen verloren schon bald alle 4 Titel ... irgendwann waren sie sogar alle bei den Klitschkos.
Byrd, Rahman und Brewster kündigten bei King. Ruiz beendete seine Karriere abermals. Die zweite Reihe blieb zweite Reihe. Valuev-Barrett, Helenius, Lyakhovich, Klitschko-Austin ... hier und da waren die Don-King-Boxer noch zu sehen ... wenig glanzvoll.
Niedergang nach Don King?
Das Schwergewicht hatte schon nicht das höchste Ansehen als Rahman, Ruiz, Byrd und Brewster die Titel hielten.
Keiner von ihnen wurde "ein ganz Großer" ... mit Titelvereinigungen hätte man das vielleicht erreichen können.