Das Nachtreten in den letzten Tagen fand ich auch ein bisschen schade, so etwas hat man in Dortmund und in Deutschland eigentlich nicht nötig. Die Medien haben da auch fleißig mitgemacht ... da gabs zum Beispiel einen Spox-Artikel, der Mkhitaryan einen Strick draus gedreht hat, dass er sich nicht öffentlich zu einem möglichen Transfer geäußert hat. Bin mir sicher, man hätte ihm an gleicher Stelle noch einen dickeren gedreht, wenn er das gemacht hätte. Von einem Verlust des Saubermann-Images hab ich auch gelesen, da hat man wohl vergessen, dass der Transfer ZU Dortmund damals auch nicht ohne Drama abgelaufen ist ... aber da wars ja noch egal. Im Endeffekt kann man sich das immer drehen und richten, wie man möchte.
Den Wechsel aufs Geld zu reduzieren, wie das viele machen, ist dann auch sicher falsch und ein bisschen unfair. Auch wenn man jetzt in die EL muss, ist und bleibt United trotzdem ein sehr großer Verein in einer sehr starken Liga. Wenn man einen Wechsel dorthin nur mit Geld erklären will, macht man es sich aus meiner Sicht doch ein bisschen zu einfach. Aber natürlich ist das auch ein Aspekt, keine Frage.
Grundsätzlich gebe ich dir bei vielem Recht: das Nachtreten von Dortmunder Seite war nicht nötig und auch das ganze Theater vorher ("...ich kann ausschließen, dass uns alle 3 Spieler im Sommer verlassen...", "...haben in allen Gremien entschieden, dass Mkhitaryan bleibt...") hätte man sich sparen können. Ich denke, da spielt beim BVB auch ein bisschen gekränkte Eitelkeit diesen Sommer mit: bei Ilkay war immer klar, dass er weggeht; bei Hummels konnte Watzke das noch mit "Rückkehr in die Heimat" verkaufen, obwohl er an dem Abgang mit Sicherheit richtig geknabbert hat - das kann man sehr gut in jedem nachfolgenden Interview zwischen den Zeilen lesen. Mats war halt der eine Spieler vom BVB, der vom spieleriischen Potenzial und von der Persönlichkeit in jeder anderen Mannschaft der Welt auf jeden Fall einen Stammplatz haben würde - da hat man sich also gern damit gebrüstet, dass er immer wieder andere Angebote ausgeschlagen hat. Das fällt jetzt weg.
Und dann eben jetzt Mkhitaryan, den man 2 Jahre lang in Schutz genommen hat, als er seine hohe Ablöse nicht wirklich in entsprechenden Wert für die Mannschaft ummünzen konnte und bei nicht unerheblichen Teilen der BVB-Fans in Ungnade gefallen war. Den Tuchel letzten Sommer umgarnt hat, als Mikky eigentlich schon weg wollte. Der mit dem neuen Trainer auf einer Wellenlänge lag und auch durch dessen Idee vom Fußball, dessen Umgang mit ihm und die bedingungslose Unterstützung (in 52 Pflichtspielen ist er nur 4 Mal ein- und 8 Mal ausgewechselt worden, hat 4379 von 4680 möglichen Minuten gespielt) erst so stark geworden ist. Da hatte man wohl eine gewisse Dankbarkeit erwartet (ein wenig supported von einem fetten Gehaltscheck bei der Verlängerung!) und nie mit einem Wechsel diesen Sommer gerechnet. Zumal ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal gehört habe, dass United der "große Traumverein von Mikky" ist.
Ja, United ist ein großer Verein, aber Champions League bleibt eben auch Champions League. Und ob man da in der nächsten Saison hinkommt, wird sich zeigen: City wird bärenstark, Arsenal sowieso, Klopp dürfte Liverpool diesen Sommer schon anfangen nach seinem Gusto umzustricken. Dazu eben Mannschaften wie die Spurs und Chelsea, die nächste Saison wieder oben mitspielen dürften. Ich glaube also schon, dass Manchester es gerade nicht allzu leicht hat, die ganz großen Stars anzulocken - ein Gareth Bale oder Robert Lewandowski dürften United gerade nicht in die engere Auswahl ziehen. Und da kommt eben das Geld ins Spiel: die 12,5 Mio., die Mikky bei Manchester wohl jetzt als Jahressalär bekommt, hätte ihm doch kein anderer Verein bezahlt.
Bei Pogba gäbe es sicher noch 2,3 andere Vereine, die ihm Geld in ähnlichen Regionen bieten würden (Real z.B.), aber United lebt im Moment mehr vom Namen und der Kohle als von der sportlichen Perspektive.
Ich traue Mourinho zu, dass das nächsten Sommer schon wieder anders aussieht, aber Stand heute würde ich bei Mkhitaryan das Geld und die Premier League als solche als wichtigste Motivation für den Wechsel ansehen.