Pro Magic könnte man anführen, dass die Lakers in der gesamten erfolgreichen Zeit extrem starke Gegner hatten: Er hat in der Tat einen Ring weniger (ebenso auch zwei Regular Season-MVP und drei Finals MVP-Titel weniger, die einen sehr großen Teil des Ruhmes von Michael Jordan ausmachen, denn dadurch wird der Eindruck natürlich verstärkt, dass er immer der alles überragende und entscheidende Spieler war, im Gegensatz zu den Lakers, von denen auch mal Kareem oder Worthy in den Finals als MVP ausgezeichnet wurden, oder mit Bird ein ebenbürtiger Konkurrent um den RS-MVP), aber sie standen zwischen 1980 und 1991 9x in den Finals. Dort gegen Teams wie die Bird-Celtics, die Erving/Malone-Sixers und die Pistons zu verlieren ist keine Schande. Wer weiß, ob die Bulls tatsächlich '94 und '95 mit einem fitten Jordan (wenn dieser nicht zurückgetreten wäre) weitere zwei Titel geholt hätten oder sich mit den Rockets sehr schwer getan hätten, so dass Jordan eventuell nicht mehr die weiße Weste in den Finals gehabt hätte? Oder noch extremer: Wie wären die Erfolge gewesen und wie stände es somit um den Ruf von Magic, Bird und Jordan, wenn sie ab 1980 alle gleichzeitig gegeneinander gespielt hätten?Shakey Lo schrieb:Ich weiß nicht wie viele GOAT-Diskussionen du so miterlebt hast, aber im Allgemeinen wird beim Duell Jordan vs. Magic tatsächlich des öfteren dieser eine fehlende Ring angekreidet. In einer gewissen Weise kann ich das auch nachvollziehen, denn wen willst du von beiden individuell vorne sehen? ...
Du tust ja so als ob ich es allein durch die Titel entscheiden lasse. Bleiben wir aber gerade mal bei dem sehr guten Beispiel mit Magic Johnson: Welche Gründe kann man in einer "pro Magic" Argumentation anführen, um ihn vor Michael Jordan anzusiedeln? Und wenn es seine Vielseitigkeit ist, müsste dann nicht Oscar Robertson an Nr.1 gestellt werden? Einige würden das sicherlich auch tun, der Großteil jedoch nicht. Und zwar wegen den Ringen, ob das jetzt sinnvoll erscheinen mag lasse ich jetzt mal unkommentiert.
Letztlich bleibt es schwer, Magic und Jordan zu vergleichen und gegeneinander aufzuwiegen. Individuell ist Jordan ihm voraus, soviel steht fest, denn er konnte in Offense wie Defense gleich glänzen, wenn er nur wollte. Magic hatte nie diese Defense, wie auch nicht den Distanzwurf, den Jordan sich wenigstens im letzten Dritten seiner Karriere solide antrainiert hatte. Einzig im Passen fällt von den individuellen Fähigkeiten die Entscheidung pro Magic aus.
Was aber Fähigkeiten wie Teamplay betrifft, ist er Jordan voraus, denn er machte seinen Mitspielern über 12 Jahre das Spiel leicht, während Jordan die ersten Jahre nur neben seinen Kollegen spielte - erst später lernte er ihnen zu vertrauen und sie auch gut einzusetzen. Wie man dies bewerten sollte, ist aber zu abhängig von den jeweiligen Teams. Dabei mag Magic etwas variabler bezüglich der unterschiedlichen Spieler gewesen sein, während Jordan erst mit speziell auf ihn zugeschnittenen Teams erfolgreich sein konnte.
Was LeBron betrifft, ist ja das einzig gültige Fazit nicht erwünscht. Jetzt darüber zu urteilen, ob er oder Jordan besser sei, kann nur entweder ein Vergleich der beiden Spieler in ihren ersten 3 Jahren in der NBA (etwa gleich) bzw. im jeweiligen Alter (LeBron weit besser) oder reines Mutmaßen sein, wie LeBrons Karriere weiterläuft. Wie soll man denn 3 Jahre eines jungen Spielers mit den über 1000 Spielen einer Legende ernsthaft vergleichen? Da fehlt nur eine Verletzung in der Art Penny Hardaway oder Grant Hill, und schon ist es eh vorbei mit den Chancen. Ebenso kann jetzt noch niemand sagen, ob LeBron in der Defense eine ähnliche Entwicklung wie Jordan nehmen wird, also vom Gambler zum All-Around-Defender der Extraklasse. In der Offense ist er ihm jetzt schon ebenbürtig (und hat durch das bessere Passspiel und eventuell einen besseren Dreier, sofern er ihn stetig weiter verbessert, gute Chancen, sogar überlegen zu werden), abgesehen vom Ruf "clutch" zu sein, aber das kommt eh mit der Anzahl der Spiele: Auch bei Bird, Jordan, Reggie Miller und Kobe achtet schließlich niemand mehr darauf, wie viele Würfe sie eigentlich in ihrer Karriere versemmelten, da man ständig in Rückblicken nur die (zahlreichen) gelungenen Würfe sieht. Ob das mit 50%, 35% oder 25% in den letzten Minuten erreicht wurde, also wie viele Würfe tatsächlich dafür gebraucht wurden, interessiert nachher keinen mehr...