Bierhoff hat zwar zum Sportlichen nicht viel zu sagen, aber er stellt sich wenigstens. Der Bericht zeigt aber auch wie unkritisch und seicht die Journaille der ÖR in den letzten Jahren war, wenn man bei bei so einem Interview, in dem nichtmal der Trainer da war, schon fast von einer Sternstunde investigativer Berichterstattung sprechen muss.
Bei Bierhoff muss ich immer an den neuen Deutsche Bank Werbespot denken, wo Laura Dekker einmal mit Papas Hilfe um die ganze Welt segelt, im Hintergrund Rod Stewart gesamplet wird, man ein gutes Gefühl bei dem Spot kriegt und sich dann am Ende fragt, was die Deutsche Bank mit der ganzen Sache zu tun haben soll. Genauso ist dann Bierhoff mit seinem ZSMMN & DIE MANNSCHAFT Gedöns auf der einen Seite und den sterilen bzw. nachfragebefreiten Pressekonferenzen auf der Anderen. Das macht den DFB neben etlichen anderen Faktoren mal wieder ein Stück unympatischer. Da fehlen mir beim Außenauftritt schon Leute wie Harald Stenger. Dieses Gebaren trägt sicher dazu bei, dass sich die sportliche Leitung in einer kritikbefreiten "Ich bin Weltmeister"-Zone im Ruhm der vor vier Jahren erreichten Meriten sonnen kann, mit dem sportlichen Abschneiden hat es aus meiner Sicht aber nicht viel zu tun. Als ob die Mannschaft ein Tor mehr schießen würde, wenn man noch zwei Autogramme mehr gegeben hätte. Bierhoff hat durchblicken lassen, dass es seine Aufgabe ist mit dem DFB-Team für den Verband Geld zu verdienen. Dem kommt er anscheinend nach und es ist dabei auch mitnichten so, dass er die NM für irgendwelche Kirmesländerspiele um den Globus schickt wie Nike früher bei Brasilien.
Der Hund liegt doch fast ausschließlich beim Trainerteam begraben und dabei, dass die Verbandsführung sich damit nicht eine Sekunde auseinander setzt. Die Analyse von Falkieser fand ich relativ treffend. Die ominöse Grüppchenbildung kann ich nicht beurteilen, das Sportliche sehe ich allerdings genauso.Der Verband sollte sich auch mal eingestehen, dass wir offensiv individuell nicht mithalten können oder halt vorhandene individuelle Klasse aus Bequemlichkeit nicht nutzen. Wir sind im ersten Spiel mit Draxler, Werner und Müller aufgelaufen. Das ist auf einem Level mit Kroatien. Uruguay und England sind besser besetzt. Frankreich, Belgien, Argentinien, Brasilien sind ganz andere Sphären. Reus wurde schlecht eingebunden, Sane ignoriert. Löw hat den Laden volle Kanne an die Wand gefahren, seine eigentlichen Stärken wie Vorbereitung und Implementierung einen proaktiven Spielsystems sind komplett nach hinten losgegangen. Das wurde ja schon zur Genüge diskutiert, meiner Einschätzung nach hätte man sich zwingend von ihm trennen müssen. Halbstündige Interviews mit den drei Ollis findet man aber kaum, stattdessen diskutieren die Boulevardmedien nur, wann sich Özil für das Foto mit Erdogan entschuldigt. Das war natürlich vorher klar und spielt Löw in die Karten. Die deutsche Aussitzermentalität in Perfektion, Merkel kann wieder stolz auf die Mannschaft sein.