A Perfect Circle - Eat the Elephant
"MJKs zweite Band" ... das hab ich auch schon öfter gesagt, wenn ich A Perfect Circle jemandem empfohlen habe. Das wird der Band aber natürlich nicht im Geringsten gerecht, zumal auch der eigentliche Bandkopf Billy Howerdel viel zu viel auf dem Kasten hat, um nur als Tool-Lückenbüßer herhalten zu müssen. Dass ganze 15 Jahre nach dem letzten echten Studioalbum und 14 Jahre nach der Coversammlung "Emotive" noch einmal ein APC-Album herauskommt (und das auch noch vor dem neuen Tool-Album ), ist in jedem Fall eine Riesensache.
Und die Latte hängt natürlich hoch. Ob jetzt das 2000er-Debüt "Mer de Noms" oder der 2003er-Nachfolger "Thirteenth Step" besser war, ist Geschmackssache - erfolgreich und gefeiert waren beide. Nach so langer Zeit einen qualitativ hochwertigen Nachfolger zu kredenzen ist schwierig, doch Keenan und Howerdel übertreffen sich IMO wieder selbst. Dabei ist "Eat the Elephant" erst mal ganz weit weg von einem Metal-Album - ich tue mir gar schwer, es überhaupt als Rock-Album zu bezeichnen. Das ist aber zumindest mir auch völlig egal, denn die Songs haben so viel Tiefgang und Vielschichtigkeit, dass mich die Reduzierung der Gitarren auch beim ersten Durchlauf nicht im Geringsten gestört hat.
Schon auf dem Titeltrack wird klar, wohin die Reise geht. Zum Einen klemmt sich Howerdel anno 2018 lieber hinters Piano, und zum Anderen ist "Eat the Elephant" ein Album, das atmet sich viel Zeit nimmt, sich zu entfalten. Sinnbildlich dafür domf Passagen wie im Mittelteil des folgenden "Disillusioned", in dem für eine Weile alles stillzustehen scheint. Solche Momente ziehen sich durch das ganze Album und wirken zu keinem Zeitpunkt fehl am Platz.
Ein Album-Highlight für mich das herrlich zynische und gleichzeitig extrem eingängige "So Long, and Thanks for All the Fish". Da flüchten Berühmtheiten per Tod vor der untergehenden Erde wie eben die Delfine in "Per Anhalter durch die Galaxis", untermalt mit einem kunterbunten "bravissimo hip hip hooray!"-Refrain, der gerade denen um die Ohren fliegt, die derart poppige Songs eines MJK unwürdig finden. Ich liebe es, wenn sich Künstler selbst nicht zu ernst nehmen ... und dass die Nummer auch noch ein fieser Ohrwurm ist, ist ein Bonus.
Nach dem Instrumental "DLB" geben sich Keenan und Howerdel im Albumfinish dann ihren Elektronikspielereien hin, was man schon von "Emotive" und so weiter kennt. Das fällt für mich im Vergleich zum anderen Material schon ein bisschen ab, aber nach mehreren Durchläufen hab ich mich durchaus damit anfreunden können.
Unterm Strich bin ich schwer begeistert. Die vier Vorabsingles haben sich bei mir kein bisschen abgenützt und auch das restliche Album weiß zu überzeugen. "By and Down" hat mir in der ursprünglichen Version etwas besser gefallen und das Albumfinish fand ich nicht ganz so stark, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Wer auf eine härtere Platte gehofft oder sowas wie ein zweites "Mer de Noms" erwartet hat, wird wahrscheinlich eher enttäuscht sein - aber wer sich auf das Material einlässt, wird definitiv dafür entschädigt. 9/10
Anspieltipps: Eat the Elephant, Disillusioned, The Doomed, So Long and Thanks for All the Fish, TalkTalk, By and Down the River, Feathers
"MJKs zweite Band" ... das hab ich auch schon öfter gesagt, wenn ich A Perfect Circle jemandem empfohlen habe. Das wird der Band aber natürlich nicht im Geringsten gerecht, zumal auch der eigentliche Bandkopf Billy Howerdel viel zu viel auf dem Kasten hat, um nur als Tool-Lückenbüßer herhalten zu müssen. Dass ganze 15 Jahre nach dem letzten echten Studioalbum und 14 Jahre nach der Coversammlung "Emotive" noch einmal ein APC-Album herauskommt (und das auch noch vor dem neuen Tool-Album ), ist in jedem Fall eine Riesensache.
Und die Latte hängt natürlich hoch. Ob jetzt das 2000er-Debüt "Mer de Noms" oder der 2003er-Nachfolger "Thirteenth Step" besser war, ist Geschmackssache - erfolgreich und gefeiert waren beide. Nach so langer Zeit einen qualitativ hochwertigen Nachfolger zu kredenzen ist schwierig, doch Keenan und Howerdel übertreffen sich IMO wieder selbst. Dabei ist "Eat the Elephant" erst mal ganz weit weg von einem Metal-Album - ich tue mir gar schwer, es überhaupt als Rock-Album zu bezeichnen. Das ist aber zumindest mir auch völlig egal, denn die Songs haben so viel Tiefgang und Vielschichtigkeit, dass mich die Reduzierung der Gitarren auch beim ersten Durchlauf nicht im Geringsten gestört hat.
Schon auf dem Titeltrack wird klar, wohin die Reise geht. Zum Einen klemmt sich Howerdel anno 2018 lieber hinters Piano, und zum Anderen ist "Eat the Elephant" ein Album, das atmet sich viel Zeit nimmt, sich zu entfalten. Sinnbildlich dafür domf Passagen wie im Mittelteil des folgenden "Disillusioned", in dem für eine Weile alles stillzustehen scheint. Solche Momente ziehen sich durch das ganze Album und wirken zu keinem Zeitpunkt fehl am Platz.
Ein Album-Highlight für mich das herrlich zynische und gleichzeitig extrem eingängige "So Long, and Thanks for All the Fish". Da flüchten Berühmtheiten per Tod vor der untergehenden Erde wie eben die Delfine in "Per Anhalter durch die Galaxis", untermalt mit einem kunterbunten "bravissimo hip hip hooray!"-Refrain, der gerade denen um die Ohren fliegt, die derart poppige Songs eines MJK unwürdig finden. Ich liebe es, wenn sich Künstler selbst nicht zu ernst nehmen ... und dass die Nummer auch noch ein fieser Ohrwurm ist, ist ein Bonus.
Nach dem Instrumental "DLB" geben sich Keenan und Howerdel im Albumfinish dann ihren Elektronikspielereien hin, was man schon von "Emotive" und so weiter kennt. Das fällt für mich im Vergleich zum anderen Material schon ein bisschen ab, aber nach mehreren Durchläufen hab ich mich durchaus damit anfreunden können.
Unterm Strich bin ich schwer begeistert. Die vier Vorabsingles haben sich bei mir kein bisschen abgenützt und auch das restliche Album weiß zu überzeugen. "By and Down" hat mir in der ursprünglichen Version etwas besser gefallen und das Albumfinish fand ich nicht ganz so stark, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Wer auf eine härtere Platte gehofft oder sowas wie ein zweites "Mer de Noms" erwartet hat, wird wahrscheinlich eher enttäuscht sein - aber wer sich auf das Material einlässt, wird definitiv dafür entschädigt. 9/10
Anspieltipps: Eat the Elephant, Disillusioned, The Doomed, So Long and Thanks for All the Fish, TalkTalk, By and Down the River, Feathers