Leipzig - Quarterback Immobilien Arena
Electric Callboy
Ich hab die Band 2 Mal beim "Full Force" Festival gesehen, damals noch unter dem vorherigen Namen (Eskimo Callboy) und mit dem früheren Sänger (Sebastian "Sushi" Biesler).
Das eine Mal war 2018 (Tour nach dem Album "The Scene"), das andere mal war 2015.
Schon damals hatten Eskimo Callboy einen gewissen Bekanntheitsgrad. Schließlich kamen die Alben "We Are The Mess" und "Crystals" immerhin unter die Top10 der deutschen Album-Charts. Änderte aber nichts daran, dass die Band damals ihr Banner (zeigte das Cover des Crystals-Albums) vergessen hatte und
daher vor dem Auftritt noch eines mit der Aufschrift "Äskimo Kohlboi" bastelte.
Den 2015-Auftritt hatte ich gewissermaßen gesehen, weil der Kumpel eines Kumpels bei unserem "Camping-Lager" beim Festival dabei war und sich als großer EC-Fan outete. Ansonsten weiß ich nurnoch, dass er Vitalis hieß (ja wirklich mit s ... wie das Müsli) und erst wenige Jahre vorher aus der Ukraine gekommen war. Der wollte dann auch unbedingt, dass wir alle mit zum EC-Auftritt gehen.
Nunja, nachdem sich Sushi und die übrigen Mitglieder der Band sich musikalisch unterschiedlich orientieren wollten, trennte man sich 2020 und hinzu kam einer der Sänger der Band "To The Rats And Wolves". Die hatten 2019 ihre für Anfang 2020 geplante Auflösung bekannt gegeben und ein paar deren Musiker formierten nun mit Sushi dessen Band "Ghostkid".
Die Formation brachte mit dem neuen Sänger 2020 die EP "MMXX" raus, mit "Hypa Hypa" als erste Single-Auskopplung. In Sachen Bekanntheitsgrad für die Band ein Durchbruch. Erstmals kam man unter die Top100 der Single-Charts und das 80ger-Jahre-Bad-Taste-Musikvideo ging viral.
Es folgten dann noch mehrere Versionen des Songs als Kooperation mit anderen Musikern ... z.B. mit Sasha oder Saltatio Mortis.
Die Songs der EP erschienen dann auch auf dem Album "Tekkno", das 2022 veröffentlicht wurde. Mit dabei auch die beiden Singles "We Got The Moves" und "Pump It" mit denen sich Electric Callboy (angeregt durch YouTube-Kommentare) für den Vorentscheid des Eurovision Song Contests beworben hatten.
Das brachte der Band so einige Aufmerksamkeit und Deutschland einen guten Platz bei den Wettquoten für einen ESC-Sieg ein.
Doch der NDR sah die Band nicht als radiotauglich an. Schließlich hatte man damals auch eine Kooperation mit den ARD-Popwellen, so dass die Teilnehmer-Songs in einer gewissen Frequenz gespielt werden sollten. Woran sich die Popwellen aber nicht unbedingt hielten.
Kritik an der Vorauswahl wurde laut ... zumal mit Emily Roberts eine Teilnehmerin ins Feld kam, welche beim rbb eine eigene Sendung hat ... und der musikalische Leiter des rbb wählte die Teilnehmersongs mit aus. Und dann vergisst Emily Roberts im Laufe ihres Auftritts den Songtext ... eines ohnehin nicht allzu dollen Liedes.
Nunja. Nach der Verkündung der Vorentscheids-Teilnehmer:innen fiel Deutschland aus den Favoriten der Buchmacher raus und das spätere Abschneiden von Malik Harris ... wie gesagt ... nunja.
Auch ohne ESC-Vorentscheids-Auftritt hatte die Band nun quasi ihren endgültigen Durchbruch. Das Album "Tekkno" kam auf Platz 1 der deutschen Album-Charts. Getourt wurde weltweit, gespielt wurde auf so manch Festival. Sei es nun Metal-Festivals wie das
Resurrection Fest oder Electronic Festivals wie das
Parookaville.
2022 war die Band schonmal in Leipzig aufgetreten. Das war ein Konzert der corona-bedingt verschobenen "Hypa Hypa Tour" im Haus Auensee (ca. 3600 Plätze). Beim ursprünglichen Termin hatte ich keine Zeit und beim späteren gab es leider keine neuen Tickets des lange ausverkauften Konzertes.
Nun ging es in die Quarterback Immobilien Arena, die ca. 12.000 Zuschauer bei Konzerten fasst. Solche Hallen hat die Truppe vor 5 Jahren noch nicht gefüllt.
Wir sind zu viert hingefahren im Tesla eines Kumpels. War für mich die erste Fahrt in einem Elektro-Auto. Hat was für sich, aber die Inneneinrichtung des Teslas an sich gefiel mir eher mäßig.
In Leipzig füllte sich der Verkehr zunehmen, je näher wir der Halle kamen ... auch wenn kein Spiel beim benachbarten Stadion des RB Leipzig war. Statt dem teuren Schotterparkplatz neben der Halle suchten wir eine Ladesäule für den Tesla. Zwei Kreuzungen vor der anvisierten Ladesäule stand plötzlich ein anderer Tesla vor uns ... mit dem gleichen Ziel. Wären wir 10 Sekunden vorher dagewesen, hätten wir den schön der Event-Location nahen kostenfreien Parkplatz gehabt.
Naja ... noch ein paar Straßen rumgekurvt, da fanden wir eine freie Ladesäule. Allzu weit zur Arena war es von dortaus nicht.
Dort war schon mächtig was los. Vor den zwei Merch-Ständen waren ewig lange Schlangen. Eigentlich wollte ich mir ein T-Shirt kaufen ... aber ich hab dann doch eine plötzliche Unlust verspürt.
Obgleich es mehrere Theken gibt, waren auch die Schlangen im Gastro-Bereich recht lange.
Klamotten abgeben hatten wir lieber garnicht erst vor. Lieber Pulli/Jacke für draußen irgendwo festknoten. Die Erfahrung zeigte, dass man nämlich sonst in jener Halle nach Konzerten gut ne Stunde wartet, bis man seine Klamotten wieder hat.
Lieber nicht...
Nunja, wir sind mit dem ersten Bier dann runter in Richtung Innenraum (auf dem Weg dorthin sahen wir einen "Bierautomaten" zum selber zapfen ... was es nicht alles gibt...) und haben noch gut die Hälfte vom Auftritt der Vorband "Holding Absence" gesehen (die andere Vorband - Future Palace - die eigentlich als zweites spielen sollte, war schon vorher aufgetreten). Das Lied "Afterlife" war mir durchaus bekannt.
Recht pünktlich ging es dann um 21 Uhr los.
Es war mächtig was los ... garnicht so leicht in Richtung Bühne zu kommen. Stimmung ging gut ab. Während es draußen arschkalt war, wurde es innen sehr sehr warm.
Die zwei Bier, die über die Kehle ihren Weg in den Körper gefunden hatten, wurden schon bald über die Haut nach außen befördert.
Eine Hitze ... meine Fresse. Irgendwann sah man - gegen Ende des Konzertes - den Leuten auch ein bisserl an, dass sie geschlaucht waren. Die Luft fühlte sich gewissermaßen auch schon dünner an, das ist halt bei Open-Air-Konzerten etwas anders.
Wie dem auch sei, die Show ging gut ab. Diesmal gab es kein selbstgebasteltes Banner, sondern eine deutlich opulentere Bühnen-Show mit Pyro-Technik, mehreren Displays und viel Konfetti.
Gespielt wurden hauptsächlich die Stücke vom aktuellen Album, aber auch manch "ältere" Songs wie "The Scene" und "MC Thunder".
Zwischendurch gab es auch kleine Extra-Dreingaben. Schlagzeuger David Friedrich (übrigens Sieger der vierten Bachelorette-Staffel) gab ein Drum-Solo das mit "Sandstorm" unterlegt war.
Die Sänger Kevin und Nico gaben an einem Piano (in Form eines großen Penisses) ein Duett mit verschiedenen Liedern (Careless Whisper / Let It Go / When You Say Nothing at All / I Want It That Way) bei denen das Publikum lautstark mitsang.
Tjoa ... es gibt Metaller die sich daran stören, dass Electric Callboy - gewiss maßgeblich auch dank ihrer Popularität - auf manch Metal-Festivals mittlerweile zu den Headlinern zählen ... während ihrer Ansicht nach die Band zu viel Elektro einfließen lässt, um noch als "Metal" zu gelten.
Es gibt aber auch Leute, die sich am bunten Mix nicht stören und die Band für ihre Auftritte feiern. Der Erfolg gibt ihnen Recht könnte man sagen ... und die Stimmung im Publikum ebenso.
War ne grelle Show und am Ende war mein T-Shirt dermaßen vollgeschwitzt, dass ich es auswringen konnte (eeekelthaft). Sogar meine Jeans war teils schweißgefüllt (ääääkelhaft).
Hatte wenigstens den Vorteil, dass mich der nasse Fahrrad-Sattel nicht störte, als ich nach der Rückfahrt mein einsames Fahrrad abholte.
Im Sommer sehen wir die Truppe dann beim Festival ... und nächstes Jahr treten die in Dresden auf. Vielleicht gleich nochmal Tickets kaufen. Warum auch nicht ... macht ja Laune.
P.S.: Wer mich entdeckt, gewinnt n Gummibärchen