* Ostfriesen sind zuweilen Freaks. Das führt dazu, dass ich ein bestimmtes Wasser kaufe, um damit Tee zu kochen. Wenn jemand Interesse hat, kann ich da die ganze Hintergrund-Geschichte niederschreiben.
Wir hatten hier schon lange Geschichten/Diskussionen über die Wichtigkeit von Pfannenwendern. Da sollte auch für sowas hier Platz sein
Ooook ... dann hole ich mal ein "wenig" aus.
Am besten in einem anderen Thread ... dort, wo es hinpasst.
Die Ostfriesen sind bekannt als begeisterte Teetrinker.
Ihr pro-Kopf-Teekonsum ist nicht nur der höchste in Deutschland, sondern übertrifft auch den Teekonsum der meisten Briten.
Die Teekultur der Ostfriesen hat es zum Beispiel auch zu einem Bericht in der New York Times gebracht. Online hier abrufbar:
Rock sugar, cream and a sense of local identity can all be found in a cup of tea in the East Frisia region of Germany.
www.nytimes.com
Wenn ich früher meine Eltern (die mittlerweile leider beide an verschiedene Orte gezogen sind) in der Heimat besucht habe, dann sah ein Wochenend-Tag durchaus schonmal so aus:
ca. 7 Uhr - ruhig schonmal ne Tasse* Tee trinken, während man gemütlich in den Tag startet
ca. 9 Uhr - Tee zum Frühstück
ca. 12 Uhr - "Mittag" ... ob nun Essen oder was kleines ... da kann man ruhig nochmal nen Tee nebenbei trinken
ca. 15 Uhr - Teezeit ... also es gibt Tee. Ggf. auch Kuchen
ca. 17 Uhr - der letzte Tee ist schon zu lange her ... und Gartenarbeit verlangt auch mal nach einer Pause. Es gibt Kekse ... und Tee.
ca. 19 Uhr - gibt grad Abendessen ... gibt es was warmes, dann gibt es keinen Tee. Gibt es Schnitte ... dann schon
ca. 21 Uhr - Feierabend-Tee
* Ostfriesen-Recht sind 3 Tassen. Wer Gäste hat sollte also genug Tee vorrätig haben, dass jedem Gast mindestens 3 Tassen eingeschenkt werden können
Die Ostfriesischen Teetrinker haben dabei nicht unbedingt alle den gleichen Geschmack. Die drei großen Teehäuser (Thiele Tee in Emden, Bünting in Leer, Onno Behrends in Norden) haben leicht unterschiedliche Mischungen ... die mit dem Wasser der jeweiligen Stadt am besten schmecken (sollen).
Man wird in Emden selten Leute antreffen, die Bünting-Tee trinken. Und in Leer auch eher wenige, die auf Thiele-Tee setzen.
Wie dem auch sei, Ostfriesland liegt in Niedersachsen und in Niedersachsen gibt es den "Tag der Niedersachsen". Ein normalerweise alljährlich stattfindendes kulturelles Landfest, dass in wechselnden Städten stattfindet.
Ein Teil des Festgeländes ist mit Ständen der "ehemaligen Ausrichterstädte" versehen.
Die Stadt Aurich - die 1981 und 2011 den TdN ausrichtete - ist dort ebenfalls vertreten. Ihr Stand wird von der "
Volkstanz- und Trachtengruppe Sandhorst" betreut, bei welcher meine Eltern viele Jahre lang Mitglied waren.
Wer will, kann dort ein wenig was über Aurich (Tourismus usw.) erfahren, oder die kulinarischen Angebote nutzen.
So gibt es am Auricher Stand Ostfriesentee zu trinken,
Bohntjesopp zu genießen (lieber nicht zu viel) und Rosinenstollen oder Kuchen zu verspeisen. Der Erlös wurde dann teilweise genutzt, um die Trachten der Mitglieder zu pflegen/zu verbessern ... usw.
Wenn der Ministerpräsident Niedersachsens mit seinem Gefolge über den TdN flanierte, dann gehörte es auch dazu, dass er am Auricher Stand zum Tee trinken vorbei schaute. Mag vielleicht noch damit zusammen hängen, dass für die Organisation des Bereiches der ehemaligen Ausrichterstädte der Landestrachtenverband Niedersachsen zuständig ist, deren Vorsitzender mein Paps war.
Ob schon Schröder und Gabriel zum Tee trinken vorbei kamen, weiß ich nicht. Aber bei Wulff, McAllister und Weil ist/war es wohl der Fall.
https://www.vtg-sandhorst.de/?gallery=2002
Nun begab es sich jedoch im Jahre 1992, dass der Tag der Niedersachsen in Helmstedt stattfand.
Wie in den anderen Jahren, waren die Auricher wieder dabei an ihrem Stand ihren Tee anzubieten.
Doch Helmstedt ist in Niedersachsen fast so weit von Ostfriesland entfernt, wie man in Niedersachsen von Ostfriesland entfernt sein kann. Während die Ostfriesen sich über weiches Wasser aus ihren Leitungen erfreuen ... so tun die Helmstädter dies nicht. Das Problem? Der Tee in Helmstedt schmeckte nicht. Zumindest nicht so, dass die Auricher zufrieden waren. Die Ansprüche an Qualität und Geschmack wurden nicht erfüllt.
1993 fand der Tag der Niedersachsen in Emden statt, doch für die kommenden Jahre wurden Konsequenzen gezogen.
Wenn die Volkstanz- und Trachtengruppe Sandhorst nun mit dem großen Reisebuss zum TdN fuhr, dann war nur gut die Hälfte bis 2 Drittel des Gepäckraumes mit Koffern und Taschen gefüllt. Den übrigen Bereich nahmen diverse 20-Liter-Bundeswehr-Wasserkanister ein. Bis zum Rand gefüllt mit Auricher Leitungswasser.
Das war gewiss eine ziemliche Schlepperei, die diversen Kanister zu befüllen, zu verladen und dann auch zum TdN-Stand zu bringen ... aber das war es geschmacklich auch durchaus wert.
Gewiss, die Leute, die den Stand besuchten und sich einen Tee gönnten, schauten zuweilen etwas verwirrt, wenn man ihnen erklärte, dass der Tee mit original Auricher Wasser zubereitet wurde.
Diese Neigung (Leitungs-)Wasser zu exportieren hat sich auf meine Familie ausgeweitet. Nach und nach sind meine Geschwister und ich aus Ostfriesland ausgezogen, um in verschiedenen Städten zu studieren und zu arbeiten. Hin und wieder (z.B. beim Frühstück am Wochenende) will man sich dann aber dann doch eine schöne Kanne Tee gönnen.
So kam es dann schließlich auch, dass meine Eltern mir mehrere 5l-Kanister mit Auricher Leitungswasser nach Dresden mitbrachten. Alles über Jahre aufgesparte Kanister, die ehemals destilliertes Wasser (zum Bügeln) führten. Und wenn ich mit dem Zug zwischen Dresden und Aurich unterwegs war, dann hatte ich in der Reisetasse auch ggf. 5 oder 10 Liter Wasser dabei (ja klar, in Kanistern). Es klingt bescheuert ... aber es schmeckt durchaus anders. Obgleich die Wasserqualität in Dresden nun wirklich nicht schlecht ist.
Auch meine Schwester in Ibbenbüren wurde bei elterlichen Besuchen mit Wasser beliefert. Umgekehrt füllten sich meine Eltern Ibbenbürener Leitungswasser ab, um damit in Aurich Kaffee zu kochen. Den gab es zwar nur einmal am Tag ... aber mit Auricher Wasser soll er wohl nicht so dolle schmecken.
Gerade in den ca. anderthalb Jahren in Frankfurt am Main habe ich mich an meinen Wasser-Importen erfreut. Die Wasserqualität in FFM (und gerade auf Arbeit in Kronberg) schwankt doch etwas. Gefühlt war die besser, wenn es geregnet hatte und das Wasser vom Taunus herunter kam ... und nicht, wenn im Sommer geklärtes Main-Wasser hochgepumpt wurde.
Naja ... beim Tee in Frankfurt bzw. Kronberg bildete sich immer so ein gewisser "Film". Weich war/ist das Wasser dort nicht.
Seit ein paar Jahren leben aber meine Eltern nicht mehr in Ostfriesland. Meine ostfriesische Wasserquelle ist quasi versiegt. Nur selten ist jemand von uns in Ostfriesland zugegen ... und Wasserexporte sind dann nicht unbedingt Priorität.
Was tun für einen leckeren Tee?
Ich hatte schon verschiedene Mineralwasser-Marken, die in der Gegend erhältlich sind, ausprobiert. Schmeckt der Tee besser als mit Dresdner Leitungswasser?
Vittel, Volvic, Margon, Sachsenquelle ....
Ich schaute schließlich beim OOWV (Oldenburg-Ostfriesischer Wasserverband) nach der Trinkwasseranalyse für Aurich.
Natrium, Kalium, Magnium, Calcium, etc. ... die Menge dieser Stoffe beeinflusst durchaus den Teegeschmack.
Ich guckte bei den Mineralwasser-Flaschen, welche Zusammensetzung die jeweilige Analyse ergeben hat.
Ich probierte weitere Marken durch.
Bad Liebenwerda, Ileburger, Lichtenauer ....
Letztlich - nach manchen Teekannen des Probierens - fiel meine Wahl auf das
Oppacher Mineralwasser. Damit hat der Tee am Ende am besten geschmeckt und es kommt in Punkto Mineralisierung auch den Werten der Auricher Trinkwasseranalyse recht nahe.
Das Wasserproblem ist damit so zufriedenstellend gelöst. Allerdings trinke ich am liebsten den Tee "Friesenborg Silber" vom Auricher Teehändler Uwe Rolf. Und der verkauft seinen Tee in einem kleinen Edeka-Laden in Aurich. Wann immer jemand aus der Familie dort vorbei kommt, gibt es eine Sammelbestellung...