Ist natürlich richtig und zeigt, dass der Salary Cap etwas überarbeitet werden müsste. Absolute Superstars, also die Garanten für die Einnahmen, sollten auch "marktgerecht" bezahlt werden.
Man könnte doch einfach die Gehälter "nur" bis 20 (oder auch 15?) Millionen p.a. gegen den Cap zählen und der Rest wird nicht zum Teamgehalt dazugezählt. Dadurch würden die Superstars auch vernünftiger bezahlt werden. Der restliche Teil der Spieler ist ja eher über- statt unterbezahlt.
Mir fällt es da immer noch schwer, inwiefern ein Einzelner (und dazu auch noch aus der Unterhaltungsindustrie) mit 20 Mio / Jahr als unterbezahlt gelten kann. Das ist einfach nur ein extrem perverser Auswuchs des Kapitalismus.
Aber gut, nehmen wir das mal so hin: Dein Vorschlag löst trotzdem nicht viel. Klar kann man bei einem Cap von ~60 Mio dann zum Glück weiterhin keine 5 Superstars zum Vollpreis verpflichten, aber es wäre für gutsituierte Teams weitaus einfacher als jetzt, die größten Namen an Bord zu holen und ihnen dazu auch noch gute Spieler zur Seite zu stellen. Denn wie wahrscheinlich ist es, dass jemand wie Kobe oder LeBron für 15/20 Mio bei den Wolves unterzeichnet, die ihnen vielleicht nochmal 15 Mio extra zahlen könnten, wenn die Lakers und Knicks solche Angebote locker verdoppeln können? Wenn LeBron oder Kobe 50+ Mio in größeren Fernseh- und Wirtschaftsmärkten einspielen können, dann werden sie wahrscheinlich dort landen, und das umso mehr, wenn die Lakers auch bei einem Borderline-All-Star nicht ganz so auf den Cent gucken müssen wie manche Konkurrenten, bei denen sich die Einnahmemöglichkeiten wegen der finanzschwächeren Sender etc. vor Ort schneller erschöpfen.
Und da komme ich dann doch wieder auf das Meckern der Leute auf sehr hohem Niveau zurück: Die allzu große Ungerechtigkeit sehe ich einfach nicht, wenn so viele Spieler in ihrer Karriere auf mittlere zweistellige oder gar dreistellige Millionensummen kommen. Alleine durch Gehälter! Es ist derzeit so, dass die Teambesitzer sich vor allem durch die Wertzuwächse ihrer Teams eine goldene Nase verdienen (können - dazu muss man schließlich auch erst einmal verkaufen). Aber wer garantiert denn, dass das auf ewig so weitergeht, und sollte nicht eine Sportliga als Ziel nicht nur maximalen finanziellen Profit für alle möglichen Beteiligten haben, sondern in erster Linie attraktiven Sport? Was am ehesten dadurch zu bewerkstelligen ist, dass nicht immer Goliath gewinnt? Basketball ist ein Sport, bei dem immer nur 5 Akteure eines Teams gleichzeitig auf dem Platz stehen, und es gibt zahlreiche Teams, die quasi nur eine 8 bis 9-Mann-Rotation fahren. Je besser möglichst viele von denen, umso wahrscheinlicher der Erfolg (natürlich auch unter der Voraussetzung, dass sie ordentlich gecoacht werden - mit dem falschen System oder der falschen Zusammenstellung kann man viel zunichte machen). Wenn also die besten Stars vor allem zu Teams wandern, wo es die größten Einnahmemöglichkeiten gibt, dann hat man noch mehr als derzeit eine Zweiklassengesellschaft. Es hat schon seine Gründe, warum z.B. die Milwaukee Bucks nur zwei echte starke Phasen (plus eine weitere ordentliche, aber letztlich nicht sonderlich bemerkenswerte) in ihrer jetzt mehr als 40-jährigen Geschichte hatten: Weil sie es nur durch den Draft bewerkstelligen können. Kareem und später mal ein gutes Händchen mit Marques Johnson / Moncrief / Pressey und in etwas geringerem Ausmaß mit Glenn Robinson / Ray Allen plus Trade für Cassell, der in seiner Karriere nur einmal All-Star war, führten zum Erfolg. Sonst gar nichts. Da gab es keinen Shaq, der freiwillig kam. Man war sogar das Team, von dem so ein Spieler (eben Kareem) weg wollte.
Wenn hier die Ausgabenseite nicht durch einen strikteren Cap als bei deinem Vorschlag für Teams halbwegs gleichgehalten wird, wird sich an den mauen Aussichten solcher Franchises nur recht wenig ändern. Die können dann nur hoffen, dass ihnen mal der Volltreffer gelingt und ihnen Spieler wie Duncan, LeBron oder wenigstens Howard in den Schoß fallen, aber die machen irgendwann den Abflug, wenn sie nach spätestens 5-8 Jahren den Eindruck haben, dass woanders eher auch der sportliche Erfolg zu holen ist (ich gehe mal davon aus, dass Duncan ohne den Titel 1999 viel schwerer von Robinson zum Bleiben zu überreden gewesen wäre).
Eine echte Lösung habe ich für das alles selbst auch nicht. Ein Hard Cap würde die (übertriebene, denn wir reden hier wie gesagt von Leuten, die trotzdem Multimillionäre werden) Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Erlöse zwischen Spielern und Eigentümern noch vergrößern. Ein komplett fehlendes Cap führt zu Zuständen wie in der Primera División oder der Premier League im Fußball. Und natürlich sollen die Spieler als Arbeitnehmer das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl haben (die gibt es derzeit zwar nur bedingt, aber so ist das nunmal in einem Franchisesystem, wenn man unter Vertrag steht), und nicht gezwungen sein, ihre ganze Karriere bei nur einem Team zu verbringen, auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was das Management um sie herum zustandebringt. Es ist also sehr kompliziert. Meine Trauer, dass jemand wie Kobe statt 30+ Millionen nur 15/20 verdient bei gleichzeitiger Konkurrenzfähigkeit seines Teams, hält sich aber sehr in Grenzen.